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Mercedes-Benz A200 mit Burmester Surround-Sound-System
Grundsätzlich bietet sich die Mercedes A-Klasse mit Burmester Sound System als Alternative zum BMW 1er an. Allerdings fuhren wir den Baby Benz in der zahmen A-200-Variante. Um es mit dem BMW M135i xDrive aufzunehmen, sollte es schon ein A35 AMG sein. Mit dem potenten Burmester HiFI System stimmt auch im kleinen A200 die Emotionalität. (Foto: S. Schickedanz)

Mercedes A 200 mit Burmester-Anlage und MBUX im Test

Es war ein logischer Schritt, aber keinesfalls selbstverständlich: Burmester zog mit dem Modellwechsel in die A-Klasse ein. Seit unser britischer Kollege Dr. Ian Kuah auf seiner Testfahrt im Januar letzten Jahres in Las Vegas den Schleier für LowBeats lüftete, konnte ich es nicht erwarten, den Baby Benz zum Hörtest zu bitten. Nun war es endlich soweit: Vor der Tür stand ein Mercedes A 200 mit dem optionalen Burmester Surround-Sound-System. Doch ich muss gestehen, ich war nach Ians Ausführungen mindestens genauso gespannt auf das Mercedes-Benz User Experience (MBUX). Man hörte beziehungsweise las, dass man mit diesem Auto frei sprechen kann wie mit einem Menschen.

Und schon der erste Versuch mit der mündlichen Eingabe meiner Heimatadresse nach Abholung des Mercedes-Benz A 200 sagte mir, dass ich mit dem im AMG-Trimm aufgehübschten Kompaktwagen eine gute Zeit haben würde.

Außen gab sich der A 200 trotz AMG Linie mit schwarzen 19-Zoll-Rädern recht dezent. Dafür trieben es die Designer innen umso bunter. Dabei lag das rote Leder ziemlich genau in der Mitte zwischen den hochwertigen Materialien (welche eher an die Ober- denn an die Kompaktklasse erinnerten) auf der einen und dem kunterbunten virtuellen Armaturenbrett auf der anderen Seite. Dieses besteht aus zwei HD-Displays und folgt der Linie, die Mercedes bereits in der Mittel-Klasse eingeführt hat. Doch dort wird die Anzeigeeinheit vom wuchtigen Armaturenbrett eingeschlossen, während sie hier im Tablet-Stil freisteht. Zusammen mit der in der Farbe variablen Ambiente-Beleuchtung, die bei der A-Klasse sogar die wundervoll gestalteten runden Lüftungsdüsen erstrahlen lässt, macht der kleine Benz je nach Standpunkt mächtig auf Disco oder Playstation. Das bildet in meinen Augen einen ziemlichen Kontrast zu der oberklasseartigen Anmutung des Fahrzeug Innenraums.

Doch der Spagat geht weiter. Auch was das Fahrverhalten betrifft, reifte der Baby-Benz zum vollwertigen kleinen Mercedes. Die Federung wirkt ausgesprochen erwachsen – kein Vergleich zum knüppelharten, ruppigen BMW M140i xDrive, den ich für LowBeats vor zwei Jahren gefahren bin. Sie erinnert stark an das schwebende, schwerelose Fahrgefühl, das ich an der Mercedes E-Klasse Limousine und dem E-Klasse Cabriolet so schätzte.

Aber, was hat sich unser schwäbischer Vorzeige-Hersteller (Slogan: „Das Beste oder nichts“) bloß bei diesem Aggregat gedacht? Der 1,3-Liter-Turbo-Direkteinspritzer erfüllt zwar leistungsmäßig überraschenderweise trotz des sehr kleinen Hubraums die Erwartungen, die das gediegene Auto weckt. Doch seine rustikale Akustik passt einfach nicht zur poppigen, aber äußerst geschliffenen A-Klasse. Irgendwie erinnerte mich die ungleiche Paarung an das Märchen vom Froschkönig, was gar nicht so weit hergeholt erschien, nachdem meine Recherche ergab, dass der kleine Vierzylinder offenbar wie der Dreizylinder des Smart aus dem Renault-Regal stammt. In Frankreich gelten Froschschenkel als Delikatesse …

