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Buchardt S400 MKII vorn/hinten
Bei der Kompaktbox Buchardt S400 MKII stimmt fast alles: das Aussehen, der Klang und nicht zuletzt der attraktive Preis von 2.100 Euro (Foto: Buchardt)

Test Kompaktlautsprecher Buchardt S400 MKII

Wer möchte nicht gern ein Upgrade? Mads Buchardt hat sich eines gegönnt – und seinen Fans. Die neue Buchardt S400 MKII ist das Paradebeispiel für eine gelungene Überarbeitung. Alles noch einen Tick besser, großformatig im Panorama, aber immer noch klein im Formfaktor.

Da spüre ich eine unbändige Lust, einmal die KI zu befragen: Wie würdest du den Lautsprecher Buchardt S400 MKII in einem Satz charakterisieren? Die Antwort: „Der Lautsprecher Buchardt S400 MKII ist ein Vertreter der kompakten Bauart und entspricht in allen Details dem Idealbild einer üblichen 2-Wege-Konstruktion.“ Hmm. Das hört sich gut an und ist in sich richtig. Aber „üblich“ ist an diesem Lautsprecher nur wenig.

Tatsächlich spinnen die Dänen wunderbar eigenwillig. Genauer gesagt, der Chef selbst – Mads Buchardt. Der ist eben kein alter Haudegen, sondern überraschend jung – für einen Lautsprecher-Entwickler ebenso wie für einen Firmenchef. Aber er scheint alles richtig gemacht zu haben, denn die Firma boomt. Man ist sogar seit unserem Einstiegstest der S400 (ohne MKII) umgezogen. Von einem verschlafenden Ort im dänischen Nirgendwo in ein stattliches Gebäude in Silkeborg. Das liegt zwar noch immer weit weg von der Hauptstadt, aber idyllisch und zentral im Mitteljütland, auf halber Strecke zwischen Aarhus und Struer (da kommt Bang & Olufsen her, da will Buchardt in seinem Renommee noch hin). Die Ur-S400 poppte vor genau fünf Jahren in unserem Hörraum auf. Viele Lautsprecher habe ich vergessen, diese schöne Box blieb in meinem Bewusstsein. Weil sie eben so anders war.

Buchardt S400 MKII vorn/hinten
Die Buchardt S400 MKII von hinten (links) und von vorn (rechts); (Foto: Buchardt)

Buchardt S400 MKII – die Technik, das Upgrade

Das Vorurteil will, dass an einem Kompaktlautsprecher der Hochtöner oben liegt, darunter der Tiefmitteltöner und nach hinten geht die Bassreflexöffnung heraus. Alles falsch bei der S400. Hier liegt der Hochtöner unter dem Tiefmitteltöner und im Rücken schwingt eine Passivmembran in ovaler Form. Als ob dem nicht genug wäre, liegt der Hochtöner auch noch in einer Hornmulde. Kann man machen, unser Chefredakteur Holger Biermann brachte in der Schlagzeile damals sogar das selten genutzte Wort „genial“ ein. Ich hätte das nicht ausgesprochen – aber wenn die gute Fee käme und ich nur eine Kompaktbox zu mir nach Hause nehmen dürfte, es wäre die S400, natürlich in der MKII-Version. Die Klangbeschreibung folgt weiter unten. Nur so viel vorab: Auf YouTube überbieten sich die US-amerikanischen Influencer in der maximalen Nennung des Wortes „punchy“ (schlagkräftig).

Fangen wir von hinten an. Von der Rückseite. Entwickler, die auf Bassreflex-Rohre setzen, können klassisch unterwegs sein – oder auch geizig. Versteht jeder: Ein Röhrchen kostet weniger als eine Passivmembran. Die ist bei Buchardt Audio üppig, sehr groß, gemeinsam mit dem Single-Wiring-Terminal nahezu vollformatig auf der Rückseite – ein Oval von etwas über zwölf Zentimetern in der Breite und 20 Zentimetern in der Höhe. Wobei das Wort „Passiv“ eigentlich alle technischen Details verrät. Hier gibt es eine Membran – keinen Antrieb, keine Kabel, zwar eine Zentrierspinne und ein zentrales Gegenwicht, damit hat es sich aber auch schon. Wo liegen die Vorteile? Ein Bassreflexrohr lässt häufig auch die tieferen Mitten passieren. Auch die BR-Strömungsgeräusche können das Klangergebnis stören. Eine Passivmembran hat diese Nachteile nicht. Sie kommt immer dann zum Einsatz, wenn die BR-Röhre wegen der optimalen Abstimmung zu lang oder zu lang geriete.

