Rekkord ist eine recht neue Marke des österrreichischen HiFi-Konzerns Audio Tuning, zu denen unter anderem auch Pro-Ject gehört. 2021 erwarben die Österreicher die Alfred Fehrenbacher GmbH, die bis dahin über Jahrzehnte für den Traditionshersteller Dual im Schwarzwald Plattenspieler produziert hatte. Dual ging, aber das Wissen blieb: Nun werden in der Fabrik vollautomatische Plattenspieler für die neue Marken Rekkord und den Weltmarktführer Pro-Ject produziert. Für den Test orderten wir das Einsteigermodell Rekkord F110P.

Vollautomatisch bedeutet, dass beim Betätigen der Startfunktion der Tonarm selbsttätig über die Platte schwenkt, diese zu rotieren beginnt, der Tonabnehmer zu Beginn der Platte aufsetzt und am Ende der Scheibe alles wieder in Parkposition zurückfährt und abschaltet. Das ist perfekt, wenn man sich möglichst wenig mit einzelnen Stücken beschäftigen will, gerne Alben durchhört oder die Musik entspannt im Hintergrund laufen lassen möchte. Natürlich funktioniert auch alles manuell.
Rekkord F110P: Was wird geliefert?
Der F110P kommt fast vollständig montiert und justiert aus dem Karton. Leicht auf dem Foto zu erkennen ist, dass es sich hier – als einzigem Testteilnehmer – um eine Subchassis-Konstruktion handelt. Die gesamte Mechanik mitsamt Antrieb und Tonarm ist als Einheit innerhalb des Gehäuses separat als Block federnd gelagert.

Vor dem Betrieb und der weiteren Montage gilt es die roten Transportsicherungen zu entfernen, die das Subchassis beim Transport zum Schutz fixieren. Der untere Drehteller ist bereits montiert und der Treibriemen aufgespannt. Dann heißt es: Den eigentlichen Plattenteller und Filzmatte auflegen, Staubschutzhaube mit Scharnieren einstecken. Schon ist der Rekkord einsatzbereit. Einfacher geht es kaum.
Ausstattung und Handhabung
Im Grunde braucht es im Alltag nur wenige Bedienelemente, doch trotz Automatik sind dennoch ein oder zwei Dinge richtig einzustellen. Soll die Automatik genutzt werden, gilt es zunächst – ganz wichtig – die Tonarmsicherung zu lösen und den Lift zu senken. Löst man die Sicherung nicht, kann dies die Mechanik der Automatik beschädigen, wenn diese versucht den verriegelten Tonarm zu schwenken. Weniger dramatisch: Wenn der Lift manuell hochgefahren ist, schwenkt zwar der Tonarm in die passende Position und die Platte dreht sich, die Nadel bleibt dann aber oben.

Wer eine Platte manuell abspielen möchte, etwa weil gleich mit dem 2. Track gestartet werden soll, muss zunächst checken, ob der Lift auch wirklich oben ist, damit nicht aus Versehen die Nadel auf das Vinyl knallt …. Aber da gewöhnt man sich schnell dran. Angenehm: die kurzen Hebel gehen alle recht leicht und bieten trotzdem klare Schalterstellungen.

Der gedämpfte Lift hebt den Arm mit einem Gummi auf einem Stempel, der gegen eine Platte am Tonarm drückt. Simpel aber effektiv.

Das Tonarmlager ist eine simple Achse und das Gegengewicht ist ab Werk fixiert. Das erschwert das Wechseln des Tonabnehmers.

Trotz gedämpften Subchassis ruht der gesamte Plattenspieler auf abermals gedämpften Füßen. Dazu ist jeder der recht großen Gerätefüße in der Mitte mit einer Gummikugel ausgestattet, die die Vibrationen des Untergrunds abfedert.

Die Dämpfungen gehen noch weiter. Bei allen Riementrieblern im Test sind die Motoren selbst noch vom Gehäuse entkoppelt. So auch beim Rekkord F110P. Das Laufwerk steht auf Gummikügelchen, das Subchassis ist gedämpft und im Subchassis ist der Motor mit der Antriebsachse nochmals durch Gummilager entkoppelt.
Die Ausstattung in Sachen Anschlüsse ist einfach gehalten: Die Audioleitungen sind fix angelöstet und kommen durch einen Schlitz nach außen. Die Kabelqualität ist schlicht, immerhin sind die Anschlüsse für Cinch und Masse vergoldet. Eine Umschaltung Phono/Line gibt es nicht, man muss also beim Kauf entscheiden, ob man die Version für Anschluss an einen Phono-MM-Eingang möchte, dann muss es der Rekkord F100 (399 Euro) sein, oder den mit integriertem Phono-Entzerrer (wie das Testmodell) als Rekkord F110P (449 Euro) zum Anschluss an einen normalen Line-Eingang (z.B. AUX).

