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ifi Pro iCAN Front view
Kopfhörerverstärker und Line-Preamp ifi Pro iCAN; 1.950 Euro (Foto: ifi Audio)

Test Headphone-Amp ifi Pro iCAN: Röhrenklang schaltbar

Mit seinem Firmen-Ableger ifi Audio beackert der britische Hersteller Abbingdon Music Research (AMR) den HiFi-Markt schon seit einigen Jahren ziemlich erfolgreich. Der hier vorgestellte Kopfhörer-Amp ifi Pro iCAN ist nun das erste Gerät, das nicht nur anspruchsvolle HiFi-Freunde, sondern auch die ProSumer- und Tonstudio-Kundschaft ansprechen will.

Gedacht ist der ifi Pro iCAN nicht nur als hochwertiger Kopfhörerverstärker, sondern auch als recht umfangreich ausgestattete Hochpegel-Vorstufe – beispielsweise zum Ansteuern von aktiven Nahfeldmonitoren. Einen integrierten D/A-Wandler hat der ifi Pro iCAN zwar nicht an Bord, dafür bietet er jedoch gleich vier Hochpegeleingänge – als da wären drei unsymmetrische in Cinchausführung sowie ein elektronisch symmetrierter mit XLR-Armaturen.

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ifi Pro iCAN in der Perspektive
Das Vollaluminium-Gehäuse des ifi Pro iCAN gehorcht in seiner Formgebung dem goldenen Schnitt – das soll in Verbindung mit der speziellen Unterboden-Dämpfungsmatte für besondere Resonanzarmut sorgen (Foto: ifi Audio)
ifi Pro iCAN rear connections
Neben den üblichen unsymmetrischen und elektronisch symmetrierten Ein- und Ausgängen besitzt der ifi Pro iCAN noch einen speziellen Multipin-Anschluss (rechts). Der dient zum Verkoppeln mit dem ifi Pro iESL – einem separaten, gleichgroßen Amp für elektrostatische Hörer (Foto: ifi Audio)
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Ziemlich reichhaltig fiel auch die Bestückung mit Ausgängen aus. Zunächst mal finden sich rückseitig ein elektronisch symmetrierter XLR-Output sowie ein unsymmetrisches Cinchbuchsen-Pärchen: Als pegelvariable Preamp-Ausgänge sind sie dem (fernbedienbaren) Lautstärkesteller nachgeschaltet. Die Kopfhöreranschlüsse hingegen befinden sich praktischerweise allesamt auf der Frontseite. Symmetrisch oder unsymmetrisch – mit Ausnahme der brandneuen, fünfpoligen Pentaconn-Buchse hat man hier die volle Auswahl. Die nachfolgende Grafik zeigt die gebotenen Möglichkeiten.

ifi Pro iCAN available Headphone Connectors
An den ifi Pro iCAN lassen sich nahezu beliebig konfektionierte Kopfhörer anschließen. Einzig für 4-polige, symmetrisch beschaltete 2,5-Millimeter-Stecker ist ein Adapter erforderlich. Dank seiner trickreichen Buchsen-Beschaltung lassen sich am Pro iCAN zwei Hörer mit 6,3-Millimeter Klinkensteckern gleichzeitig betreiben – der links eingestöpselte allerdings mit invertierter Absolutphase (Foto: ifi Audio)

Ausgesprochen verlockend wirbt ifi Audio auf der Homepage für den Pro iCAN mit der Headline „Two Amplifiers in One. Pure Solid-State or Pure Tube Amplification“. Letzteres entspricht wörtlich genommen nur der halben Wahrheit: Zwar bietet der ifi Pro iCAN tatsächlich eine direkte Umschaltmöglichkeit zwischen Halbleiter- und Röhrenbetrieb. Bei genauerem Hinschauen jedoch entpuppt er sich als „Verschnitt“ dreier unterschiedlicher Verstärkertechniken – mehr dazu im Kapitel Technik.

Keinerlei Zweideutigkeiten gibt es jedoch in Sachen Mechanik. Das titanfarben eloxierte Vollaluminium-Gehäuse des ifi Pro iCAN sieht nicht nur absolut edel aus, sondern besticht durch tolles Finish und hochwertige Verarbeitungsqualität. Auch die haptischen Qualitäten stimmen: Alle Steller, Dreh- und Schiebeschalter laufen satt und spielfrei mit festem Endanschlag, die Anschlussbuchsen wirken solide und bieten sicheren Halt.

ifi Pro iCAN: Technik

Zu Beginn gleich die Klärung der allerwichtigsten Frage, die da lautet: Ist der Claim „pure Tube amplification“ beim ifi Pro iCAN etwa Etikettenschwindel? Die Antwort darauf findet sich im letzten Kapitel der englischsprachigen Bedienungsanleitung „Design Notes from the AMR/ifi Research & Development department“. Das ist für Technik-Interessierte absolut lesenswert, denn hier beschreibt AMR/ifi-Mastermind Thorsten Loesch die Technik des ifi Pro iCAN – ohne allfälliges, ebenso nerviges wie überflüssiges Marketing-Geschwalle.

