Der madVR Envy Core ist der lange erwartete „kleine“ Videoprozessor des deutsch/amerikanischen Spezialisten. Wie der Name bereits andeutet, handelt es sich um einen auf die Kernfunktionen reduziertes Modell des bereits 2021 getesteten madVR Envy Extreme. Der liegt mittlerweile mit verbesserter Hardware als madVR Envy Extreme MK2 vor und kostet 19.990 Euro. Den Envy Core gibt es mit 6.990 Euro quasi zu einem Drittel der Investition – bei gleicher Performance.

Die neue Hardware
Das klingt erst einmal, als könne der „Kleine“ nicht,sehr viel. Aber das Gegenteil ist der Fall. Der Kampfpreis zielt klar gegen die Produkte der Lumagen Radiance Serie, die in etwa die gleichen Fähigkeiten wie der Core zu vergleichbarem Budget bieten. Das neue Modell zeigt erstmals ein kompaktes Gehäuse und besteht vorne praktisch nur aus Ansauggitter plus großer Standby-Taste. Hinter dem Gitter drehen gleich mehrere Lüfter, nahezu unhörbar gemächlich ihre Runden und ziehen die Raumluft in das Gerät. Hinten wird die Abluft genauso großflächig wieder ausgeblasen.

Was sich ebenfalls auf einem neuen Niveau befindet, ist die Verarbeitung, die ebenfalls mittlerweile dem Preis angemessen und mit guten HiFi-Geräten vergleichbar ist: Perfekte Spaltmaße, exakt bündig versenkte Verschraubungen, massive Bleche, wuchtige Dämpferfüße – selbst Rack-Halterungen liegen in robuster Ausführung dem Karton bei.
Die Rückseite bleibt in Sachen Anschlüsse gewohnt übersichtlich. Da ist links das HDMI-Eingangsboard, das Signale bis 48Gbps entgegennimmt. Gleich daneben liegt die „Pass“-through Buchse die das Eingangsignal unverzögert und unverändert ausgibt. Das ist gut für Gamer, die eine minimale Latenz für Ego-Shooter et cetera benötigen. Sie legen einfach eine zweite Leitung zum Projektor oder Monitor. Am anderen Ende der Rückseite gibt es einen einzigen, einsamen HDMI-Ausgang, der das prozessierte Signal zum Projektor ausgibt. In der Mitte dient eine der USB-Buchsen zur Aufnahme der Antenne für die Funkfernbedienung. Sie besitzt keine leuchtenden Tasten, aber sie kommt mit wenigen, haptisch guten Tasten aus, mit denen man nach kurzer Gewöhnung auch „blind“ zielsicher navigieren kann.
Die Software: mehr als nur Kernfunktionen

Alle Standardfunktionen, die man heute an ein externes Farbmanagement als Anspruch erheben kann, erledigt der madVR Envy Core mit Links. Das beginnt mit einem extrem fein konfigurierbaren Signalmanagement und gipfelt – neben highendiger 3D-LUT Farbkorrektur – im wahrscheinlich besten dynamischen Tonemapping für HDR-Optimierung für Projektoren. Wie auf den Screenshots des Menüs erkennbar, lässt sich das Ergebnis auch noch in Charakter und Detail weiträumig und dabei feingliedrig einstellen, um allen Eigenarten des Projektors und möglichen Geschmacks-Vorstellungen nachzukommen.

Die Skalierung der verschiedenen Bildformate die madVR auf die Leinwand bringt, ist legendär, waren die Amerikaner doch die ersten, die in Echtzeit die schwarzen Balken im Video erkennen und dann das Format entsprechend umstellen konnten. Übergangslos! Das gilt übrigens auch für die Darstellung von Untertiteln in den schwarzen Balken. Damit die gut lesbar werden, verkleinert der Envy Core das Bild kurzfristig und bringt die Untertitel damit auf die Cinemascope-Leinwand. Ein kommendes Firmwareupdate soll sie sogar ausschneiden und in das Bild einblenden können – ohne, dass dieses seine Größe ändert.
Auch Nonlinear Stretching (NLS, ursprünglich eine Innovation von Lumagen), bei dem das Bild per nichtlinearer Verzeichnung in den Rahmen der Leinwand eingepasst wird, ist in Kombination mit der Formaterkennung an Bord. Die Auflösung in Sachen Bilddynamik ist bei all diesen Funktionen de facto unendlich: 96 Bit Floating Point Rechengenauigkeit, um genau zu sein. Standard-Video arbeitet mit 8 Bit…

Damit kommen wir zu einer qualitativen Verbesserung insbesondere für die Signalverarbeitung für Projektoren. Standard-Video mit Standard Gamma verwendet pro Videokomponente (RGB oder YUV) je 8 Bit. Das reicht gerade so für eine störungsfreie Darstellung der meisten Motive. HDR in praktisch allen Manifestationen verwendet 10 Bit. Durch dessen extreme Entzerrung (ST.2084 EOTF statt Gamma) ist die Genauigkeit im Bild aber nur auf dem gleichen Niveau wie bei SDR, wenngleich mit mehr Kontrast und Farbumfang.

