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Zehn Kilo Phonoklang: Phono-Pre MM-PH-AMP und Übertrager SUT-1 stehen nur fürs Foto so dicht nebeneinander. Etwas längere Leitungen sind kein Problem, zumal der Preamp kapazitiv anpassbar ist (Foto: B. Rietschel)

Test MC-Übertrager MK Analogue SUT-1 + Phonostufe MK Analogue MM-PH-AMP

Passiv-progressiv: Jedes gute MC-System sehnt sich insgeheim nach den sensiblen, symmetrischen Primärwicklungen eines Übertragers. Der MK Analogue SUT-1 ist so einer. Und auch ansonsten handeln die Slowenen analog-konsequent: Der hauseigene Phono-Preamp MM-PH-AMP kommt von vornherein ohne MC-Eingang, dafür aber mit besonderem Anpassungs-Komfort für externe Audio-Trafos.

MK Analogue SUT-1: was Übertrager besser können

Was haben der Luxman E-250, der Canor PH 1.10, der Line Magnetic LP-33 gemeinsam? Klar: Alle drei sind Phono-Vorverstärker, und zwar hervorragende. Und alle drei arbeiten mit passiven Aufwärtsübertragern im MC-Eingang. Der erste, besonders kritische Verstärkungs-Schub, der zarte MC-Signale aus ihrer Mikrovolt-Welt zumindest mal ins Millivolt-Universum katapultiert, passiert da also nicht mit besonders empfindlichen Transistoren oder OP-Amps, sondern auf altbewährte Weise in eigens für diesen Job angefertigten Spezial-Transformatoren. Vor 60, 70 Jahren war das der einzige Weg, die winzigen MC-Ausgangsspannungen überhaupt nutzbar zu machen. Heute geht das billig und auch gut mit Halbleiterchips. Aber mit den Audio-Trafos eben oft noch einen Tick besser. Erst recht mit dem SUT-1 von MK Analogue.

Trotz großer Unterschiede in der Ausführung – Canor verwendet Exemplare des Zulieferers Lundahl. Line Magnetic, Luxman und auch MK Analogue wickeln jeweils selbst – prägen Übertrager den MC-Klang der betreffenden Preamps nachhaltig und auf durchaus vergleichbare Weise. Es geht, wenn die Rahmenbedingungen vergleichbar sind, also stets in die gleiche Richtung, wenngleich mit unterschiedlich starker Ausprägung.

In erster Linie profitiert die Dynamik. Das ist auch verständlich. Schließlich hinterlassen Übertrager trotz nachhaltiger Kräftigung der Signalspannung – typischerweise um den Faktor 10 bis 30 – nicht das kleinste Fitzelchen Rauschen, bevor die darauffolgende MM-Stufe ihren Output übernimmt. Ist diese ihr Geld wert, könnte der leidgeprüfte Moving-Coil-Fan schwören, jemand habe seinen Plattenspieler heimlich durch einen CD-Player ersetzt: Das gewohnte Hintergrundgeflüster vor dem Aufsetzen und nach dem Abheben der Nadel ist einfach weg.

Aus der hohen Sensibilität und Rauscharmut eines MC-Übertragers erwachsen aber auch jede Menge sekundäre Benefits, vulgo Klangvorteile, die auf lange Sicht viel schwerer wiegen als der Überraschungseffekt beim Auflegen. Mir kommt es immer so vor, als erhielten Klangfarben eine größere, strahlendere Reinheit, als wäre dieser leichte Grauschleier plötzlich weggeblasen, den selbst erstklassige Preamps gelegentlich im Kleinstsignalbereich hinterlassen. Auch treten Töne freier und weiter aus der Stereobasis hervor, der Klang wirkt intensiver und agiler, wenn ein Step-Up Transformer zwischen Plattenspieler und Phonostufe vermittelt. Im Idealfall jedenfalls. Also wenn der Übertrager auch wirklich gut ist. Zum direkten Vergleich eignen sich die eingebauten Lösungen weniger, weil sie erstens nicht extern zugänglich sind und zweitens mehr oder weniger in die Gesamtabstimmung des Geräts einbezogen wurden.

