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Monitor Audio Studio Test Aufmacherbild
Die Monitor Audio Studio ist eine hoch elegante und klanglich anspruchsvolle Kompaktbox. Mit Ständern kostet sie 1.800 Euro (Foto: Monitor Audio

Test Kompaktbox Monitor Audio Studio

Der Lautsprecherspezialist Monitor Audio ist hierzulande noch lange nicht so bekannt wie die ebenfalls aus Great Britain stammenden Mitbewerber von B&W und KEF. Was schade ist. Denn Monitor Audio hat ebenfalls schon eine lange Tradition (Gründung 1972) und außerdem eine unfassbar große, attraktive Angebotspalette. Darunter finden sich fünf ausgewachsene Lautsprecher-Linien für fast jeden Geldbeutel, dazu jede Menge Surround-, Installing- und Outdoor-Speaker. Und dann gönnen sich die Briten auch noch außergewöhnliche Solitäre wie die smarten Apex-Eier. Oder einen hoch eleganten 2-Wege-Lautsprecher wie die hier vorgestellte Kompaktbox Monitor Audio Studio.

Monitor Audio Studio Finish-Varianten
Ein extrem geradliniges Design mit schmaler Schallwand und großer Bautiefe. Die Abmessungen liegen bei 34.0 x 15.6 x 36,1 cm (H x B x T), das Gewicht bei 7,6 kg. Als klassisch urbanen Lautsprecher gibt es die Studio in drei dezenten Ausführungen: in Weiß, Schwarz, Grau (Foto: Monitor Audio)

 

Schon beim bloßen Anschauen ahnt man, dass dieser Lautsprecher etwas Besonderes ist. Die Schallwand ist gerade einmal 15,6 Zentimeter breit und doch ist noch ein Inlay eingearbeitet. Ein verwindungssteifes Aluminiumstück in Form einer angedeuteten Acht hält die beiden Tiefmitteltöner im 10-Zentimeter-Format und den AMT-Hochtöner auf festmöglichste Art zusammen.

Man kann das übrigens hören: Die üblichen Schallwände aus MDF sind im Vergleich zu Alu immer noch vergleichsweise nachgiebig, weshalb der Einsatz von Metall an dieser Stelle durchaus sinnvoll ist. Wenn nichts wackelt, kommt der Impuls umso präziser.

Monitor Audio Studio Mittelhochton-Element
Die drei Treiber sind felsenfest mit dem Metall verschraubt. Da wackelt nichts (Animation: Monitor Audio)

 

Diese angedeutete Aluminium-Acht wird nun aber nicht, wie man vielleicht vermuten könnte, schlicht mit der Schallwand verschraubt. Stattdessen haben die Magnete der Tiefmitteltöner Schraubgewinde in ihrer Mitte. Über zwei lange Gewindestangen wird nun das gesamte Konstrukt an die Rückwand geschraubt – und damit in die exakte Ausfräsung der Schallwand gezogen. Sehr durchdacht. Sehr elegant.

Monitor Audio Studio Innenaufbau
Schlauer geht es kaum: Über zwei Metallstangen, die im Magneten der Tieftöner verschraubt sind, wird der Metalleinsatz mit den Treibern gegen die Front gezogen. Man sieht keine Schrauben und auch die Körbe der Tieftöner sind vom Gewicht der Magneten entlastet. Die beiden Bassreflexkanäle (lila) versteifen das Gehäuse genau dort, wo die heftigsten Eigenschwingungen zu erwarten sind. Die Wände der Monitor Audio sind fast vollständig mit einem dicken Akustik-Schaumstoff beklebt. Der bedämpft die Seitenwände zusätzlich (Animation: Monitor Audio)

Die Wände der Monitor Audio Studio bestehen aus 15mm starkem MDF. Das erscheint erste einmal etwas dünnwandig. Aber wie in der Zeichnung zu erkennen, ist die Studio mehrfach verstrebt und ihre Wände sind mit festem Akustik-Schaum beklebt.

Vom Design sind die Briten selbst sehr angetan: Eine Bespannung für die Schallwand? „Haben wir nicht. Und wollen wir auch nicht“, erklärt selbstbewusst das MA- Entwicklungsbüro.

