Im Herbst diesen Jahres brachte Marantz nach langer Entwicklungszeit die dreiteilige Serie 10 auf den Markt: den Vollverstärker Model 10, den Player SACD 10 und den Streamer LINK 10. Die drei sind, folgt man den Verlautbarungen der Japaner, nichts Geringeres als die besten HiFi-Komponenten ihrer Geschichte – was vor dem Hintergrund der langen und mit Highlights nur so gespickten Historie eine echte Ansage ist. Doch beim Test des Vollverstärkers Model 10 konnten wir diese Einschätzung umfänglich bestätigen. Klang, Haptik, Verarbeitung: alles ein Traum. Und der Player der Serie, der Marantz SACD 10 konnte fast noch mehr überzeugen…
Wie auch beim Verstärker beginnt die Geschichte des SACD 10 bereits vor etwa 20 Jahren. Da hatte man bei Marantz gerade beschlossen, die audiophile Deutungshoheit zurückzugewinnen und mit dem Duo PM 10 / SA 10 echte Vollverstärker- beziehungsweise CD-Player-Dickschiffe auf den Markt zu bringen, was dann 2016 auch geschah. Beide Komponenten waren über viele Jahre DAS Statement in Sachen bester Klang bei Marantz – siehe Test.
Die Besonderheiten des Marantz SACD 10
Für den SACD 10 fingen die Entwickler also nicht bei Adam & Eva an, sondern hatten schon eine hoch taugliche Blaupause, die sie allerdings nicht nur technisch auf allerneuesten Stand brachten. Das solide Laufwerk beispielsweise stammt aus jener Zeit. Nachdem Sony, lange Zeit der weltweit wichtigste CD-Laufwerks-Lieferant, die Produktion einstellte, beschloss man bei Denon/Marantz die Entwicklung eigener Laufwerks, die übrigens so gut sind, dass sie auch von Mitbewerber gern genutzt werden. Im SACD 10 finden wir die nobelste Version namens SACDM-3L Transport, das – anders als viele andere Laufwerke am Markt – speziell für die CD- und SACD- Abtastung entwickelt wurde. Es ist die reine Freude, die feste Lade mit ihrem leisen Schnurren ein- und ausfahren zu lassen. Hier muss sich der SACD 10 in keinster Form vor den (ja ebenfalls immer hochgelobten) großen Esoteric-Laufwerken verstecken.
Natürlich hatte man auch die Marantz-typischen HDMA Module wieder einmal auf neuesten Stand gebracht. In der dritten Version der hoch integrierten, aber mit diskreten Bauteilen bestückten Schaltungen, gelang es den japanischen Ingenieuren wohl, das Rauschen nochmals drastisch zu reduzieren.
Fragt man nach, was denn den SACD 10 auszeichnet, wird unter anderem auf diese Module verwiesen. Sofortr hörbar ist diese Qualität übrigens mit der integrierten Kopfhörerstufe, die weitgehend mit eben jenen HDAM-SA3 Schaltungen aufgebaut ist. Die schnelle Neugier wollte es, dass ich mir einfach mal vorab einen kurzen Klangeindruck per Kopfhörer (T+A Solitaire P) gönnte – und war danach schon voreingenommen: Die Musik kam offen, klar frisch, natürlich. Irgendwie perfekt und besser als ich es kannte. Was also hat Marantz hier so Besonderes gemacht?
Mechanics is the key
Die Antwort der Japaner war diesbezüglich eindeutig. Es geht um eine maximale Vibrations- und Einstrahl-Unterdrückung. Die Vibrationen der rotierenden CD oder SACD haben die Japaner allein durch die solide Qualität des Laufwerks und die schiere Masse des SACD 10 (33 Kilo) im Griff. Die Vibrationen, die vom Untergrund – also vorbeifahrende Autos, Straßenbahnen, Schritte – werden ebenfalls durch die gewichtige Konstruktion, aber auch durch die speziellen Entkopplungsfüße unter dem Player ausgebremst.
