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Audma HPA-1 mit FB
Der Audma Maestro HPA1 (hier mit Fernbedienung) ist der aktuell beste Kopfhörer-Verstärker, den wir kennen. Sein Preis: 9.600 Euro (Foto: Audma)

Test Kopfhörerverstärker Audma Maestro HPA1: Front-Staging dank ELISA

Olle Kamellen für die technisch Wissenden, trotzdem muss der Einstieg hierher: Eine Wiedergabe über Lautsprecher und Kopfhörer unterscheidet sich deutlich – vor allem emotional. Dabei geht es gar nicht so sehr um das mitunter unangenehme Tragegefühl. Wer mit den Membranen direkt an den Ohren lauscht, der bekommt die Abbildung nicht wie mit Lautsprechern gewohnt von vorn, sondern halt zwischen den Ohren – die oft beklagte In-Kopf-Ortung. Doch der italienische Kopfhörer-Verstärker Audma Maestro HPA1 verspricht einen Königsweg: Nämlich eine nahezu klanglich perfekte Wiedergabe plus eines Schaltkreises namens „Elisa“. Das steht für „Electronic Loudspeaker Imaging Simulating Amplifier“. Ein Simulant also, der die Kopfhörer-Wiedergabe auf das nächste Levelheben will.

Audma Maestro HPA1: Die Entstehung, die Technik

Das ist ernst gemeint – äußerlich ablesbar am Preisschild: 9.600 Euro. Das Design und die Verarbeitung sind ebenfalls hoch ambitioniert. Alles ruft an diesem HPA Profiqualität aus, volles 43-Zentimeter-Format, neun Kilogramm, Anschlüsse für große Klinke, kleine Pentaconn-Klinke und XLR. Hinzu kommen noch wahlweise zwei Griffe an den Seiten für eine Montage im Rack.

Audma HPA-1 Front
Der HPA-1 ist von seiner Idee her für den professionellen Einsatz entwickelt – man sieht es an den (abschraubbaren) „Ohren“ für 19 Zoll Racks (Foto: Audma)

Den Hersteller Audma hatte bislang wahrscheinlich keiner von uns auf dem Radar. Bei der High-End-Messe 2024 in München hatte man sich noch in die Neben-Messe „HiFi Deluxe“ in einem Hotelzimmer ausquartiert. Aber 2025 trumpfte Audma selbstbewusst auf der Canjam in New York auf und hat bereits die offiziellen Hallen der High-End 2025 gebucht.

Es gibt nicht so viele Informationen. Was wir wissen: Der Audma-Besitzer, Cesare Mattoli, ist zugleich Chefingenieur, der Sitz des Unternehmens liegt in Foligno/Umbrien. Der Maestro HPA1 ist das einzige Produkt im Portfolio. Oha, das könnte auch eine Bastelei vom Küchentisch sein. Ist es nicht. Al contrario! (ital.: Im Gegenteil) „Hi-Tech Solutions srl“ entwickelt seit über 25 Jahren Kontrollinstrumente und Teile für die Automation in der Großindustrie. Audma mag ein Nebenspielplatz von Cesare Mattoli sein, aber es ist ein finanziell stark ausgestattetes Herzensprojekt Made in Italy.

Was uns am meisten überzeugt hat: Klaus Gassmann von der Sound Heaven GmbH in Heidelberg hat den Vertrieb übernommen. Der Mann ist Profi-Musiker, Charismatiker und Ehrenmann – wenn er seine Hand für ein Produkt ins Feuer legt, dann muss etwas Besonderes passieren.

Klaus Gassmann, sound heaven
Klaus Gassmann ist nicht nur begeisterter HiFi-Händler, sondern vor allem Produzent und Musiker. In seinen Shows bläst der das Saxophon immer noch selbst (Foto: Sound Heaven)

Bleiben wir deshalb nochmals beim Alleinstellungs-Merkmal, eben „Elisa“. Hunderte Entwickler haben sich an dem Problem versucht und legten meist nur Vages vor. Das Grundproblem könnte dabei eine Chance sein: Ein Kopfhörer blendet den Hörraum aus, wir müssen uns nicht mit Raum-Tunig beschäftigen. Aber die Im-Kopf-Ortung bleibt, dazu der Umstand, dass von einem Lautsprecher-Paar auch Informationen des linken Kanals in den rechten einstreuen und umgekehrt – das ist von vielen Tonmeistern gewollt. Bei einem Kopfhörer ist die Trennung maximal hart. AKG hatte einmal mit Flügel-Membranen halb vor den Ohren experimentiert, dann kamen die DSP-Programmierer, aktuell gibt sich Apple als Vorreiter bei 3D-Audio. Großes Thema, lange Geschichte.