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Mercedes-Benz A200 mit Burmester Surround-Sound-System
Das Burmester Surround-Sound-System des Mercedes A 200 hat drei Klangregler, die wir wie üblich in Neutralstellung beließen. Der Fader nutzten wir allerdings, um die Bühne stärker nach vorne zu bringen (Foto: S. Schickedanz)
Mercedes-Benz A200 mit Burmester Surround-Sound-System
In den Einstellungen des Burmester Surround-Sound-Systems hat man ferner die Wahl zwischen reinem Stereo und einem Mehrknanal-Sound, der auch aus 2-Kanal-Aufnahmen erzeugt wird. (Foto: S. Schickedanz)
Mercedes-Benz A200 mit Burmester Surround-Sound-System
Auf dem Touch-Screen kann man die Cover seiner Musiksammlung mit dem Finger durchscrollen. (Foto: S. Schickedanz)
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Nun wollte ich den Mercedes aber nicht an die Wand klatschen, damit er sich in einen Prinzen verwandelt. Mir fiel noch etwas weit besseres ein. Schließlich fährt die A-Klasse seit diesem Jahr in ihrer dritten Generation mit einem Surround-Sound-System von Burmester vor. Und das ist kraft seiner 590 Watt spielend in der Lage, den etwas vulgären Motor mit edlen Klängen zu übertönen – frei nach dem Motto: Tun wir so, als hätten wir ihn nicht bemerkt.

Burmester bewahrt den guten Klang

Die Abstimmung der zwölf exakt auf den Fahrzeuginnenraum angepassten Lautsprecher erfolgte mit der Vorgabe, eine ausgewogene und zugleich sehr dynamische Musikwiedergabe zu gewährleisten. Dazu kommt eine umschaltbare Klanganpassung für die vorderen und hinteren oder für alle Sitzplätze. Die Geräuschkompensation (VNC) sorgt dafür, dass sich die Entzerrung der Lautsprecher dynamisch an die jeweiligen Fahrgeräusche anpasst, um bei jedem Tempo eine möglichst ausgewogene Wiedergabe zu gewährleisten. Damit dem platzsparend unterm Kofferraumboden verstauten Doppelschwingspulen-Subwoofer, der im unteren Bereich gegen den brummigen Motor antritt, nicht die Puste ausgeht, entfallen allein 120 Watt der Verstärkerleistung auf ihn. Mit knapp 800 Euro fällt der Aufpreis des Systems, das sich an den in den A-Säulen untergebrachten Hochtöner-Abdeckungen mit Burmester-Emblemen schmückt, moderat aus.

Der Effekt ist dagegen gewaltig. Der kleine Benz ist ganz groß, wenn es um den Fahrspaß geht. Besonders das agile, bisweilen an einen Kart oder zumindest einen Mini Cooper erinnernde Einlenken begeisterte mich nachhaltig.  So schnell, wie einen der Burmester-Sound süchtig macht, so schnell gewöhnt man sich an den Wegfall des klassischen Automatik-Wahlhebels auf der Mittelkonsole. Zugunsten glatter Flächen gaben die Mercedes-Designer dem Einstiegsmodell einen lässigen Lenkstockhebel, wie man ihn aus der S- oder E Klasse kennt. In Verbindung mit der satten Straßenlage fährt sich der Mercedes A 200, ungeachtet seiner ausgezeichneten Wendigkeit beim Rangieren, bis in den Bereich seiner Höchstgeschwindigkeit von knapp 230 km/h wie ein Fahrzeug aus einer höheren Klasse. Die Lenkung gibt sich knackig direkt und kommt mit einem geringen Einschlag aus. Trotz des Frontantriebs zerren die 163 PS praktisch nie am Multifunktions-Ledervolant. Zudem kann ich über die Bremsbalance trotz der konzeptbedingt frontlastigen Gewichtsverteilung nur Positives berichten, was bei Fronttrieblern keinesfalls selbstverständlich ist.

Allerdings fiel mir sehr schnell bereits auf trockener Straße auf, dass die Traktion der 225er-Bereifung mit den knapp 170 PS respektive 250 Nm in engen Biegungen schon ziemlich am Limit ist. Deshalb würde ich mir – als sportlicher Fahrer – spätestens bei der nächsten Leistungsstufe eine mechanische Differenzialsperre wünschen und spätestens über 240 PS sogar Allradantrieb. Den bekommen auch die beiden AMG-Modelle A35 und der A45, der im Laufe des Jahres erscheint.