Buchardt S400 MKII Passiv-Membran
Die ovale Passiv-Membran auf der Rückseite sorgt für den Tiefbass (Foto: Buchardt)

2.100 Euro setzt Buchardt Audio für ein Pärchen an, das ist gehoben. Kann aber noch getoppt werden, rein äußerlich durch das Finish – eben in Knallfarben wie orange (eigentlich eher ein Gelb), grün und blau. Hier greift auch die Limitierung auf je 25 Paare pro Farbe, bei 2.500 Euro. Und da geht noch mehr. Nämlich die „Signature Edition“ in „Rost“. Tatsächlich eine braun gesprenkelte Schicht auf dem HDF-Gehäuse (2.900 Euro). Da ändern sich auch die Zugeständnisse der Dänen an die Garantiezeit: Die „normale“ S400 MKII listet zehn Jahre auf, die Sammlerstücke werden auf 20 Jahre erhöht.

Buchardt S400 MKII Ständer
Eigentlich ein Muss: der dreibeinige Ständer namens Stativ (Foto: Buchardt)

Wer die Sprache richtig verstanden hat, kommt auch nicht darum herum, ein passgenaues Paar der bildschönen, dreibeinigen Ständer zu kaufen. Hier ist Farbe nicht preissensibel, aber 450 Euro kann man ebenfalls nicht als Kleinigkeit abtun. Doch gleich sei die Lanze gebrochen: Die Verarbeitungsqualität ist von hoher Güte. Schon hier halten die Dänen das High-End-Versprechen ein…

…und bleiben auch auf der Frequenzweiche konsequent. Hier liegt eine der Hauptdifferenzen zwischen der Erst- und der MKII-Version. Die Kondensatoren kauft Mads Buchardt nun bei Miflex an – einen teuren Papier/Öl-Mix. Sie flankieren die „Cross-Caps“ von Jantzen Audio Denmark. „So it was a huge step up in quality there“, lässt uns Mads Buchardt im Gespräch wissen.

Buchardt S400 MKII Frequenzweiche
Eine seltene Bauteile-Qualität für diese Preisklasse. Gefiltert wird steilflankig – was bei der tiefen Trennfrequenz des kleinen Hochtöners auch dringend geboten ist… (Foto: Buchardt)

Wer die beiden Versionen nebeneinander stellt, stößt auf einen offensichtlichen Unterschied – die jetzt aktuelle Version hat um vier Zentimeter in der Tiefe zugelegt. Das ist primär dem neuen Tief/Mitteltöner geschuldet. Die Alu-Membran in der Ur-Version ist entschwunden, nun vertraut der Chef klassischem Papier –jedoch in einer Langhub-Variante, die aber einfach mehr Volumen verlangt. Der Seidenhochtöner scheint sich bewährt zu haben und wurde nicht angerührt. Ebenso der Aluminium-Waveguide davor. Rein technisch geht das in Richtung eines Hornvorsatzes, der die Bandbreite vergrößert: Die Übergabefrequenz liegt bei ungewöhnlich tiefen 1800 Hertz, der Hochtöner läuft aber hoch bis 40.000 Hertz. Das ist clever gemacht.

Buchardt S400 MKII Tweeter
Die Hochtonkalotte hat nur einen Durchmessern von knapp 19 mm, wirkt aber wegen des vorgesetzten Horns (das den gleichen Durchmesser hat wie der 15,2 große Tiefmitteltöner) deutlich beeindruckender (Foto: Buchardt)

Praxis

Unsere Messwerte zeigen eine hohe Linearität und weitgehende Anspruchslosigkeit – auch kleinere Verstärker würden ausreichen. Nur über ein stabiles Netzteil sollte er verfügen…

LowBeats Messung Buchardt S400 MKII Impedanz, Phase, EPDR
Die Impedanz (rote Kurve) verläuft stabil oberhalb 3 Ohm und auch die Phasen-Schwankungen (blaue Kurve) fallen moderat aus. Einzig das Produkt aus Impedanz und Phase, der EPDR-Wert (graue Kurve) sackt auf 1 Ohm (bei 120 Hz) und weist darauf hin, dass das Netzteil möglichst stabil sein sollte (Messung: J. Schröder)

Hier empfehlen sich Vollverstärker vom Schlage des Cambridge CXA 81 MKII oder des Rotel RA 12 MK II. Beide passen preislich (etwa 1.200 Euro) als auch mit ihrem dezenten Klang, vor allem aber wegen ihrer wirklich stabilen Netzteile, die auch bei Impedanzen unter 2 Ohm nicht “weich” werden.

