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JVC DLA-NZ9 erster Projektor mit 8K, 4K/120Hz, Laser und Highend-Objektiv für 24.999 Euro (Foto: R. Vogt)
JVC DLA-NZ9 erster Projektor mit 8K, 4K/120Hz, Laser und Highend-Objektiv für 24.999 Euro (Foto: R. Vogt)

Test: JVC DLA-NZ9 – fantastisches HDR und echtes 8K und 120Hz

Rechtzeitig zu Weihnachten 2021 möchte JVC seine neue Generation von Highend-Heimkinoprojektoren an den Mann bringen. Das könnte klappen. denn die neuen Modelle sind in mancherlei Hinsicht sämtlichen Mitbewerbern mindestens eine Pixel-Länge voraus. Sie können sogar mehr als die highendigsten TV-Geräte: Denn neben echter 8K-Auflösung mit 8192 x 4320 Pixeln (gegenüber UHD-2 bei Fernsehern mit 7680 x 4320 Pixeln) beherrschen die Projektoren zudem noch die 3D-Wiedergabe. Und bis 4K schaffen sie 120Hz, beziehungsweise 120 fps (frames per second) wie es korrekt heißen müsste. Wir haben uns das neue Topmodell der Serie, den JVC DLA-NZ9, genauer angeschaut.

JVC DLA-NZ9 mit seinem lichtstarken 10cm durchmessende Objektiv (Foto: R. Vogt)
JVC DLA-NZ9 mit seinem lichtstarken 10cm durchmessenden Objektiv (Foto: R. Vogt)

JVC DLA-NZ9: ein dicker Brummer

Man bekommt jedenfalls mächtig etwas für sein Geld. 31 Kilogramm wiegt der Projektor mit Verpackung und die trägt nur wenig zum Gewicht bei. „Da braucht es gute Dübel bei der Deckenmontage“ war mein erster Gedanke beim Versuch den Brummer aus dem Karton zu wuchten – was mir nur mit Hilfe gelang.

Auf den ersten Blick scheint es, als habe sich nicht viel verändert. Doch das täuscht: Außer dem eigentlichen Chassis und dem Objektiv ist nichts mehr wie beim schon getesteten Vorgänger JVC DLA-NX9. Statt einer Lampe gibt es nun einen helleren BLU-Escent genannten Laser, die Signalverarbeitung und Eingänge verarbeiten von Beginn an echte 8K-Auflösung. Auch die bilderzeugenden D-ILA-Panels sind verbessert, das Pixel-vervierfachende e-shiftX wirft real doppelt so viele Punkte auf die Leinwand und der optische Block liefert signifikant mehr In-Bild-Kontrast. Doch der Reihe nach.

JVC NZ-Serie: die Neuerungen und Verbesserungen

JVC DLA-NZ9 (Foto: R. Vogt)
JVC DLA-NZ9 mit zwei HDMI 2.1 Eingängen mit 48Gbps Bandbreite (Foto: R. Vogt)

Folgen wir doch einfach mal dem Signal. Das kommt wahlweise durch zwei vollwertige HDMI 2.1 Eingänge, die volle 48Gbps Bandbreite bieten. Damit können Signale bis zu einer Auflösung von 7680 x 4320 Pixel bei bis zu 60Hz (UHD2) anlanden und bis 4K-Auflösung von 4096 x 2160 Pixel sogar mit 100 oder 120Hz – was für die modernen Game-Konsolen bereits relevant ist. Sicher, hierzulande sucht man meist vergeblich nach Quellen jenseits der 4K-Auflösung. Doch in Japan aber wird bereits in UHD2-Standard gesendet. Allerdings – und das hinterlässt auch beim japanischen Ansatz Stirnrunzeln – konnte man das bislang nur auf kleinen TV-Displays erleben, wo UHD2 doch auf der Leinwand erst wirklich Sinn ergäbe…

JVC DLA-NZ9 (Foto: R. Vogt)
JVC DLA-NZ9: e-shiftX nutzt jedes Pixel des Panels vierfach (Foto: R. Vogt)

Entsprechend ist das neue Signalverarbeitungsbord potenter, denn es muss diese Datenmengen auch in Echtzeit verarbeiten können. Die zusätzlichen PS erlauben nun auch, mehr Pixel physisch darzustellen. Bisheriges e-shift verschob die Pixel des 4K-Panels je Bild einmal diagonal, womit sich grundsätzlich die doppelte Zahl Zeilen und Spalten darstellen lassen. Aber trotzdem verschwimmt ein Teil der Auflösung dabei. Die neuen Modelle JVC DLA-NZ8 und -NZ9 arbeiten mit e-shiftX, das schon im Symbol andeutet nun jedes Pixel viermal darzustellen und zwar je einmal spalten- und zeilenweise.