Aber dafür gibt es ja separate Übertrager mit eigenen Anschlussbuchsen, eigenem Gehäuse und eigenem Einzelpreis. Die zweifellos zu den schönsten Anschaffungen zählen, welche man sich als Analogfan überhaupt gönnen kann. Weil damit das Musikhören einfach rundherum besser wird. Und weil sie – anders als Tonabnehmer-Upgrades – praktisch unzerstörbar und komplett alterungsresistent sind. Es ist ja nichts drin außer zwei Trafos, die ein paar Millivolt komplett passiv von hier nach da transformieren, sowie einer Handvoll Anschlussbuchsen. Und eventuell ein paar Schaltern, die beim MK Analogue SUT-1, um den es hier geht, aber nicht im Signalweg liegen.

In der Praxis…

…schließt man den Plattenspieler am Übertrager an und geht von dort weiter zum Phono-Preamp oder -Eingang, der sich nun in MM-Position befinden muss. Zurück zum MC-Modus ohne Übertrager wechselt man dann meist nur noch, um sich an der unerwartet krassen Verbesserung zu erfreuen – oder um sie anderen zu demonstrieren. Etwa dem Partner, der gegenüber Geräten, die 3.000 Euro kosten und nicht mal einen Netzstecker besitzen, ein gesundes Misstrauen entwickelt hat. Übertragerfans neigen bei dem Thema zu obsessivem Verhalten und einem gewissen missionarischen Eifer.

Auch Matej Kelc scheint vom Trafovirus infiziert zu sein – und zwar schon seit Jahrzehnten. Der Slowene lebte und arbeitete lang in Deutschland, wo er Mikrofonverstärker für den Profibereich entwickelte. Da ist es zu Phono-Preamps rein technisch nicht mehr weit, denn hier wie da gilt es winzige Spannungen möglichst schonend und rauschfrei für stromabwärts folgendes Studio- oder HiFi-Inventar genießbar zu machen. Die Firma, die seine Initialen trägt, gründete er dann wieder in Slowenien, in der Nähe von Ljubljana. Deren erstes Produkt: Logisch, ein MC-Übertrager, in dem er seine ganze Erfahrung verewigt hat. Genau genommen ein preisgleiches Modellpaar: Den SUT-1 gibt es als SUT-1L für richtig leise und tendenziell niederohmige Systeme. Und als SUT-1M für etwas lautere und/oder hochohmigere Modelle. Preis und Aufbau sind ansonsten identisch, nur die Übersetzungsverhältnisse sind eben an die jeweilige Systemklientel angepasst.

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Zweizylinder: Aktive Bauteile finden sich im SUT-1 nicht. Dafür zwei vornehme Übertrager in schmucken Messingkapseln (Foto: B. Rietschel)

Womit wir auch schon bei der Funktionsweise eines MC-Übertragers wären. Im Herzen ist er einfach ein Trafo: Ein magnetisch leitender Kern aus Weicheisen, den sich zwei Spulen teilen. Das Ganze dann logischerweise komplett mal zwei, weil Stereo. Die Primärwicklungen werden mit der Quelle, also dem MC-System und dessen winzigen Generatorspulen verbunden. An den Sekundärwicklungen kommen dann die vergrößerten Abbilder der primärseitig eingespeisten Signal-Wechselspannungen heraus. Dabei entspricht der Vergrößerungsfaktor nahezu exakt dem Verhältnis der Windungszahlen der beiden Wicklungen. 10 Windungen primär, 100 sekundär ergibt zum Beispiel einen 1:10-Übertrager, der aus einem üblichen 0,5-Millivolt-MC ein Quasi-MM mit 5 Millivolt Ausgangsspannung machen würde. Superleise MCs brauchen eher ein Übersetzungsverhältnis von mindestens 1:20, um im Phonoteil laut genug anzukommen, eventuell auch noch mehr. Denn wie gesagt: Was immer man im Übertrager an Pegel gewinnt, verbessert direkt den Rauschabstand der nachfolgenden Stufe. Nur übertreiben sollte man es nicht.

Denn Übertrager transformieren nicht nur Spannung, sondern auch Impedanz: Durch den Trafo hindurch betrachtet, also aus Sicht des Tonabnehmers, schrumpft der Abschlusswiderstand des MM-Eingangs (üblicherweise 47kΩ) mit dem Quadrat des Windungsverhältnisses. Nähert sich die effektive Impedanz des Übertragers dem Innenwiderstand des MC-Systems, kommt es zu einem hörbaren Spannungsabfall. Ein Teil der vom System abgegebenen Signalenergie wird dann also letztlich zu Wärme, noch bevor sie den Vorverstärkereingang erreichen kann. Meist wählt man daher den Übertrager so aus, dass die transformierte Eingangsimpedanz mindestens das Zehnfache des MC-Spulenwiderstands beträgt.

