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Nubert nuPower A Stereo-Endverstärker
Stereo-Endverstärker Nubert nuPower A: 3.750 Euro (Bild: H. Biermann)

Test Nubert nuPower A: die schwäbische Endstufe

43 Zentimeter breit, 22 Zentimeter hoch und 42 Zentimeter tief bei einem Gewicht von stolzen 42 Kilogramm – so lauten die physischen Eckdaten des zweiten Aufschlags in Sachen HiFi Komponenten vom Schwäbisch Gmünder Lautsprecher-Direktversender Nubert Electronic. Die Rede ist vom brandneuen Endverstärker Nubert nuPower A, der dem im Sommer 2015 eingeführten Schaltverstärker-Poweramp nuPower D als analog arbeitende Alternative nach der HighEnd 2016 ab Mitte Mai zur Seite stehen wird.

Mit dem nuPower A wollen die Schwaben jedoch keineswegs einen Technologie-Wettstreit Analog- contra Schaltverstärker eröffnen, vielmehr ist er ein Statement nach dem Motto „Wer D sagt, muss auch A sagen – wir können beides.“

Dies geriet fürwahr zum Machtwort: Mit einer Nenn-Ausgangsleistung von mehr als 2 mal 500 Watt an 4-Ohm-Lasten zählt der nuPower A klar zu den Boliden unter den analogen Leistungsverstärkern.

Dabei zeigt sich der nuPower A konsequent analog arbeitend von der Eingangsstufe bis hin zum Netzteil, welches angesichts seines Leistungsvermögens entsprechend üppig dimensioniert ausfiel.

So bewohnen zwei stattliche, Streufeld-geschirmte 700-VA-Schnittbandkern-Transformatoren die untere Etage im nuPower A, während die Gleichrichter-Baugruppe mitsamt der mächtigen Elektrolyt-Kondensator (Elko) Batterien im Geschoss darüber Platz nimmt.

Nubert nuPower A innen
Kraftwerksbau: Die Stromversorgung des Nubert nuPower A beansprucht mehr als die Hälfte des Gehäusevolumens. Die beiden Schnittbandkern-Transformatoren sind in einer separaten, abschirmenden Kammer im Untergeschoss untergebracht (Bild: J. Schröder)

Links und rechts neben dem „Kraftwerk“ angeordnet sind die beiden Endverstärkerblöcke, wobei deren Kühlkörper zugleich die seitlichen Gehäusewände bilden.

Die Kühlrippen sind zwar sorgfältig entgratet, aufgrund des hohen Gewichts spürt man sie beim Tragen dennoch recht unangenehm in den Fingern: Handschuhe sind beim Transport des nuPower A daher unbedingt zu empfehlen.

Die Eingangsstufe nimmt – abgeschirmt in einem separaten Metallgehäuse – „hängend“ an der Rückwand des nuPower A Platz: Das ermöglicht sehr kurze Signalwege zu allen auf der Rückseite befindlichen Anschlüssen.

Anschlussfeld
Das Anschlussfeld des Nubert nuPower A ist klar gegliedert und gibt keine Rätsel auf. XLR- und Cinch-Eingänge sind elektrisch getrennt und können auch parallel verwendet werden, was beispielsweise eine Mehrfach-Einbindung des nuPower A in Stereo- und Surroundanlage ermöglicht (Foto: J. Schröder)

Auf der massiven Alufrontplatte befinden sich lediglich der Standby-Taster sowie der großformatige Lautsprecher-Wahlschalter, der indirekt, über hochwertige, für induktive Lasten (wie Lautsprecher) geeignete Relais auf die soliden Lautsprecherterminals wirkt.

Select-Schalter Front
Der frontseitige, groß dimensionierte Lautsprecher-Wahlschalter wirkt indirekt über hochwertige Relais auf die A- und B- Lautsprecherausgänge (Bild: J. Schröder)

Die beiden große Transformatoren mitsamt ihrer Elko-Batterien riechen förmlich nach sattem Einschaltstrom, der den heimischen Sicherungsautomaten zum Auslösen bringt.

Um das zu verhindern, hat Nubert den nuPower A mit einem Schaltkreis zur Einschaltstrombegrenzung mit Nullspannungsdetektor versehen.

Trotzdem ließ der potente Schwabe beim Einschalten den relativ empfindlichen Klasse-B-Automaten im LowBeats Hörraum hin und wieder ansprechen; bei den gängigen, etwas trägeren C-Automaten sollte das jedoch kein Thema mehr sein.

Der Signalweg beim Nubert nuPower A: Keep it simple

Beim Schaltungsdesign analoger Halbleiterverstärker gibt es im Wesentlichen zwei Vorgehensweisen: Während die eine darauf abzielt, mit relativ großem Schaltungsaufwand die Schwächen der verwendeten Halbleiter zu kompensieren und damit die Verzerrungen möglichst klein zu halten, versucht die andere, Fehler mittels strenger Bauteile-Selektion und perfekter Paarung möglichst gar nicht erst aufkommen zu lassen.