Das führt zu einer knackscharfen Darstellung auch der feinsten 8K-Inhalte und ist damit praktisch nicht mehr von einem nativen 8K-Panel zu unterscheiden. Klingt zunächst akademisch, aber auch beim Hochrechnen von 4K-Inhalten macht es einen Unterschied; es ist ähnlich wie ein vierfaches statt nur zweifaches Oversampling bei Audio. Damit das alles funktioniert mussten die D-ILA-Panels weiterentwickelt werden, denn sie müssen nun doppelt so schnell arbeiten wie bisher. Das ermöglicht auch die Darstellung mit 120Hz bei 4K und Full-HD.

JVC DLA-NZ9 (Foto: R. Vogt)
e-shiftX in Aktion: löst noch feinste diagonale Linien auf (Foto: R. Vogt)

Entsprechend zeigt sich das überholte Menü dazu. Zum einen kann man weiterhin das e-shift abschalten – was den Projektor zur nativen 4K-Maschine macht. Oder man kann mit drei Nachschärfungs-Grundeinstellungen bei 8K arbeiten. „Hochauflösend 2“ ist dabei reine Interpolation ohne Nachschärfung und daher de facto Artefakt-frei. „Standard“ bewirkt eine Detailanhebung, aber auch feine Doppelkonturen. Die Einstellung „Hochauflösend 1“ liegt irgendwo dazwischen. Zusätzlich kann man mit dem Schärfeanhebungs-Regler die Wirkung dosieren. Resultat ist in jedem Falle ein extrem scharfes und fast beliebig detailreiches Bild –  je nachdem was die Quelle so hergibt.

BLU-escent nennt JVC seine Lasertechnik mit blauem Laser und gelbem Phosphor (Foto: JVCKenwood)
BLU-Escent nennt JVC seine Lasertechnik mit blauem Laser und gelbem Phosphor (Foto: JVCKenwood)

Für einen großen Teil des Gewichtszuwachses des neuen JVC DLA-NZ9 ist die Flüssigkeitskühlung der BLU-Escent verantwortlich. Die soll nun bis zu 20.000 Stunden arbeiten und ist laut JVC entgegen der meisten Projektoren von Mitbewerbern sogar tauschbar. Immerhin 3.000 Lumen soll der DLA-NZ9 damit erzeugen können, nur wenig darunter im kalibrierten Zustand. Denn wie schon bei der ausgereiften Lampentechnik legt JVC die Lichtquelle auf native 6500k Farbtemperatur aus, was nur noch feine Eingriffe zur Kalibrierung erforderlich macht. BLU-Escent Laser werden in der Profitechnik seit vielen Jahren verbaut, die Technik erhält daher mal den Vertrauensvorschuss, bereits ausgereift zu sein.

Das riesige, edle Zoom mit riesigem Shift-Bereich und Lensmemory (Foto: R. Vogt)
Das riesige, edle Zoom des JVC DLA-NZ9 hat einen riesigen Shift-Bereich und Lensmemory (Foto: R. Vogt)

Nicht zu sehen, weil in Details im Inneren verbaut, sind die neuen Panels und diverse Maßnahmen, die die gefürchteten Lichtreflexionen im Lichtweg mindern oder gar eliminieren sollen. Dieser Punkt ließ die JVC-Projektoren trotz On/Off-Kontrast-Meisterschaft den Bildvergleich (beispielsweise mit den Konkurrenzprodukten von Sony) regelmäßig verlieren. Doch gerade die Modelle NZ8 und NZ9 liefern nun ANSI-Kontraste jenseits der 400:1 und hängen damit praktisch die gesamte Konkurrenz ab. Zusätzlich lässt sich zur Maximierung des sequenziellen Kontrasts der BLU-Escent Laser automatisch dimmen.