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Klar und geradlinig: Auf der Netzteilplatine des MM-PH-AMP stehen rund 37.000µF Siebkapazität für die Stromversorgung der beiden Mono-Verstärkerboards bereit (Foto: B. Rietschel)

Es gibt weitere Faktoren, die den Übertragungsfaktor nach oben begrenzen. Die Übersteuerungsgrenze des folgenden Phono-Preamps zum Beispiel. Manche (oft Röhren-) Vorstufen haben da riesige Reserven und verarbeiten ein Vielfaches der nominellen 4-5mV ohne klangliche Auffälligkeiten. Andere Konstruktionen protestieren schon bei ein paar Millivolt zuviel mit unschön steigenden Verzerrungen. Auch der Übertrager an sich performt bei maßvollem Übersetzungsverhältnis besser. Denn beide Wege, dieses Verhältnis zu erhöhen, wirken sich auf seine Übertragungsbandbreite aus: verkleinert man die Primärwicklung, kostet das Effizienz im Tiefton. Vergrößert man umgekehrt die Sekundärseite, fällt der Frequenzgang am oberen Ende schneller ab. Gegensteuern kann man mit konstruktiven Maßnahmen. Mit verschachteltem Aufbau der Wicklungen und exotischen Kernmaterialien zum Beispiel. Was den Trafo aber – wie soll es anders sein? – größer, komplexer und teurer macht. So schafft der SUT-1L selbst bei maximaler Übersetzung noch eine Bandbreite von 10 Hertz bis über 35kHz. Begnügt man sich mit der halben Verstärkung, nutzt also 1:16 statt 1:32, verdoppelt sich diese Bandbreite nahezu.

Ob L oder M – jeder SUT-1 verfügt über zwei wählbare Übersetzungsverhältnisse. Beim M-Modell betragen diese 1:5 respektive 1:10, die L-Version erhöht auf 1:16 oder 1:32. Realisiert wird diese Auswahl mit separaten Anschlüssen und kleinen Umschaltern. Die eigentlichen Transformatoren fertigt Majej Kelc aus Kupferdraht auf Trafokernen, die er aus Deutschland bezieht. Die genaue Quelle und Zusammensetzung der Kerne hält er lieber geheim. Das ist verständlich, denn das Material ist so Performance-relevant wie rar. Nicht jede in Frage kommende Rezeptur – meist sind Eisen, Silzium und Nickel beteiligt – ist einfach so käuflich. Schließlich geht es hier um Kleinst-Abnahmemengen, für die die einschlägigen Metallurgiebetriebe garantiert keinen Ofen anwerfen.

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Auf dem soliden Deckel wird die Verstärkung eingestellt (Foto: MK Analogue)

Vor magnetischen Störungen schützt jeden der beiden Trafos ein dichter Mantel aus Mu-Metall. Um diesen herum folgt ein massiver Zylinder aus Messing, der innen mit Bitumen ausgekleidet ist und eher mechanische Ruhe erzeugen soll. Die beiden Messingzylinder sitzen dann ihrerseits in dem eigentlichen Gehäuse des SUT-1, das aus Aluplatten, weiteren Bitumenmatten sowie einem zusätzlichen Stahlboden besteht. So bringt es der kantige Übertrager-Quader auf stattliche 2,75 Kilo Gewicht, das auf vier Füßen aus schwabbelweichem Sorbothan ruht. Das Anschlussfeld ist komplett symmetrisch ausgeführt. Zwei Paar XLR-Buchsen nehmen Einganssignale für die beiden Primärwicklungen entgegen, die jeder Einzelübertrager anbietet.

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Ungewohnt: Der SUT-1 hat nur symmetrische Eingänge. Die Cinchbuchsen in der oberen Reihe nehmen Widerstandsstecker zur Impedanzanpassung auf (Foto: MK Analogue)

Darüber zentral angeordnet findet sich eine klassische Hirschmann-Polklemme, die Massenkabel aller Art mit Bananensteckern, Schuhen oder nackten Enden aufnimmt. Bei Übertragern kommen davon oft, aber nicht immer mehrere zum Einsatz. Typisch wäre ein Draht vom Plattenspieler zum Übertrager und ein weiterer von dort zum Phono-Vorverstärker. Aber da gibt es kein Patentrezept: Man fängt irgendwie an, schaut, ob’s brummt, fügt dann eine Masseverbindung hinzu oder nimmt eine weg, bis das gewünschte Ergebnis eintritt. Dieses Ergebnis sollte absolute Stille sein, jedenfalls bei guten Übertragern. Denn neben dem Klang ist auch die Brummempfindlichkeit – oder deren Abwesenheit – Resultat des genauen Aufbaus der eigentlichen Trafos, sowie ihrer Implementierung. Der SUT-1 erwies sich im Test in beiden Versionen als erfreulich störimmun. Was nicht heißt, dass es eine gute Idee wäre, ihn zum Beispiel auf ein anderes Gerät oder direkt neben ein Netzteil zu stellen.