Cesare Mattoli legt sich als Heilsbringer aus dem Fenster: „Der von Audma entwickelte ELISA-Schaltkreis erzeugt die Klangbotschaft einer Stereoanlage ausgehend von der Analyse der physikalischen Werte, die beim Musikhören in einem Raum erkannt werden, und bietet so eine wertvolle Lösung für ein audiophiles Problem, das bisher als unlösbar galt.“ Elisa steht vor dem Patent, der Entwickler will nicht zu viel verraten, das verstehen wir, mussten aber dennoch nachhaken.

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Elisa will das Kopfhörer-Signal aus dem Kopf über und vor den Kopf zaubern – hier die ideelle Darstellung (Illustration: Audma)

Das Stereo-Signal wird analysiert, zerlegt, neu zusammengesetzt – und das offenbar nicht über einen digitalen Chip, sondern alles rein innerhalb einer analogen Schaltung. Die Recherche beim Blick unter die Haube findet schnell Grenzen. Wir sehen sehr schnell ein Zippo-Feuerzeug-großes Bauelement mit dem „Elisa“-Schriftzug, das seine Bauform als Prozessor-Chip nicht leugnen kann. Aber wer weiß – es ist vollverkapselt und würde sich wahrscheinlich bei einem Versuch des Öffnens selbst zerstören. Mission Impossible.

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Ein perfekter Dual-Mono-Aufbau. Oben rechts sitzt der gekapselte Elisa-Baustein (Foto: Audma)

Zweifellos handelt es sich hierbei um einen Chip, den AKM AK4490REQ DAC – die aktuelle Speerspitze in der Wandlung von Formaten, die faktisch nur im Profibereich voll ausgespielt werden. Also PCM bis 768 Kilohertz bei 32 Bit oder DSD 265. Auch beim Umfeld kauft Cesare Mattoli mit dem Willen zur Opulenz zu. Der Aufbau in Doppel-Mono-Architektur, die Elektrolyt-Kondensatoren stammen von Nichicon, die MKP-Kondensatoren aus der höchsten Red-Serie von Wima. Hinzu kommt ein Alpine-Motorpotenziometer von Alps – der Maestro ist also fernsteuerbar. Die Zugabe in der Zugabe: Auf der Rückseite kann ich über einen DIP-Schalter die Ein- wie Ausgänge im Pegel definieren und den HPA1 neben dem starken DAC auch zum Edelklasse-Vorverstärker machen. Da fühlt sich das Preisschild schon ganz anders an.

Audma HPA-1 Anpassung
Etwas ungewöhnlich, aber in der Praxis höchst angenehm: die Pegelanpassung der Ein- und Ausgänge auf der Rückseite (Foto: Audma)

Die Fernbedienung ist wertig, aber nicht zwingend. Die Finger sehnen sich nach den abermals professionell wirkenden Knöpfen aus Vollmetall an der Front. Die sind dezent hintergrundbeleuchtet im gleichen Gelb-Ton wie die beiden VU-Meter.

Audma HPA-1 Anzeige
Die VU-Meter geben dem HPA-1 das charakteristische Äußere (Foto: Audma)

Die Lautstärke bekommt dabei den größten Dreher, klar. Aber links davon steht ein ganzes Orgelregister. Die Wahl der Eingänge – offensichtlich. Balance, Mono/Stereo vielleicht auch. On top jedoch sind gleich drei Regler für „Elisa“ reserviert. Will ich die „Dame“ nicht hören, dann kann ich sie komplett aus dem Signalweg nehmen. Hole ich sie an Bord, muss ich über die Größe der Klangbühne, im Kern über die Entfernung von und zwischen den Lautsprechern entscheiden. Dazu über den Winkel der fiktiven Lautsprecher zum Sweetspot bestimmen.

Audma HPA-1 Bedienung
ELISA machts nötig: die drei der vielen Regler gehören der Abbildungs-Simulation (Foto: Audma)

Das ist keine Hürde, man findet schnell ein Ideal – vielmehr eine Vorliebe, die aber von Musikstil zu Musikstil unterschiedlich ausfällt. Ausfallen muss. Ein Orchester sehnt sich nach mehr Rauminformationen, eine karge Studioaufnahme will mit eher weniger auskommen. Da hätte man sich in der Dokumentation von Audma mehr Hintergründiges gewünscht, zur Basis-Technologie, vor allem aber zu dem großen Ozean der psychoakustischen Wirkung. Aber die laufenden Patent-Verhandlungen weltweit bremsen hier die Plauderlaune des Entwicklers aus.

