Mit der Vorstellung des neuen Mac mini mit M4-Prozessor im vergangenen November hat Apple einen echten Hit gelandet. Die in Design, Größe und Technik überarbeitete Plattform des kompakten Desktop-Rechners ist in vielerlei Hinsicht wegweisend. Warum das so ist und wieso dieser Computer ausgerechnet für Musik- und HiFi-Freunde eine heiße Empfehlung ist, beschreiben wir hier. Vor allem – aber nicht nur! – als Roon Server überzeugt der mini.
Computer goes High End
Wie bitte? Jetzt testet LowBeats schon Computer? – Nicht wirklich. Typische Computertests mit Benchmark-Messungen zur Leistungsermittlung und anderen IT-typischen Betrachtungen der Hard- und Software überlassen wir auch weiter den darauf spezialisierten Fachleuten. Hier geht es viel mehr um den einfachen Fakt, dass Computer heutzutage längst nicht mehr so kompliziert und wartungsbedürftig wie früher sind. Man muss keine IT-Ausbildung haben oder ein Systemadministrator sein, um einen Mac oder PC meistern zu können.
![Mac mini M4 08](https://www.lowbeats.de/site/wp-content/uploads/2025/01/Mac-mini-M4_07.jpg)
Darüber hinaus sind Computer heute längst nicht mehr nur für Tabellenkalkulationen, Textverarbeitung, Grafikanwendungen oder Spiele zu gebrauchen, sondern haben viele Eigenschaften, die sie als „Unterhaltungselektronik“ qualifizieren. Schon lange sind die Grenzen zwischen Analog und Digital, sowie Computer und HiFi nicht mehr klar definiert. Bereits vor 20 Jahren konnte man einen Computer zur Musikwiedergabe nutzen oder als Server für Medienwiedergabe einrichten. Nur war zumindest letzteres damals aus verschiedenen Gründen wirklich noch ziemlich kompliziert und erforderte durchaus eine nicht unerhebliche Fachkenntnis im Computer- und vor allem Netzwerkbereich, gute Nerven und viel Geduld mit Softwareproblemen. Heute ist das anders. Computer lassen sich viel einfacher einrichten, sind erheblich zuverlässiger und stabiler im Betrieb geworden und auch sonst ist die Administration eines Computers zum überwiegenden Teil für Normalsterbliche, die auch mit einem Smartphone gut umgehen können, kein Buch mit sieben Siegeln mehr. Und selbst in Sachen Klangqualität haben wir die Zeiten kaputt-komprimierter Musikdaten längst überwunden.
Ich möchte auf keinen Fall eine Diskussion darüber anfangen, welches das beste Betriebssystem und die bessere Plattform an sich ist. Solche Grabenkämpfe zwischen PC/Windows-Anhängern und Mac-Usern wurden schon zur Genüge geführt und haben keinen Mehrwert. Ich persönlich habe mich Anfang der 2000er-Jahre von Windows verabschiedet und bin nach Erscheinen von OS X (heute macOS) auf Apple umgestiegen, ohne der Windows-Welt auch je nur eine Träne nachgeweint zu haben. Mehr denn je halte ich diesen Wechsel für eine gute Entscheidung, denn Apples ureigenste Philosophie, eine gut verständliche und intuitiv nutzbare Plattform zu bieten, sowie nahtlose Interaktion zwischen unterschiedlichen Geräten (Mac, iPhone, Watch etc.) zu ermöglichen, trifft heute mehr denn je zu. Genau das und ein paar neue besondere Eigenschaften machen nun den Mac mini so spannend für HiFi-Zwecke. (Übrigens: Die Schreibweise, „Mac“ groß und „mini“ klein ist korrekt. Ich folge hier Apples Schema.)