Aufgebaut ist die Monitor Audio Studio als symmetrische Konstruktion: der AMT-Hochtöner sitzt zwischen den beiden Tiefmitteltönern, die, um den Schalldruck anzuheben, den gleichen Frequenzbereich abdecken – von 50 bis etwa 2.700 Hertz. Darüber läuft dann bis weit über 40 KHz der AMT-Hochtöner.

An dieser Stelle muss ich einige Worte zum symmetrischen Aufbau verlieren. Diese, auch unter dem Namen „D’Appolito“ bekannte Anordnung findet vor allem im Heimkino Verwendung und beeinflusst die Abstrahlung deutlich. Wenn zwei (oder mehr) nebeneinander liegende Signalquellen (wie zum Beispiel Tiefmitteltöner) das genau gleiche Frequenzspektrum abstrahlen, kommt es – je nach Entfernung zum Ohr des Zuhörers – zu Auslöschungen. Man kennt das von weniger schlau gemachten (quer-liegenden) Center-Speakern mit gleichem Aufbau: Bewegt man den Kopf hin und her, verändert sich der Klang.

Bei aufrechtstehenden, symmetrischen Konstruktionen wie der Monitor Audio Studio passiert das Gleiche – nur halt nach oben und unten. Da auch der AMT-Hochtöner mit seiner großen Fläche ziemlich gerichtet abstrahlt, entsteht eine vergleichsweise „gerade“ Abstrahlkeule, die deutlich weniger Energie in Richtung Decke und Boden abgibt als klassisch aufgebaute Lautsprecher.

Monitor Audio Gold 100
Die im Preis recht ähnliche Monitor Audio Gold 100 folgt einem konventionellen Aufbau: mit nur einem Tiefmitteltöner und einem (Bändchen-) Hochtöner. Der Abstrahlwinkel nach oben und unten ist bei einer solchen Box sehr viel größer als bei symmetrisch aufgebauten Varianten (Foto: Monitor Audio)

In modernen Wohnzimmern macht genau das Sinn: Wenn wenig Möbel und viel glatte Flächen die Einrichtung bestimmen, ist jener Lautsprecher der bessere, der möglichst wenige Reflektionen verursacht.

Genau für solche Situationen hat Monitor Audio seine eigenständige Kompaktbox Studio erdacht, die ja auch von der Formsprache her bestens in edlen Wohnzimmern aufgehoben ist.

Monitor Audio Studio Metall-Element
Runde Formen im Bauhaus-ähnlichen Rechteckgehäuse: das Aluminium-Inlay in der Front der Monitor Audio Studio (Foto: H. Biermann)

Nicht nur äußerlich wirkt die Studio um einiges teurer als die 1.300 Euro, die Monitor Audio derzeit pro Paar aufruft. Auch die Technik ist vom Feinsten und die Tiefmitteltöner angeblich sogar der großen Platinum-Serie entliehen.

Die Membranen der auffälligen 10cm-Treiber bestehen aus einer Sandwich-Verbundstruktur mit extrem dünnen Schichten: vorn eine Aluminium-Schicht, hinten eine Schicht aus gewebtem Kohlefasermaterial und dazwischen ein wabenförmiges Nomex®-Kernmaterial.

Monitor Audio Studio Tiefmitteltöner
Der Aufbau des 10 cm Tiefmitteltöners. Gut zu sehen ist die Sandwich-Zusammensetzung des silbergrauen Konus, der – anders als bei den meisten konventionellen Tief- oder Mitteltonmembranen – vollkommen ohne Dustcap über der Schwingspule auskommt (Animation: Monitor Audio)

Dieser Sandwich-Aufbau sorgt für eine immense Steifigkeit. Aber auch der Antrieb ist das Ergebnis jahrelanger Studien; bei Monitor Audio geht man sogar so weit zu sagen, dies sei der verzerrungsärmste Konustreiber der Firmengeschichte.

Die Monitor Audio Studio in der Praxis

Zwei Tieftöner von 10 cm Durchmesser können naturgemäß keine Pegelgewitter im Bass entfachen. Aber die von Monitor Audio gewählte Abstimmung ist im Oberbass etwas angereichert und suggeriert so den Eindruck von „mehr Bass“. Zudem zeigen sich die selbst entwickelten Tiefmitteltöner als erstaunlich leistungsfähig.

Im Messlabor ermitteln wir standardmäßig die Verzerrungen bei 94 Dezibel (in 1 Meter Entfernung). Die dunklen Flächen zeigen die Verzerrungen bei diesem mittleren Schalldruck: Sie sind noch vertretbar hoch.