Die obere Anschlussreihe präsentiert zwei XLR-Ausgangsbuchsen, sowie dazwischen zwei Cinchbuchsen, die zu diesen parallel geschaltet sind. Hier sollen keine Kabel dran (obwohl das theoretisch ginge), sondern Widerstands-Stecker zur Impedanzanpassung. Was immer hier an Widerstand steckt (einfach zwischen Plus und Minus eines beliebigen Cinchsteckers eingelötet), liegt parallel zum Abschlusswiderstand des stromabwärts folgenden MM-Vorverstärkers und senkt diesen entsprechend ab. Steckt man beispielsweise einen 56,2kΩ-Widerstand zu, resultiert 1/(1/56,2+1/47) = 23,5kΩ. Aus Sicht des Systems kommt dann noch die Transformation durch den Übertrager dazu, bei 1:16 zum Beispiel 23500/256 = 100Ω. Was exakt der für viele MCs empfohlenen Abschlussimpedanz entspricht. MK Analogue legt diesen Wert daher in Form zweier Cinchstecker bei. Ein weiteres beiliegendes Steckerpaar enthält 15,8kΩ-Widerstände und spricht vor allem SPU-Nutzer an. Am maximal verstärkenden 1:32-Eingang (den man mit den ganz leisen SPUs braucht) resultieren dann die häufig als klangliches Optimum gehandelten 11,5Ω. Auch dem M-Modell liegen zwei verschiedene Anpass-Paare bei, dann mit entsprechend anderen Werten. Es steht aber jedem Nutzer frei, beliebige eigene Widerstandsstecker zu fabrizieren. Ist der Ideal-Lastwiderstand für ein gegebenes System bereits bekannt, hilft der Vertrieb mit Rat und Tat – oder wahlweise ein praktischer Online-Rechner (siehe nächsten Absatz).

Der richtige Widerstand

Die Widerstandsdiskussion neigt unter Audiophilen schnell zum Ausufern. Der „richtige“ Wert ist nun mal stark subjektiv. Rein messtechnisch kann eine niedrigere Lastimpedanz dazu beitragen, Impuls-Überschwinger (sog. Ringing) zu dämpfen, was dann einen weicheren Klang zur Folge haben kann. Allzu niedriger Widerstand kann dagegen – abgesehen von der reinen Pegelreduktion, die dann immer stattfindet – Auflösung und Dynamik beeinträchtigen. Da sehr hochwertige Übertrager wie der MK schon rein konstruktiv kaum zu störendem Ringing neigen, erhält man auch ohne Zusatz-Widerstände meist überragende Ergebnisse. Markus Wierl hat auf seiner Seite einen einfachen Rechner und Infos zu Impedanzen.

In der Zeit mit den beiden SUT-1-Modellen hatte ich mich durch einige MCs durchgearbeitet: Lyra Delos, Audio-Technica AT-ART1000X, Linn Klyde, Luxman LMC-5, Dynavector 20X2L, Denon DL-103/103R/304, Thorens TAS 1500/1600. Denon und Thorens waren dabei Kandidaten für den SUT-1 M, die anderen genannten klassische niederohmige Klientel für den SUT-1L.

Das könnte man jetzt als Nachteil interpretieren, der bei Übertragern gewissermaßen eingebaut ist: Durch die erforderliche Anpassung von Gain und Impedanz gibt es nicht den einen Übertrager, der für alle MC-Abtaster des Weltmarkts gleichermaßen ideal ist. Maej Kelcs Ansatz ist ein guter Weg zwischen Komfort und Kompromisslosigkeit: Zwei Übersetzungsverhältnisse sind jeweils wählbar, wobei man jeweils eine Verdopplung der Verstärkung erhält: 1:5 oder 1:10 zum Beispiel beim M-Modell. Hauptsächlich dürfte da das letztere Verwendung finden, an dem sich zum Beispiel die Thorens-Systeme oder das DL-103 wohl fühlen. 1:5 ist praktisch und wichtig für Systeme, die sich der Millivolt-Grenze nähern oder diese gar überschreiten. Davon gibt es einige, etwa von Benz Micro, Sumiko, Van den Hul oder Clearaudio. Eine erschöpfende Liste aller in Frage kommenden Systeme wäre lang, ebenso wie beim SUT-1L. Im Zweifelsfall ist der Vertrieb Audio-Freak hier ein kompetenter Ansprechpartner. Und es spricht nichts dagegen, im Grenzfällen auch einfach beide Übertrager übers Wochenende mit nach Hause zu nehmen. Viel kaputtgehen kann daran ja wie gesagt nicht.