Nubert Elektronik-Entwickler Markus Pedal entschied sich beim nuPower A für die zweite Variante. Der Grund: Auf diese Weise läßt sich ein relativ einfaches Schaltungskonzept mit sehr kurzem Signalweg realisieren.

Genau das zeigt sich denn auch beim nuPower A, denn der kommt pro Kanal mit gerade mal zwei integrierten Bausteinen plus Leistungstransistoren aus.

Für Technik-Fans sei hier der Signalweg noch etwas ausführlicher beschrieben: Als symmetrische Eingangsstufe dient der renommierte Line-Receiver OPA 2134 von Texas Instruments, der auch im LowBeats Referenz-Vollverstärker Octave V 80 SE an gleicher Stelle Verwendung findet.

Als Treiberstufe wählte Pedal den Baustein LME 49830 von Texas Instruments, der die nahezu komplette Elektronik zum Ansteuern der Endtransistoren beinhaltet.

An dieser Stelle wird’s dann richtig exklusiv: Pro Kanal arbeiten gleich acht sogenannte Metalloxid-Feldeffekt-Transistoren (MOS-FETs) in Lateralbauweise vom Typ ECW20N20 und 20P20.

Diese stammen vom britischen Spezialisten Exicon und werden bereits im Werk einem extrem strengen, manuellen Selektionsprozess unterzogen – lediglich ein Viertel aller getesteten Exemplare taugt zum Einsatz im Nubert nuPower A.

Mit dieser Konfiguration arbeiten die beiden Endstufenblöcke vom Eingang bis hin zum Ausgang vollständig symmetrisch, so dass vor allem die geradzahligen Verzerrungskomponenten (k2; k4 usw.) sehr niedrig ausfallen.

Durch das bauartbedingte, von vorneherein niedrige Verzerrungsniveau kommt der nuPower A zudem mit einem für Class-AB-Verstärker vergleichsweise geringen Ruhestrom aus.

Somit bleibt nicht nur die Gehäusetemperatur relativ niedrig, auch die Leistungsaufnahme im Leerlauf fällt für einen Boliden dieses Kalibers mit knapp 140 Watt erfreulich gering aus.

Nubert nuPower A Eingangs- und Treiberstufe
Der integrierte Baustein LME 49830 enthält die nahezu komplette Eingangs- und Treiberstufe der Endverstärkermodule (Bild: J. Schröder)

Das alles liest sich hier beinahe so, als wäre es ein Leichtes, mit einer Handvoll geeigneter Bauelemente und einem kräftigen Netzteil einen perfekten Analog-Amp aufbauen zu können.

Von wegen: In Leistungsverstärkern wie dem nuPower A fließen beträchtliche Ströme, und die können (und werden) als induktive Verkopplungen mit benachbarten Leitern oder Leiterbahnen das Verzerrungsniveau und -verhalten eines Verstärkers ganz erheblich beeinflussen.

Also geht es weniger darum, die allerfeinsten Bauelemente zu verwenden, sondern vielmehr, diese optimal auf der Leiterplatte (oder innerhalb des Gehäuses) anzuordnen.

Und genau hier zeigt sich die Kunst eines guten Entwicklers. In dieser Hinsicht hat Markus Pedal beim nuPower A definitiv nichts anbrennen lassen: Der Schaltungsaufbau des nuPower A ist wirklich mustergültig.

Doch damit nicht genug: Wegen der enormen Stromlieferfähigkeit versah er den nuPower A mit ausgeklügelten, Mikroprozessor-gesteuerten Schutzschaltungen gegen alle möglichen Betriebsstörungen für das Gerät selbst, aber auch zum Schutz für die angeschlossenen Lautsprecher. Schließlich kann der nuPower A nicht nur 2-Ohm-, sondern sogar 1-Ohm-Lasten antreiben.

So klingt der nuPower A

Auch wenn der Nubert nuPower A mit 3.750 Euro rund ein Drittel teurer ausfällt als der Schaltverstärker-Amp nuPower D aus gleichem Hause, wird sich doch manch geneigter Nubert Fan fragen: Welcher von beiden soll’s denn sein?

Aus diesem Grund haben wir den analogen nuPower A denn auch im ersten Hördurchgang gegen seinen „digitalen“ Bruder antreten lassen. Die klanglichen Unterschiede hierbei fielen überraschend deutlich aus: So zeigte der nuPower A im Bass spürbar mehr Massivität und Konturenschärfe.

Auch ließ er tief gespielte Piano-Akkorde wie beispielsweise beim folkloristischen „On The Shropshire Hills“ auf Friedemanns Album The Master Tracks noch drahtiger und klarer erkennbar ein- und ausschwingen.