Auftritt Mac mini
Wer sich ein wenig mit Computern oder Macs im Speziellen auskennt, weiß, dass es den Mac mini schon seit 2005 gibt. Damals noch mit einem Slot-In-Laufwerk für optische Datenspeicher. Im Jahr 2012 gab es die erste größere Überarbeitung. Der Mac mini verlor das Disk-Laufwerk, wurde flacher und hat von dem Punkt an 12 Jahre lang sein äußeres Erscheinungsbild nicht wesentlich geändert. Bereits die vorigen Generationen des Mac mini hatten sich gut als heimischer Server geeignet. Doch das war bisher – meiner Meinung nach – noch mit einigen Kompromissen behaftet, die sich erst mit der Einführung des ersten Mac mini mit Apples selbst entwickeltem M1-Prozessor (Überbegriff „Apple Silicon“) geändert hat. Und noch viel mehr mit der jetzigen Neukonstruktion des Mac mini mit M4 Prozessor.
![Mac mini M4 13](https://www.lowbeats.de/site/wp-content/uploads/2025/01/Apple-Mac-mini-back-facing-ports.jpg)
Dazu ein paar knappe Hintergrundinformationen. Der ursprüngliche Mac mini von 2005 arbeitete mit einem PowerPC-Prozessor. Deren Stern war aber schon am Sinken, denn im Jahr 2006 stellte Apple auf Intel-Prozessoren um. Im selben Jahr erschien der erste mini mit Intel-CPU. 2020 jedoch machte Apple einen weiteren gewaltigen Schnitt und fing an, sukzessive alle Macs auf eine selbst entwickelte, ARM-basierte Prozessor-Architektur umzustellen. Der Tech-Gigant aus Cupertino hatte schon zuvor in seinen iDevices (iPhone, iPad, Apple TV, Watch) mit diesem Prinzip viel Erfahrung gesammelt. Die Prozessoren in iPhone & Co. wurden immer leistungsstärker und zugleich effizienter. Zuletzt erreichten iPhones annähernd dieselben Benchmark-Werte wie manch Intel-basierter Mac. Der Prozessor-Umstieg auf „Apple Silicon“ sollte diese besondere Kombination aus Leistung und Effizienz nun auch auf die Mac-Plattform bringen. Und das gelang mit der Einführung des M1-Prozessors auf äußerst beeindruckende Weise, die die Konkurrenz massiv unter Druck gesetzt hat.
Es gibt nach wie vor hochgezüchtete PCs mit Prozessoren und Grafikkarten, die selbst die besten Macs in Benchmark-Messungen übertreffen. Aber das zu einem sehr hohen Preis in Form von einem massiv höheren Energieaufwand. Es ist das Verhältnis zwischen Leistung und Effizienz, mit dem Apple die Konkurrenz düpiert hat. Den dadurch erworbenen Vorsprung bei der Einführung des M1 und seiner Varianten M1 Pro, M1 Max und M1 Ultra versucht der Wettbewerb noch bis heute angestrengt auszugleichen. Es gab immer wieder große Versprechen von noch stärkeren Prozessoren, aber bislang nie mit derselben Effizienz/Leistung-Ratio.
Welche praktischen Auswirkungen das auf Computeranwender und auch auf uns HiFi-Fans hat, zeigt sich ganz besonders gut im neuen Mac mini mit Apple Silicon, der inzwischen die Generation M4 erreicht hat.
Das neue Mac-mini-Design
Über 12 Jahre lang, und zwar seit 2012, wurde das Gehäusedesign des Mac mini nicht verändert. Auch darin hat Apple eine lange Tradition: ein gelungenes Design nicht gleich mit der nächsten Generation wieder über den Haufen zu werfen, sondern zeitlose Objekte zu schaffen. Siehe beispielsweise auch die Apple Watch, deren einzigartiges Design seit ihrer Vorstellung 2014 bis heute nahezu unverändert ist – und das von zahllosen Nachahmern dreist kopiert wird. Und auch unter Windows-PCs gibt es heute einige, die dem (vorherigen) Mac mini verdächtig ähnlichsehen.
Der Mac mini M4 stellt nun aber nicht das gesamte Designkonzept auf den Kopf. Viel mehr hat Apple die Grundform – eckig mit gerundeten Kanten – nur etwas weiter geschrumpft, dafür aber etwas mehr in die Höhe gebaut. Das Vorbild hier scheint klar der größere Mac Studio zu sein. Jedenfalls hat der M4 mini nun einen deutlich geringeren Umfang, der sich mit einer Hand greifen lässt.
