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Test des extrem hellen, knackscharfen Sony VPL-XW7000ES mit komplett neu entwickelten Panels und Chassis. 14.999 Euro (Foto: R. Vogt)
Test des extrem hellen, knackscharfen Sony VPL-XW7000ES mit komplett neu entwickelten Panels und Chassis. 14.999 Euro (Foto: R. Vogt)

Test: Highend-Projektor Sony VPL-XW7000 mit mächtig Lichtleistung

Noch vor einer Dekade brachten die großen Hersteller praktisch jedes Jahr eine neue Generation ihrer Projektoren auf den Markt – und das mit spürbaren Fortschritten. In den vergangenen  Jahren jedoch wurden die Schritte kleiner, sehr viel kleiner. Tatsächlich bringt Sony nun mit der XW-Serie das erste, komplett neu entwickelte Chassis seit 2011 – damals zeitgleich mit der Einführung von 4K-Auflösungen – auf den Markt. LowBeats hatte das neue Topmodell der Serie nun im Test, den Sony VPL-XW7000. Diesem eilt der Ruf voraus, besonders scharf, hell und leise zu sein. Das – so viel schon mal voarb – können wir ausdrücklich bestätigen …

Sony VPL-XW7000: komplett neu entwickelt

Beim 7000er ist, wie auch beim kleinen Bruder Sony VPL-XW5000 (der ebenfalls demnächst zum Test kommt) wirklich alles neu entwickelt. Zentral ist die Lightengine, also die eigentliche Bilderzeugung, mit all ihren optischen und elektronischen Komponenten. Diese arbeitet mit komplett neuen, reflektiven LCD-Panels (LCoS), die bei Sony SXRD heißen. Die aktuellen Panels verwenden nun erstmals tatsächlich UHD-Auflösung mit 16:9 Format. Auch kleiner sind die SXRD-Panels geworden und schrumpften auf 0,61 Zoll, was für mehr Flexibilität beim Objektiv sorgt.

Das überarbeitete Objektiv mit ED-Linse, Floating Focus für knackigere Bilder (Foto: R. Vogt)
Das überarbeitete Objektiv mit ED-Linse, Floating Focus für knackigere Bilder (Foto: R. Vogt)

Das an die neue Engine angepasste Objektiv ist voll motorisiert und bietet drei Lens Memory Speicher. Das Linsensystem verwendet nun ein „Extra Low Dispersion“ Element. Das kennen Foto-Enthusiasten bereits als ED-Linse aus dem Objektivbau und es verhindert beziehungsweise mindert die sogenannte „chromatische Aberation“, also Regenbogenkonturen und Unschärfen zum Bildrand hin. Dazu arbeitet das Sony-Objektiv nun mit einem so genannten Floating Focus, bei dem ein Linsenduo für die Fokussierung zuständig ist und gegenüber früheren, einfacheren Konstruktionen weniger geometrische Verzeichnung erzeugt.

Screenshot: Das neu gestaltete interne Testbild (Foto: R. Vogt)
Echter Screenshot: Das neu gestaltete interne Testbild (Foto: R. Vogt)

In Kombination mit dem neu gestalteten, internen Testbild funktioniert das optische System wie versprochen und ist leicht einzurichten. In der Tat zeigte sich das Bild auf der Leinwand messerscharf bis in die Ecken und ohne erkennbare Kissenverzeichnung. Von den geradezu wundersamen, mega-scharfen, einzeln als separate Quadrate erkennbaren Pixeln der seit Monaten durch die Händlerschaft geisternden Vorseriengeräte konnte bei diesem Seriengerät allerdings nicht die Rede sein. Trotzdem: Es ist schon sehr scharf und klar besser als bisherige Vorgänger Sony VPL-VW790ES – vor allem an den Bildrändern.

Das neue Testbild ist reduziert und gut gestaltet. Es zeigt wie bisher eine grüne Doppellinie am Bildrand zum genauen Einpassen des Bilds an die Leinwand. Gestrichelte Linienpaare zeigen fürs Einrichten von Leinwandmaskierungen und Lensmemory die Formate 4:3, 1,85:1 und 2,35:1 an. Kleiner Schönheitsfehler: Die für Serien und Streaming gebräuchlichen Formate 2,0:1 und 2,2:1 fehlen. Das Foto oben ist übrigens tatsächlich so von der Leinwand abfotografiert!