Wie auch die älteren Modelle verfügt der JVC DLA-NZ9 über eine motorische Steuerung aller Objektiveinstellungen nebst Speicherbänken, die jeweils alle Parameter zur Geometriesteuerung zusammenfassen. Das ist perfekt für alle, die eine Cinemascope-Leinwand oder einen Anamorphoten verwenden – oder gar zwei Leinwände, etwa eine High-Gain-Variante für 3D. Durch das Gewicht des riesigen Objektivs wählten die Entwickler eine hohe Getriebeübersetzung für die Servos der Shiftfunktion, weshalb die Verstellung eine gefühlte Ewigkeit benötigt. Die kleineren JVC-Modelle mit den 65mm Objektiven fahren die Positionen locker doppelt so schnell an. Dafür ist die JVC-Mechanik im Konkurrenzvergleich aber ungemein wiederholgenau.

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JVC DLA-NZ9 (Foto: R. Vogt)
Komfortabel: Jeder Signalart lässt sich ein automatischer Bildmodus zuweisen (Foto: R. Vogt)
JVC DLA-NZ9 (Foto: R. Vogt)
Die adaptive HDR-Wiedergabe ist nun noch leistungsfähiger (Foto: R. Vogt)
JVC DLA-NZ9 (Foto: R. Vogt)
Pfiffig: Mit den Leinwandparametern schätzt JVC die reale Helligkeit (Foto: R. Vogt)
JVC DLA-NZ9 (Foto: R. Vogt)
Der JVC DLA-NZ9 unterstützt auch komprimierte Signale (DSC) und dynamische Metadaten von HDR10+ (Foto: R. Vogt)
JVCs Fernbedienung blieb wie sie ist, angenem leuchtend, aber weniger gut zu ertasten (Foto: R. Vogt)
JVCs Fernbedienung blieb wie sie ist: angenehm leuchtend, aber wenig gut zu ertasten (Foto: R. Vogt)
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Die Handhabung der neuen JVC-Generation gleicht den bisherigen N-Serie-Modellen. An einigen entscheidenden Stellen für die HDR-Wiedergabe gibt es aber wirkungsvolle Neuerungen. Zum einen beherrscht diese bisher noch seltene Standards wie HDR10+ mit dynamischen Metadaten und Display Stream Compression (DSC), was einige Grafikkarten zur Ausgabe höchster Auflösungen und erhöhter Bildfrequenz verwenden. Dann wurde abermals die geniale Frame Adapt HDR Wiedergabe optimiert. Die verschmilzt nun mit der Kino Optimierung zu einer Funktion mit zwei Untermenüs (HDR-Pegel).

Vergleich in der Praxis mit JVC DLA-N7

JVC DLA-NZ9 (Foto: R. Vogt)
Der JVC DLA-NZ9 (unten) im LowBeats Heimkino im Vergleich zum DLA-N7 (Foto: R. Vogt)

Genug der Theorie. Im LowBeats-Testkino fand der neue Top-Projektor in dem etwas älteren JVC DLA-N7 einen angemessenen Sparringspartner. Wenn die Ingenieure alles richtig gemacht haben, sollte der DLA-NZ9 in praktisch allen Parametern ein bisschen besser sein. Glücklicherweise kam praktisch am selben Tag wie das Testgerät die finale Firmware heraus, sodass der Vergleich wirklich fair wurde. Und tatsächlich kam es genau wie gedacht: Dank des besseren Objektivs ließ sich der Neue besser fokussieren, vor allem zum Bildrand und den -ecken hin, egal ob mit oder ohne 8K e-shiftX. Im Schwarzwert taten sich die zwei nicht viel, aber der neue JVC DLA-NZ9 war unübersehbar heller.

JVC DLA-NZ9 (Foto: R. Vogt)
DCI-P3 Farbraum ohne/mit Filter (BT.2020 Normal/Breit) (Messugn: R. Vogt)

In Sachen Farben gaben sich die beiden praktisch nichts. Hier ist allerdings anzumerken, dass der kommende DLA-NZ7 als offizieller Nachfolger des DLA-N7 einen geringfügig kleineren erreichbaren Farbraum aufweisen wird.