Insgesamt spielte der nuPower A etwas dunkler timbriert, zeigte sich beim Herausarbeiten klanglicher Konturen aber alles in allem noch ein Quäntchen feiner und luftiger.

Zudem geriet seine Raumdarstellung großzügiger, weil er der Bühne mehr Tiefe gönnte. Somit entschied der nuPower A also die erste Hörtestrunde schon mal für sich.

Im zweiten Durchgang musste das Nubert Analog-Kraftwerk gegen zwei jeweils in Brücke betriebene Azur 851W-Poweramps von Cambridge antreten – das britische Duo liegt leistungsmäßig mit dem nuPower A etwa gleich auf, fällt mit zusammen rund 4.400 Euro jedoch etwas teurer aus.

Das war in der Tat ein Duell auf sehr hohem Niveau, lieferte doch das britische Team beispielsweise bei Friedemanns „The Lady From Yonder Hill“ eine angenehm entspannte Vorstellung mit munter swingender Perkussion und außerordentlich leckerer Wiedergabe in den mittleren Lagen – also dort, wo das Nylon der Gitarrensaiten „spürbar“ wird.

Der nuPower A legte jedoch noch eins drauf: So zeigte er die Transienten beim Einschwingen der Saiten noch etwas behänder, konturierte noch schärfer bei noch deutlicherem Fokus und malte zudem auch plastischere Klangfarben, ohne dabei zu dick aufzutragen. Alles in allem profilierte er sich in diesem Vergleich als der noch agilere Verstärker.

Nubert GF Roland Spiegler und Nubert Elektronik-Entwickler Markus Pedal in der LowBeats Redaktion
Elektronik-Entwickler Markus Pedal (links) und Nubert Geschäftsführer Roland Spiegler bei der Vorstellung des nuPower A in der LowBeats Redaktion (Bild: H. Biermann)

Als Geschäftsführer Roland Spiegler und Elektronik-Entwickler Markus Pedal den Nubert nuPower A beim Besuch in der LowBeats Redaktion vorstellten, äußerten sie sich ausgesprochen zuversichtlich über die Laststabilität ihres neuen Zöglings.

Grund genug für uns, diese im Praxistest auf eine entsprechende Probe zu stellen: Kurzerhand schlossen wir beide der für diesen Hörvergleich verwendeten Lautsprecher, die formidablen Standboxen Burmester BA 31, parallel an einen Kanal an – das bedeutet Betrieb an einer Lastimpedanz von weniger als 2 Ohm.

Doch selbst damit konnten wir den nuPower A nicht an seine Leistungsgrenzen bringen – an volles Ausfahren war jedenfalls nicht zu denken; wahrscheinlich hätten wir damit die Schwingspulen zum Schmelzen gebracht.

Wie laut es auch wurde, der nuPower A behielt stets die Kontrolle – was mit Abstand der beste Schutz für die Lautsprecher ist.

Fazit: Leistungsträger mit Feingefühl

Ob Prestigeobjekt oder technische Herausforderung: Was Nubert letztendlich dazu veranlasste, ihrem ohnehin schon bemerkenswerten Schaltverstärker nuPower D mit dem nuPower A nun einen ausgesprochen leistungsfähigen Analog-Amp zur Seite zu stellen, darüber lässt sich getrost spekulieren.

Fakt ist allerdings: Die Mühe hat sich gelohnt, denn das Resultat fällt in der Tat erstklassig aus. Obwohl der Nubert nuPower A die klangliche Souveränität hoher Ausgangsleistung besitzt, stehen bei ihm Agilität, Konturenschärfe und plastische Klangfarben im Vordergrund.

Für einen vergleichbaren Endverstärker mit den klanglichen Eigenschaften und dem Leistungsniveau des nuPower A kann man gut und gerne das dreifache ausgeben.

So macht Nubert einmal mehr deutlich, dass man in der Lage ist, auch in anspruchsvollen HiFi-Kreisen ganz vorn mitzuspielen – und das zu bodenständigen Preisen. Chapeau!

Nubert nuPower A
2016/04
Test-Ergebnis: 4,9
Klassen-Referenz
Bewertung

Bewertungen

Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Superber Klang
Sehr hohe Ausgangsleistung
Treibt auch schwierige Lautsprecher
Sehr gute Verarbeitung

Vertrieb:
Nubert electronic GmbH
Goethestraße 69
73525 Schwäbisch Gmünd
Telefon: 07171 – 92690-18
Telefax: 07171 – 92690-45
www.nubert.de

Preis:
Nubert nuPower A: 3.750 Euro

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Autor: Jürgen Schröder

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Toningenieur, R&D-Spezialist und das (mess-)technische Gewissen von LowBeats. Kümmert sich am liebsten um Wissens-Themen, Musik und den spannenden Bereich zwischen Studio und HiFi.