Bluetooth-Boxen für den unkomplizierten Musikspaß in Heim und Garten gibt es viele. Bei kompakten, netzwerkfähigen One-Box-Lösungen für höhere Ansprüche wird die Auswahl schon deutlich dünner. Der britische High-End-Hersteller Meridian, vor allem Bekannt als Pionier in Sachen DSP-Aktivlautsprecher, hat jetzt mit dem Ellipse einen solchen All-In-One-Lautsprecher vorgestellt, der mit cleveren DSP-Klangsteuerungsfunktionen überzeugt und im Vereinigten Königreich hergestellt wird. Aber ist der Ellipse auch eine Rundum-Glücklich-Lösung? LowBeats hat’s ausprobiert.
Ellipse: Elegant, kompakt, kraftvoll
Diese drei Worte beschreiben den brandneuen, ab sofort erhältlichen Streaming-Lautsprecher Ellipse recht gut. Auf den ersten Blick, zumindest wenn dieser frontal auf den Ellipse fällt, erinnert der Speaker ein wenig an den inzwischen schon als Design-Ikone geltenden B&W Zeppelin. Aus anderen Winkeln fällt aber sofort auf, dass hier keineswegs abgekupfert wurde. Der Meridian Ellipse hat insgesamt die Form einer halbierten Linse – oder eines in der Mitte geteilten „M&M’s“ Schoko-Drops. Die halbe Linse ruht auf drei Füßen, welche die Front mit dem Schutzgitter leicht nach hinten neigt.
Das in einem matten, nicht reflektierenden schwarz lackierte Gehäuse fasst sich nicht nur gut an, es wirkt auch äußerst solide. Erfreulicherweise ist der samtige Lack auch recht resistent gegen Fingerabdrücke. 3,9 Kilogramm Gewicht hört sich nicht viel an, aber mit den Maßen 412 x 223 x 171 mm (B x T x H) wirkt das Gerät in der Hand doch äußerst solide und massiv gebaut. Was auch der Klopftest bestätigt. Das hat nichts mit dem Plastik-Feeling gewöhnlicher Boom-Boxen zu tun, sondern wirkt sehr hochwertig
Ein weiterer sehr bemerkenswerter Aspekt ist, dass es sich hier um eine akustisch geschlossene Lautsprecherkonstruktion handelt. Bassreflexöffnungen gibt es nicht. Auch nicht hinter der kaum durchsichtigen, nicht abnehmbaren Frontabdeckung, wie die Produktbilder von Meridian enthüllen. Üblicherweise werden bei Lautsprechern dieser Größe immer irgendwelche Reflexkonstruktionen eingesetzt, um aus den kleinen Gehäusen noch einen akzeptabel tiefreichenden Bass zu zaubern. Allerdings haben ventilierte Gehäuse immer den Nachteil, dass sich über die Öffnungen Verzerrungen durch Strömungsgeräusche einstellen. Insbesondere bei eher kleinen Öffnungen. Meridian geht hier einen anderen Weg und verlässt sich lieber auf einen entsprechend kräftigen, langhubigen Basstreiber und viel DSP-Knowhow zu dessen Kontrolle.
An der Oberseite befindet sich ein halbkreisförmiges Bedienfeld. Unter der Plexi-Abdeckung sind sieben beleuchtete Touch-Elemente zur Titelsteuerung, Quellenwahl, für Lautstärke und On/Off untergebracht. Die Beleuchtung ist dimmbar oder ganz abschaltbar. Natürlich gibt es dazu passend auch eine App. Dazu komme ich später.
Am rückseitigen Anschlussfeld, das leicht verdeckt aber dennoch gut zugänglich untergebracht ist, wird die Natur des Ellipse deutlicher. Mit LAN, USB-Audio und einem Anschluss für USB-Massenspeicher outet sich der Ellipse als echter Streaming/Netzwerk-Lautsprecher. Zusätzlich ist ein kombinierter Toslink/Analogeingang enthalten. Das System unterstützt gängige Musikdienste wie Spotify Connect und Tidal Connect, aber derzeit leider noch kein Qobuz. Dafür ist der Ellipse aber Roon Ready, worüber auch Qobuz in voller Qualität genutzt werden kann. Zudem kann Musik über die Protokolle AirPlay, Google Cast und UPnP zugespielt werden. Natürlich auch per Bluetooth, wenn eine Direktverbindung benötigt wird. Via LAN oder WLAN wird die Verbindung zum heimischen Netzwerk hergestellt.