![Mac mini M4 12](https://www.lowbeats.de/site/wp-content/uploads/2025/01/Mac-mini-M4_09.jpg)
Wichtige äußere Detailänderungen zum Vorgänger sind (unter anderem) zwei an der Front zugängliche USB-C Buchsen und ein 3,5 mm Kopfhörerausgang. Apple bewirbt den als für Kopfhörer mit hoher Impedanz geeignet. Aber aus klanglicher Sicht ist das dennoch kein Ersatz für einen guten externen DAC/Kopfhörerverstärker. Auf der Rückseite finden sich drei weitere USB-C-Ports (Thunderbolt 4 bzw. Thunderbolt 5 im Mac mini M4 Pro), ein HDMI 2.1 Port und eine LAN-Buchse. Der mini verfügt tatsächlich über ein internes Netzteil, sodass für den Betrieb ein ganz normales Stromkabel mit C7-Stecker reicht. Also kein weiteres Teppichbrikett. Das mitgelieferte 2 m Stromkabel ist sehr schön gefertigt und mit einem Gewebemantel verkleidet. Ich habe es dennoch gegen ein hochwertiges und kürzeres Netzkabel von WireWorld ausgetauscht.
Eine im Netz viel und kontrovers diskutierte Designentscheidung: Die Power-Taste liegt nun hinten links an der Unterseite des Gehäuses. Das ist auf den ersten Blick wirklich kurios und man fragt sich, wer auf die glorreiche Idee gekommen sein mag und welcher Controller das durchgewinkt hat. Aber auf den zweiten Blick ist die Sache wirklich nicht der Rede wert. Erstens ist der Mac mini M4 klein und leicht. Man kann ihn kurz anheben und findet die konkav geformte Taste problemlos ohne Sichtkontakt. Viel entscheidender ist aber vermutlich, dass der neue mini sich im Hinblick auf Energieverbrauch eher wie ein MacBook verhält (später genaueres dazu) und eigentlich nie abgeschaltet bzw. heruntergefahren werden braucht. Man schaltet ihn entweder in den Ruhezustand oder lässt ihn einfach laufen. Dann ist der Einschaltknopf genauso unwichtig, wie der am Fernseher, den auch kein Mensch benutzt.
Es gibt den neuen mini in zwei Prozessor-Varianten: M4 und M4 Pro. Letzterer bietet noch mehr Performance, die wir aber für unsere Zwecke überhaupt nicht benötigen. Daher beziehen sich meine Beschreibungen auch ausschließlich auf die Basisvariante des M4, der zudem noch etwas energieeffizienter ist. Der Grundpreis beträgt 699 Euro. Und damit kommen wir auch gleich zum Kern der Sache…
Der Mac mini M4 als Roon Server
Mein Hauptanliegen für die Anschaffung des Mac mini M4 war, ihn als Roon Server einzusetzen. Was insofern bei manchem Stirnrunzeln verursachen mag, weil ich schon mit dem Silent Angel Rhein Z1 Plus (Testbericht) einen ausgezeichneten und sehr zuverlässigen Roon Server in Benutzung habe. Aber hier ging es auch um ein Experiment. Dazu muss ich ein paar Dinge über Roon Server im Allgemeinen erläutern.
Wer Roon noch nicht, oder zumindest nicht aus eigener Erfahrung kennt: Das Prinzip basiert, ganz stark verknappt erklärt, auf einer Serversoftware und einer App zur Steuerung. Als Server, auf dem die Server-Anwendung läuft, können verschiedene Arten von Computerhardware genutzt werden. Die einfachste und billigste Lösung sind kleine Linux-PCs auf Basis des NUC. Diese erfordern ein klein wenig Bastel- und Einrichtungswillen. NUCs sind aber nicht unbedingt die flottesten und technisch anspruchsvollsten Lösungen. Ebenso gibt es Linux-basierte NAS-Systeme, auf denen Roon Server bzw. Roon ROCK installiert werden kann.
