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Mit dem Hadenys (699 Euro) erweitert Focal sein Angebot offener, kabelgebundener Over-Ear-Kopfhörer um das derzeit günstigste Modell dieser Art im Katalog der Franzosen. Ein starkes Angebot, wie der LowBeats-Test zeigt (Foto: Focal, Montage: F. Borowski)

Test Focal Hadenys: Der Einstieg in die Welt der Focal Over-Ear-Kopfhörer

Mit dem geschlossenen Azurys (549 Euro) und dem offenen Hadenys (699 Euro) hat Focal zwei neue kabelgebundene Over-Ear-Kopfhörer im Angebot. Sie markieren den preislichen Einstieg in das Kopfbeschallungs-Angebot der Franzosen. LowBeats konnte sich als erstes Magazin in Deutschland den Hadenys ausgiebig anhören. Wie viel der elegant gestylte Over-Ear von den klanglichen Meriten der kostspieligeren Utopia-Hörer geerbt hat, erfahren Sie hier.

Focal Hadenys: das erste Äon

Utopia, Bathys, Hadenys, Azurys…: Der französische Lautsprecher- und Kopfhörer-Spezialist Focal hat definitiv einen Faible für mythisch klingende Namen. Hadenys bezieht sich auf das Erdzeitalter Hadaikum, welches laut Wikipedia das erste Äon der Erdgeschichte bezeichnet. Eine Ära, in der die Erde noch ständigem Meteoritenbombardements ausgesetzt war. Also eine sehr turbulente Zeit und noch gänzlich ohne Leben auf der Erde. Etwas das – so viel sei verraten – definitiv nicht auf den Hadenys zutrifft.

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Focal Hadenys (699 Euro): Mit dem zugehörigen Case ist der offene Over-Ear auch reisetauglich (Fotos: Focal)

Rund 700 Euro sind sicherlich nicht wenig Geld für einen Kopfhörer. Aber der Hadenys ist der zurzeit günstigste kabelgebundene und offene Over-Ear-Kopfhörer im Focal-Angebot. In diesem Preisbereich tummeln sich vor allem Konkurrenten mit Bluetooth, wie etwa die Apple AirPods Max, B&Ws Px8, oder auch der beyerdynamic Amiron Wireless Copper. Wer bei Focal drahtlosen Hörspaß sucht, wird mit dem Modell Bathys fündig, für den rund 800 Euro fällig werden.

Mit dem Hadenys wendet sich Focal an Nutzer, die (Over-Ear) Kopfhörer primär zuhause nutzen und einen Kopfhöreranschluss bzw. einen DAC/Kopfhörerverstärker einsetzen. Auch seine offene Bauweise, die nicht vor Außengeräuschen isoliert, ist ein Indiz für seine Bestimmung zur lokalen Nutzung. Wer auch daheim lieber einen geschlossenen Hörer bevorzugt, etwa um den Partner nicht zu stören, findet im brüderlichen Azurys eine Lösung. 

Allerdings kann, wer mag, den Hadenys auch mit auf Reisen nehmen, schließlich gehört auch ein Transport-Case zum Lieferumfang. Auch seine elektrischen Werte erlauben die problemlose Nutzung an den meisten mobilen Abspielgeräten.

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Das zugehörige Kabel ist recht weich und flexibel, wirkt aber etwas gummi-artig (Foto: Focal)

Design, Verarbeitung und Tragekomfort

Zu einer gelungenen, modellübergreifenden Produktphilosophie gehört ein gut wiedererkennbares Markendesign. Kaum einem Kopfhörer-Hersteller ist diese Herausforderung – nach einigen Evolutionsschritten – so gut gelungen wie Focal. Alle aktuellen Hörer der Franzosen haben ein unverwechselbares und schon aus der Ferne gut erkennbares Wabenmuster in den Hörermuscheln. Dazu kommt das mittig in einem runden Metallring eingefasste, auf einem feinen Metallgitter aufgebrachte neue Logo, die stilisierte „Focal-Flamme“.