Thorsten Loesch – Mastermind ifi and AMR
AMR- und ifi Audio Mastermind Thorsten Loesch – sichtlich stolz auf den Pro iCAN (Foto: ifi Audio)

Zur Sache: Beim Pro iCAN handelt es sich um einen vom Eingang bis zum Ausgang durchwegs symmetrisch aufgebauten Verstärker in vollständig diskreter Bauweise – also ohne integrierte Schaltungen im Signalweg. Die Eingangsstufen sind in ihrer Betriebsweise umschaltbar: Sie nehmen die Musiksignale wahlweise mit Junction-Feldeffekt- (J-FET-) Transistoren oder mit pro Kanal jeweils einer Kleinsignal-Röhre hochohmig entgegen. Die erforderliche Signalverstärkung hingegen übernehmen mit Bipolar-Transistoren realisierte Schaltungsblöcke. Ebenfalls in Bipolar-Technik ausgeführt sind die nahezu vollständig im Class-A-Betrieb arbeitenden Treiberstufen. Schlussendlich folgen MOS-FET-bestückte Pufferstufen, die die Signale niederohmig für die Ausgänge bereitstellen.

ifi Pro iCAN PCB bottom view
Auf der Unterseite des Motherboards ist der vollsymmetrische Schaltungsaufbau des ifi Pro iCAN sehr gut zu erkennen. Mittig die Endstufensektion mit pro Kanal jeweils 10 MOS-FETs (Foto: ifi Audio)

Das Schaltungskonzept des ifi Pro iCAN bezeichnet Thorsten Loesch dabei als „Tri-brid“ oder „TubeState-Design“ – zusammenfassend könnte man auch sagen: das Beste aus drei Welten. Nun rühmen sich ja mittlerweile viele Amps mit 08/15-röhrenbestückten Eingangsstufen. Doch Simpellösungen sind nichts für ifi Audio – schließlich finden sich in den großen AMR-Komponenten an den klangentscheidenden Schlüsselpositionen ebenfalls beheizte Glaskolben. So weiß Thorsten Loesch nicht nur alles über Röhren, sondern auch, wie man am besten mit ihnen umgeht.

ifi Pro iCAN PCB top view
Alle raumgreifenden Bauteile befinden sich beim ifi Pro iCAN auf der Oberseite der Hauptplatine. Zentral angeordnet sind die beiden Kühlkörper für die unter dem Board befindlichen „Endtransistörchen“. Rechts oben im Bild die beiden 5670-Doppeltrioden in der umschaltbaren Eingangsstufe. XBass- und 3DHolographic-Baugruppe bewohnen ein eigenes Board links im ersten Stockwerk (Foto: ifi Audio)

In der Eingangsstufe des ifi Pro iCAN kommt pro Kanal eine „New Old Stock“ (NOS) Doppeltriode 5670 von General Electric zum Einsatz. Der Appendix JAN (Joint Army & Navy) deutet auf ihren ursprünglich gedachten, militärischen Einsatzbereich hin. Darum wundert es auch nicht, dass interessierte Glaskolben-Fans in der ausführlichen Beschreibung nebenbei auch noch einige technische Details zum russischen Mach-3-Jet MiG 25 erfahren.

Für all diejenigen, die nur das Wichtigste wissen wollen: Die 5670 entspricht weitestgehend der hierzulande sehr geschätzten E 88 CC; eine steile Doppeltriode, entwickelt für kritische Anwendungen – beispielsweise in Eingangs-Differenzverstärkern von Oszilloskopen. Wegen anderer Pinbelegung sind 5670 und E 88 CC jedoch nicht gegeneinander austauschbar.

Seine kompakte Bauform verdankt der ifi Pro iCAN dem ausgelagerten, hochwertigen Schaltnetzteil. Dieses jedoch geriet fast so groß wie so mancher kompletter Kopfhörer-Verstärker mit integriertem DAC. Nicht umsonst, denn es stellt dem Pro iCAN eine beachtliche Leistung von immerhin 60 Watt zur Verfügung. Die benötigt er auch – und keineswegs nur zur Heizung der beiden Doppeltrioden: Je nach Impedanz des angeschlossenen Kopfhörers kann er pro Kanal Ausgangsleistungen von bis zu 14 Watt liefern – das sollte selbst für niederohmige Hörer mit ungewöhnlich geringem Kennschalldruckpegel reichen.

Hochohmige Hörer wiederum profitieren von der hohen Aussteuerbarkeit des ifi Pro iCAN: Bei symmetrischem Anschluss kann er Ausgangsspannungen von bis zu 23 Volt bereitstellen – selbst in den kritischsten Fällen ist das mehr als genug. Für eine optimale Pegelanpassung an den verwendeten Hörer lässt sich die Systemverstärkung des Pro iCAN dreistufig umschalten (0 dB; +9 dB; +18 dB).

Volume Control
Als Lautstärkesteller kommt im ifi Pro iCAN ein supersolides 6-fach-Motor-Potenziometer von Alps zum Einsatz. Vier der sechs Ebenen dienen der rein analogen, symmetrischen Lautstärkeeinstellung, die anderen beiden der Istwert-Positionsbestimmung des Schleifers (Foto: ifi Audio)

ifi Pro iCAN: Specials

Verglichen mit dem Gros seiner Konkurrenten bietet der ifi Pro iCAN zwei weitere, nicht alltägliche Features. Da wäre zunächst mal die XBass genannte Einrichtung zur Entzerrung von im Tiefbass schwächelnden Kopfhörern, aber auch Lautsprechern. XBass ist dreistufig schaltbar (10 Hz; 20 Hz; 40 Hz), wobei die Positionen den jeweils am stärksten betonten Frequenzbereich benennen. Typisch für einen Shelving EQ, setzt die pegelanhebende Wirkung von XBass jedoch schon bei höheren Frequenzen allmählich ein, nämlich entsprechend ab 40, 80 und 160 Hertz.

Erklärungsbedürftiger zeigt sich das zweite „Special“ des ifi Pro iCAN, die zuschaltbare „3DHolographic“-Einrichtung. Grundsätzlich unterscheidet sie zwischen Lautsprecher- und Kopfhörer-Wiedergabe: Daher hängt ihre Wirkungsweise davon ab, ob über die Line-Ausgänge oder über die Kopfhöreranschlüsse gehört wird. Die Umschaltung erfolgt dabei automatisch, sobald man einen Kopfhörer einstöpselt. Bei Kopfhörerwiedergabe will 3DHolographic zunächst mal die für viele Zuhörer lästige Im-Kopf-Lokalisation reduzieren. Das geschieht über eine simulierte, stereofone Lautsprecheranordnung, die den gewohnten „Frontstaging“-Effekt bewirken soll. Die Anordnung der virtuellen Lautsprecher lässt sich dabei zwischen „dicht beisammen“ (30 Grad) und „weit auseinander“ (90 Grad) 3-stufig umschalten.

Bei Lautsprecher-Wiedergabe hingegen soll 3DHolographic zunächst mal der räumlichen Abbildungsverzerrung bei üblichen Stereo-Aufnahmen entgegenwirken. Außerdem will es Schallquellen auch außerhalb der Stereobasis darstellen können und dadurch eine flexiblere Lautsprecheraufstellung ermöglichen. Auch bei 3DHolographic für Lautsprecher kann eine Anpassung in drei Stufen erfolgen. Natürlich bieten auch andere Kopfhörer-Amps ähnliche Matrix-Schaltungen an, beispielsweise der RME ADI-2 Pro. In nahezu allen Fällen basieren diese auf dem amerikanischen Patent von Benjamin Bauer aus dem Jahre 1960. Nicht so beim ifi Pro iCAN, denn 3DHolographic beruht auf Forschungsarbeiten des Rundfunk- und Fernsehtechnischen Zentralamts (RFZ) der ehemaligen DDR. ifi Audio betont ausdrücklich, dass es sich bei XBass und 3D-Holographic keineswegs um Spielzeuge zur effekthaschenden Klangverbiegung handelt. Loesch war eine besonders audiophile Auslegung wichtig. Beide Einrichtungen arbeiten vollständig analog mit allerbesten Bauteilen und werden bei Deaktivierung komplett aus dem Signalweg geschaltet.

Dennoch – ein bisschen Spaß beim Klang-Manipulieren darf ruhig aufkommen: Nicht umsonst verlinkt das ifi White Paper zu XBass auf das nachfolgende, ziemlich kultige Video „Addicted to Bass“.