Dafür wird – wie gesagt – sehr viel Material verbaut. Die Gehäusewände und der Deckel sind bis zu 12 Millimeter stark. Schiffe freuen sich über solche Bordwandstärken. Doch das ist alles nichts gegen die Front aus Aluminium, die bis zu 45mm dick ist. Wie auch beim Verstärker besteht die Vorderseite aus zwei Lagen, die optisch raffiniert den SACD 10 trotz seiner Größe (Bauhöhe: fast 20 cm) gar nicht so groß erscheinen lässt.
Doch genauso wichtig ist die Abschirmung der Schaltungen und Bauteile gegen Hochfrequenz-Einflüsse von außen als auch von innen. Hier hat Marantz im Laufe der Zeit (auch durch intensive Untersuchungen des langjährigen, leider schon verstorbenen Klang-Botschafter Ken Ishiwata) eine hohe Expertise bei der Verwendung verkupferter Schirmungen erworben. Um hier mal eine Zahl zu nennen: Die Kuzpferschichten sind durchgehend 1,2mm stark. Das ist ziemlich viel. Der SACD 10 ist – ganz im Sinne Ishiwatas – eine dreischichtige Gehäusekonstruktion mit mehr oder minder geschlossenem Kupferkäfig. Eine Kombination, die Hochfrequenz-Einstrahlungen von außen einfach nicht herein und die HF-Emissionen der eigenen Bauteile geschickt im Zaum beziehungsweise im eigenen Käfig lässt. Das erklärt unter anderem die immense „Ruhe“ im Klangbild.
Dazu gehört der zweigeschossige Aufbau: Auf der komplett verkupferten Bodenwanne sitzt zunächst das Laufwerk und die beiden Ringkerntransformatoren – einer für die Digital-, einer für die Analog-Sektion. Im zweiten Stock sitzen – natürlich ebenfalls komplett abgeschirmt – die komplette Signalverarbeitung sowie die Licht- und Display-Steuerung.
Und natürlich ist hier alles streng symmetrisch aufgebaut: Brummen und Rauschen sind tatsächlich auf ein Mindestmaß reduziert.
Aber es gibt neben dem überlegenen technischen Konzept einen Punkt, den ich überzeugender noch nirgendwo gefunden habe: die Haptik bei der Bedienung am Gerät. Hier stimmt schlicht alles. Das Gefühl der hohen Wertigkeit, der Druckpunkt der Bedienknöpfe, das bedämpfe Geräusch. Es wirkt fast so, als hätte Marantz hier einmal eine Forschungsarbeit in Auftrag gegeben. Thema: perfekte Haptik, um die Ergebnisse hier umzusetzen.
Anschlussseitig zeigt sich der SACD 10 überschaubar, es ist eben auch nur ein CD/SACD-Player. Aber immerhin einer, der seinen erstklassigen Digital-/Analog-Wandler auch für andere Quellen öffnet. Und so darf sich der Besitzer darüber freuen, dass hier wahlweise Streaming-Bridges oder andere Digitalquellen angedockt werden können. Und weil der SACD 10 auch ein SACD-Player ist, verarbeitet sein DAC zudem DSD-Dateien (bis DSD 256).
Hörtest
Nachdem die Anlage im Hörraum verkabelt war, und die erste CD in der Lade rotierte hatte ich sofort wieder das gleiche Erlebnis wie mit dem Kopfhörer: Das Klangbild war anders, besser: Alles schien noch ein Stück feiner, präziser und luftiger gezeichnet. „Fortune“ vom European Guitar Quartet war eine der audiophilen Empfehlungen der vergangenen Wochen und ich nehme sie gern als Maßstab für Feindynamik und Natürlichkeit. Und da war ich erst einmal platt: Weil so gut hatte ich das Werk noch nicht gehört. Vor allem holte der SACD 10 noch einiges an Information aus dem Silberling, die mir bislang volständig verborgen geblieben waren. Irgend etwas macht dieser SACD 10 also besser als andere…
Nun sind hochklassige CD-Player mittlerweile eine rare Spezies. Der Denon DCD A-110, der seit Jahren bei LowBeats beste Dienste leistet, wurde eigentlich nie ernsthaft herausgefordert – auch vom Esoteric K-03XD nicht, der fraglos etwas feiner und runder als der Denon spielt und bei uns über ein Jahr als Referenz in der großen Anlage diente.