Phono-Vorverstärker, maßgeschneidert für Übertrager-Fans

Die Übertrager arbeiten mit jedem MM-Eingang. Der Effekt ist jedes Mal atemberaubend. Um in den Genuss der Fähigkeiten eines SUT-1 zu kommen, braucht man auch keine superteure Phonostufe. Rausch- und verzerrungsarm sollte sie sein, aber das ist eine Musical Fidelity M1 LPS ja auch schon – vor allem am MM-Eingang, den wir hier benötigen. Die längst abgelöste Vorstufe – einstiger Preis 400 Euro – bringt mit dem vorgeschalteten Übertrager eine Autorität zum Vorschein, die auch später mit anderen Preamps auffällt: Stimmen – etwa die von Will Stratton auf dem Album Rosewood Almanac – treten kraftvoll und zugleich subtil artikuliert aus der Boxenebene hervor, die Plastizität der Aufnahme nimmt deutlich zu. Vor allem aber ergibt das Songwriting mehr Sinn. Rosewood Almanac stand für mich immer im Schatten ihres Nachfolgers The Changing Wilderness, brachte schönes modernes Folk-Songwriting, wirkte aber etwas zu brav und verhuscht. Will Stratton hat die Platte selbst gemischt und spielt alle Instrumente mit Ausnahme der Drums, die aber ohnehin keine große Rolle spielen. Auf einigen Stücken helfen ihm ein Streichquartett und verschiedene Co-Sängerinnen, aber auch die nur ganz dezent. Wir können also davon ausgehen, dass die Platte genau Strattons Klangvorstellungen entspricht. Mit dem SUT-1 leuchtet diese auf Anhieb ein: Weich, warm, mit sparsamen, aber blitzsauberen Details, ist sie vielleicht kein Topkandidat für eine audiophile Messedemo. Eher die Art LP, die man nach Jahren der Missachtung in seinem Plattenschrank wiederentdeckt wie einen vergessenen Schatz.

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Zehn Kilo Phonoklang: Phono-Pre MM-PH-AMP und Übertrager SUT-1 stehen nur fürs Foto so dicht nebeneinander. Etwas längere Leitungen sind kein Problem, zumal der Preamp kapazitiv anpassbar ist (Foto: B. Rietschel)

Die Nähe und Größe der Musik über den SUT-1 fühlt sich an, als hätte ich nicht ein weiteres Gerät in die Kette eingefügt, sondern mindestens eines aus ihr entfernt. Effektiv kommt ja auch nur ein Satz Kabel hinzu. Die meisten MC-fähigen Phonostufen haben für leise Systeme intern eine separate Verstärkerstufe, die – zum Beispiel in der M1 LPS – bei Nichtnutzung einfach per Relais umfahren wird. Noch konsequenter arbeitet der MM-PH-AMP, den Matej Kelc seinen Übertragern als idealen Weggefährten zur Seite stellt. Denn dieser Phono-Preamp versucht gar nicht erst, allein mit MC-Spannungen klarzukommen. Dafür konzentriert er sich voll und ganz auf bestmögliche Vorverstärkung und Entzerrung von MM-Signalen – oder natürlich den damit eng verwandten Ausgangsspannungen von MC-Übertragern. Das stabile Gehäuse des MM-PH-AMP entsteht – wie die der Übertrager – in Matej Kelcs eigener Metallfirma, die auch andere Audio-Firmen beliefert. Ein weiteres, genauso schönes Alu-Nebengebäude versorgt das Hauptgerät mit Strom, der lokal dann nochmal akribisch für jede Stufe unabhängig stabilisiert wird. Im eigentlichen Preamp stecken drei großflächige, aber sparsam bestückte Platinen: Ein zentrales Motherboard, das hauptsächlich Netzteilaufgaben erfüllt (oder besser gesagt: gründlich übererfüllt), sowie zwei identische Monoplatinen mit den eigentlichen Verstärkern.