Daraus kann man auch einen Spitzenschalldruckpegel für dynamische Peaks ableiten: Für die Monitor Audio Studio liegt er bei etwa 100 Dezibel. Das ist angesichts der geringen Membranfläche eine Menge.

Monitor Audio Studio
Vor allem im Bereich der Übergangsfrequenz um 2.700 Hertz sind die Verzerrungen recht hoch (Messung: J. Schröder)

Damit kann man in kleineren und mittleren Wohnzimmern recht laut hören, aber längere Partybeschallungen verbieten sich natürlich mit der Kleinen.

Obwohl man mit ihr gar nicht so laut hören kann (oder sollte), ist es ratsam, dass der angeschlossene Verstärker über gewisse Leistungsreserven (nicht unter 50 Watt Sinus/Kanal) und viel Stabilität im Bassbereich verfügt.

Monitor Audio Studio
Der Impedanzverlauf der Studio ist im Leistungs-relevanten Bassbereich unkritisch. Oberhalb von 20 KHz geht die Impedanz deutlich unter 4 Ohm. Das ist aber nicht mehr entscheidend (Messung: J. Schröder)

Von der Größe und dem Erscheinungsbild her ist die Studio ja eigentlich wie gemacht für die Aufstellung auf dem Sideboard. Ich hatte damit allerdings kein Glück. Im frisch eingerichteten LowBeats Kompaktboxen-Hörraum (Fläche 15 qm) haben wir eine Sideboard-Lösung aufgebaut, um diese Variante auszuprobieren.

Monitor Audio Studio Logo
Das Logo ist im Korpus eingelassen. Auf der Unterseite sorgen kleine Gummi-Füßchen für eine Entkopplung vom Untergrund (Foto: H. Biermann)

Doch die Monitor Audio Studio spielte auf unserem Sideboard unter Wert. Zum einen saß der mittig angebrachte Hochtöner etwas zu tief (leichter Höhenabfall), zum anderen aber wurde der recht kräftige Bass um 70 Hertz noch kräftiger. Auf die passenden Ständer (Paarpreis: 500 Euro) geschraubt und mit knapp 70 cm zur Rückwand aufgestellt, war die Welt aber schnell wieder in Ordnung.

Monitor Audio Studio Stand
Die soliden Metallständer für die Studio kosten 500 Euro pro Paar und haben pfiffige Vorrichtungen, um die Kabel zu verstecken (Foto: Monitor Audio)

Das galt auch nach dem Umzug in den großen LowBeats Hörraum: Nach kurzer Suche war der richtige Abstand zur Rückwand gefunden und die Studios klangen auch bei einer Hördistanz von fast 4 Metern souverän. Hier können sie die Vorzüge ihres symmetrischen Aufbaus (und der daraus resultierenden, eher gebündelten Abstrahlung) voll ausspielen: Konventionelle Kompaktboxen dieser Größe tun sich in unserem Hörraum schwerer.

Die meisten Hörtests der Studio haben wir an unserem derzeitigen Lieblings-Amp der 5.000 Euro-Klasse, dem Cambridge Audio Edge, durchgeführt. Aber es gab auch Durchgänge mit Verstärkern, die von der Preisklasse vielleicht besser passen: dem Exposure 1010 (650 Euro) und dem Pioneer A-70 DA (um 1.000 Euro).

Da wurde schnell deutlich, dass die Studio Kraft und Kontrolle braucht; an dem kleinen Exposure wurden die (ja eh leicht angehobenen) oberen Bässe etwas zu füllig. Am deutlich kräftigeren Pioneer klang das Ganze nicht nur „schneller“, sondern auch feiner.

Hörtest

Yello: Toy. Das Cover
Toy ist das 13. Album von Yello. Alle sind extrem gut aufgenommen, dieses aber vielleicht am besten (Cover: Amazon)

Was erwartet der geneigte HiFi-Fan von einer Box mit zwei solchen Mini-Tieftönern? Wahrscheinlich nichts. Dann wird er von der Studio mächtig überrascht. Mir jedenfalls ging es so. Dass so viel Bass und satte Wärme aus einem so kleinen und schmalen Lautsprecher kommen können…

Wir hatten die Monitor Audio Studio über viele Wochen im Hörraum und so kamen zwangsläufig fast alle unsere üblichen Hörtest-Alben zum Einsatz. Zum Beispiel die Yello Toy. Die Bässe auf dem Album sind nicht ultratief, kommen aber brachial. Und die Studio transportiert die Tieftonschläge und die tief wabernden Grooves erstaunlich kraftvoll und satt.