Hörtest

Also hören wir das Wunderwerk – unter anderem mit dem T+A Solitaire P und dem Fostex TH 1100RP. Ganz frisch hat uns die Meldung erreicht: Anette Askvik ist musikalische Botschafterin der High-End 2025. Eine gute Bekannte, ihr Album „Liberty“ dreht als Referenz seine Runden auf unseren zu testenden Plattenspielern (steht nirgendwo, aber unbedingt 45 Umdrehungen vorgeben!). „Liberty“ eröffnet das Album, das ist schwebende, nordische Musik, man sieht vor den Ohren schneeweiße Gletscher und lange Flüsse, ein extrem anspruchsvoller Mix. In dem Anette auch mit sich selbst im Duo singt, halb-links und halb-rechts.

Cover Askvik Liberty
Anette Askvik „Liberty“: Einfach ein Traum – und ein Überraschungserfolg für die junge norwegische Sängerin. Da gibt es Wendungen, viel Ruhe, gewaltige Klanglandschaften. Die Fans kaufen die Doppel-LP und stehen auf der High-End 2025 für ein Autogramm an (Foto: Amazon)

Also eine perfekte Vorlage für das „Electronic Loudspeaker Imaging Simulating“. Es ehrt Audma, dass keine Show daraus wird, auch wenn wir Weite und Winkel auf das Maximum vorgeben, der Effekt ist Diener der Musik und keine Cinemascope-Blähung. „Blue Lights“ startet mit Ultra-Tiefbass und der Singstimme in der punktgenauen Mitte. Im „Elisa“-Modus bleibt die Sopranistin auf diesem Punkt festgenagelt, aber die Raumwirkung wird plötzlich keilförmig. Da ist tatsächlich etwas Lautsprecher-im-Raum-Feeling, aber für eine Ortung außerhalb des Kopfes ist das zu wenig. Die Revolution findet im audiophil-aristokratischen Salon statt, nicht auf den Barrikaden.

Wie tönt der Effekt, wenn wir nicht im abgeschotteten Studio basteln, sondern live im kleinen Konzertsaal dabei sind? Konstantin Wecker ist mit einem neuen Live-Album vertreten – der Meister am Flügel und am Mikrofon. Da kann man nicht in die räumliche Unendlichkeit fliegen. Tatsächlich gefällt mir der HPA in der Abwesenheit von Elisa hier am besten. Das hat einerseits die Robustheit eines Studio-Profi-Amps, dazu der Dauerdruck und Schub aus dem Oberbass.

Cover Konstantin Wecker live
Cover Konstantin Wecker „Live“: Der alte Mann im Meer seiner Fans. Das neue Live-Album von Konstantin Wecker ist maximal berührend, es gibt die Klassiker, aber auch Entdeckungen. Sehr karg im Mix, aber gutem Raumgefühl (Foto: Amazon)

Über die Auflösung – bestimmt der Kopfhörer. An einen Beyerdynamic doppelt sich ein wenig der ultradirekte Gib-es-mir-Effekt, schon etwas zu viel von Samt und Oberbass. Als Referenz der Analyse hängt bei uns der T+A Solitaire P auf einem schmucken Ständer. Das „P“ steht für „Planarschallwandler“, also – fast – ein Elektrostat. Mehr Luft und Feindynamik kenne ich nicht. Der Zauber gelingt aber nur mit dem richtigen Antrieb. Den T+A im Idealfall gleich Form des HA 200 mitliefern will. Wenn sich der neue Audma mit etwas Vergleichbarem messen muss, dann mit diesem Super-Kopfhörerverstärker, der allerdings – irritierenderweise – keine Vorstufenfunktion anbietet. Dessen Innenaufbau ist noch enger gefüllt: mit zwei Ringkerntrafos und überdimensionierten Transistoren. VU-Meter auch hier – und der etwas niedrigere Preis von 6.600 Euro.

Musiktipp aus der Klassik, ganz frisch von der Deutschen Grammophon in 24 Bit und 96 Kilohertz veröffentlicht: die Klavierkonzerte von Maurice Ravel mit Seong-Jin Cho und dem Boston Symphony Orchestra unter Andris Nelsons. Der Herzensbrecher und Klangrausch steht in D-Dur – das Klavierkonzert für die linke Hand, geschrieben für den österreichischen Pianisten Paul Wittgenstein. Der ältere Bruder des Philosophen Ludwig Wittgenstein hatte im Ersten Weltkrieg den rechten Arm verloren – zahlreiche Komponisten gewann er für eben ein Konzert nur für den verbliebenen linken Arm. Wer das Ravel-Konzert hört, glaubt nicht daran. Das ist hochvirtuos, für das innere Auge eigentlich unfassbar, dass hier nur fünf Finger über die Tastatur wirbeln.