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Flexibel: Mit drei Gain-, vier Kapazitäts- und vier Widerstandswerten schafft der MM-PH-AMP für jeden MM-Tonabnehmer und jeden Übertrager Idealbedingungen (Foto: B. Rietschel)

Kelc hat sich beim MM-PH-AMP hohe Bandbreite und möglichst perfekte Phasenlinearität zum Ziel gesetzt, wobei erstere Voraussetzung für letztere ist. Im Frequenzgang kann man ablesen, was das konkret bedeutet: je nach Gain-Einstellung arbeitet der MK-Preamp linear von unter einem halben Hertz bis fast in den Megahertz-Bereich. Vor allem die obere Grenzfrequenz wirkt zunächst akademisch, erst recht für Tester in ihren späten 50ern, die Vinylplatten auflegen, deren Rillen rein physikalisch kaum mehr als vielleicht 40 Kilohertz transportieren können.

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Gruppenbild: Mit seinen weichen, stoffbezogenen Sorbothanfüßen darf der MM-PH-AMP auch mal auf seiner polnischen Kollegin Fezz Audio Gaia Prestige (hier noch in der Mk I-Version) stehen. Das eingefräste MK-Logo leuchtet im Betrieb in warmem Rot (Foto: B. Rietschel)

Nicht von der Hand zu weisen ist aber die unglaublich griffige, fast erschreckend plastische Raumwiedergabe, die zu den auffälligsten Eigenschaften des Preamps gehört. Es ist fast egal, welche LP ich auflege: Die ersten Töne, der Auftakt-Schlag auf eine Tom, das Akustikgitarren-Intro, vielleicht auch nur das Luftholen eines Sängers, manifestieren sich fast surreal deutlich und ansatzlos. Mit den ersten Millisekunden des ersten Tons taucht nicht nur dieser, sondern der gesamte Raum der Aufnahme auf, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Da Sound-Tricks angesichts des absolut neutral-natürlichen Tons des MM-PH-AMP mit Sicherheit ausgeschlossen werden können, scheint Kelc hier ein wirklich besonderer Präzisions-Preamp gelungen zu sein.

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Empfangskomitee: Der kleine OPA828 im Vordergrund begrüßt ankommende Signale im MM-PH-AMP (Foto: B. Rietschel)

Jegliche Verstärkung im MM-PH-AMP obliegt integrierten Schaltkreisen. Das überrascht etwas, weil mich der Preamp klanglich am ehesten an den SoulNote E-1 erinnert, der ja mit Armeen von Einzeltransistoren arbeitet. Im MM-PH-AMP gelangen ankommende Signale ohne Umschweife in einen Mono-OP-Amp namens OPA828. Der OPA828 arbeitet mit JFETs im Eingang, was dann wieder Parallelen zu anderen guten Phonostufen herstellt – zumal diese Bauteile als Einzeltransistoren nur noch schwer neu zu bekommen sind. Die RIAA-Entzerrung arbeitet komplett passiv mit Bündeln teurer Folienkondensatoren und mündet in einem weiteren OPA828, der aber noch nicht die letzte aktive Instanz bildet. Denn als Verabschiedungskomitee dienen wuchtige bipolare Transistoren des Typs BD139/140, die hier an jeweils eigenen Kühlkörpern kleben und je Kanal eine eigene kleine Class-A-Ausgangsstufe bilden. Mit mehr Kühlung könnten diese Halbleiter wohl auch einen Lautsprecher direkt antreiben. Die Eingangsstufe eines angeschlossenen Vorverstärkers und eventuelle elektrische Lasten auch langer und/oder exotisch konstruierter Verbindungskabel schubsen diese Ausgangsstufen natürlich umso hemmungsloser herum. Auch ohne hieb- und stichfeste Beweisführung ahnt man nun, dass der grandiose Bass der MK-Phonostufe kein Zufallsprodukt ist. Hier steht gefühlt – und ähnlich wie beim SoulNote oder auch beim Canor PH 1.10 – einfach eine Oktave mehr Tiefgang als bei Durchschnitts-Preamps zur Verfügung. Und auch in den etwas höheren Tieftonlagen wird eine fantastische Festigkeit und Definition hörbar.