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Hochtöner Burmester Surround-Sound-System
Die Hochtöner des Burmester Surround-Sound-Systems sitzen in den A-Säulen. Sie tragen das Firmenlogo, bestehen aber im Baby-Benz nicht aus Metall. Schließlich konnte man noch nie so günstig den Klängen der Berliner Manufaktur lauschen. Je nach Ausstattungspaket beginnt der Spaß schon unter 500 Euro (S. Schickedanz)
Mercedes-Benz A200 mit Burmester Surround-Sound-System
Die Mitteltöner sitzen recht tief in den Türen. Das kostet etwas Präzision beim Staging und bei hochfrequenten Impulsen (Foto: S. Schickedanz)
Subwoofer Burmester Surround-Sound-System
Der allein von 120 Watt beflügelte Subwoofer holt für das Burmester-System die Kohlen aus dem Feuer. Sein knackiger Kickbass und sein hohes Differenzierungsvermögen sind richtiggehend spektakulär – zumal in der Fahrzeugklasse, in welcher der Mercedes A 200 antritt (Foto: S. Schickedanz)
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So klingt der Baby-Benz mit Berliner-Power

Den direkt vom DSP-Verstärker angesteuerten Lautsprechern gelingt es spielend, den typischen Sound, von Burmester selbst als „Wohlfühlklang“ (den wir bereits aus den größeren Modellen von Mercedes kennen) bezeichnet, in die Einstiegs-Baureihe zu bringen. Ganz gleich, welche Musik man diesen Sound-System serviert, sie wird niemals lauwarm oder mit künstlichem Beigeschmack aufgetischt. 

Man ist nicht einmal darauf angewiesen, über USB hochauflösende Musik-Dateien zuzuspielen. Selbst über das mit Bluetooth gekoppelte iPhone, das man in der Ladeschale drahtlos mit Strom versorgen kann, klang das Lautsprecher-System sehr ausgewogen und auch sehr dynamisch. Doch in Sachen Neutralität kann auch das Haman Kardon System, welches im 1er BMW zum Einsatz kommt, überzeugen. 

Was die Burmester-Anlage in der A-Klasse besonders auszeichnet, ist ihr kräftiger, kontrollierter Bass. Hier übertrifft die preußisch-schwäbische Kombination ganz klar die Einstiegsklasse des Münchner Erzrivalen. Selbst der exzellent gelungene Ford Focus mit seinem B&O-Play-System kann trotz Subwoofer im Kofferraum ebenfalls nicht ganz mithalten.

Lediglich in einem Punkt hatte Mercedes A 200 gegenüber den beiden anderen Kompakten das Nachsehen. Seine Bühne wirkt nicht so breit wie im BMW und nicht so hoch wie im Ford. Obendrein wirkt die Abbildung etwas diffuser als bei den beiden anderen Kompakten. Das ist sicher auch den tiefergelegten Mitteltönern in den vorderen Türen zu verdanken.

Hierin liegt auch ein wesentlicher Unterschied zu den beiden optionalen Burmester-Systemen der E-Klasse, ganz besonders zum aufwändigen High-End-3D-System, das Solostimmen zum Greifen plastisch vor dem Fahrersitz aufbaute. Doch was den Bass betrifft, so saftig und ultraknackig im Kick, braucht sich die A-Klasse jetzt nicht mehr hinter der E-Klasse mit dem kleineren Surround-System zu verstecken.

Mir machte jedenfalls das Fahren mit laut aufgedrehter Musik in Mercedes A 200 mächtig Spaß. Und zwar unabhängig davon, ob ich Eminems neues Album „Kamikaze“ oder live eingespielte Rockklassiker wie auf David Gilmours Live At Pompeii anhörte. Wegen des für diese Klasse unglaublich souveränen Fahrverhaltens und der moderaten Fahrgeräusche kann man die Musik auch bei hohem Tempo entspannt genießen. Die ebenfalls weit über Klassen-Standard liegenden Fahrassistenten tun ein übriges, damit man mit den kleinsten Benz große Strecken stressfrei zurücklegen kann. So berücksichtigt der Abstandstempomat sogar Tempolimits und hält allein die Spur, sodass sich der Fahrer zurücklehnen kann und nur (durch relativ festen Druck) mit mindestens einer Hand am Lenkrad die Endkontrolle behalten muss.