Buchardt-S400-MKII-Aufstellung
Der Frequenzgang der S400 MK II verläuft ungewöhnlich linear und fällt unter 50 Hertz rapide ab. Das ermöglicht den Besitzer, die kleine Dänin dicht an die Rückwand zu rücken – ohne, dass es dröhnt (Foto: Buchardt)

 

Die S400 MKII ist wie ihre Vorgängerin nicht für extreme Pegel geschaffen, kann aber erstaunlich laut. 96 Dezibel maximalen Schalldruck ermittelte das LowBeats Messlabor. Legt man den ebenfalls ermittelten Wirkungsgrad von 85,5 dB zugrunde, reichen die gut 100 Watt der empfohlenen Verstärker locker, um die Buchardt pegelmäßig auszureizen.

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LowBeats Messung Buchardt S400 MKII Pegel @85dB
Die Wohnziummer-Messung bei 85dB zeigt die fast perfekte Linearität der S400 MKII (Messung: J. Schröder)
LowBeats Messung Buchardt S400 MKII Pegel @96dB
Die Hiochpegel-Messung (@96dB) zeigen einen breitbandigen Verzerrungsanstieg im Tiefmitteltonbereich; der Hochton könnte sehr viel mehr Pegel vertragen (Messung: J. Schröder)
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Hörtest

Womit wir mitten im Hörtest wären. Die Ur-S400 habe ich mit Mahler gepeinigt und mit Katie Melua wieder versöhnt. Diesmal der umgekehrte Weg, von klein nach groß. Auf dem Cover zu seinem neuen Album „In The Real World“ räkelt sich Eric Bibb auf einem Sofa mit – Moment, nachzählen – zwanzig Gitarren. Nur ein elektrisches Modell ist darunter. Ach, auch ein Banjo lungert in der Sofaritze herum. Also die klare Botschaft, dass es hier akustisch zugeht, in feiner 24/96-HighRes-Auflösung.

Cover Eric Bibb In the real World
Eric Bibb „In The Real World“ gibt es auch als HiRes-Version – sehr empfohlen… (Cover: amazon)

Das ist genau die Kost für die Fans und High-End-Freunde. Die Saiten sind mit Energie aufgeladen, das Becken des Schlagzeugs tickt hell, die Samtstimme bringt uns wieder auf die Erde. Bei „Stealin’ Home“ stampft der Chef hart auf den Bühnenboden. Wie viel Bass kann die S400 MKII? Erstaunlich viel – nicht in der puren Tiefe, da wäre noch Luft nach unten, aber die Kontrolle ist großartig, würde jedem Studio-Monitor schmeicheln. Aber für das Nahfeld ist sie nicht geschaffen, sie braucht Wohnraum zur Entfaltung; der Hochtönervorsatz verlangt zudem eine möglichst symmetrische Aufstellung. Denn die Reflexionen sind essenziell für die Abbildung. Und eben diese ist überaus weit: Vorn spielt Eric Bibb eine Gitarre mit hellen Stahlsaiten, weiter hinten im Studio legt eine klassische Gitarre mit größerem Korpus die Harmonien darunter. Das ist genau der Mix aus Gefühl und Brillanz, der viele von uns bewegt.

Bewegend auch, wenn sich der künstlerische Chef des Labels der Berliner Philharmoniker mit dem Cheftontechniker ins Archiv begibt. Olaf Maninger spielt seit Jahren das Cello im Orchester – und hatte den kürzlich verstorbenen Seiji Ozawa mehrfach am Chefpult erlebt. Nun der große Griff in nie veröffentliche Aufnahmen, wahlweise im 24-Bit-Download oder als 6CDs-plus-Blu-ray-Box.

Phil Ozawa
Tipp auch im Preis: Sonst greifen die Philharmoniker tief in unsere Taschen, dieses Mal begnügt sich das hauseigene Label bei der Box mit 89 Euro – zuschlagen! (Cover: Amazon)

Für die Klangfans gibt es viel Stoff, Mahler, Bruckner, auf Qobuz kann man in die „Alpensinfonie“ von Richard Strauss vorlauschen. Der Name ist Programmmusik: Rauf auf den Berg, dem Gipfel und dem Sturm standhalten. Keine Symphonie beginnt und endet so leise – doch mit vollem Orchester und Windmaschine auf dem Scheitelpunkt, anschnallen und den Lautstärke-Regler in Griffnähe behalten. Gerade kleine Zweiwegler bekommen bei solcher Musik Schnappatmung. Die Burchard nicht. Wobei die Einschüchterungsdynamik gar nicht so zwingend geriet – aber diese Weite im Klangbild, zum Niederknien. Dem Wort vom „Streicherteppich“ sollte man grundsätzlich misstrauen – außer er wird wie hier Erlebnis. Pracht, Fülle und pure Schönheit, Richard Strauss hätte seine Freude daran gehabt.