![Mac mini M4 05](https://www.lowbeats.de/site/wp-content/uploads/2025/01/Mac-mini-M4_04.jpg)
Die zweite Möglichkeit ist ein beliebiger Mac oder Windows-PC, wie in vielen Haushalten vorhanden. Darauf lädt man einfach die Roon App, mit der gleichzeitig auch die Server-Software aufgespielt wird. Die kann man dann in den Einstellungen bei Bedarf per Mausklick aktivieren, dann läuft dieser Computer als Roon Server. Nur schaltet man den Computer gewöhnlich mal aus oder lässt ihn schlafen, weil der fette PC und der Monitor ja nicht die ganze Zeit so viel Strom verbrauchen sollen, oder wenn es ein Laptop ist, nimmt man den auch mal mit. Damit ist der Zugriff auf die Roon Musik unterbrochen. Den „Alltags“-Mac oder -PC zu nutzen, ist meist mit praktischen Nachteilen verbunden. Ein dedizierter Server für Roon ist stets besser.
Die dritte Möglichkeit sind speziell von Experten für Roon konzipierte Server. Diese sind fix und fertig konfiguriert, müssen lediglich ans heimische Netzwerk angebunden und eingeschaltet werden. Sehr viel mehr gibt es nicht zu tun. Quasi Plug & Play. Zu dieser Kategorie gehört auch der genannte Silent Angel Rhein Z1 Plus, Antipodes CX, Mytek Brooklyn Bridge II und einige andere. Der wohl offensichtlichste und bekannteste Vertreter dieser Art ist der von Roon selbst angebotene Nucleus. Den gibt es derzeit in zwei Varianten. Als Nucleus One (Testbericht) für vergleichsweise günstige 599 Euro, oder als deutlich aufwändiger gemachte Version Nucleus Titan für schlappe 4.000 Euro. Alle diese Varianten basieren im Kern auf einem recht einfachen, mit Intel CPU bestückten PC mit nicht allzu mächtiger Rechenleistung (im Vergleich zu üblichen PCs und Macs) und Linux-Kern.
![Mac mini M4 16](https://www.lowbeats.de/site/wp-content/uploads/2025/01/Mac-als-Roon-Server.jpg)
Der große Vorteil der letztgenannten Kategorie von Servern ist, dass sie ganz speziell nur für den Zweck als Roon Server gebaut und optimiert wurden. Silent Angel geht noch einige Schritte weiter, denn bei Bedarf können auf dem Z1 auch andere Server-Anwendungen aktiviert werden. Er ist also flexibler. Durch spezielle Anpassungen der Soft- und Hardware sind Server wie der Z1 zudem in klanglicher Hinsicht den einfacheren Lösungen überlegen. So ist beispielsweise in der Software alles darauf ausgelegt, dass so wenige Prozesse wie möglich im Hintergrund laufen. Einfach gesagt: Je weniger Leistung für (unnötige) Prozesse aufgewendet wird, desto geringer werden elektromagnetische Interferenzen. Normale Computer sind nämlich wahre Störstrahler, was auch der Grund dafür ist, warum High-Ender möglichst keinen Computer in der Nähe oder gar direkt mit ihrer Kette verbunden haben wollen. Das ist ein komplexes Thema für sich, das ich hier zum besseren Verständnis wirklich nur ganz am Rande streife.
Dass ich nun unbedingt den neuen Mac mini M4 als Roon Server ausprobieren wollte, hängt aber unmittelbar mit diesem Thema zusammen. Warum? Weil der M4 mini für seine (enorme) Computerleistung unglaublich asketisch in Sachen Energiebedarf ist. Effizienz/Leistung-Ratio, Sie erinnern sich?