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Mercedes-Benz A200 mit Burmester Surround-Sound-System
Man kann die Instrumente nicht nur nach bestimmten Looks verändern, sondern auch vom Lenkrad des Mercedes A 200 aus die Anzeigen nach Bedarf konfigurieren. Bis auf ein extrem düsteres Thema, das mit Informationen geizt, haben alle eines gemeinsam: Sie bringen viel Farbe ins Spiel, was den Blendeffekt im Dunkeln erhöht. Und sie wirken wie hier mit Eco-Anzeige ganz schön poppig – fast als wollten sie sagen: Schaut mal, ich bin kein Opa-Auto wie mein Urahn… (Foto: S. Schickedanz)
Mercedes-Benz A200 mit Burmester Surround-Sound-System
Man merkt dem 1.300-ccm-Aggregat des Mercedes A 200 seinen kleinen Hubraum nur vom Sound, aber nicht von der Kraftentfaltung an. Vom Verbrauch allerdings auch nicht. Und das war noch ohne freie Fahrt (Foto: S. Schickedanz)
Mercedes-Benz A200 mit Burmester Surround-Sound-System
Wer den kleinen Benz auf freier Strecke laufen lässt, kann bequem schnelle Schnitte realisieren. Der Look der virtuellen, flexibel konfigurierbaren Instrumente mit ihren bunten Nachzieheffekten im Playstation-Stil macht auf jugendlich, doch der Verbrauch ist dann sehr erwachsen (Foto: S. Schickedanz)
Mercedes-Benz A200 mit Burmester Surround-Sound-System
Der Mercedes erwies sich als kompakter Kilometerfresser mit gewissem Expressaufschlag. Für Vielfahrer ist die Motorisierung unseres A 200 daher nicht so empfehlenswert (Foto: S. Schickedanz)
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Mercedes A 200: Kein Kostverächter

Wäre da nur nicht dieser hohe Verbrauch. Bei normaler Landstraßenfahrt am Wochenende auf der Alb mit den üblichen Sonntagsfahrern vor sich, die nicht mal so schnell unterwegs sind, wie die Tempolimits gestatten, war es für mich schon schwierig, mit dem Mercedes A 200 unter 8 Liter pro 100 Kilometer zu kommen. Bei einigermaßen freier Fahrt auf einem kurzen Stück Autobahn ging die Tendenz in Richtung 9 Liter. Nachts auf freier Strecke zwischen München und Stuttgart waren es vor dem Albabstieg zeitweise sogar durchschnittlich 17 Liter, nach langer Bergabfahrt und Tempolimits dann immer noch über 14 Liter am Ziel in Stuttgart. Das ist nicht nur mehr, als der 1er-BMW mit Allradantrieb und 3-Liter-Sechszylinder auf der Strecke verbrauchte und mit der hinterradgetriebenen Variante des M140i erst recht zu toppen. Dieser Durchschnittsverbrauch lag sogar deutlich über dem, was ich während des Tests mit dem großen und schweren E 400 4matic Cabriolet im Schnitt durch die Einspritzdüsen jagte. 

Das Downsizing mit 1300er-Motörchen geht also in meinen Augen nur auf, wenn man seinen Mercedes A 200 vorwiegend auf kurzen Strecken bewegt. Fast ein wenig schade, denn abgesehen vom Motor könnte man die neue A-Klasse durchaus als kompakten Kilometerfresser verwenden. In dem Fall lohnt es sich, einmal die Diesel-Varianten oder den A 220 mit 2-Liter-Turbo-Benziner auszuprobieren.

MBUX im Mercedes A 200: Genial, aber mit einigen Poser-Funktionen

Neben dem nützlichen, aber leider nicht im gleichen Umfang wie etwa bei Mini genutzten Head-up-Display besaß der Mercedes-A-200-Testwagen die MBUX Augmented Reality für die Navigation. Die 250 Euro können Sie sich nach meinem Geschmack sparen und lieber auf das Burmester-Audio-System legen. Den AR-Gimmick fand ich nicht nur nutzlos, sondern kontraproduktiv.