Messwerte
Die Messungen des Rekkord F110P waren okay, aber mehr auch nicht. Ungewöhnlich war allerdings die voreingestellte (und nicht veränderbare) Auflagekraft mit nur 1,62 Gramm, wo laut Datenblatt des Audio Technica AT3600L eher 2,5 Gramm angesagt sind. So gibt es immerhin weniger Verschleiß und der Rekkord schaffte es trotzdem, auch schwierige, große Auslenkungen laut aufgenommener Maxi-Singles sauber abzutasten.
Die Kanaltrennung und Gleichheit fanden sich am unteren Ende der Vergleichswerte wieder. Rund 19 und 23,5dB Kanaltrennung sind noch okay, aber knapp 3 Dezibel Lautstärke-Unterschied von Links zu Rechts sind schon eine hörbare Verschiebung des Klangbilds zur – in diesem Falle – linken Seite der Stereobühne. Die Drehzahl-Konstanz ist gut, die Gleichlaufschwankung mit 0,12% AES noch okay. Der Frequenzgang allerdings ist wie mit dem Lineal gezogen quasi perfekt.
Klang und Praxis
Wer wie ich auf Live-Alben steht, der hört in aller Regel auch ganze Plattenseiten durch, statt zu einzelnen Titeln zu springen. Da drängt sich ein vollautomatischer Plattenspieler wie der Rekkord F110P nahezu auf. Scheibe reinigen, auflegen, Starthebel ziehen und dann eine gute halbe Stunde genießen. Angenehm: Die Mechanik des Rekkord arbeitet erstaunlich flott und extrem leise. Einzig, man kann die Drehzahl und den Plattendurchmesser nicht separat wählen und er findet den Scheibendurchmesser nicht selbstständig: Ist der F110P auf 33 gestellt setzt er in der LP-Außenrille auf, stellt man auf 45 fährt der Arm nach Innen wo er die Einlaufrille einer Single vermutet. Zunehmend werden aber auch LPs auf 45U/min geschnitten – zur Qualitätsverbesserung. Gleiches gilt für Maxi-Singles: 45U/min aber bei großem Durchmesser. Will man das automatisch starten muss man den Rekkord mit Einstellung 33 starten und nach dem Aufsetzen der Nadel den Speed gleich auf 45 umstellen.

Charakterlich gab sich der Rekkord in jeder Hinsicht ausgewogen. Das mag im ersten Moment etwas langweilig wirken, aber das war ein VW Golf im Grunde früher auch. Dafür gib es im Gegenzug nichts, das negativ heraussticht oder irgendwann nervt. Und es gibt auch keine Musikrichtung, mit der der F110P nicht zurechtkommt. Egal ob HipHop, Hardrock oder Klassik: Der Rekkord gab die Musik weitgehend neutral ohne einen Eigengeschmack an die Lautsprecher weiter. Das ist auch eine Qualität.
Fazit Rekkord F110P: komfortabler Vollautomat für jeden Musikgeschmack
Der Rekkord F110P basiert auf einer im Grunde seit den 1960er Jahren fortlaufenden soliden Entwicklung für Plattenspieler mit Subchassis und vollautomatischer Handhabung. Das wirkt entsprechend alles durchdacht, ausgereift und solide. Die Automatik arbeitet überraschend flott und sehr leise. Einzig ein bisschen Aufpassen muss man bei LPs und Maxisingles mit 45U/min: Starten mit Automatik auf 33 und nach dem Touchdown der Nadel dann die Geschwindigkeit umschalten. Den Kniff hat man aber schnell raus.

Vor dem Kauf muss man sich entscheiden, ob man seinen Rekkord an einen MM-Phono-Eingang oder einen Line-Eingang anschließen möchte und entsprechend den F110 oder den F110P ordern, denn umschalten kann man hier nichts. So unkompliziert wie sich der Plattenspieler gibt, so klingt er auch. Er musiziert in jeder Hinsicht ausgewogen, neutral und unaufdringlich. Dies und seine Automatik machen ihn perfekt für Vinylfans, die vor allem Hintergrundmusik laufen haben wollen: Scheibe auf den Teller, Starthebel betätigen und einfach genießen. Und der Rekkord hat noch eine Besonderheit: Es ist der einzige, in Europa gefertigte Dreher. Unser Testmodell stammte sogar noch aus Schwarzwald-Produktion.
Rekkord F110P | 2025/06 |
![]() | |
sehr gut |
Bewertungen
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Vollautomatik, Subchassis |
| Klingt im besten Sinne ausgewogen |
| Unkomplizierte Inbetriebnahme |
| Plattentellerrand schlecht entgratet |
Vertrieb:
REICHMANN AudioSysteme
Graneggstraße 4
78078 Niedereschach
www.reichmann-audiosysteme.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Rekkord F110P: 449 Euro
Rekkord F110: 399 Euro
Hier geht es zu den Einzeltests:
6 Einsteiger-Plattenspieler für Jedermann unter 450 Euro
Dual CS 329 – komfortabler Vollautomat für 369 Euro
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Lenco LBT-215 – Hochglanz-Schick und Bluetooth für 329 Euro
Pro-Ject E1 Phono – Elegante Zurückhaltung für 329 Euro
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