Wofür steht Dynaudio? Für viel Qualität, Hightech-Treibertechnologie, vor allem aber für diesen speziellen, sehr harmonischen Klang und für überragende Kompaktboxen, die genau dieser Klang auszeichnet. Allerdings ist die Modellpalette nicht gleichermaßen stark besetzt: Jedenfalls machten die Strategen bei Dynaudio eine Preis-/Performance-Lücke zwischen den kompakten Linienmodellen Contour 20i (5.000 Euro) und Confidence 20 (11.000 Euro) aus. Ihre Antwort ist die Dynaudio Contour 20 Black Edition (7.000 Euro), die auf der HIGH END 2024 erstmals vorgestellt wurde und jetzt in den Handel kommt. Dem Eindruck, dass die neue Contour 20 BE nur eine Lückenbüßer-Funktion innehat, dem möchte ich schon an dieser Stelle widersprechen, hat doch die schwarze Sonder-Edition mal eben auch unsere hoch geschätzte Kompaktboxen-Referenz abgehängt – die natürlich ebenfalls von Dynaudio kommt…
Wenn Sie LowBeats schon länger lesen, werden Sie es wissen: Seit der Gründung des Magazins im August 2015 haben die Oberklasse-Dynaudios bei uns immer eine Referenz-Rolle gespielt: zuerst die Contour 20, dann die verbesserte 20i, die wiederum von der Heritage Special abgelöst wurde. Insofern sind wir mit diesen Schallwandlern engstens vertraut und es ist nicht übertrieben, dass wir uns im Grunde schon seit der vorigen HIGH END auf die neueste Variante Contour 20 freuen.
Was macht die Dynaudio Contour 20 Black Edition so besonders?
Nun, zunächst einmal ist sie komplett schwarz. Ich zitiere hier einmal aus dem Firmen-Prospekt: „Das Gehäuse? Schwarz. Der Tieftönerkorb? Schwarz. Die Hochtöner-Frontplatte? Schwarz. Die Anschlussplatte? Schwarz. Die Schallwand aus eloxiertem Aluminium? Schwarz. Der Bassreflex-Port? Schwarz. Das Gehäuse? Schwarz.“

Was da alles schwarz ist, haben wir so auch oder sehr ähnlich schon bei der Contour 20i gesehen. Wie üblich habe ich die Lautsprecher auseinandergebaut und beim Gehäuse keinerlei Unterschiede gefunden – weshalb hier ein Querschnitt der Contour 20i (das in unserem Bilder-Fundus liegt) bestens zur Anschauung taugt:

Die Schall- und die Rückwand sind zwar vom Material her stärker ausgeführt, aber auch die Seitenwände sind durch zusätzlich angebrachte Längsstreben – gut zu sehen oben hinter dem Bassreflex-Kanal – Resonanz-optimiert. Die Krönung ist natürlich die Schallwand, die nicht nur extra-dick daherkommt, sondern auch noch mit einer (um die Seiten gebogenen) Stahlplatte radikal verstärkt ist. Das Metall hat eine Stärke von 1,5 Millimetern und zieht sich fast über die gesamte Front.

Dieser Metalleinsatz ist deshalb schon berechtigt, weil er selbst Mikro-Bewegungen der Treiber während des Spiels (die bei Holzkonstruktionen durchaus vorkommen) radikal unterbindet.
Dynaudio tat gut daran, an diesem bewährten Aufbau nichts zu ändern. Was also macht die neue Box technisch zur Black Edition? Im Grunde alles.
Im Hochton spielt jetzt ein Esotar 3 statt des Esotar 2i. Beide sehen sich extrem ähnlich, aber die Version 3 ist die höchste Ausbaustufe, welche die Dänen bislang entwickelt haben. Verzerrungsarmut und die Absorption des rückwärtigen Schalls sind in der Version 3 extrem gut. Wir konnten die Vorzüge dieses Hochtöners bereits im Vergleich der Contour 20i (mit Esotar 2i) mit unserer Referenz, der Heritage Special mit Esotar 3, heraushören. Tatsächlich klingt Version 3 noch müheloser.