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Das wabenförmige Außengitter und die eingefasste Focal-Flamme sind Eyecatcher und perfekte Wiedererkennungsmerkmale (Foto: F. Borowski)

Ebenfalls bei inzwischen allen Bügelkopfhörern der Marke zu finden sind die Y-förmigen, sehr organisch wirkenden Gabeln für die Aufhängungen der Hörergehäuse. Zunächst dachte ich, dass diese beim Hadenys aus Plastik bestehen, weil sie so extrem eben und sauber geformt sind. Doch sie fühlen sich etwas kühl an, was eher auf Metall hindeutet, und sie sehen genau betrachtet auch viel hochwertiger aus als von Kunststoff gemeinhin gewohnt. Der Blick in die Beschreibung verrät schließlich, dass es sich um Magnesium handelt. Ein wenig Plastik findet sich aber auch, und zwar in der Einfassungen für die Gehäuse. Auch das mitgelieferte unsymmetrische, 1,8 Meter lange Kabel mit 3,5 mm Klinkenstecker plus Schraubadapter für 6,35 mm, ist komplett Kunststoff-ummantelt und leider etwas gummiartig.

Der Bügel ist an der Oberseite mit Leder bezogen und an der gepolsterten Kopfseite mit dem selben feinen und angenehm weichen Stoff wie die Ohrpolster ummantelt.

Das Kopfhörer-Markengesicht von Focal wirkt typisch französisch etwas verspielt, aber immer noch dezent, elegant und vor allem stilistisch gut ausgewogen. Ein ausschlaggebender Faktor für den Kauf ist ja oft die Farbe. Auswahlmöglichkeiten gibt es diesbezüglich allerdings nicht. Wer den offenen Hadenys will, muss mit den Brauntönen leben. In Kombination mit den titangrauen Elementen wirkt das aber sehr stimmig.

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Im Gegensatz zum Arurys mit seinen Azur-Blau-Tönen kommt der Hadenys in eher zurückhaltenden Farbtönen (Foto: F. Borowski)

Die Verarbeitungsqualität ist insgesamt sehr hoch. Focals inzwischen langjähriger Erfahrungsschatz bei der Gestaltung, sowie in der Materialqualität zahlt sich aus. Auch das haptische Gefühl und vor allen der Tragekomfort unterstreichen das. Der Hadenys wirkt solide und ploppt förmlich auf die Ohren, wo er dann ohne lästigen Druck sehr sicher sitzt. Dank offener Bauweise ist auch das Ohrklima angenehmer als mit geschlossenen Hörern. Mit einem Gewicht von (nachgewogenen) 295 g ohne Kabel ist der Hadenys nicht zuletzt auch schön leicht.

Die Technik

Offen oder geschlossen? Das ist bei Kopfhörern die vielleicht größte Qual der Wahl. Die Vor- und Nachteile beider Bauarten sind unter Kopfhörer-Fans bekannt, weshalb ich hier nicht näher darauf eingehe. Sowohl der offene Focal Hadenys als auch sein geschlossener Bruder Azurys arbeiten mit aus dem Bathys entliehenen 40-mm-Membranen in „M-Form“ aus einer Aluminium-Magnesium-Mischung. Auch ihre elektrischen Werte sind gleich: 26 Ohm und 100dB SPL / 1mW @ 1kHz stehen zu Buche. Beide sind damit selbst für kleinere Mobil-DACs gut zu gebrauchen, weil ausreichend laut.

Dass der Azurys 150 Euro günstiger als der Hadenys ist, liegt nach Aussagen des deutschen Focal-Vertriebs hauptsächlich an dem größeren Aufwand für die Abstimmung des Hadenys. Schade, dass ich Ihnen hier keinen direkten Vergleich der beiden Varianten anbieten kann, aber leider waren nicht beide gleichzeitig verfügbar. Dass ich die offene Variante testen durfte, kommt mir aber sehr entgegen, denn in aller Regel gefallen mir offene Hörer deutlich besser. Der Klang wirkt weniger direkt und aufdringlich, die Räumlichkeit ist angenehmer und nicht zuletzt ist auch das Tragegefühl besser, weil weniger „bedrückend“. Da ich Kopfhörer sowieso am liebsten in ruhigen Umgebungen genieße, ist die offene Ausführung für mich in den allermeisten Fällen die bessere Wahl. Natürlich hängt das stark von der persönlichen Nutzung ab.