Die Canton A45 BS, eine  Art Preisklassen-Referenz bei LowBeats, hat gefühlt eine Oktave mehr Tiefbass und zeigt auch in den Tiefen der Aufnahme noch etwas mehr Information. Aber die Monitor Audio ist in den Mitten etwas lebendiger und griffiger; die Canton wirkt in diesem Bereich dezenter und feiner.

So klingt auch Musik von Singer/Songwritern wie Sean Rowe (Album: New Lore) mit der Monitor Audio Studio wunderbar lebendig. Die tiefe Stimme des Sängers hat viel „Körper“ und Charakter, aber vor allem die Plastizität der Wiedergabe ist ein Hammer: Die schmale Box modelliert die akustischen Ereignisse so luftig in den Raum, als könnte man jedes Instrument oder den Meister selbst anfassen. Klasse

Der Vergleich mit der ebenfalls sehr urbanen und chic designten KEF LS 50 (Paarpreis: 1.200 Euro) drängt sich auf. Auch die KEF ist ja (dank ihres Koax) eine Meisterin der dreidimensionalen Abbildung. Auch sie schafft es, eine bemerkenswerte 3D-Raumtiefe darzustellen.

Sowohl LS 50 als auch Studio mogeln ein bisschen mit nicht immer präzisen Bässen. Das ist erlaubt, wenn nicht gar Pflicht in dieser Größenklasse – sonst klingt es nämlich schnell dünn. Doch die Monitor Audio hat noch ein wenig mehr Punch in den Bässen und spielt in den Mitten lebendiger – das macht Schlagzeug-Soli impulsiver und authentischer.

Diese Lebendigkeit in den Mitten ist ein Charakterzug, der die Studio auch etwas vom klassischen Monitor Audio Linienprogramm abhebt. Die Mitten sind nicht nur etwas habhafter, sondern auch ein wenig rauer, nicht ganz so fein wie bei der KEF LS 50, der Canton A45 BS und einigen MA-Modellen; sie hat quasi etwas mehr Grip.

Monitor Audio Studio im LowBeats Hörraum
Kleine Box im großen Hörraum: Nicht nur am Referenz-Verstärker Cambridge Edge A (vorne im Bild) klang die Monitor Audio Studio erstaunlich souverän (Foto: H. Biermann)

Fazit

Hätte ich schätzen sollen, hätte ich die Monitor Audio Studio deutlich teurer angesetzt. Sie ist exzellent verarbeitet und vollgestopft mit edler Lautsprechertechnik. Sie folgt einer sehr schönen Design-Sprache und klingt – gemessen an ihren Preis von 1.300 Euro – exzellent.

Ihrer Form nach ist sie, wie der Brite sagt, ein klassischer Bookshelf-, also Regal-Lautsprecher. Doch sie gehört auf den von Monitor Audio empfohlenen Ständer; erst dort kommt auch die unglaublich plastische Abbildung wirklich zum Tragen.

Die Studio ist eine tolle Kompaktbox, die aber Fürsorge braucht: Bei der Aufstellung ist sie etwas kritischer als andere Lautsprecher ihrer Klasse und auch die Qualität des angeschlossenen Verstärkers sollte hoch sein.

Diese Mühe aber belohnt die Studio mit einem wunderbar holografischen und breitbandigen Klangbild und der seltenen Fähigkeit, auch in karg eingerichteten Designer-Wohnzimmern absolut überzeugend zu klingen.


Monitor Audio Studio
2018/12
Test-Ergebnis: 4,4
SEHR GUT
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Lebendig-natürliches Klangbild
Holografische Abbildung
Elegantes Erscheinungsbild, tolle Verarbeitung
Für größere moderne Wohnzimmer geeignet

Vertrieb:
Pannes Vertriebs KG
Berliner Straße 3
23795 Bad Segeberg
derbesteklang.de

Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
Monitor Audio Studio: 1.300 Euro
Monitor Audio Studio Stand: 500 Euro

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Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.