Um mal ein paar Fakten zu nennen:
Schon der „Product Environmental Report“ von Apple zum Mac mini M4 nennt einige beeindruckende Zahlen. Hier ein Screenshot aus besagtem Dokument:
![Mac mini M4 01](https://www.lowbeats.de/site/wp-content/uploads/2025/01/Mac-mini-M4-Stromverbrauch.jpg)
Einerseits verbraucht der M4 mini nur rund 0,5 W im Ruhezustand (Sleep). In diesem Modus ist er schnell einsatzbereit. Nur ein Tastendruck (plus entsperren) und er ist voll da. Genauso schnell, wie ein iPhone oder iPad. Noch beeindruckender ist aber, dass der mini im aktiven Betrieb ohne große Rechenlast nur etwa 4 W benötigt. Ich habe dies nachgemessen und kann den Wert bestätigen. Mehr noch: in Ruhephasen sinkt der Verbrauch auf 2 W oder noch knapp darunter. Dies bei laufendem Betriebssystem, mit Netzwerkbereitschaft und damit voller Roon-Bereitschaft! Manche HiFi-Streamer verbrauchen im Standby mit Netzwerkbereitschaft mehr als der Mac im Betrieb. „Ohne große Rechenlast“ ist hier übrigens gleichbedeutend mit normalem Roon-Betrieb. Ein bisschen Musik über das Netzwerk streamen ist für den leistungsstarken mini M4 nämlich fast sowas wie Leerlauf. Selbst wenn es mehrere HiRes-Streams für Multiroom-Beschallung sind, kommt er nicht ins Schwitzen. Und es gibt genug Reserven, um auch komplexe DSP-Filter nutzen zu können.
Und genau das ist der Punkt. Selbst im Vergleich zu optimierten Servern wie dem Rhein Z1 muss der Mac mini M4 weniger Energie einsetzen, was gleichbedeutend mit weniger EM-Belastung ist. Zudem ist auch seine Prozessor-Hardware im Inneren mit Kupferfolien abgeschirmt, wie beim Silent Angel, die das als besonders klangförderliche Maßnahme bewerben. Der Rhein Z1 Plus verbraucht im Betrieb nach meiner Messung um 13 Watt, der Mac mini 4 W oder weniger. Im Ruhezustand (also ohne Musikbereitschaft) genehmigt sich der Z1 etwa 3 W. Das ist fast so viel, wie der mini im Betrieb beim Musikstreaming. Und bei alledem ist der mini wohl der schnellste Roon Server, den man sich derzeit für Geld und gute Worte kaufen kann. Ladeprozesse (Album-Cover anzeigen, Buffering etc.) sind viel flotter als mit jedem mir bekannten speziellen Roon Server. (Beim Anzeigen der Roon Übersichtsseite dauert es trotzdem immer einen kleinen Moment, bis Roon die letzten Aktivitäten gecheckt, Neuerscheinungen und Daily Mixes zusammengestellt hat. Aber das liegt an Roon selbst und nicht an der Rechenleistung oder Internetverbindung.)
![Mac mini M4 06](https://www.lowbeats.de/site/wp-content/uploads/2025/01/Mac-mini-M4_05.jpg)
Bei derart geringen Verbräuchen habe ich persönlich kein schlechtes Gewissen, den mini wirklich Tag und Nacht das ganze Jahr über laufen zu lassen. Die Kosten dafür sind ebenfalls vernachlässigbar. Und das Beste: Der Mac mini M4 kostet mit einem Grundpreis von 699 Euro nicht viel mehr als der Nucleus One und weit weniger als Fertiglösungen, wie der Nucleus Titan oder der Silent Angel Rhein Z1. Dabei ist der mini aber ein vollwertiger Mac, der ALLES kann, was jeder andere Computer auch kann. Wer will, kann ihn also auch für Video-Streaming einsetzen. Im Bereich der Medienzentrale im Wohnzimmer platziert und per HDMI an den TV angeschlossen, liefert er alles an Inhalten, was der Markt hergibt. Netflix, Prime, Disney+ oder natürlich auch Apple TV+ – wofür man beim Kauf des Mac mini evtl. sogar noch ein kostenloses Drei-Monats-Abo erhält. 4K und HDR sind für den mini natürlich auch kein Problem. Tatsächlich steuert er auch 8K-TVs in voller Auflösung an, wie in meinem Fall einen 75 Zoll Samsung.
Es gibt aber ein paar kleine Dinge, die zu beachten sind. Keine direkten Negativpunkte, sondern einfach Gegebenheiten, über die man Bescheid wissen sollte und die es im Betrieb zu beachten gilt.
