FinkTeam Borg in der Praxis
Wir haben in den letzten Monaten vermehrt Aktivboxen im Test gehabt – einfach, weil sie besser in die moderne Zeit passen und weil sie besser an die Raumakustik adaptierbar sind. Passivboxen stehen zwar bei den Highendern immer noch höher im Kurs, aber an denen kann man ja nichts einstellen, oder?
Die FinkTeam Borg belehrt uns hier eines Besseren. Man kann sowohl die Höhen, den Präsenzbereich, aber auch die Mitten in einem Bereich von +/- 0,5 dB beeinflussen. Das ist bewusst wenig, denn die Borg soll ja immer als Borg erkennbar sein. Aber weil die Filter breitbandig arbeiten, lässt sich mit ihnen dennoch eine sehr genaue Anpassung an Raumakustik, Kabel und Elektronik vornehmen. Für einen akustisch problemarmen Hörraum wie dem von LowBeats ist diese Art der Feinjustage perfekt. Die Einstellungs-Möglichkeiten der FinkTeam Borg in der Slideshow:
Ein echtes Novum und erfreulich praxisnah ist der dreistufige Damping-Regler oben links auf dem Anschlussfeld. Weil Karl-Heinz Fink selbst gern mit Röhren-Verstärkern experimentiert, hat er hier eine Schaltung ersonnen, mit der auch wattschwache Modelle mit wenig Gegenkopplung eine möglichst perfekte Basskontrolle hinbekommen. Wie er es macht, wollte er nicht verraten. Ich kann nur sagen: es funktioniert.
Ich hatte für die Hörtests verschiedenste Verstärker aufgefahren: Wattboliden wie den McIntosh MA 7900AC oder den Atoll IN 400 SE, aber auch den kräftigen Röhren-Amp Westend Audio Monaco und seinen kleinen 300B-Bruder Westend Audio Leo, der nur auf knapp 20 Watt pro Kanal kommt.
Für alle klassischen Verstärker mit ordentlich Leistung gilt: Schalterstellung im Normalzustand (Stellung ganz rechts). Dann klingt es perfekt. Der kleine Leo aber profitierte von der Damping-Stufe ganz links. Sein Bass wurde federnder, das Klangbild agiler. Eine schöne Option und eine sinnvolle.
Denn die FinkTeam Borg ist tatsächlich auch für kleine Röhren-Amps ein hochinteressantester Partner. Mit ihrem Wirkungsgrad von echten 87 Dezibel (1Watt/1 Meter), einer linearen Impedanz auf 8-Ohm-Niveau und bemerkenswert wenigen Phasenverzerrungen, bietet sie genau das technische Umfeld, das schwächere Röhren brauchen. Von solchen Lautsprechern gibt es am Markt leider viel zu wenige.
Auch das Verzerrungsniveau der Borg ist außergewöhnlich: Bei kleinen und mittleren Lautstärken ist der gesamte Mittelhochtonbereich quasi verzerrungsfrei…
…und steigt selbst bei hohen Pegeln nur moderat an. Wir haben locker Lautstärken um 115 dB gefahren und die Borg schien noch Reserven zu haben. Respekt.
Der Tieftonbereich der Borg hat viel Substanz, aber auch sehr viel Kontrolle. Bei der Aufstellung im LowBeats Hörraum war sie nicht sehr anspruchsvoll. Aber natürlich sollte man für einen solchen Lautsprecher den optimalen Platz reservieren – also auf keinen Fall in direkter Nähe von Rück- oder Seitenwand.
Eigentlich wollte ich jegliche Wortspiele mit dem Namen Borg vermeiden, aber das funktioniert spätestens an dieser Stelle nicht mehr. Der Name ist ja von diesen assimilationswilligen Wesen aus der Star Treck “Next-Generation”-Staffel inspiriert und alle, die mit der Borg zu tun hattten und haben, fanden das erst einmal originell. Tatsächlich aber füllt der Lautsprecher den Namen mehr, als ich dachte. Optisch sind die Borg sicher nicht in jedes Wohnzimmer zu integrieren, aber sie assimilieren sich an bestimmt 90% aller bestehenden Elektronikketten und in vielen verschiedenen Raumakustiken. In Sachen Praxistauglichkeit gibt es daher 5 von 5 LowBeats Sternchen.
Die Borg im Hörtest: atemberaubende Plastizität
Schon beim Einspielen und Experimentieren mit den unterschiedlichen Verstärkern setze sich ein Eindruck fest, der sich später dauerhaft bestätigen sollte: Fast unabhängig von der Musik klingt die Borg ein bisschen klarer und feiner als fast alle anderen Lautsprecher, die ich kenne. Liegt es an den ungemein feinen Höhen, die absolut frei von Verzerrungen jeglicher Art zu sein scheinen? Sicherlich. Aber auch an dem Bereich, den ich als kritisch gesehen habe – die Mitten aus einem recht großen Tieftöner. Selbst hier entwickelt die Borg eine Kraft und Authenzität, wie sie ganz selten ist.
Die ebenfalls sehr packend spielende Wolf von Langa London stand glücklicherweise noch zur Verfügung, als sich die Borg im Hörraum “assilimierte”. Auch die London hat ja einen begnadeten Mittenbereich, der an Schnelligkeit und Stimmigkeit keine Wünsche offen lässt. Mit ihr Gitarrenmusik wie dem Klassiker Friday Night in San Francisco zu hören, ist eine echte Offenbarung. Das Klopfen von Paco de Lucias Händen auf den Gitarrenkorpus kommt so körperhaft und echt, als säße man daneben.