Der Tiefton des MK ist etwas Besonderes. Um das zu hören, muss man nicht mal Slapbass- oder Elektrobeat-Krawallplatten auflegen – obwohl die mit dem  MM-PH-AMP einen Riesenspaß bereiten. Fast noch eindringlicher macht der Preamp aber bei ganz unauffälligen Gelegenheiten auf sein Sondertalent aufmerksam. Etwa bei Ariel Zamonskys akustischem Kontrabass, der We Are Sent Here By History von Shabaka & The Ancestors antreibt wie ein knurrender, singender, manchmal regelrecht rockender Warp-Generator. Das Instrument ist jazztypisch nicht besonders laut abgemischt und begleitet neben dem britischen Saxophonisten Shabaka Hutchings auf diesem Album einen ganzen Trupp südafrikanischer Bläser, Sänger und Perkussionisten durch ein spektakulär polyrhythmisches Soundabenteuer. Und doch fesselt immer wieder der herrliche, melodisch-muskulöse Drive von Zamonskys Instrument meine Aufmerksamkeit. Das Album, erschienen auf dem klassischen „Impulse!“-Label, das schon frühe Coltrane-Platten zierte, kann sehr unterschiedlich wirken, und dabei spielt sicher nicht nur die Wiedergabetechnik eine Rolle, sondern auch die individuelle Stimmung, die Tageszeit und so weiter. Oft lege ich voller Vorfreude die erste Seite auf und gebe nach ein paar Minuten auf, weil der galaktische Express einfach nicht abheben will. Hier tut er es. Für mich ein untrügliches Zeichen, dass Matej Kelc bei seinem Preamp nicht nur die objektiv-analytische Seite im Griff hat. Schwer Quantifizierbares wie Timing, Intuition, Musikalität und Phrasierung scheint damit einfach ganz selbständig zu entstehen.

Billig ist der MK Analogue MM-PH-AMP nicht. Für ähnliches Geld fallen mir überragend gute Phonostufen ein, die ihre Übertrager bereits eingebaut mitbringen, und die auch noch raffinierteres Industriedesign in die Waagschale werfen. Canors PH 1.10 etwa. Deren Übertrager sind zwar aus bestem Hause, ziehen gegen einen externen Riesen-Step-Up wie den SUT-1 aber doch den Kürzeren. Ernsthafte Konkurrenz dürfe dem SUT-1 eher durch andere Über-Übertrager wie den Consolidated Audio aus Berlin erwachsen, der zufällig exakt gleich teuer ist wie der MK Analogue. Der MM-PH-AMP spielt garantiert auch damit prima, denn der Preamp ist für den Übertragerbetrieb geradezu prädestiniert. Und das nicht nur wegen seiner riesigen Dynamik und Auflösung, sondern auch wegen einer praktischen Einstelloption. An seinem Anschlussfeld finden sich je Kanal drei Drehschalter. Die ersten beiden dienen Verstärkungsfaktor und Kapazität, wobei der Gain mit maximal 46dB potenziell sehr hoch eingestellt werden kann. Selten zu finden ist die dritte Anpassungsoption. Denn auch der MM-Abschlusswiderstand lässt sich vierstufig verstellen: von standardmäßigen 47kΩ runter auf 33 oder hoch auf 66 respektive 100kΩ.

Der variable Abschlusswiderstand eröffnet willkommene Optionen für MM-Systeme, die elektrisch etwas vom Mainstream abweichen. Und gerade die höheren Werte bereichern auch das Zusammenspiel mit Übertragern. Exemplare mit hohen Übersetzungsverhältnissen können die üblichen 47k nämlich schon in sehr niedrige Werte transformieren. Gerade sehr leise, zugleich aber eher hochohmige Abtaster sind dann schwierig anzupassen. 66 oder 100kΩ schaffen da deutlich mehr Spielraum. Dass der MM-PH-AMP ausschließlich symmetrische Anschlüsse hat, ist anfangs irritierend, aber letztlich logisch, weil sowohl MC-Systeme als auch Übertrager inhärent symmetrisch arbeiten. Ein einfacher Zwischenstecker schafft Abhilfe, wenn ein schneller Kabeltausch am Spieler nicht möglich oder erwünscht ist. Etwa an meinem LP12: Klar kann man da mit einer Stunde Zeit auch ein symmetrisches Kabel einziehen, aber für die aktuelle Nutzung als Arbeitsgerät mit häufig wechselnden Phono-Preamps wären XLR-Stecker unpraktisch. Völlig problemlos dagegen das Umstecken beim Luxman PD-191A, mit dem ich einen Großteil der Hörtests machte. Dessen Arm endet in einem Fünfpol-SME-Stecker genau wie der Linn Ekos. Anders als beim Linn ist dieser Stecker aber frei von unten zugänglich, und es gibt auch kein Subchassis, das man bei der Kabelverlegung berücksichtigen müsste.