Beide Beamer lieferten mit Cinema-Filter DCI-Farben. Das Filter ermöglicht knapp 100 Prozent des erweiterten Farbraums darzustellen, zu Lasten von circa 15% Licht. In der Praxis spielen diese letzten Prozent Farbe kaum eine große Rolle, denn sie kommen fast nur in extremen HDR-Grafiken vor – etwa dem Netflix-Logo.

JVC DLA-NZ9 (Foto: R. Vogt)
JVC DLA-NZ9 (unten) mit seiner ausladenden Kühlung für die Lasereinheit (Foto: R. Vogt)

Hat man eine Weile mit dem NZ9 geschaut – egal, ob konventionelles Video oder HDR – und wechselt dann auf den „alten“ N7, hat man im ersten Moment das Gefühl, als schaue man wie durch einen leichten Nebel. Da macht sich der verbesserte In-Bild-Kontrast (ANSI) durch deutlich mehr Plastizität und Tiefe bemerkbar, aber auch als höhere Detailschärfe. Schließlich ist Schärfe (Auflösung) definiert als Kontrast über Fläche. Mehr Kontrast auf gleicher Fläche ist halt schärfer. Und zwar deutlich.

Noch deutlicher wurde der Abstand bei HDR-Wiedergabe. Da fehlt in Sachen Helligkeit versus Farbe nicht mehr viel zu dem was sich bisher nur mit externen Prozessoren von Lumagen oder madVR erreichen ließ. Klar, haben diese weiterhin ihre Berechtigung mit 3D-LUT Farbkorrektur und automatischer Bildformat-Skalierung, aber der Abstand schrumpft. Tageslichtszenen oder extreme Kontraste in Nachtsequenzen konnte der Laser-Projektor so knackig und strahlend abliefern, da kam der 7N selbst mit madVR Envy in Sachen Leuchtkraft nicht heran…

Fazit: JVC setzt eine neue Qualitätsmarke

In meinen Augen ist die neue Generation JVC Beamer überraschend teuer geworden. Und doch ist der Preisanstieg gerechtfertigt – wie das Topmodell JVC DLA-NZ9 beeindruckend belegen kann. Dank der verbesserten Panels und Lightengine sind es vor allem die Kombination aus Lichtstärke, Kontrast und Farbe, die beeindrucken. Sie zaubern eine Plastizität auf die Leinwand, die bisher kaum erreichbar war. Das gilt vor allem für HDR-Bilder, die ich mit solch einer realistischen Strahlkraft bisher nur in der Kombination highendiger Projektoren plus separatem Bildprozessor kannte. Ich habe auch noch nie ein besseres HLG-Bild gesehen als mit dem DLA-NZ9, da zeigt sich, dass dieses HDR-Format des Fernsehens wohl in Japan bereits an Bedeutung gewinnt.

Sicher: Die maximalen Signalauflösungen bis 8K und 4K mit 120Hz können – Stand heute – nur wenige ausreizen. Doch der Deutsche in uns ist ja gerne vorbereitet… Auch, dass er noch 3D zeigen kann, könnte für manchen Heimkinofreund ein Kaufgrund sein.

Als Kritik bleiben nur wenige Punkte, etwa das doch schon gewaltige Gewicht von über 25kg und die präzise aber sehr langsame Objektivverstellung. Am exzellenten Endergebnis aber ändert das nichts. Denn das lautet: Gutes Material vorausgesetzt, wird es schwierig, ein kommerzielles Kino zu finden, das an die Bildqualität dieses Projektors heranreicht.

JVC DLA-NZ9
2021/11
Test-Ergebnis: 4,6
ÜBERRAGEND
Bewertungen
Bild
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Extrem scharf und kontrastreich
Sehr helle, ruhige, langlebige Laserlichtquelle
Konkurrenzlos brillante HDR-Projektion
Haptik der Fernbedienung, hohes Gewicht

Vertrieb:
JVCKENWOOD Deutschland GmbH
Konrad-Adenauer-Allee 1-11
61118 Bad Vilbel
www.jvc.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
JVC DLA-NZ9: 24.999 Euro


Autor: Raphael Vogt

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Technischer Direktor bei LowBeats und einer der bekanntesten Heimkino-Experten der Republik. Sein besonderes Steckenpferd ist die perfekte Kalibrierung von Beamern.