Noch wesentlicher scheint mir aber die Veränderung im Tiefmittelton zu sein. Hier wurde das gesamte Antriebssystem überarbeitet. Statt des wuchtigen Ferrit-Magneten wie in der 20i hat Dynaudio nun einen nochmals stärkeren Neodym-Magneten eingebaut. Dessen Vorteil: sehr viel mehr Kraft auf kleineren Raum. Das wiederum erlaubt den Dynaudio-Ingenieuren (alle Treiber werden ja nach wie vor in Dänemark entwickelt und produziert) auch dem Magnetsystem eine aerodynamisch günstige Form zu geben, die Reflektionen vermeidet. Ein weiterer Vorteil. Auch soll der Hub um drei Millimeter gewachsen sein. Und mehr Hub bedeutet nun einmal größeren Tiefbass…
Neue Treiber erfordern natürlich eine Anpassung auf der Frequenzweiche. Es dominieren auch hier verzerrungsarme Luftspulen, Mundorf-Kondensatoren und Widerstände aus der audiophilen Mundorf-Serie. Wie schon bei den Vorgängerinnen, setzen die Entwickler bei der BE auf einen Filter zweiter Ordnung (12 dB/Oktave) für beide Treiber und sie kommt – früher fast ein Muss – ohne Impedanz-Linearisierung aus.

Praxis
Und damit sind wir schon gleich bei der Kombinier-Fähigkeit der Black Edition: Die LowBeats Messungen weisen sie als 5-Ohm-Box mit weitgehend linearem Verlauf von Impedanz, Phase und EPDR. Wir haben die neue Contour unter anderem mit dem neuen Röhrenverstärker Simply Italy (ebenfalls in einer Black Edition) von Unison gehört. Der hat gerade einmal 2 x 10 Watt und es klang zum Verlieben…

Wir hörten überwiegend am Octave V70 CA. Der bringt zwar nominell „nur“ 70 Watt pro Kanal auf, aber Röhrenwatt sind ja immer ein bisschen mehr…

Ebenfalls auffällig an der Impedanz-Messung: Dynaudio kommt – wie bereits erwähnt – auch bei der Contour 20 BE ohne Impedanz-Linearisierung aus. Kenner wissen natürlich, dass der Klang ohne eine solche Kompensation meist besser wird.
Mit einem Wirkungsgrad von über 87 Dezibel (2,83 V/m) liegt die Dynaudio durchaus im oberen Drittel der Lautsprecher ihrer Klasse. Das spricht für die Kombination auch mit kleinen Amps. Weil aber Dynaudio seit Firmengründung immer schon auf hohe Belastbarkeit Wert gelegt hat, ist der Maximalpegel mit 104 dB (Dauer) und 116 dB kurzfristig echt nicht über. Wer sie ausreizen will, braucht Leistung im dreistelligen Wattbereich (>120 Watt).
In unserem kleinen Hörraum (16 Quadratmeter) sind die Gegebenheiten eh etwas beengt, weshalb die Lautsprecher immer ziemlich dicht an der Rückwand stehen. Weil die Contour 20 BE im Bass recht knackig abgestimmt ist, konnten wir sie auch direkt an die Rückwand schieben und es klang immer noch exzellent. Das heißt: Auch auf dem Sideboard klingt sie hervorragend. Allerdings würde ich wegen ihrer Bauhöhe eher eine Ständerlösung empfehlen.
Hörtest
Gern beginne ich Texte zu Dynaudio-Speakern mit dem bekannt harmonischen Klang. Auch die Contour 20 Black Edition schert aus diesem Kontext nicht aus – aber ein bisschen. Denn das schwarze Sondermodell zeigt eine Offenheit und Feinzeichnung in den Mitten, die ich mir auch bei anderen Dynaudio-Modellen oft gewünscht habe. Die Sängerin Marian Hill hat mit „One Time” (unter anderem auf dem Primare UHQ-Sampler) ein für HiFi-Hörzwecke bestens geeignetes Stück eingespielt: tiefes Saxofon, Fingerschippen, dezent eingesetzter fetter E-Bass – und halt ihre glockenklare Stimme zwischen all dem. Ich verwende das Stück in letzter Zeit gern zum Einhören. Es lief also und ich hörte schon im Nebenraum durch die offene Tür, wie gut diese Dynaudios sind. Ich setzte mich davor und sie zog mich mehr und mehr in ihren Bann: Weil all diese Details so klar und gleichzeitig so harmonisch dargeboten wurden.
Ebenfalls auffällig war die überraschend knackige Basswiedergabe. Beim Hörtest-Klassiker „Cry“ von James Blood Ulmer (Album: „Live im Bayerischen Hof“) ließ die schwarze Contour die Snare-Drums knallen, dass es nur so eine Freude war. Sowohl die Felle der Snares als auch die der Bassdrum waren fast fühlbar. Würde man mit geschlossenen Augen hinter diesem Auftritt eine Dynaudio vermuten? Nein.