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Mit 26 Ohm Impedanz und 100 dB Empfindlichkeit harmoniert der Hadenys auch sehr gut mit Mobil-DACs. Hier am iPad mit dem iFi Audio GO Bar Kensei (Foto: F. Borowski)

Beim Anschluss des Hadenys (und Azurys) setzt Focal auf eine einseitige Kabelzuführung zum linken Hörer per Klinkenstecker. Das einzige mitgelieferte Kabel ist etwa 1,8 Meter lang und unsymmetrisch. Wie schon angemerkt, finde ich das Kabel nicht ganz optimal. Es ist zwar durchaus weich und biegsam, muss aber erst eine Weile aushängen. Und beim Aufwickeln hat es minimal die Tendenz, wie eine Sprungfeder wieder in seine entspannte Form zu drängen. Aber das ist Jammern auf sehr hohem Niveau. Für den Anschluss an die Quelle ist ein 3,5 mm Klinkenstecker samt Steckadapter auf 6,35 mm dabei.

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Zum Lieferumfang gehört neben dem Transportcase und einem Anschlusskabel nur ein 6,3-mm-Klinkenadapter (Foto: F. Borowski)

Zusammengefasst gibt es am Hadenys wenig „Raketentechnik“ zu entdecken. Natürlich finden sich an ihm keine exotischen und teuren Materialien, wie an dem von mir heiß geliebten Utopia. Doch praktisch alles am Hadenys ist Developed und Made by Focal. In ihm steckt das gesamte Know-How aus der Entwicklung aller Focal-Kopfhörer, was man ihm sofort anmerkt. Er fühlt sich für diese Preisklasse sehr hochwertig an.

Nur einen kleinen Kritikpunkt habe ich: Die Führung des metallenen Kopfbandes, mit dem die Länge eingestellt wird, ist nicht ganz satt-saugend gelagert und verursacht bei Bewegung leichte Klappergeräusche. Das fällt allerdings nur mit dem Kopfhörer in der Hand auf, nicht beim Tragen, weil die Teile dann unter leichter Spannung stehen.

Hörtest: Überzeugend in jeder Situation 

Wer sich gezielt für einen kabelgebundenen Kopfhörer entscheidet, macht das in der Regel aus klanglichen Erwägungen, weil Bluetooth kein HiRes bietet und nicht die beste Musikalität liefert. Auch die freie Wahl des DAC/Kopfhörerverstärkers und damit die Einflussnahme auf die Gesamtperformance, ist ein nicht zu unterschätzender Faktor.

Der Focal Hadenys zeigt sich in diesem Punkt erfreulich unkompliziert. Mit seiner niedrigen Impedanz und der sehr ordentlichen Empfindlichkeit kann er auch an weniger kräftigen Ausgängen genug Pegel liefern. Aber natürlich will man seine Qualitäten bestmöglich ausloten. Um herauszufinden, was man ihm mindestens als Zuspieler gönnen sollte und wo seine absoluten klanglichen Limits liegen, habe ich ihn sowohl mit verschiedenen Dongle-DACs, als auch mit rein stationären Kopfhörerverstärkern gehört. Dazu gehören die mobilen DACs Qudelix 5K (ca. 120 Euro), der iFi Audio GO Bar Kensei (449 Euro), der Volumio MOTIVO (1.749 Euro; Test demnächst), der Kopfhörerausgang des Nubert nuControl X, sowie der Questyle CMA fifteen (2.500 Euro) und zuletzt noch der brandneu zum Test eingetroffene Yamaha HA-L7A (ca. 4.000 Euro). Auch Vergleichskopfhörer waren in verschiedenen Preisklassen zur Einordnung des Hadenys beteiligt.

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Mit einem USB Dongle-DAC kann der Hadenys sogar direkt an einem Roon Server genutzt werden. Hier am Silent Angel Rhein Z1 Plus (Foto: F. Borowski)

Ich möchte dem Hadenys ungern einen Familienklang andichten. Das ließe möglicherweise auf ein bestimmtes, nicht ganz naturgetreues Sounding schließen, was nicht wirklich zutreffend wäre. Vielmehr ist damit die Art der Gesamtabstimmung gemeint, die Focal einfach gut im Griff hat. Der absolute Maßstab in dieser Hinsicht ist der Focal Utopia (2022), der beste dynamische Kopfhörer, den ich kenne. Da kommt der Hadenys natürlich nicht heran. Aber die Klangfarben verraten seine Abstammung. Und wie von Focal gewohnt stellt sich auch mit dem Hadenys schon kurz nach dem Aufsetzen ein Gefühl von „das passt!“ ein. 