Ja, an einer großen Standbox haben wir mehr Peng und Beckenschlag, mehr Kontrabass-Grummeln. Aber die räumliche Abbildung ist den Dänen auf Weltklasse-Niveau gelungen. Noch einmal in das Faktenblatt geschaut: 2.100 Euro – ich wüsste nicht, ob man diese Preisrelation noch als fair erachten kann. Aber es fühlt sich gut an, Mads Buchardt über den Tisch gezogen zu haben.

Buchardt S400 MKII vs LS 3/5a
Die S400 MKII im Vergleich zu einer anderen großen Kleinen: der LS 3/5a. Es ist vom ersten Moment an zu hören, welches der modernere Lautsprecher ist… (Foto: H. Biermann)

Zum Vergleich rät Chef Holger Biermann zu einer LS3/5A, dem legendären BBC-Monitor, in der Version des britischen Herstellers Harwood – aber baugleich zu der neuen Sahneschnitte von Musical Fidelity. Der Unterschied zwischen der Britin und der Dänin ist groß, wie der Alpengipfel von Strauss. Die LS3 fokussiert stärker, hat vermeintlich mehr Schmelz, unterschlägt aber einige Details und die Weite des Klangbilds. Die S400 MKII kann deutlich weiter, luftiger, dynamischer und weit lauter…

Schlussfrage: ist die MKII besser als die MKI? Ja, nachvollziehbar – aber der Vergleich ist unsinnig. Die Ur-Version wird nicht mehr gebaut. Die MKII ist nun das Maß der Dinge. Auch für uns – die Dänin bleibt als Referenz ihrer Preisklasse bei uns.

Fazit Buchardt Audio S400 MKII

Die Buchardt Audio S400 ist mein neuer Favorit in der Klasse um 2.000 Euro. Diese Mischung aus Tempo, Tiefe und Panorama ist verführerisch.

Das war ein rhetorischer Trick. Ich habe die Anführungszeichen vergessen. Denn genau mit diesem Satz eröffnete ich auch das Fazit zur Erstausgabe der S400 vor über vier Jahren. Es spricht für die Beharrlichkeit und das Können der Dänen, dass sich auch mit der MKII nichts an dieser Wahrheit geändert hat. Raum können viele Zweiwegler, Dynamik nur wenige. Dieser Raum und diese Dynamik zusammen sind maximal selten und ebenso maximal verführerisch. Tolle Präsenz gerade auch im Zusammenspiel mit sinnig-kleinen Amps. Aber in den hohen Ansprüchen an die Aufnahmequalität können die Dänen unerbittlich sein.

Buchardt Audio S400 MKII
2024/12
Test-Ergebnis: 4,5
ÜBERRAGEND
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Feiner, realistischer Druck, hohe Spielfreude, energiereicher Klang
Stabil und erstaunlich groß in der Abbildung
Tolle Verabeitung, stimmiges „Danish Design“
Wandnah aufstellbar

Vertrieb:
Hifi Pilot GmbH
Höhenstr. 7
75239 Eisingen
www.hifipilot.de

Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
Buchardt Audio S400 MKII: 2.100 Euro
Stativ Buchardt Audio MK II: 450 Euro

Die technischen Daten

Buchardt s400 mkii
Technisches Konzept:2-Wege Komapktbox mit Passiv-Membran (12 x 20 cm)
Treiber (alles Accuton):TMT: 1 x 15,2 cm, HT: 1 x 19 mm (mit Waveguide)
Wirkungsgrad:85,5 dB (2,83 Volt)
Maximaler Pegel (Dauer / kurzfristig):96 dB / 105 dB
Verstärkerleistung für max. Dauer-Pegel:
56 Watt
Min. Impedanz:
2,9 Ohm
Abmessungen H x B x T:36,5 x 18,0 x 28,0 cm
Gewicht:7,5 Kilo
Alle technischen Daten
Mit- und Gegenspieler:

Test Kompaktbox Harwood LS 3/5a: der BBC-Klassiker für unter 1.000 Euro
Test Vollverstärker Cambridge Audio CXA81 MKII – wirklich besser als der Vorgänger?
Test Rotel A12 – der rundumsorglos Amp

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Autor: Andreas Günther

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Der begeisterte Operngänger und Vinyl-Hörer ist so etwas wie die Allzweckwaffe von LowBeats. Er widmet sich allen Gerätearten, recherchiert aber fast noch lieber im Bereich hochwertiger Musikaufnahmen.