Unsere Kompaktboxen-Referenz, die Heritage Special, kommt jedenfalls um einiges gemütlicher daher. Alles ein bisschen dezenter, einen Tick pastelliger und im Bass mehr Wärme, aber auch hörbar weniger Kontur.
Um die Sache einzuordnen: Die Heritage Special hat mit ihrer außergewöhnlichen Homogenität, der präzisen Raumausleuchtung und einer Stimmwiedergabe zum Niederknien die letzten Jahre über Maßstäbe gesetzt. An vielen Stellen ist die Contour 20 BE vielleicht nur gleichgut (wie zum Beispiel bei der Tiefenstaffelung), in Bezug auf die Klangfarben von Streichern und Stimmen sogar ein Stückchen weniger farbstark. Was die schwarze Sonder-Edition aber stattdessen an mehr Basspräzision sowie Transparenz und Feinsinnigkeit in den Mitten bietet, ist herausragend gut und absolut auf der Höhe der Zeit.
Fazit Dynaudio Contour 20 Black Edition
Mag sein, dass die Black Edition der Contour 20 nur ersonnen wurde, um die Preislücke zwischen der klassischen 20i und der Evidence 20 nicht allzu groß werden zu lassen. Was nach Notlösung klingt, entpuppt sich am Ende als akustischer Glücksfall. So sehr ich unsere Referenz Heritage Special schätze: Die zusätzliche Mitten-Offenheit der Black Edition ist noch ein mitreißender und faszinierender. Es ist genau dieser Punkt, der die „Lückenbüßer“-Contour zu einer der besten Kompakten unter 10.000 Euro werden lässt.
Bewertung
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Dynamisch-natürlicher, räumlicher Klang mit bestens konturiertem Bass |
| Elektrisch gutmütig + mittlerer Wirkungsgrad = Röhren-tauglich |
| Vergleichsweise pegelfest: bis zu 114 dB Maximalpegel |
| Edel gemachtes Gehäuse „Made in Denmark“ mit Metallfront |
Vertrieb:
Dynaudio Germany GmbH
Ohepark 2
21224 Rosengarten
www.dynaudio.de
Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
Dynaudio Contour 20 Black Edition: 7.000 Euro
Technische Daten
Dynaudio Contour Legacy | |
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Konzept: | 2-Wege Bassreflex |
Bestückung: | 1 x HT = 28 mm (Esotar3), TMT = 1 x 18 cm MSP-Membran |
Trenn-Frequenz: | 3.500 Hertz |
Wirkungsgrad (2,83 V / m): | 87,5 Dezibel |
Impedanz: | 4,6, Ohm |
Besonderheiten: | Limitiert auf 1.000 Paar, 10 Jahre Garantie |
Empf. max. Raumgröße: | 40 Quadratmeter |
Maximalpegel (Dauer / kurzfristig): | 104 / 116 dB |
Mindest-Leistung für Max.-Pegel (Dauer): | > 120 Watt (4 Ohm) |
Abmessungen (B x H x T): | 21,5 x 44,0 x 40,3 cm |
Gewicht: | 14,6 Kilo (Stück) |
Alle technischen Daten |
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