Der Hadenys klingt weder zu schlank noch zu dick, hat weder zu zurückhaltende noch zu prominente Mitten und weder zu stark abgerundete, noch zu spitze Höhen. Wenn überhaupt ist er tendenziell eher etwas warm abgestimmt, was ihn aber auch für sehr lange Hörsessions angenehm macht.

Wie von einem offenen Hörer zu erwarten, wirkt der Hadenys im Bass (und Grundton) stets sauber konturiert, ist dabei aber dennoch ordentlich dynamisch und zupackend. Eine Tugend, die er mit vielen seiner Geschwistern teilt und die ich als eine besonders positive Familien-Eigenschaft empfinde. Dadurch wirkt der Hadenys nicht so nüchtern buchhalterisch wie manche Studiokopfhörer oder so betont schlank, wie viele Folienwandler. Dabei läuft er nie Gefahr, als explizit bassbetont oder träge eingestuft zu werden.

Ähnliches gilt für die Mitten. Das Geschehen wirkt lebendig mit natürlichen Klangfarben und zugleich herrlich offen, luftig und niemals zu direkt. Die Höhen runden das Gesamtpaket mit für diese Klasse sehr bemerkenswerter Feinauflösung und Präzision ab. Egal mit welcher Musikrichtung. Das daraus resultierende Gesamtpaket führt zu dem erwähnten Effekt, dass einfach alles auf Anhieb passt.

Wie stark ausgeprägt die vielen Stärken hervortreten (echte Schwächen habe ich nicht gefunden), hängt natürlich in nicht unerheblichem Maße vom angeschlossenen Kopfhörerverstärker ab. Nach diversen Versuchen mit den oben genannten KHVs hat sich ein ganz besonders gut geeigneter Spielpartner für den Hadenys herauskristallisiert. Und zwar der ober schon erwähnte iFi Audio GO Bar Kensei. Der holt erheblich mehr Dynamik und Spielfreude aus dem Franzosen, als weniger kompetente Dongle-DACs, wie der qudelix. Zwar ließ sich an den großen stationären KHVs noch eine ordentliche Schippe mehr an Spielfreude aus dem Hadenys heraus kitzeln, aber die sind preislich natürlich auch eine ganz andere Hausnummer. Der iFi passt auch von den Kosten her bestens zum Hadenys. Und ganz nebenbei kann der Focal mit ihm auch mobil zum Beispiel am iPhone genutzt werden.

Fazit: Der Focal-Nachwuchs überzeugt

Der Focal Hadenys könnte Ihr neuer Rundum-Glücklich-Kopfhörer sein, wenn Sie etwas in dieser Preisklasse suchen und einen angemessenen Kopfhörerverstärker Ihr Eigen nennen (oder planen, einen solchen anzuschaffen). Ich finde hier kein Haar in der Suppe. Wenn es überhaupt etwas zu monieren gibt, dann höchstens das etwas billig wirkende Anschlusskabel. 

Der Hadenys ist ein rundum gelungener offener Kopfhörer für Musikgenießer, der die besten Focal-Klangtugenden mitbringt. Und das zum günstigsten Preis im aktuellen Over-Ear-Sortiment der Franzosen für offene, kabelgebundene Kopfhörer. Ergo: Top-Empfehlung!

Focal HADENYS
2024/06
Test-Ergebnis: 4,5
ÜBERRAGEND
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
rundum überzeugender, natürlicher Klang
auch an mobilen KHVs gut nutzbar
ausgezeichneter Tragekomfort, schön leicht
gute Material- und Verarbeitungsqualität

Vertrieb:
Focal Naim Deutschland GmbH
Hainbuchenweg 14–18
21224 Rosengarten
www.focal-naim.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Focal Hadenys: 699 Euro

Technische Daten

Focal HADENYS
Konzept:Over-Ear, offen, kabelgebunden
Wandler:dynamisch, Aluminium-Magnesium
Ausstattung:Kabel: 1,8 m unsymmetrisch, Transport-Case
Impedanz:
26 Ω @ 1 kHz
Empfindlichkeit:100 dB/mW @ 1 kHz
Gewicht:295 g, ohne Kabel
Alle technischen Daten
Mit- und Gegenspieler:

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Autor: Frank Borowski

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LowBeats Experte für Schreibtisch-HiFi und High End kennt sich auch mit den Finessen der hochwertigen Streaming-Übertragung bestens aus. Zudem ist der passionierte Highender immer neugierig im Zubehörbereich unterwegs.