Kleine Retrospektive
Der Ellipse ist nicht Meridians erster Ausflug in die Welt der „Tischlautsprecher“. Bereits 2008 gab es den M80, der auch in einer Ferrari-Edition F80 zu haben war. Der M80 hatte ein CD/DVD-Slot-In-Laufwerk und einen UKW/DAB-Tuner eingebaut. Mittels eines externen Docks ließ sich ein iPod anschließen. Auch dieser Speaker machte schon fleißig Gebrauch von DSP-Technik zur Klangverbesserung, hatte aber natürlich noch keine Netzwerkfunktionen für Streaming. Der M80 besaß interessanterweise eine sehr ähnliche halbierte Linsenform wie der Ellipse, stand aber aufrecht auf der Fläche, die beim Ellipse die Schallwand darstellt.
Ein anderer, aus meiner Sicht nicht sehr gelungener Versuch, entstand ein Jahr später in Kooperation mit der Lifestyle-Marke Alfred Dunhill. Der AD88 nutzte im Wesentlichen dieselbe Technik wie der M80, hatte aber ein eher kubisches Gehäusedesign.
Die Technik des Ellipse
Der Blick auf die Unterseite des Ellipse zeigt einen bündig verschraubten Einsatz. Klar, da muss ich einen Blick drunter werfen. Nach Öffnung kommt die gesamte Elektronik zum Vorschein, die in einer separaten, akustisch vom Resonanzvolumen entkoppelten Kammer sitzt. Ein modernes, kompaktes Schaltnetzteil (15 V, 4 A) ist zu erkennen, sowie die hochintegrierte Elektronik mit zahlreichen Vielbeinern für Streaming, Bluetooth, DSP-Funktionen, DAC und sogar die Verstärkung findet hier statt. Meridian gibt eine Ausgangsleistung von 2 x 25 W für Mittel- und Hochton, sowie 30 W für den Bass an. Die Schaltung ist eine komplette Eigenentwicklung von Meridian, ohne zugekauftes Streamingmodul, wie bei vielen anderen Herstellern. Etwas anderes würde man von dem Digitalpionier auch kaum erwarten.
Hinter die Frontabdeckung kann ich leider nicht blicken. Die ist zu fest eingesetzt und ich will nichts beschädigen. Aber Meridian macht ja kein Geheimnis daraus, was dort zu finden ist. Nämlich erstaunlicherweise nur drei Treiber: Ein ovaler Tieftöner und zwei Breitbänder für Mitten und Höhen. Extra Kalotten für den Hochton halten die Briten offenbar für verzichtbar. Interessant ist diese minimalistische Bestückung auch deswegen, weil Meridian ja gewisse Versprechen bezüglich der Klangsteuerung und in Sachen Räumlichkeit macht. Ich bin gespannt!
Jedenfalls sollen die Treiber in der Lage sein, einen Schalldruckpegel von insgesamt 100 dB@1m zu erzeugen. Und auch die Angabe zum Frequenzgang lässt aufhorchen. 40 Hz bis 20 kHz (±3 dB} werden versprochen, wobei sich die untere Grenzfrequenz – ähnlich wie bei den hier getesteten Cabasse Myuki – nur bei begrenztem Pegel (LS-Regler max. auf Stufe 65) erreichen lässt. Darüber muss der Tiefbass sukzessive limitiert werden, um Verzerrungen oder gar Beschädigungen des Treibers zu vermeiden. Auch darüber wacht der DSP (Digital Signal Processor).
Der Meridian Ellipse in der Praxis
Ganz ähnlich wie die kürzlich getesteten The Pearl Myuki von Cabasse bietet auch der Ellipse den großen Vorteil, einfach von A nach B transportiert werden zu können. Das recht kompakte Gerät ist zwar nicht explizit als Mobillautsprecher gedacht und wird auch nicht mit einer Transporttasche oder einem Case geliefert, spielt im Haus oder Garten aber überall dort, wo Netzwerkempfang vorhanden und ein Stromanschluss in der Nähe ist. Akkubetrieb ist beim Ellipse nicht vorgesehen.
Die Einrichtung gestaltet sich ähnlich wie bei vielen anderen modernen Streaming-Devices einfach und schnell. Ein klein wenig Eingewöhnung ist vielleicht für die Meridian App erforderlich, aber auch dort ist alles weitgehend selbsterklärend und somit schnell verstanden und erlernt. Die Bedienung über die Touch-Elemente an der Geräteoberseite bedarf keiner weiteren Erklärung.