Sony VPL-XW7000ES (Foto: R. Vogt)
Anschlüsse: LAN, 2x HDMI 4K (FHD/120Fps), Trigger, IR-Repeater, USB (Firmware) und 3D (Foto: R. Vogt)

Anschlussseitig sieht der neue Sony aus wie seine Vorgänger. Die beiden HDMI-Eingänge verarbeiten nun auch Gaming-taugliche 120Hz bis Full-HD bei nur 13ms Latenz, und die 3D-Sync-Out-Buchse verheißt stereoskopische Wiedergabe. Leider bekam ich bislang keine Infos zum entsprechenden Emitter oder zu den Brillen. Komplett neu ist die Möglichkeit, den Projektor via WLAN per Webbrowser zu steuern. Praktisch: Neben IPv4 verwaltet der XW7000 als einer der wenigen Projektoren auch moderne IPv6 Netzwerkadressen zur Steuerung. Im folgenden Video zeige ich die Funktionen des Web Control UI genannten Interfaces:

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Das On-Screen-Menü hat sich weder gestalterisch noch inhaltlich gegenüber seinen Vorgängern verändert. Auch die Fernbedienung ist seit Jahren bei Sony die gleiche. Sogar die Speicherverwaltung verhält sich ähnlich der letzten Version der Vorgänger.

Gleich geblieben: Die Fernbedienung des Sony VPL-XW7000ES (Foto: R. Vogt)
Gleichgeblieben: Die Fernbedienung des Sony VPL-XW7000 (Foto: R. Vogt)

Einen kleinen Fehler behält Sony irreführender Weise bei: über den drei ersten Voreinstellungen steht “Calibrated Preset”. Doch einigermaßen Norm-konform sind lediglich die Speicherbänke namens Referenz (REF) und Benutzer (USER). Die einzelnen Speicherplätze merken sich unterschiedliche Einstellungen für SDR, HDR-Formate und 3D. Wer mit der Direkttaste POSITION das Lensmemory aufruft, kann direkt eine der – leider nur drei – Einstellungen starten. Wer über das Hauptmenü ins Lensmemory geht kann die Speicher aufrufen, schreiben und löschen. Das ist damit allerdings deutlich cleverer gelöst als beispielsweise bei Epson.

Auspuff: Sonys XW-Serie bläst die warme Abluft hinten aus (Foto: R. Vogt)
„Auspuff”: Sonys XW-Serie bläst die warme Abluft hinten aus (Foto: R. Vogt)

Bleibt als letztes Bauteil die Lasereinheit zu erwähnen. Die ist kompakter als zuvor, arbeitet weiterhin mit blauen Lasern und einem gelben Phosphor-Rad. Das alles wird per Heatpipes und Wärmetauscher gekühlt. Das dürfte auch ein Grund für die Umkehr des Luftstroms gegenüber früheren Projektoren sein: Die  XW-Serie saugt nun vorn und seitlich Raumluft ein und bläst die warme Abluft hinten aus. Das erleichtert das Thermo-Management für Hauptplatine und Lightengine. Der Effekt: Der Sony VPL-XW7000 bleibt selbst bei maximal aufgedrehtem Lichtstrom praktisch konkurrenzlos leise und vom Geräusch unauffällig. Apropos Laserlicht: 3.200 Lumen verspricht Sony maximal. Und erfreulicherweise verlor das Testgerät davon keine 10% nach der Kalibrierung. Knapp 3.000 Lumen sind echt hell. Um es klar zu sagen: Das ist praktisch doppelt so hell wie bei bisherigen Lampenmodelle von Sony!

Messen und sehen: die Bildqualität

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Sony VPL-XW7000ES ColorChecker SDR BT.709 (Messung: LowBeats)
Sony VPL-XW7000 ColorChecker SDR BT.709 (Messung: LowBeats)
Sony VPL-XW7000ES ColorChecker HDR10 (Messung: LowBeats)
Sony VPL-XW7000 ColorChecker HDR10 (Messung: LowBeats)
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Im Labor zeigte sich ein vergleichsweise ausgewogenes Bild der Farbwiedergabe. In der Werkseinstellung allerdings bot der Sony VPL-XW7000 ein recht bunt geratenes Ergebnis. Doch für Kenner und Könner des Kalibrierens hält Sony eine echte Farbraumkalibrierung parat, mit der man das Farbvolumen – und bei SDR auch alle Mischfarben – gut in den Griff bekommt. Bei HDR braucht man zusätzlich das Farbmanagement, um auch die recht verschobenen Mischfarben auf den richtigen Farbton zu bekommen. Das gelang bei bisherigen Sony Modellen nie.