Ein Mann auf dem Cover – im Vollbesitz seiner virtuosen Möglichkeiten. Aber eines der Klavierkonzerte ist nur für die „linke Hand“ geschrieben. Sehr berührend in seiner Entstehungsgeschichte – aber ein Ritt mit allen dynamischen Möglichkeiten plus Großorchester. Die neue Referenz (Foto: Amazon)

Die Neuaufnahme knallt, jubelt, wird aber nie hart. Der T+A-Verstärker spielt auch das Kantige unerbittlich aus, bleibt stets präzise und im höchsten Maße detailtreu. Er ist nicht zufällig LowBeats Referenz. Der italienische Audma sucht den Rausch im Vertikalen – in den komplexen Harmonien, nicht in den Kaskaden. Das scheint „softer“, ist aber mal wieder der Grundcharakter der Abstimmung, eben mehr der schönen Wucht verpflichtet, der Flügel hat hier deutlich mehr Körper und Dynamik. Ich darf subjektiv sein: Der Italiener ist klar mein Liebling. Auch in der Relation zum deutlich gehobenen Preis?

Ja. Denn ich habe mir den Maestro auch als DAC-Vorstufe an den hervorragend neutralen Studio-Monitoren HEDD Type 07 MK2 angehört. Der HPA1 klingt minimal hell, aber wunderbar transparent, detailreich und sehr fein. Meine These: Wer den HPA1 kauft (und wem die beiden Analog- und drei Digital-Eingänge reichen), kann auch die Frage nach DAC und Vorstufe – zumindest im Bereich unterhalb 3.000 bis 4.000 Euro – bedenkenlos ad acta legen.

Fazit Audma Maestro HPA1

Großartig in seiner professionellen Ausrichtung. Spannend in seiner Adaption eines realen Wohnraums mit zwei Lautsprechern an der Front. Aber auch als klanglich exzellente Vorstufe mit ebenso überzeugendem DAC. Klar: Der Preis macht den Maestro HPA1 zum Adressaten einer engen Zielgruppe. Die er aber finden sollte. Der Grundcharakter ist auf hohe Dynamik und starke Basspräsenz ausgelegt. Die Fraktion der Topklasse, beispielsweise von Sennheiser, Fostex und T+A, feiern Ultimatives in der Weite und in der Sogkraft guter Aufnahmen. Ein Hammer. Aber eben auch zum Hammerpreis…

Audma HPA1
2025/04
Test-Ergebnis: 4,4
SEHR GUT
Bewertungen
Klang
Praxis

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Klanglich zupackend, auch im Bass energiereich und insgesamt wunderbar transparent
Technisch unkritisch im Zusammenspiel mit den meisten Kopfhörern
„Elisa“ zaubert Lautsprecher-Feeling mit Front-Staging
Auch als DAC und Vorstufe exzellent. Eingänge im Pegel anpassbar

 

Vertrieb:
Sound Heaven GmbH & Co. KG
Pleikartsförsterhof 4/1
69124 Heidelberg
www.sound-heaven.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
AUDMA Maestro HPA1: 9.600 Euro

Technische Daten

Audma Maestro HPA1
Konzept:DAC-Kopfhörer-Preamp
Wandler-Bestückung:AKM AK4490REQ DAC
Eingänge:analog: 1 x RCA, 1 x XLR, digital: 1 x USB, 1 x optisch, 1 x Koax
Ausgänge analog:analog: 1 x RCA, 1 x XLR
Kopfhörer-Ausgänge:Pentaconn, 6.3 mm (inklusive Mini-Adapter,) XLR 4-pin
Besonderheit:ELISA (analoge Crossfeed-Schaltung)
Farben:
Silber
Abmessungen (B x H x T):43 x 11 x 40 cm
Gewicht:8,7 Kilo
Alle technischen Daten
Mit- und Gegenspieler:

Doppeltest Over-Ear-Kopfhörer Fostex TH1100RP und TH1000RP: offen versus geschlossen
Kombitest Kopfhörer mit -Amp: T+A Solitaire P und HA 200


 

 

 

Autor: Andreas Günther

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Der begeisterte Operngänger und Vinyl-Hörer ist so etwas wie die Allzweckwaffe von LowBeats. Er widmet sich allen Gerätearten, recherchiert aber fast noch lieber im Bereich hochwertiger Musikaufnahmen.