Doch vor dem Hintergrund des gar nicht so großen Unterschieds zwischen den beiden LowBeats Referenzen, war erschreckend, wie deutlich der SACD 10 den Denon distanzierte. Ich will nicht wieder mit dem Schleiertuch kommen, dass auf einmal weggezogen wurde. Aber ein bisschen war es so. Die Umrisse der Gitarren waren noch feiner, klarer zu erkennen. Das Ausschwingen der Saiten wirkte länger nach – einfach, weil mehr Informationen da waren. Verglichen mit der feinen Farbigkeit des Marantz klang der Denon immer einen Tick stumpfer, grauer und fader. Bei einem Medium, das längst ausgereizt schien, bewegt sich noch einiges. Für Musikfreunde mit großen CD-Beständen ist das eine gute Botschaft.
Mit SACDs vergrößerte sich der Abstand sogar noch. Das Label Stockfisch steht für höchste Transparenz; Tonmeister Hans-Jörg Maucksch hat da ein besonders glückliches Händchen, weil es nach oben raus immer so schön flirrt und luftig ist. Das gilt auch für „Borderland“, das Ausnahme-Album von Anne Clark mit Ulla von Daelen und Justin Cuiche. Auch weil ich die Musik sehr mag, habe ich das Album schon hunderte Male angespielt. Aber in diesem fall musste ich das Album komplett durchhören. Denn wie meisterlich der SACD 10 hier die Details des Harfenspiels herausarbeitete oder den Ton der Geige traf, war eine echte Ansage. Ich habe jedenfalls CD und SACD noch nicht besser gehört.
Fazit Marantz SACD 10
Mag sein, dass manchem Marantz-Freund die Preisgestaltung der neuen Serie 10 als zu ambitioniert erscheint. Aber wer die Verarbeitung und den Aufwand sieht, dürfte augenblicklich verstummen. Es ist ein komplett „Made in Japan“ erstelltes Meisterwerk, das mit jeder Pore die Aura des Besonderen ausstrahlt: Ein CD / SACD-Player, aufgebaut wie ein Tresor, fraglos für die Ewigkeit gemacht, mit genau jener Haptik, die den User immer wieder aufs Neue einlädt, den Player auch am Gerät zu bedienen – weil alle Schalter und Knöpfe so überzeugend satt rasten. Wer Vergleichbares in dieser Preisklasse sucht, wird wahrscheinlich nicht fündig. Und klanglich? Ja: Klanglich kenne ich derzeit keinen Besseren. Sollte ich auf der Suche nach meinem letzten „ultimativen“ CD-Player sein, wäre es wohl dieser…
Übrigens: Die Komponenten der neuen Marantz-Serie motivierten uns auch, mehr mit dem Fachhandel zu kooperieren. Heißt: LowBeats begleitet die Einführung der 10er Serie bei ausgewählten Fachhändlern. Wer mehr dazu wissen möchte, klicke auf diesen LINK.
Bewertung
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Extrem feiner, präziser, natürlich-aufgeräumter Klang |
| DAC- und USB-Eingänge |
| Integrierte, sehr hochwertige Kopfhörer-Stufe |
| Absolut perfekte Verarbeitung, symmetrischer Aufbau |
Vertrieb:
Marantz Deutschland
D&M Germany GmbH
A division of Sound United
An der Kleinbahn 18
D-41334 Nettetal
www.marantz.com
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Marantz SACD 10: 11.000 Euro
Technische Daten
MARANTZ MODEL 10 | |
---|---|
Konzept: | CD / SACD-Player |
Analoge Ausgänge: | 1x Cinch, 1x XLR (Fix-Pegel) |
Digitale Ausgänge: | 1x Koaxial, 1x Optisch |
Digitale Eingänge: | 1x Koaxial, 2x Optisch, 1x USB-A, 1x USB-B |
Auflösung: | bis zu 32Bit/384kHz |
Gehäuseausführungen: | Champagner und Schwarz |
Besonderheiten: | Kopfhörerstufe (6,3 mm Klinke) |
Gewicht: | 33,1 Kilogramm |
Abmessungen (B x H x T): | 44,2 × 19,2 × 44,0 cm |
Alle technischen Daten |
Mit- und Gegenspieler:
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