Etwas zwiespältig zeigt sich das Kontrastverhalten. Nativ mit Bildinhalt liegt der sequenzielle Kontrast gerade mal bei rund 8.500:1. Wartet man etwas beim Messen von Schwarz, dann werden daraus 10.800:1. Schaltet man auch noch das Laserdimming (Dynamikkontrolle) ein. ergibt das beim Testgerät einen Wert von 388.000:1. Gut, aber keine Sensation.

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Digital Fokus Optimizer mit 4K/UHD-Testbild (Foto: R. Vogt)
Digital Fokus Optimizer mit 4K/UHD-Testbild (Foto: R. Vogt)
Sony VPL-XW7000ES (Foto: R. Vogt)
Digital Fokus Optimizer mit Full-HD-Testbild (Foto: R. Vogt)
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Überarbeitet haben die Japaner auch alle Scharfmacher, allerdings mit Ausnahme des klassischen Filters im Hauptmenü. Der Digital Fokus Optimizer war ursprünglich ein Mittel, um die Unschärfe der Objektive am Bildrand zu kaschieren. Die aktuelle Variante dient aber nicht mehr der Kontrastverstärkung am Bildrand, sondern sorgt homogen für eine Detailanhebung über das gesamte Bild. Das ist offenbar perfekt an 4k-Bilder angepasst und bewirkt eine dezente Trennung feinster Details ohne Nebenwirkungen. Bei Full-HD und geringeren Auflösungen entstehen kleine, aber sichtbare Überschwinger in Form feiner Doppelkonturen. Am besten am “Lineal” des Testbilds in den zwei Fotos oben zu erkennen.

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Das bekannte Menü blieb praktisch unverändert (Foto: R. Vogt)
Das bekannte Menü blieb praktisch unverändert (Foto: R. Vogt)
Das Infomenü zeigt die aktuelle Videosignalart und neuerdings die Temperatur (Foto: R. Vogt)
Das Infomenü zeigt die aktuelle Videosignalart und neuerdings die Temperatur (Foto: R. Vogt)
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Auch an anderen Algorithmen haben die Entwickler gedreht. So bewirkt die Zwischenbild-Berechnung (Realismus/Reality Creation) weniger Artefakte, als ich das von früheren Modellen in Erinnerung habe. Allerdings fließen jetzt nicht nur Bewegungen geschmeidiger: Viele Motive wirkten in Bewegung nun unschärfer als ohne Zwischenbilder. Das ist ungewöhnlich, war aber bei vielen Szenen eindeutig nachvollziehbar.

Viel Bohei hatte Sony bei der Produktpräsentation im April um die überarbeiteten HDR-Fähigkeiten gemacht. Der Dynamik HDR Enhancer soll mit einer Objekterkennung nicht nur Szenen, sondern jedes einzelne Filmbild inhaltlich analysieren und optimieren. Ehrlich gesagt, kann ich diesen Vorgang in der Praxis nicht nachvollziehen und auch mit noch so kniffeligen, für solche Analysen optimierten, Testsequenzen nicht reproduzieren. Es sieht stets nach einem guten, aber statischen Tone-Mapping aus. Und ja, es gibt Regelvorgänge, die sind aber bedeutungslos winzig. Wie gesagt: HDR sieht ziemlich gut und besser als bei Vorgänger-Modellen aus, vor allem prächtiger in der Farbwiedergabe. Aber an echtes dynamisches Tone-Mapping wie bei JVC oder gar externen Videoprozessoren wie madVR oder Lumagen reicht das Sony-Processing bei weitem nicht ran.

Sony VPL-XW7000ES (Foto: R. Vogt)
ES steht für Esprit: Ein geistreiches Produkt ist der Sony VPL-XW7000 auf jeden Fall (Foto: R. Vogt)

Bildtest

In der Praxis konnte die tüchtige, aber betagte Hausreferenz JVC DLA-N7 gegen das Sony Lasergeschoss mit seiner Helligkeit in keiner Weise mithalten: Der Sony ist selbst und gerade bei maximaler Helligkeit sehr, sehr leise und charakterlich unauffällig im Geräusch. In Sachen Objektiv-Schärfe agierten die zwei Japaner auf ähnlichem Niveau. In Sachen Homogenität und Stimmigkeit verhielt sich der JVC (für den Vergleich frisch kalibriert) fast wie ein Studiomonitor. Der Sony in Werkseinstellung sah knackier und poppiger aus, aber auch etwas disharmonischer. Der XW7000 hob feine Details wie Stoffmaserungen und andere Details oft etwas über Gebühr hervor und rechnete andererseits manch eine Filmkörnung etwas zu glatt.