Der Mac mini M4 in der Praxis
Zunächst zu den Kosten. So ist der Mac mini in der leistungstechnisch völlig ausreichenden Basisvariante für 699 Euro nur mit 256 GB SSD-Speicher ausgerüstet. Das ist für größere Musiksammlungen zu wenig. Mehr internen Speicherplatz lässt sich Apple aber leider teuer bezahlen, und die Basisvariante kann intern nur auf maximal 2 TB aufgerüstet werden. Ich habe mich für eine Ausstattung mit 16 GB RAM und Aufrüstung auf 1 TB internen Massenspeicher entschieden, womit der Preis auf 1.159 Euro stieg. Der Rhein Z1 Plus kostet in der Basis mit 256 GB SSD 3.000 Euro und mit 4 TB 5.799 Euro. Zum Vergleich: Die maximale Ausbaustufe des Mac mini M4 PRO mit 64 GB RAM, 8 TB Speicher und 10 Gbit Ethernet kostet 5.444 Euro. Die riesige Preisspanne kommt hauptsächlich von den exorbitanten Aufpreisen für Speicher, die Apple verlangt. Aber auch Silent Angel langt da mächtig zu.
![Mac mini M4 03](https://www.lowbeats.de/site/wp-content/uploads/2025/01/Mac-mini-M4_02.jpg)
Man kann sich auch mit der Basisvariante und 256 GB begnügen und einfach eine günstige USB-SSD anschließen. 4 TB sind heute für unter 300 Euro zu haben. (Rotierende Festplatten mit der Kapazität sind noch günstiger, diese würde ich heute aber nicht mehr empfehlen.) Der Nachteil hierbei: Extern angeschlossene USB-Speichergeräte müssen über den Port mit Strom versorgt werden. Der Verbrauch des Systems steigt damit je nach angeschlossenem Gerät um einige Watt.
Etwas skeptisch war ich zunächst bei einer anderen Sache. Obwohl der Mac mini so unglaublich sparsam ist, kann er doch bei grafik- und prozessorintensiven Aufgaben bis zu 40 Watt benötigen, und mit der Stromversorgung für externe Geräte leistet das interne Netzteil maximal bis 155 W. Deswegen ist ein aktiver Lüfter im Gerät verbaut. Eigentlich ein No-Go für mich bei einem Gerät, das im Hörraum im Dauerbetrieb arbeiten soll. Aber ich kann Entwarnung geben. In unserem Einsatzszenario kommt der Lüfter praktisch nie zum Einsatz bzw. nie über seine Leerlaufdrehzahl hinaus, und damit ist der mini nahezu unhörbar. Ja leiser sogar als manche Endstufe oder auch einige Streamer mit leicht brummendem Trafo. Ich bin in der Sache wirklich sehr empfindlich, aber der Mac mini M4 ist in aller Regel nur hörbar, wenn man mit dem Ohr ganz nah herangeht. Also eignet sich der kleine Mac auch in diesem Punkt perfekt für den gedachten Zweck.
![Mac mini M4 14](https://www.lowbeats.de/site/wp-content/uploads/2025/01/Luefter-Mac-mini-M4.jpg)
Noch ein Unterschied zu spezialisierten Roon Servern à la Nucleus ist, dass der Mac über seine ganz normale macOS-Benutzeroberfläche bedient werden will. Das bedeutet, man benötigt hin und wieder eine Tastatur und eine Maus oder ein Trackpad. Wird der Mac nur als Roon Server verwendet, braucht man die Eingabegeräte nur selten, aber ganz ohne geht es nicht. Doch es gibt verschiedene praktische Lösungswege.