Ganz pragmatisch verwendet der Hersteller niederkapazitives, erschwingliches Sommercable mit Steckern je nach Geldbeutel und einem hübschen Textilstrumpf, der Kabelsalat vermeiden hilft.

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Das passende Kabel von Fünfpol-SME (auf Wunsch auch gewinkelt) auf XLR kann man von MK gleich mitbestellen. Ebenso die Kabel von XLR weiblich auf Cinch männlich, die man zur Verbindung des MM-PH-AMP braucht. Denn dieser wird aktuell nur mit Cinch-Eingängen gebaut (Foto: MK Analogue)

Ich muss leider zugeben, dass mir die Version mit sündteuren Furutech-Steckern tatsächlich einen Tick besser gefiel. Aber das sind Nuancen. Entscheidender ist meiner Meinung nach, dass man bei einer dauerhaften Installation auf jeden Fall ohne Zwischensteck-Adapter auskommt, die eher für einen kurzen Check gedacht sind. Selbst dann aber – und selbst mit x-beliebigen eBay-Strippen, wenn die Kabelkasse gerade leer ist – dürfte man aus dem Staunen nicht herauskommen, sobald der SUT-1 in die Anlage Einzug hält. Erst recht, wenn gleich das komplette MK-Team mit Übertrager und Preamp am Start ist. Einmal auf Betriebstemperatur (der Hersteller empfiehlt, den Preamp bei regelmäßiger Nutzung einfach anzulassen), verbindet dieses Gespann perfekte Rauscharmut, klaren, intensiven Klang und immer wieder verblüffende Dynamik in seltener Harmonie.

Fazit MK Analogue SUT-1

Dieser außergewöhnliche Übertrager ist fraglos kein billiges Vergnügen. Aber er war am feinsten, energiereichsten und räumlichsten MC-Klang beteiligt, den ich je aus meiner Referenzkette zu hören bekam. Ein Vorteil dabei war sicherlich, dass ich die komplette MK-Kombi aus Übertrager und Phonostufe probehören konnte. Das aber ist keine Voraussetzung: Der SUT-1 ist auch an jeder anderen (guten) MM-Vorstufe eine Traumkomponente für MC-Fans.

MK Analogue SUT-1
2025/02
Test-Ergebnis: 4,4
SEHR GUT
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Enorme Dynamik und Kraft
Exzellenter Rauschabstand
Detailliert auch an ungewöhnliche MM-Systeme und Übertrager anpassbar
Nicht ganz billig

Vertrieb:
Markus Wierl GmbH
Wacholderweg 10
86836 Klosterlechfeld

Tel.: 08232-9589033
www.audio-freak.de
Youtube-Channel

Preis (Hersteller-Empfehlung):
MK Analogue SUT-1L + SUL-1M: 3.190 Euro
MK Analogue MM-PH-Amp: 4.890 Euro

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Die technischen Daten

MK Analogue SUT-1L / SUT-1M
Konzept:Übertrager für MC-Tonabnehmer
Eingang & Übertrager-Verhältnisse:L-Version: – 24 dB (1 : 16) / – 30 dB (1 : 32)
M-Version:- 14 dB (1 : 5) / – 20 dB (1 : 10)
Ein- / Ausgänge:symmetrisch (XLR)
Abschluss-Impedanz:L-Version: – 30 dB: 45 Ohm / – 24 dB: 175 Ohm
M-Version: – 14 dB: 1.880 Ohm / – 20 dB: 470 Ohm
Ausgangs-Impedanz:
400 Ohm
Farben:Schwarz, Silber
Abmessungen (B x H x T):

14,5 × 8,6 × 16,0 cm

Gewicht:2,75 Kilo
Alle technischen Daten
Mit- und Gegenspieler:

Test Phono-Vorverstärker Line Magnetic LP-33: es lebe die Röhre!
Test Phonostufe Luxman E-250: Samt und Seide
Test Phonostufe Canor PH 1.10: dem Himmel so nah
Test Plattenspieler Luxman PD-191A + LMC-5: zwei ziemlich coole Typen

Autor: Bernhard Rietschel

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Bernhard Rietschel ist gelebte HiFi-Kompetenz. Sein Urteil zu allen Geräten ist geprägt von enormer Kenntnis, doch beim Analogen macht ihm erst recht niemand etwas vor: mehr Analog-Laufwerke, Tonarme und Tonabnehmer hat keiner gehört.