Die FinkTeam Borg schafft es fast mit der gleichen Impulsivität, klingt aber noch einen Hauch natürlicher und dreidimensionaler als die London. Und das ist auch die herausragende Eigenschaft dieses Schallwandlers: seine ungemein plastische Darstellung. Verglichen mit der Borg klingen viele andere Lautsprecher regelrecht flach. Wer auf modernen Elektropop à la Felix Laband oder Yello steht, bei denen die Aufnahmen viel von Phasenverschiebungen leben, ahnt zumindest beim Hören über die Borg, wie viel Aufwand in einer so gut gemachten Aufnahme steckt. Es ist fast schon irritierend, wie tief die FinkTeam den Zuhörer in die Aufnahme von Felix Labands “Miss Teardrop” zieht. Fast hat man den Eindruck, auch links und rechts vom Kopf würde noch etwas passieren.
Das gleiche Bild bei Yellos “Tool Of Love” (Album: Toy): Alles funkelt lebendig und hat eine unglaubliche Plastizität: man möchte die Musik anfassen, weil alles so klar umrissen und habhaft ist. Und dann dieser Bass. Die FinkTeam schafft hier genau die richtige Balance zwischen satter Kraft und hoher Präzision. Eine Hörreise in die Welt der schweren Bässe der israelischen Formation Infected Mushroom ist eine Sensation – nicht zuletzt, weil die Borg Pegel erlaubt, die von Ohrenärzten nur schwerlich gebilligt werden können.
Aber weil wir im LowBeats Hörraum so laut hören können, wie wir wollen und da die FinkTeam Borg so wenige Limits setzt, haben wir natürlich das getan: Pegel bis zum Abwinken gefahren: so schön, so laut und unverzerrt. Nach vielem Hin & Her hat sich hier die Kombination mit dem Westend Audio Monaco als überlegen herauskristallisiert. Was der auch unter Hochleistung noch an Klangfarben und Konturenschärfe aus der Borg herausholt, ist schlicht atemberaubend.
Doch die Borg beherrscht auch die Kunst der leisen Töne. Selbst im Flüsterbereich bleibt das Klangbild stabil, der Bass verliert kaum an Kraft. Das ist selten und verführt zu Kombinationen mit kleineren Verstärkern wie dem Westend Audio Leo. Die Mitten dieser 300B-Röhre sind magisch und sie fand in der Borg einen Partner, der diese Magie entsprechend zelebrieren kann.
Da saß ich zum Schluss und hörte nur noch ein Stück nach dem anderen – alles, was mir gerade in den Kopf kam. Zum Beispiel Kate Bushs “Breathing”, ein Stück das ich früher hunderte Male auch zu Hörtestzwecken verwendet habe. Und ich war echt gerührt, denn so mitreißend und vielschichtig, mit so viel “Luft” habe ich diese Aufnahme noch nie gehört. Ganz große Klasse. Wer sich mit einem gehobenen Pegel zufrieden geben kann (oder nicht lauter hören darf), findet hier eine Traumkombination.
Fazit
Was soll man zu einem Lautsprecher sagen, an dem so wenig zu kritisieren ist? Natürlich wünscht man sich ihn kleiner und günstiger. Aber eine solche Qualität “made in Germany” und in Kleinserie hat nun einmal ihren Preis. Und Qualität bezieht sich hier nicht nur auf die penible Verarbeitung des Gehäuses oder den packenden Klang – Qualität auch im Sinne von Praxistauglichkeit. Sie hat den Klang der ganz Großen, aber die Gutmütigkeit einer kleinen Regalbox. Die Borg ist einer der wenigen Schallwandler auf Top-Niveau, die leise wie laut faszinieren und völlig problemlos auch mit schwächeren Röhren harmonieren. Für viele HiFi-Fans könnte mit ihr eine lange Suche zu Ende sein.
Was man im Umgang mit ihr spürt, ist die große Erfahrung mit Lautsprechern jeglicher Coleur und die Kompetenz & Leidenschaft, mit der dieser Schallwandler entwickelt wurde. Es ist ein bemerkenswerter No-Nonsens-Lautsprecher, der – obwohl er so speziell aussieht – doch erstaunlich universell ist. Alles macht Sinn und am Ende einen fantastischen Klang.
Die FinkTeam Borg ist nicht nur eine der besten 2-Wege-Boxen des Weltmarkts, sondern – bezieht man ihre hohe Praxistauglichkeit und technische Anspruchslosigkeit mit ein – einer der besten Lautsprecher überhaupt. Während der Hörtests haben bei uns viele Leute lange gehört und das Urteil fiel letztendlich einstimmig: Für LowBeats ist die Borg so etwas wie der perfekte Lautsprecher und wird neue Referenz. An ihr müssen sich zukünftig alle anderen messen lassen.
Bewertungen
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Lebhafter, natürlicher und sehr plastischer Klang |
| Hohe Pegelfestigkeit, hohe Effizienz |
| Lineare Impedanz, wenig Phasendrehung, Röhren-tauglich |
| Superbe Verarbeitung |
Vertrieb:
IDC Klaassen
Am Brambusch 22
44536 Lünen
www.idc-klaassen.com
Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
FinkTeam Borg: 24.900 Euro
Mit- und Gegenspieler im Test:
Test Röhrenvollverstärker Westend Audio Monaco
Test Westend Audio Leo: 300B Röhren-Amp mit 2 x 20 Watt
Test McIntosh MA 7900 AC – Power & Passion
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