Man stelle sich vor: Statt geradeaus auf das Head-up-Display oder die ohnehin schon reichlich mit allerlei nützlichen und weniger nützlichen Infos gespickte virtuelle Instrumenten-Kombi zu schauen, zieht die fragwürdige Programmierer-Spielübung ausgerechnet vor Kreuzungen und Gabelungen die Blicke zur Seite ab – auf ein kleines, wie ein Handyvideo wirkendes Live-Kamerabild, in das kleine, im Eifer des Gefechts nicht leicht zu erfassende Richtungsinfos eingeblendet werden. Wenn dann der Vordermann unvermittelt bremst oder jemand vors Auto läuft, darf der zwischen Virtual Reality und echtem Leben driftende Chauffeur nur darauf hoffen, dass die Programmierer des Bremsassistenten ihre Aufgabe mit etwas mehr Ernst erledigt haben. Dabei besitzt die  Mercedes A-Klasse doch schon eine viel smartere Augmented Reality in Form des Head-up-Displays, das man vielleicht einfach stärker für weitere Infos nutzen sollte.

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Mercedes Me Connect Concierge Service
Sehr gut umgesetzt hat Mercedes seinen neuen Concierge Service von Me Connect. Der Mensch am anderen Ende der Leitung reserviert bei Bedarf einen Tisch im zuvor für die Fahrzeugbesatzung gesuchten Restaurant, schickt Adresse und Telefonnummer ins Fahrzeug und bei Bedarf auch aufs Smartphone des Mercedes-Besitzers. Hier hat Daimler nicht nur aufgeholt, sondern überholt (Foto: S. Schickedanz)
Mercedes-Benz A200 mit Burmester Surround-Sound-System
Die Sprachsteuerung des MBUX-Systems der neuen Mercedes A-Klasse setzt Maßstäbe über das Kompakt-Segment hinaus. Die Stimme aus dem Navi kann sprechen und zuhören zugleich, reagiert schnell und versteht normale Umgangssprache (Foto: S. Schickedanz)
Burmester Surround-Sound-System Display
Unser Mercedes A 200 hatte auch 360-Grad-Kamera-Unterstützung beim Rangieren (Foto: S. Schickedanz)
Burmester Surround-Sound-System: Augmented Realilty
Die Augmented Reality fürs Navi ist dagegen ein Gimmick, der an Abzweigungen mehr ablenkt, als er mit seinen kleinen in das Realtime-Bild der Frontkamera eingeblendeten Richtungsinformationen nutzt. Das Head-up-Display leistet hierbei weit bessere Dienste (Foto: S. Schickedanz)
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Das gemeinsam mit Harman umgesetzte MBUX-Konzept leistet sich zwar noch zahlreiche Technik-Späßchen, doch muss man seinen Entwicklern im Kern eine sehr gute Arbeit bescheinigen. Das beginnt schon bei den Mikrofonen und dem zugehörigen Spracherkennungs-Algorithmus für die bereits in vielen Berichten gelobte Sprachsteuerung. Die kann man zwar wie bei anderen Autos mit einer Taste am Lenkrad betätigen – muss man aber nicht. 

Die neue A-Klasse hört nämlich auch auf den Befehl: „Hey Mercedes“ respektive „Hallo Mercedes“. Und das gelingt ihr in aller Regel sehr gut, sogar bei lauter Musikwiedergabe über die Burmester-Anlage. Wer dergleichen schon einmal mit einer der (derzeit wie Pilze aus dem Boden schießenden) sprachgesteuerten Lautsprecherboxen fürs Wohnzimmer versucht hat, kann sich die Leistung der Ingenieure in etwa vorstellen. Und auch die Tricks, die MBUX beherrscht, sind bestens geeignet, mögliche Mitfahrer/innen und auch die Kollegen von der Presse zu beeindrucken. Klar, mir fällt kein anderes Auto ein, das auf den Spruch „mir ist kalt“ die Heizung hoch regelt oder einem auf die Frage „brauche ich einen Regenschirm“ den Wetterbericht anzeigt (das mit der Sonnenbrille hatte ja bereits Dr. Ian Kuah probiert). Soweit, so gut.