Beispielsweise benutze ich an meinem Arbeits-Mac eine Logitech MX Master S3 Maus mit Bluetooth. Die kann mit drei unterschiedlichen Geräten gekoppelt werden, was per Taste an der Unterseite umgeschaltet wird. So kann ich die Maus auch für den Mac mini einsetzen. Als Tastatur empfiehlt sich für den „Sofa-Betrieb“ ein möglichst kompaktes Keyboard. Idealerweise das Original Apple Magic Keyboard mit Touch-ID. Das ist mit 169 Euro nicht gerade billig, aber sehr gut und hat vor allem das in der Modellbezeichnung erwähnte Touch-ID. Damit kann der Mac so einfach wie ein Smartphone mit Fingerabdrucksensor entsperrt werden. Denn auch wenn der Rechner immer in Betrieb ist, wird der Benutzer-Account aus Sicherheitsgründen nach einiger Zeit gesperrt. Wer eine Apple Watch besitzt, kann den mini alternativ auch darüber entsperren und auf eine günstigere Tastatur zurückgreifen.
![Mac mini M4 09](https://www.lowbeats.de/site/wp-content/uploads/2025/01/Mac-mini-M4_08.jpg)
Dazu noch der Hinweis, dass einige spezielle Komfort-Funktionen, wie das Entsperren per Watch, nur mit eingeschaltetem WLAN funktionieren und für die Eingabegeräte muss natürlich auch Bluetooth aktiviert sein. Die oben genannten Verbrauchswerte gelten übrigens alle mit aktivem WLAN und Bluetooth. Trotzdem empfehle ich, zusätzlich die Netzwerkverbindung per LAN-Kabel herzustellen. Ist LAN ebenfalls angeschlossen und in den Netzwerkeinstellungen in der Reihenfolge an erster Stelle gesetzt, hat diese Priorität. – Nicht wegen der Geschwindigkeit der Verbindung, sondern wegen der Konsistenz der Datenübertragung, die bei WLAN immer variiert, ist das für Audio vorteilhaft.
Es gibt noch eine andere Alternative, den Mac zu bedienen. Sollten Sie über einen weiteren Mac verfügen, kann im Mac mini die Bildschirmfreigabe aktiviert werden. Auf dem anderen Mac kann dann über das gleichnamige Systemprogramm der Bildschirm des Mac mini auf ihrem Gerät angezeigt werden. Die Steuerung erfolgt dann einfach mit Tastatur und Maus ihres Arbeitsrechners. Hier ein Screenshot, wie das aussieht:
![Mac mini M4 17](https://www.lowbeats.de/site/wp-content/uploads/2025/01/Bildschirmfreigabe.jpg)
Die Steuerung kann damit auch über ein MacBook vom Sofa aus erfolgen. Der TV muss dafür nicht eingeschaltet sein. Mit einer kleinen Extra-App namens RVNC Viewer geht das sogar vom iPad aus, aber diese Lösung empfinde ich als zu ruckelig und unzuverlässig. Bleibt die Hoffnung, dass Apple die native Bildschirmsteuerung für Macs auch auf das iPad ausweitet.
Okay, die Steuerung des Mac ist geklärt. Nun muss man natürlich noch einen Bildschirm haben. Wie oben schon erläutert, ist in diesem Szenario der Fernseher der Monitor. Einen einigermaßen modernen Flachbildschirm vorausgesetzt, kann so gut wie jeder TV per HDMI angeschlossen werden. Ich nutze für diesen Zweck ein HDMI 2.1 Glasfaserkabel von Amazon. Funktioniert hervorragend in jeder verfügbaren Länge und kostet nicht die Welt. Auch 8K-Video ist damit möglich.
Die Idee dieses Setups ist, dass der mini seinen Dienst die meiste Zeit unbemerkt im Hintergrund verrichtet. Der Bildschirm bzw. TV soll also nur gelegentlich dazu genutzt werden, die Benutzeroberfläche des Mac anzuzeigen. Ansonsten soll er ganz normal als TV seinen Dienst verrichten. Je nach TV muss hier gegebenenfalls im Menü die HDMI-CEC-Steuerung abgeschaltet werden. Der Grund: gelegentlich gibt es auf dem Mac Aktivität. Etwa, wenn eine Mail oder Nachricht eingeht (sofern Sie das auf dem Roon Server nutzen wollen). Wenn also auf dem Mac eine Meldung aufploppt, sendet er über HDMI ein Signal an den Bildschirm, der sich dann sofort einschaltet. Das will man in diesem Fall natürlich nicht, also CEC besser ausschalten.