Mit HDR konnte der Sony seine Lichtpower gut ausspielen. Bei “Dune” von UHD-Blu-ray kommt der dramaturgische Kontrast zwischen der nass-kalten Welt Caladan und der gleißenden Wüstensonne Arrakis viel besser heraus. In den Nachtszenen von “1917” in HDR kommt man schnell darauf, dass es Sinn macht, das Laserdimming (Dynamikkontrolle) komplett abzuschalten. Denn der Algorithmus regelt das Motiv derart dunkel, dass man praktisch nichts mehr erkennt. In Sachen HDR-Bilddifferenzierung hat das dynamische Tone-Mapping des JVC immer noch die Nase ganz weit vorn, nur die Power in Sachen Licht fehlt dem N7. Wer das beides möchte, der muss zum – allerdings nochmal teureren – JVC DLA-NZ9 greifen.

Fazit Sony VPL-XW7000

Es gibt zwei Dinge, die beim Test des Sony VPL-XW7000 ad hoc auffielen: Er ist wirklich unglaublich hell und scharf. Hell und dabei leise, ist das eigentliche Attribut. Scharf, ja, das Objektiv ist sehr gut, aber keine Sensation. Deshalb hilft Sony elektronisch mächtig nach, was insbesondere bei 4K-Bildern sehr gut funktioniert, aber meiner Meinung bei feinen Strukturen etwas überzogen wirkt. Dennoch: Vielen wirds gefallen.

Dem sprichwörtlichen Licht steht aber auch Schatten in Form von schwelgerischen Prospektversprechen zu Kontrast und HDR entgegen, die sich in der Praxis nur gemindert widerspiegeln. Das Laserdimming ist kaum brauchbar, weil Dunkles zu sehr absumpft und die überarbeitete Zwischenbildberechnung erzeugt zwar angenehm fließende, aber auch unschärfere Bilder.

Dennoch bietet der neue Sony deutlich mehr Vorzüge als Nachteile: So erscheint das Bild mit nur 13 Millisekunden Verzögerung auf der Leinwand – für Gamer ist das genial. Wahrscheinlich werden viele mögliche Kunden von der subjektiven Schärfe und brachialen Helligkeit (bei sehr geringer Geräuschentwicklung) überzeugt – zumal ja das Versprechen im Raumsteht, dass der XW7000 dank Laser auch sehr lange so hell bleiben wird. Und dann gibt es ja noch die Funktion “LebhafteFarb.Verst.” (Lebhafte Farbsättigung und Verstärkung). Sie gibt dreistufig beim Schauen mit Restlicht so viel Farbsättigung hinzu, wie durch weißes Umgebungslicht ausbleicht. Das führt zu einem farbstarken Bild im Kino und im Wohnzimmer. Und last but not least gibt es endlich ein Webmenü zur Bedienung via Tablet oder Smartphone.

Sony VPL-XW7000
2022/08
Test-Ergebnis: 4,3
SEHR GUT
Bewertungen
Bild
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Sehr hell, dabei sehr leise
subjektiv sehr scharf
Lensmemory sehr schnell
Webmenü für Tablet/Smartphone

Vertrieb:
Sony Europe B.V., Zweigniederlassung Deutschland
Kemperplatz 1
10785 Berlin
pro.sony/de_DE

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Sony VPL-XW7000: 14.999 Euro

Sony VPL-XW7000
Native Auflösung:3840 × 2160 Pixel
Projektionsverhältnis:1,35:1 bis 2,84:1
Lens-Shift:vertikal: ±85 %, horizontal: ±36 %
Lichtquelle:Laserphosphor, max. 3.200lm
Standby-Verbrauch:0,3 W (bei „Remote Start“ auf „Off“)
0,5 W (bei „Remote Start“ auf „On“)
Abmessungen (BxHxT):460 x 210 x 517 mm
Gewicht:14 kg
Alle technischen Daten

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Autor: Raphael Vogt

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Technischer Direktor bei LowBeats und einer der bekanntesten Heimkino-Experten der Republik. Sein besonderes Steckenpferd ist die perfekte Kalibrierung von Beamern.