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Hörtest

Im Leben eines HiFi-Journalisten gibt es ab und zu Anlässe, die eigene Sicht- oder besser „Hör“-Weise zu überdenken. Eine solche, eher seltene Gelegenheit bescherte mir der ifi Pro iCAN quasi aus heiterem Himmel. Geprägt durch meinen Beruf als Mastering Engineer steht für mich klanglich an oberster Stelle: „Klare Sicht aufs Tonmaterial.“ Auch das allerfeinste Detail im Original gilt es beim Transfer in die Digital Audio Workstation zu bewahren – egal, ob analog oder digital. Was einmal verloren ist, lässt sich selbst mit ausgefeiltem Signal Processing nicht wieder aufholen: Weg ist weg – selbst, wenn das Endprodukt schlussendlich sogar ganz passabel klingen mag. Mangelnde Transparenz – ganz gleich, ob räumlich oder tonal – sowie verschliffene Einschwingvorgänge sind daher für mich bei anspruchsvollen Audio-Komponenten ein absolutes „No Go“, mag deren musikalische Interpretation auch noch so charmant sein. Mastering-Ikone Bob Katz brachte es während eines Seminars an der SAE Köln denn auch mit einem Satz auf den Punkt: „Distortion accumulates.“

Szenenwechsel: Wir befinden uns mitten im Hörtest mit dem ifi Pro iCAN, der dem „unbestechlichen“ Sennheiser HD 800 S als Antriebsquelle dient. Es läuft Dominic Millers wunderschön-filigranes Album November (wie passend) mit dem Titel „Solent“. Beim Umschalten zwischen Halbleiter- und Tube-Betrieb höre ich mich laut sagen: „Boah, das ist ja mal echt krass“.

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Besonders gilt das für die dritte Schalterposition „Tube+“, in der die beiden Röhren im ifi Pro iCAN mit geringstmöglicher Gegenkopplung betrieben werden. Tatsächlich ist im Vergleich zur Halbleiterwiedergabe die „Ausleuchtung“ obenherum hörbar geringer – aber fehlt es dadurch wirklich an Details? Gute Frage… Dies ist jedoch nicht der einzige klangliche Unterschied. Fast noch wichtiger empfinde ich, dass die Musik in der Halbleiter-Position etwas „Pushendes“ bekommt – über die Röhre hingegen klingt es ungezwungener, weniger getrieben, schwereloser.

Recht passend finde ich an dieser Stelle den Vergleich nächtlicher Autofahrten mit unterschiedlichem Licht: Bei Fahrzeugen mit hellen, blendend weißen Xenon- oder LED-Scheinwerfern sieht man hunderte von Metern weit – fühlt sich dadurch aber auch stets irgendwie angetrieben, ordentlich draufzuhalten. 
Das wärmere H4-Licht hingegen hat zwar längst nicht die Reichweite, ist aber in puncto Detailreichtum keineswegs unschärfer. Seine niedrigere Farbtemperatur lässt einen darüber hinaus entspannter durch die Nacht gleiten.

Doppeltrioden
Mit seinen sanft glimmenden Doppeltrioden unter dem Bullauge ist der ifi Pro iCAN genau der richtige Partner für atmosphärische Hör-Sessions (Foto: J. Schröder)

Die Zuordnung beider Lichtqualitäten zum Unterschied zwischen Halbleiter- und Röhren-Wiedergabe in vorangehender Analogie fällt sicher nicht schwer, doch ist damit das Phänomen Röhrenklang noch lange nicht erklärt. Tiefsinniger erscheint da schon folgende, flapsige Bemerkung, die Gauder-Akustik-Chef Dr. Roland Gauder mir gegenüber zu diesem Thema neulich machte: „Löcher können halt nicht fliegen.“ (Mit „Löchern“ meinte Gauder die bei Halbleitern wichtigen Defektelektronen: Hierbei erfolgt der Transport (positiver) Ladungen nicht direkt, sondern über an die Fehlstellen nachrückende Elektronen)

Freilich ist der ifi Pro iCAN nicht meine erste Begegnung mit einem röhrenbestückten Verstärker. Doch so offenkundig und eindeutig beschreibbar wie mit ihm habe ich die klanglichen Unterschiede zwischen Halbleiter und Röhre noch nie gehört. Das spricht allerdings auch sehr deutlich für das Schaltungsumfeld im Pro iCAN, welches den Eingangsstufen folgt: Eine solche klangliche Durchlässigkeit hinzubekommen, ist wahrlich hohe Kunst. Natürlich kommt das auch den J-FET-bestückten Halbleiter-Eingangsstufen zugute. Diese sind hinsichtlich Ausleuchtung im Hochtonbereich den Röhren zwar überlegen, klingen bei aller Leuchtkraft jedoch insgesamt ein wenig „gewöhnlicher“. So ertappe ich mich denn hin und wieder dabei, dass ich je nach Musik auch bei Lautsprecher-Wiedergabe die Schalterstellung Tube+ wähle. Ok, verstanden – es muss nicht immer Hören mit „Flutlicht“ sein.