Außerdem kann es sein, dass der mini sich ungewollt in den Ruhezustand begibt, wenn der TV ausgeschaltet wird. Das lässt sich in den Systemeinstellungen des Mac unter Energie mit dem zweiten Punkt abschalten:
![Mac mini M4 11](https://www.lowbeats.de/site/wp-content/uploads/2025/01/Screen-Energie.jpg)
Fazit: Das ist der Weg
Star-Wars-Fans erkennen das Zitat in der Kapitelüberschrift aus „The Mandalorian“. Es passt bestens. Der Apple Mac mini M4 hat mich voll überzeugt. Als moderner Mac sowieso, aber ebenfalls als Roon Server. Einmal eingerichtet, was wahrlich kein Hexenwerk ist, erweist er sich als absolut zuverlässiger, flotter und auch unauffälliger Musiklieferant für höchste Ansprüche. Seit über zwei Monaten läuft er nun bei mir im Dauerbetrieb. Ausschalten nicht erforderlich, Neustarts nur bei Betriebssystem-Updates. Roon ist damit rund um die Uhr verfügbar und via Roon ARC auch unterwegs.
Falls Sie nun fragen, ob es über den Mac mini denn auch gut klingt, lautet die einfache Antwort: Ab-so-lut! Ich kann im Vergleich zum Silent Angel keinen relevanten Unterschied feststellen. Vielleicht kann der High-End-Server mit einer aufwändigen externen Taktung (siehe diesen Test) und High-End-Netzteil den Mac doch noch abhängen. Nur solche Maßnahmen hätten das Potenzial dafür. Leider kann ich das aktuell nicht überprüfen, weil die externe Clock nicht mehr vor Ort ist.
Bedenkt man, wie viel zusätzliche Möglichkeiten ein vollwertiger Mac bietet, beispielsweise für Videostreaming, Gaming zwischendurch oder auch nur zum Lesen von LowBeats auf dem großen TV-Bildschirm während des Musikgenusses, oder für die bald auch in Deutschland verfügbaren mächtigen KI-Funktionen von macOS, oder, oder, oder… Der Mac mini M4 ist für alles gerüstet. Dass er so ein fantastischer und energieeffizienter Musikserver ist, gerät dabei fast schon zur Nebensache. Nur wer bisher absolut keine Grundkenntnisse mit Computern oder auch Smartphones hat und dies auch nicht möchte, ist mit einem komplett vorbereiteten Roon Server wie dem Nucleus vielleicht besser beraten.
| gleichermaßen leistungsstark und energieeffizient |
| leiser, stabiler Dauerbetrieb als Roon Server |
| extrem vielseitig nutzbar |
| vergleichsweise preisgünstig |
Vertrieb:
Apple Distribution
International Ltd.
Hollyhill Industrial Estate
Hollyhill, Cork
Republic of Ireland
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Apple Mac mini M4: ab 699 Euro
Technische Daten
APPLE MAC MINI M4 | |
---|---|
Konzept: | Desktop-Computer, macOS |
CPU: | Apple Silicon M4 / M4 Pro |
Ports: | 5x USB-C, davon 3x Thunderbolt 4 (Basis) oder Thunderbolt 5 (Pro); HDMI bis 8K bei 60 Hz oder 4K bei 240 Hz, Multichannel-Audioausgabe; Ethernet (1 oder 10 Gbit); Kopfhörerausgang 3,5 mm |
Speicher: | RAM: 16 – 64 GB; SSD: 256 GB bis 8 TB (je nach Modell) |
Drahtlos: | WLAN 6E (802.11ax), Bluetooth 5.3 |
Besonderheiten: | Hohe Rechenleistung bei geringem Energieverbrauch, meistens unhörbar leise |
Farben: | Silber |
Abmessungen (B x H x T): | 12,7 x 5 x 12,7 cm |
Gewicht: | 0,67 kg (Basismodell) |
Alle technischen Daten |
Mit- und Gegenspieler:
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