Eine Ausnahme dazu bietet Dolby Vision, welches bei hochwertigen Streams (Netflix & Co.) und UHD-Blu-rays oft zum Einsatz kommt. Dolby Vision gibt 12 Bit pro Komponente aus. Das ist genau der Sprung von noch sichtbarem Banding bei zarten Schattierungen oder dunklen Bildanteilen hin zu einer Genauigkeit, die für das Auge perfekt übergangslos wirkt. Doch aus Lizenz- und technischen Gründen wird Dolby Vision wohl nie in klassische Heimkino-Projektoren integriert werden können.
Doch seit Ende 2024 bietet madVR (wie auch Lumagen) die Möglichkeit, über einen Spezialfall von Dolby Vision die Signale mit den vollen 12 Bit zu verarbeiten. Viele UHD-Blu-ray-Player (etwa die Modelle von Oppo, Streaming-Player wie Apple-TV 4K und viele Netzwerkspieler) können Dolby Vision intern decodieren und ein sogenanntes LLDV- (Low Latency Dolby Vision-) Signal ausgeben. Das ist ein quasi „normales“ HDR-Signal mit Dolby Metadaten und 12 Bit Auflösung. Die Metadaten verwenden madVR und Lumagen aber gar nicht, weil sie ohnehin ein eigenes Tonemapping durchführen. Damit genau das klappt, müssen die HDMI-Eingangskonfiguration und die Dolby Vision Verarbeitung des Players korrekt konfiguriert werden. Dann bekommt man mit LLDV ein Signal mit vierfach feiner differenzierten Pixel auf die Leinwand.
Zubuchbar: Premium-Paket mit Features und Garantieverlängerung
Das online dazu buchbare Premium-Paket kostet 1.490 Euro und verlängert die Garantie von zwei auf vier Jahre. Und es installiert eine wachsende Zahl zusätzlicher Funktionen. Bereits integriert ist die Fähigkeit andere Heimkino-Geräte zu steuern.

Im LowBeats Testkino etwa konnte ich vom Trinnov Altitude 32 die Lautstärke einblenden und regeln. Dazu lassen sich gängige Projektoren, AV-Receiver und -Prozessoren gemeinsam mit dem Envy Core ein- und ausschalten. Das klappt bereits bei Projektoren von JVC, Sony, Epson und Barco und auf der AVR-Seite bei Trinnov, Storm Audio, Marantz, Denon, Arcam, NAD, Anthem und weiteren. Auch die Maskierung von Leinwänden lässt sich passend zum analysierten Filmformat steuern, etwa bei Stewart Filmscreen und Screen Excellence.
Auf der Herstellerseite gibt es ein PDF-Dokument, das detailliert die Unterschiede in der Feature-List der drei madVR Envy Modelle mit und ohne Premium-Paket genau auflistet.
Fazit: madVR Envy Core – im Grunde ein Schnäppchen
Klar: Knapp 7.000 Euro für einen reinen Video-Prozessor wollen gut überlegt investiert sein. Doch der mögliche Qualitätsgewinn, bei Leinwandformaten jenseits 16:9, vor allem aber der Komfortgewinn sind kaum bezahlbar. Zumal mit Premium-Paket: Einmal eingerichtet, wird die Bedienbarkeit der Projektion auch für technisch weniger interessierte Familienmitglieder kinderleicht. Alles funktioniert dann wie von selbst: Projektor, Bildformate, Leinwandsteuerung, Untertitel einblenden und selbst beim Abschalten reicht ein Tastendruck für alles.
Dabei genießt man mit dem Envy Processing vor allem HDR-Bilder in einer Dynamik und Strahlkraft, die kein Projektor mit seiner integrierten Signalverarbeitung zu bieten vermag. Noch eine Überlegung: So ein externer Prozessor ist auch langfristig eine gute Investition, weil er die nächsten zwei/drei Projektoren im eigenen Kino sicherlich überleben und ebenfalls perfekt ergänzen wird.
BildPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Sensationelles HDR-Bild, bestes Tone Mapping |
| Echtzeit-Bildformatanpassung |
| 1D+3D-LUT Farbkalibrierung |
| Fernbedienung unbeleuchtet |
Vertrieb:
Heimkino Klohs
Oliver Klohs
Engertstr. 8
04177 Leipzig
madvrenvy.com
Preis (Hersteller-Empfehlung):
madVR Envy Core: 6.990 Euro
Premium Upgrade: 1.490 Euro
Mit- und Gegenspieler:
Test: Video-Prozessor Lumagen Radiance Pro 5244
Test: madVR Envy Extreme – potenter Videoprozessor für HDR und Formatskalierung
Vorabtest: JVC mit bestem HDR-Bild dank Frame Adapt HDR