Doch, wer sich nur einigermaßen bewusst war, dass er gerade nicht mit einem Kumpel redet, konnte auch mit freier Sprechweise den BMW M140i xDrive von 2016 mit der optionalen Off-Board-Spracherkennung schon zuverlässig dazu bringen, den ausführlichen Wetterbericht auf dem Display anzuzeigen. Und obwohl der 1er damals noch nicht darauf programmiert wurde, die Temperatur durch Sprachbefehl zu steuern, verstand er schon Befehle wie „stelle die Temperatur auf 22° ein.“ Er reagierte dann immerhin mit einem Hinweis, dass diese Einstellung nur manuell möglich sei und zeigte im Display die dazu nötigen Schritte an.

Ich bin, anders als bei den teilweise halbgaren Voice-Control-Lösungen fürs Wohnzimmer, am Steuer ein großer Freund von gut gemachter Sprachsteuerung. Daher reizte mich ein Vergleich der Systeme, auch wenn der Sieger schon allein aufgrund des jüngeren Alters von vornherein festzustehen schien. Schließlich hatte unser 1er-Testwagen von 2016 noch nicht den Stand der Technik, der heute für den schärfsten, gleichwohl am Ende seines Produktlebenszyklus stehenden Rivalen der Mercedes A-Klasse verfügbar ist. Seit letztem Sommer hat BMW nämlich den neuen BMW Intelligent Personal Assistant an Bord.

Zu meiner großen Überraschung landete der betagte Münchner Mitbewerber im zeitlich versetzten Fernduell einige Stiche. 

Ich versuchte einfach, den Mercedes A 200 die gleichen Kunststücke aufführen zu lassen, die mich am BMW M140i und später am BMW 540i xDrive so begeisterten. Dabei zeigte sich einerseits der riesige Schritt, den der Daimler gegenüber der vor einem Jahr getesteten E-Klasse in Sachen Sprachsteuerung gemacht hat. Denn die verstand oder fand die meisten frei gesprochenen Navi-Ziele nicht zuverlässig. Und sie konnte im Gegensatz zur den BMW-Sprachsteuerungen und jener in der neuen A-Klasse nicht gleichzeitig zuhören, wenn sie am Reden war (viele kennen das Problem von Ehestreitigkeiten).  Außerdem wertet das neue MBUX die Sprachbefehle deutlich schneller aus als die bisherigen Systeme von BMW oder Mercedes.

Mercedes-Benz A200 mit Burmester Surround-Sound-System
Die dritte Generation der Mercedes A-Klasse hat nichts mehr mit dem als Elch in die Geschichte eingegangenen Urahn gemeinsam. Vor allem wirkt sie sehr viel jugendlicher, ohne mit klassischen Mercedes-Mustern zu brechen (Foto: S. Schickedanz)

Allerdings zeigte sich trotz allen Fortschritts in der Dialogfähigkeit der künstlichen Intelligenz, dass im gesamten MBUX-Konzept noch einiges Potenzial für Verbesserungen steckt. Beispiele gefällig? Egal wie ich es formulierte, die A-Klasse zeigte mir kein Regenradar an, denn sie hat offensichtlich im Gegensatz zum betagten BMW keines an Bord. So ging es mit zahlreichen anderen Funktionen, deren Abruf am wenigsten an der Spracherkennung scheiterte, sondern am Konzept.

Umso erstaunter war ich allerdings, dass es mir weder mit Sprache noch mit Eingaben über den Touchscreen möglich war, mir den Reifendruck im Auto anzeigen zu lassen. Doch diese Funktion ist grundsätzlich möglich, nämlich über die Smartphone App von Mercedes Me vor und nach der Fahrt. Dagegen zeigte einem der BMW M140i auf den (oder sinngemäß ähnlich formulierten) Befehl „zeige den Reifendruck an“ die aktuellen Drücke in den einzelnen Reifen samt der Reifentemperatur an. Das mag übertrieben erscheinen, steigert aber gerade für einen sportlichen Fahrer das Verständnis für den Umgang mit den Reifen. Außerdem zeigt BMW den Druck griffig in Bar, während die Mercedes Me App die Einheit kPa verwendet.

Dennoch zeigte sich während der zwei Wochen mit dem Mercedes A 200, dass der Daimler in Sachen Konnektivität gerade in Siebenmeilenstiefeln voranschreitet. Es gibt immer mehr Apps, die man teilweise zukaufen kann wie beim Münchner Mittbewerber. Sogar ein Online-Fahrtenbuch gehört jetzt dazu, das aber wegen der hohen Grundgebühr erst ab einer gewissen Unternehmensgröße interessant ist.

Was den Concierge-Service betrifft, hat Mercedes nicht nur mit Vorreiter BMW gleichgezogen, sondern diesen überholt. Der kostenpflichtige Abo-Dienst ließ sich nicht nur im Mercedes A 200 abrufen, sondern auch über die Mercedes Me App von außerhalb. Zudem schickt der freundliche Helfer einem Hotels oder Restaurants nicht nur ins Fahrzeug, wo man die Adresse als Naviziel verwenden kann. Er übernahm für mich sogar die Tischreservierung. Auf Wunsch bekommt man noch eine SMS auf Handy, was auf der „Last Mile“ zu Fuß unter Umständen gute Dienste leistet.

Mercedes-Benz A200 mit Burmester Surround-Sound-System
Mit der AMG-Line und deren 19-Zöllern liegt der Baby-Benz satt auf der Straße und wirkt dezent aggressiv. (Foto: S. Schickedanz)

Fazit Mercedes A 200 mit Burmester Surround-Sound-System

Das spursichere Aktiv-Fahrwerk bietet mit seiner gelungenen Spreizung zwischen den Fahrprogrammen eine tolle Kombination aus Kompaktsportler und geschrumpfter Komfort-Limousine. Die rundum gelungene, hochwertig anmutende, mit Assistenz-Systemen auf Oberklasse-Niveau ausgestattete neue A-Klasse hätte einen seidenweichen Sechszylinder verdient, dann wäre sie eine ernste Konkurrenz für größere Business-Limousinen. Denn vom Fahrwerk her lässt sie den BMW 1er, der mit dem im Herbst anstehenden Modellwechsel seinen kraftvollen und sparsamen 6-Zylinder verlieren wird, regelrecht halbstark erscheinen.

Das Burmester Surround-Sound-System im Mercedes A 200 ist zwar nicht so audiophil wie das um ein Vielfaches kostspieligere Burmester High-End-3D-System der E-Klasse, gerade, was die Abbildung betrifft. Es bereitete mir aber während des gesamten Tests unterm Strich fast genauso viel Freude. Sein Bass hat einfach den nötigen Drive, der bei Rock und Pop unter die Haut geht und Neutralität sowie Auflösung sind zumindest so gut, dass es nichts zu kritisieren gibt. Das ganze Auto groovt und ist für einen so erwachsenen Benz mit einem Einstiegspreis von rund 30.000 Euro wirklich angemessen gepreist. Das gilt für das Burmester Surround-System des Mercedes A 200 mit seinen 791 Euro ganz genauso, zumal sich der Aufpreis in Verbindung mit einem der beiden Energizing-Paketen auf 494 Euro verringert. Spätestens dann ist Preußens Beitrag zum neuen Schwabenstolz ein Mega-Schnäppchen.

(In eigener Sache: Die Wertung ist wie immer bei LowBeats auf die jeweilige Preisklasse beziehungsweise Fahrzeugklasse bezogen und nicht absolut zu sehen. Das heißt, ein direkter Vergleich zwischen einem 5-Sterne-Kleinwagen und einer 5-Sterne-Limousine ist nicht möglich).

Mercedes-Benz A 200 mit Burmester Surround-Sound
2019/01
Test-Ergebnis: 4,8
überragend
Bewertung
Auto
Anlage
Fahrspass

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Neutrale Abstimmung, sehr tiefer, knackiger Bass, sehr gute Dynamik
Brillante Sprachsteuerung versteht so ziemlich alles, außer Schwäbisch
Die Kombination aus MBUX und Me Connect eröffnet eine Fülle von Möglichkeiten
Das sichere und auch im Sport-Modus nicht übermäßig harte Fahrwerk mach den A 200 zum kompakten Kilometerfresser

Vertrieb:
Daimler AG
Mercedesstraße 137
70327 Stuttgart
www.mercedes-benz.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Mercedes-Benz E 200 ab 30.916 Euro, Burmester Surround-Sound-System 791 Euro

Weitere Informationen zu Burmester und Mercedes-Benz unter www.burmester.de

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Autor: Stefan Schickedanz

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Schneller testet keiner. Deutschlands einziger HiFi-Redakteur mit Rennfahrer-Genen betreut bei LowBeats den Bereich HiFi im Auto sowie die Themengebiete Mobile- und Smart-Audio.