Im Test funktionierte der Ellipse in allen Situationen zuverlässig, wenngleich in manchen Bereichen die Reaktionsschnelligkeit noch etwas verbessert werden könnte. Während des Testzeitraums erfolgte auch die Freigabe für Roon Ready, was die Nutzung des Ellipse nochmals deutlich angenehmer macht. Sind in der App erst mal die richtigen Klangeinstellungen gefunden, benötigt man diese nur noch selten. Außer vielleicht bei Standortwechseln, oder wenn ein weiteres Meridian Streaming-Gerät hinzugefügt werden soll.
Die Sound-Features des Ellipse
Bei allem Luxus und all der hochwertigen verbauten Technik: Ein kleiner One-Box-Speaker wie der Ellipse kann kein vollwertiges Stereo-System mit einem Boxenpaar ersetzen. Das ist auch nicht die Zielsetzung für diesen Lautsprecher, sondern die unkomplizierte Beschallung in Haus und Garten abseits eines festgelegten Sweet-Spots. Um dennoch ein beeindruckendes Klangbild überall dort in den Raum zu zaubern, wo der Nutzer sich gerade bewegt, ist der Ellipse auf eine möglichst raumfüllende Klangperformance ausgelegt. Und die lässt sich mittels DSP auch noch in recht weiten Grenzen anpassen.
Neben „klassischen“ Bass- und Höhenreglern findet sich in den Klangeinstellungen der App ein Regler „Image Focus“. Dabei handelt es sich effektiv nur um einen Balance-Regler. Da die beiden Breitbänder im Ellipse räumlich sehr nahe beieinander liegen, hält sich der nutzbare Effekt in Grenzen. Die anderen drei Parameter – Ortsfilter, Image Elevation und Bass & Space – sind da schon nützlicher.
Über vier umschaltbare Ortsfilter – Free, Wall, Shelf, Corner – kann der Ellipse an die Gegebenheiten typischer Aufstellungsorte angepasst werden. Meridian bezeichnet diese Einstellungen als „Free-Q“. Je nach Aufstellungshöhe kann der Klang auch in der Vertikalen gesteuert werden, ohne den durch die Konstruktion festgelegten Abstrahlwinkel ändern zu müssen. Das nennt sich „Image Elevation“ und kann in drei Stufen (plus „off“) angepasst werden.
Mit noch einer weiteren Einstellung namens „Bass & Space“ kann das Klangbild weiter nach persönlichem Geschmack angepasst werden. Zu guter Letzt kann bei Bedarf sogar die Phase umgeschaltet werden
Die Bezeichnungen einiger Einstellungen sind natürlich nur Analogien für das, was sie in etwa bewirken sollen. So wird mit Image Elevation natürlich nichts mechanisch in eine andere Richtung verdreht oder die Chassis mit „Image Focus“ nicht nach außen geschwenkt. Alles geschieht durch (mehr oder weniger) deutlich einsetzende DSP-Anpassungen der Wiedergabe über die drei Treiber im Gehäuse. Für die ersten Hörversuche habe ich die DSP-Optionen des Ellipse ausgeschaltet – soweit es möglich ist. Also Image Focus auf 0, Bass & Space sowie Image Elevation aus. Für die Ortsfilter gibt es keine „Neutral“ oder „Linear“-Einstellung. Da ich den Ellipse zunächst auf ein Lowboard gestellt habe, fing ich mit der Einstellung „Shelf“ (Regal) an. Wie zu erwarten war, wirkt das Klangbild recht monaural. Von einem Stereo-Effekt ist aufgrund der eng zusammen liegenden Treiber nur in unmittelbarer Nähe vor dem Lautsprecher etwas zu hören. In diesem Punkt unterscheidet sich der Ellipse nicht wesentlich von anderen One-Box-Speakern mit Stereo-Ausgabe. Die Wiedergabe wirkt dabei sehr neutral und beim Umherwandern in Raum bleibt das Klangbild frisch und lebendig. Allerdings vermisse ich in dieser Einstellung etwas Tiefton-Unterstützung. Das ändert sich mit der Einstellung „Free“, die etwas mehr Substanz in die Darstellung bringt. Noch besser passt hier „Wall“. Die Einstellungen sind schnell durchprobiert und man findet rasch den besten Kompromiss. Mit „Bass & Space“ ergeben sich deutlichere