Und plötzlich wird mir klar, wie der strittige Claim „Pure Tube Amplification“ wahrscheinlich gemeint ist. Sicherlich finden mehr als 90 Prozent aller mit Röhren gemachten Hörerfahrungen über Glaskolben-bestückte Vollverstärker statt. Bei denen jedoch wird der Klangcharakter nicht unbeträchtlich durch die kubischen Eisenverzerrungen des Ausgangs-Übertragers mitbestimmt. Dadurch erhält der „Röhrenklang“ stets einen induktiven Beigeschmack. Nicht so beim ifi Pro iCAN, der keine Übertrager benötigt: Gepuffert von einer äußerst durchlässigen Halbleiterschaltung, kann sich bei ihm der typische Röhrenklang mit vorwiegend quadratischen Klirrprodukten ohne Fremdeinwirkung vollständig entwickeln.

Seinen krönenden Abschluss findet der eindrucksvolle iCAN Hörtest mit Odyssey von Home – dem wohl schönsten Album, das ich dieses Jahr auf meinen Bandcamp-Streifzügen ausgraben konnte. Odyssey ist eine wundervolle Hommage an den berühmten Analog-Synthesizer ARP Odyssey, der erstmals 1972 auf den Markt kam: Sein unnachahmlicher Sound prägte Musik und Musiker mindestens ebenso nachhaltig wie der Minimoog. Wer kennt nicht etwa das legendäre Synthie-Intro in „Birdland“ von Weather Report?

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Sogar im vorangegangenen Video „Addicted To Bass“ ist es ein ARP Odyssey, der an den entscheidenden Stellen im Refrain für ordentlich Feuer sorgt. Für den ifi Pro iCAN ist das Album Odyssey denn auch eine musikalische Steilvorlage: Sein Doppeltrioden-Duo erweckt die volltönenden Retro Synthesizer-Sounds wahrhaftig zu neuem Leben. Genauso muss das klingen – Balsam für die Seele.

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Fazit

Keine Schicki-Micki-Alibi-Röhren – keine „aufgewärmte“ Schaltungstechnik von vorgestern: Vielmehr kombiniert der ifi Pro iCAN auf äußerst elegante Weise die Vorzüge aus drei Generationen Verstärkertechnik und erreicht damit ein bisher nicht gekanntes Maß an Flexibilität. Das gilt sowohl für seine praktischen Einsatzmöglichkeiten im HiFi- und ProSumer-Umfeld als auch für die klangliche Performance: So ist die Echtzeit-Umschaltung zwischen Halbleiter- und Röhrenbetrieb bei ihm technisch perfekt umgesetzt und klanglich absolut überzeugend. Was diesen Punkt angeht, steht der ifi Pro iCAN derzeit konkurrenzlos da. Die für ihn aufgerufenen 1.950 Euro sind sicher kein Pappenstiel, doch angesichts des Gebotenen ein wirklich fairer Preis. Wir gratulieren, Herr Loesch!

ifi Pro iCAN
2017/12
Test-Ergebnis: 4,8
Überragend
Bewertung
Klang:
Praxis:
Verarbeitung:

Gesamt:

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
In Echtzeit umschaltbarer Röhren- oder Halbleiterklang
Auch als fernbedienbare Hochpegelvorstufe einsetzbar
Sehr leistungsfähige Kopfhörer-Ausgänge – auch symmetrisch
Gediegene Verarbeitung

Vertrieb:
WOD Audio
Westendstraße 1a
61130 Nidderau
www.wodaudio.com

Preis (Hersteller-Empfehlung):
ifi Pro iCAN: 1.950 Euro

Im Beitrag erwähnt:

Test ADDAC/Headphone-Preamp RME ADI-2 Pro
Test Edel-Kopfhörer Sennheiser HD 800 S

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Autor: Jürgen Schröder

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Toningenieur, R&D-Spezialist und das (mess-)technische Gewissen von LowBeats. Kümmert sich am liebsten um Wissens-Themen, Musik und den spannenden Bereich zwischen Studio und HiFi.