Änderungen. Auf „Max“ eingestellt wirkt das Klangbild erheblich kontrastreicher, kräftiger und lauter. Etwas zu viel für meinen Geschmack und den Aufstellungsort. „Min“ passte hier am besten. „Image Elevation“ geht wieder etwas subtiler zu Werke. Diese Einstellung bewirkt wohl am ehesten eine Veränderung der Mittel/Hochtonpräsenz, was bei einer sehr tiefen oder hohen Aufstellung des Lautsprechers den Ton wieder mehr ins Lot bringt. Auf diese Weise für meinen ersten Aufstellungsort angepasst erfreut der Ellipse mit einer herrlich offenen und frischen Spielweise. Auch wenn nach wie vor kein mit weit auseinander aufgestellten Stereo-Paaren vergleichbares Bühnenpanorama entsteht, gefällt das Gehörte dennoch mit einer verblüffend groß wirkenden Darstellung. Wer nicht hinsieht, wird kaum einen so kleinen Lautsprecher wie den Ellipse vermuten. An anderen Aufstellungsorten funktioniert die Anpassung über die genannten Parameter durch Experimentieren in Nullkommanix. Ausprobiert habe ich es noch in der Küche auf der Fensterbank, im Esszimmer auf einem Sideboard und im Wohnzimmer recht hoch auf einem Schrank stehend. In allen Situationen fand sich eine überzeugende Einstellung. Die Vollständigkeit des Klangbilds war ebenfalls in allen Situationen absolut überzeugend für einen derart kleinen All-In-One-Speaker. Nur im Bassbereich hatte ich mir etwas mehr erhofft. In diesem Punkt reicht der Meridian nicht an die Performance des Cabasse Myuki heran, dem es vor allem bei geringen bis mittleren Pegeln gelingt, ein Tieftonfundament und eine Körperhaftigkeit zu erzeugen, die beinahe dem erwachsener Standlautsprecher entspricht. Doch davon abgesehen überzeugt der Meridian mit ausgewogenen Mitten und verblüffend klaren Höhen – obwohl er ohne separate Hochtöner auskommt. Der Meridian Ellipse ist mit seinem Kaufpreis von 2.400 Euro sicherlich kein One-Box-Speaker für die Junggesellenbude oder den gewöhnlichen Partybedarf – auch wenn er die Pegelreserven dafür hat. Er ist ganz klar im Luxussegment angesiedelt. Das unterstreicht der Hersteller aber nur sehr dezent, denn das ausschließlich in Mattschwarz erhältliche Gehäuse ist alles andere als Bling-Bling, dafür aber elegant und bei genauerem Hinsehen sehr gut verarbeitet und aus hochwertigem Material konstruiert. Echtes britisches Understatement. Klanglich kann sich der Ellipse von den meisten All-In-One-Lautsprechern seiner Größe durchaus absetzen. Dank der geschickt programmierten DSP-Einstellungen ist der Lautsprecher zudem schnell an unterschiedliche Aufstellungsorte angepasst. Beim Funktionsumfang und den Streaming-Optionen lässt er ebenfalls kaum Wünsche offen. – Ein wirklich runde Sache mit hohem Exklusivitätsfaktor. Gesamt Vertrieb: Preis (Hersteller-Empfehlung): Die technischen DatenKlangtest: Der DSP macht die Musik
Fazit: Der Edelmann unter den Tischlautsprechern
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. viele Streamingoptionen inkl. Roon Ready erstaunlich großer Klang, an jeden Aufstellungsort anpassbar auch als Soundbar-Alternative einsetzbar gute Verarbeitung
Audio Reference GmbH
Alsterkrugchaussee 435
22335 Hamburg
www.audio-reference.de
Meridian Ellipse: 2.400 EuroMERIDIAN ELLIPSE Technisches Konzept: All-In-One Streaming-Lautsprecher Treiber: Mittelhochtöner: 2x 90mm Breitbänder
Tieftöner: 1x 150 mm x 100 mm LanghubEndstufenleistung (PWM): 2x 25 W (MHT) / 1x 30 W (Woofer) Eingänge: Ethernet, WiFi, Bluetooth, Toslink, 3,5 mm Klinke, USB-C (Audio), USB-A (Media) Steuerung:
Touch-Buttons, App Besonderheiten: Umfangreiche DSP-Anpassungen für Aufstellungsorte Maße (H x B x T): 171 x 412 x 223 mm Gewicht:
3,9 Kilo Alle technischen Daten Mehr von Meridian: