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MT Hifi-Tonstudio - Klang trifft Wein 2023 (Foto: R. Vogt)
Der Transrotor Massimo TMD hat optisch enge Anlehnungen an den Micro Seiko RX 1500. Und auch klanglich ist er absolut top (Foto: R. Vogt)

Test Plattenspieler Transrotor Massimo Nero TMD + TRA Studio 9“ + MC Figaro: Genuss im Quadrat

Der Transrotor Massimo Nero TMD ist nicht einfach ein Plattenspieler, sondern ein vielseitig konfigurierbares, zukunftssicheres Plattenabspielzentrum – in einem Design, das Erinnerungen an Analoglegenden der 1980er Jahre weckt.

Die Modellvielfalt bei Transrotor kann zunächst etwas verwirren. Der Bergisch-Gladbacher Hersteller bietet eine Vielzahl von Qualitätsstufen und Preisklassen an, die von gut vierstelligen Beträgen bis in sechsstellige Gefilde führen. Vor allem in der Mitte des Preisspektrums verzweigt sich der Weg in parallele Modell-Routen mit ähnlichem Fertigungsaufwand und Klangpotenzial, aber unterschiedlichem Design. Warum auch nicht? Musikfreunde und -freundinnen, die viele tausend Euro für einen Plattenspieler auszugeben bereit sind, haben schließlich nicht alle den gleichen Geschmack. Wobei sich beim Massimo Nero doch ein gewisser Konsens abzeichnet: Das Laufwerk zum Basispreis von 4.400 Euro hat sich als Volltreffer erwiesen – auch wegen seines modern-reduzierten Designs, das zumindest etwas ältere Betrachter an den legendären RX-1500 von Micro Seiki erinnert.

Eine schöne Alternative zum klassischen, eher barocken Transrotor-Stil:  Mattschwarzes POM (nicht Polizeiobermeister, sondern Polyoxymethylen) nimmt den Platz ein, den früher poliertes, transparentes Acryl beherrschte. Sichtbare Metallteile schimmern dezent in mattiertem Edelstahl oder schwarz eloxiertem Alu. Die quadratische Grundform mit den vier Fuß-Säulen, die den Teller perfekt symmetrisch einrahmen, vermittelt unbedingte Solidität, wirkt aber nicht ganz so wuchtig wie beim historischen Micro-Vorbild. Der Massimo kommt zwar ebenfalls mit einem separat aufzustellenden Motor, der in seinem runden Puck aus POM und Stahl allerdings deutlich zierlicher ausfällt als der ausladende Maschinenraum des Micro, der fast größer war als der Spieler selbst und sogar eine eigene Modellbezeichnung (RY-1500) trug.

Transrotor Massimo Nero TMD
Deutliche Micro-Vibes: Die stämmige, quadratische Grundform des Masimo Nero erinnert an den RX-1500 des japanischen Herstellers Micro Seiki, der als 80er-Jahre-Original heute ähnlich gehandelt wird wie der nagelneue Transrotor. Das Edelstahl-Tellergewicht ist serienmäßig dabei, kam im Test aber nur selten zum Einsatz (Foto: Transrotor)

POM ist ein interessantes Material. Es fühlt sich kühler an als andere Kunststoffe, und liegt mit einer Dichte von 1,4 Gramm pro Kubikzentimeter auch deutlich schwerer in der Hand. Mechanisch wie chemisch ist es extrem widerstandsfähig und langzeitstabil: Wenn man Getriebe-Zahnräder für industrielle Anwendungen daraus machen kann, die auch unter widrigen Bedingungen, etwa in Salzwasser und ohne Schmierung, verlässlich funktionieren, dann sollte der Kunststoff auch für einen Plattenteller, eine Chassis-Grundplatte oder eine Tonarmbasis gut genug sein. Die daraus entstehenden Oberflächen jedenfalls – des sechs-Kilo-Tellers, des Chassis oder der Armbasis – wirken höchst ästhetisch und sind mir persönlich auch lieber als das sonst verwendete polierte Aluminium. Das POM wird offenbar nur plangedreht und nicht weiter behandelt. Der Vorgang hinterlässt seidenmatte, tiefschwarze Werkstücke mit einer hauchfeinen Werkzeugspur, die kaum sichtbar, beim Abwischen aber in Form dezenter Zwitschertöne hörbar ist. Mehr als ein Baumwolltuch und einen Spritzer milden Glasreinigers braucht man zur Pflege des Spielers nicht.

Die Eigenheiten des Transrotor Massimo Nero TMD

Wichtiger als die Optik wäre mir aber die akustische Wirkung des Werkstoffs. Und die scheint mir eine ausgesprochen positive zu sein. Auch wenn dieser Einschätzung keine niet- und nagelfeste Versuchsreihe zugrunde liegt: Schon der Max Nero, der preiswertere, dem gleichen Materialkonzept folgende Bruder des Massimo Nero, fiel mir bei meinem damaligen Test durch seinen besonders unverfärbten, griffig-dynamischen Ton auf. Das Gleiche lässt sich nun vom Massimo Nero berichten, nur in ganz anderem Größenmaßstab. Das POM – kommerziell auch unter dem Markennamen „Delrin“ vertrieben – hat eine sehr hohe innere Dämpfung und ist Alu in puncto Resonanzarmut haushoch überlegen. Das schlägt sich eins zu eins und verblüffend deutlich in einem insgesamt geringeren und neutraleren Klangbeitrag des jeweiligen Laufwerks nieder.

Transrotor Massimo Nero TMD von oben
Der POM-Plattenteller ist einen Hauch größer als eine klassische LP (Foto: B. Rietschel)

Die größte POM-Portion am Massimo ist sein dicker, schwerer Teller, der im Durchmesser etwas größer als eine darauf liegende LP ist. An die Platte, beziehungsweise deren Rand, kommt man trotzdem sehr gut heran, weil Transrotor am oberen Tellerrand eine kleine Stufe eingearbeitet hat. Klar hätte man auch einfach den ganzen Teller etwas kleiner machen können. Aber dann hätte man Schwungmasse verschenkt, die bekanntlich außen viel mehr zum Drehimpuls beiträgt als innen. Im Zentrum ist der Transrotor-Teller weitgehend ausgehöhlt. Denn da sitzt, von außen nicht sichtbar, der schwere, glänzende Aluzylinder des TMD-Lagers. Ein Lager im Lager gewissermaßen, das ein überdimensioniertes Gleitlager mit einer Magnetkupplung kombiniert. Die Antriebskraft gelangt vom Motor zunächst per Riemen an die untere Hälfte des TMD. Auf dieser ist die obere TMD-Hälfte, die auch den Teller trägt, frei drehbar gelagert. Nur drei sich anziehende Magnetpaare sorgen für eine elastisch-straffe, berührungslose Traktion zwischen den beiden Stockwerken.

Transrotor Massimo Nero TMD Riemen
Doppelt entkoppelt: Der lange, elastische Riemen und die hohe Tellermasse filtern eine eventuelle Rest-Unruhe des Motors wirksam heraus (Foto: B. Rietschel)

Das TMD-Lager sieht von außen aus wie ein normaler, wenn auch großvolumiger zylindrischer Innenteller. Tatsächlich gibt es auch TMD-lose Tellerlager mit identischen Abmessungen – zumindest gab es sie, und man konnte durch einfaches Umstecken auf TMD upgraden. Ich hatte diesen Vergleich vor einigen Jahren bei einem älteren Modell durchgespielt und war da eher skeptisch herangegangen. Schließlich kombiniert man mit dem Riemen und der Magnetkupplung hier gleich zwei elastische, schwingfähige Systeme, deren Wechselwirkungen vermutlich niemand wirklich vorhersagen konnte. Umso überraschter war ich damals, als der umgerüstete Spieler dann nicht etwa komplett außer Kontrolle geriet, sondern unüberhörbar besser, stabiler und ruhiger klang. Ein Aha-Effekt, den man nicht mehr vergisst, zumal sich die Magnetkupplung im Alltag exakt genauso kreuzbrav verhält wie das starre Standardteil. Der Massimo wird von vornherein nur noch mit TMD geliefert. Das ist einerseits sinnvoll und wirtschaftlich, andererseits fast etwas schade, weil seinen Käufer:innen dieser eindrucksvolle Hörvergleich vorenthalten bleibt.

Transrotor Massimo Nero TMD Teller und Lager
Integrierte Ölpumpe: In der Lagerbuchse des TMD-Innentellers sieht man gut die eingearbeitete Schmiermittel-Wendel und die kleine Bohrung des Rücklaufkanals (Foto: B. Rietschel)

Das eigentliche Tellerlager, auf dem die komplette TMD-Mimik rotiert, ist invertiert aufgebaut. Seine 10mm dicke Stahlachse ragt also vom Laufwerk aus nach oben, wo sie in einer Keramikkugel endet. Die Tellernabe mit ihrer Messing-Laufbuchse steckt man einfach darüber. Geschmiert wird das Lager mit einem dünnen Spezialöl. Damit dieses nicht einfach der Schwerkraft folgt und unten aus dem Lager herausläuft, hat Transrotor in die Buchse einen wendelförmigen Gang eingearbeitet, der unten in eine kleine Sammelwanne eintaucht und den Schmierstoff kontinuierlich entlang der Achse nach oben fördert. Überschüssiges Öl gelangt durch eine Bohrung wieder nach unten. Dieser Schmierkreislauf funktioniert wartungsfrei und das Lager trägt in anderen Modellen auch deutlich schwerere Teller ohne erkennbaren Verschleiß, jahre-, auch jahrzehntelang. Besondere Vorkehrungen muss man eigentlich nur vor und nach einem Versand des Spielers treffen: bleibt das Öl in der Wanne und verreist der Dreher nicht in aufrechter Lagerung, hat man am Zielort einen erhöhten Reinigungsaufwand.

Das einzige Verschleißteil an diesem Spieler ist der Riemen, der aber sehr lang halten sollte – vor allem, wenn man den Teller beim Auflegen und Umdrehen der Platten laufen lässt. Dehnt sich die Gummischnur mit den Jahren ein bisschen, oder findet sich in ferner Zukunft vielleicht kein Ersatz in Originallänge, ist das auch kein Thema, da der Motor separat neben dem Laufwerk steht. Man stellt den Antrieb also einfach in den Abstand, an dem die Spannung stimmt. Im Lieferzustand reicht eine Fingerbreite Distanz zwischen dem Motorgehäuse aus Stahl und POM und dem Chassis. Wobei man die freie Wahl hat, den Motor links, rechts oder gar hinter dem Spieler aufzustellen.

Transrotor Massimo Nero TMD, 2 Antriebe
Frei aufstellbar: Für Motor und Steuereinheit gibt es keine vorgeschriebene Anordnung. Ich stelle das „Konstant EINS“ gern rechts vorne auf, wo es den sonst einsam in der Luft hängenden Tonabnehmer vor versehentlichen Berührungen schützt (Foto: Transrotor)

Ebenfalls frei aufstellbar ist die Motorsteuerung „Konstant EINS“ in ihrem soliden Aluzylinder-Gehäuse. Der Massimo arbeitet mit einem Synchronmotor, braucht also zwei gegeneinander versetzte Sinusspannungen, die das Konstant EINS synthetisch generiert und dem Motor über ein verriegelbares, geschirmtes Kabel zuführt. Wie der Name andeutet, ist das EINS die erschwinglichste Motorsteuerung. Optisch gefällt sie mit aber besser als die noch aufwändigeren Netzteile Konstant Reference und FMD. Die leicht gewölbte, massive Alu-Oberseite des Netzteils ist ein Drehschalter und zeigt in einem runden Fenster die gerade gewählte Drehzahl an, die 33 oder 45 Umdrehungen betragen kann. Originell ist der Drehzahl-Feinabgleich mit zwei Trimmpotis, von denen immer nur der jeweils richtige durch ein kleines Loch im Drehschalter zugänglich ist.

78 U/min bietet der Massimo – wie alle aktuellen Transrotoren – nicht an. Nur sehr wenige Interessenten dürften für die historische Drehzahl überhaupt eine Verwendung haben. Wer partout mit seinem Transrotor auch Schellacks spielen muss, kann ein Spezialpulley kaufen, das neben dem Standardradius noch eine zweite, extragroße Stufe besitzt. Auch das Serien-Pulley ist zweistufig, aber der große Radius ist da für 45 rpm ausgelegt – was zumindest beim Massimo angesichts der ohnehin vorhandenen elektronischen Umschaltung komplett unsinnig ist. Nice to have ist dagegen auf jeden Fall die Möglichkeit, den Massimo mit zwei, drei oder gar vier Armen zu betreiben. Letztlich kann jede der vier Chassis-Säulen eine eigene Armbasis tragen, die Transrotor mit diversen Standardbohrungen anbietet und für exotischere Arme auch maßfertigt. So lässt sich für jede Platte und jede Hörsituation die passende Technik vorhalten: vielleicht ein Zwölfzöller mit Monosystem für die historischen LPs vor 1960, einen robusten Rega mit druckvollem MM für Partys oder eine besonders leichte Schon-Kombi für verschleißanfällige Styrol- und Acetat-Scheiben. Und natürlich einen unbestechlichen Hauptarm, bestückt mit einem Top-MC. Kein Wunder, dass vornehme Phono-Vorverstärker heute oft mehrere Eingänge haben.

Transrotor Massimo Nero TMD von oben, 2 Arme
Der Massimo von oben: Bis zu vier Arme sind theoretisch möglich (Foto: Transrotor)

Tonarmsammler können am Massimo praktisch uneingeschränkt schalten und walten. Und dürfen den Spieler natürlich auch ganz ohne Arm kaufen, nur mit den gewünschten Basen, von denen eine im Grundpreis von 4400 € inbegriffen ist und jede weitere 400 Euro kostet. Die große Mehrheit aller Spieler dürfte jedoch als komplettes Set geordert werden, also mit (einem) Arm und vormontiertem Tonabnehmer. Wir haben uns für die gehobene Version mit dem Transrotor-eigenen Arm TRA Studio und dem MC-System Figaro entschieden, die die 10.000-Euro-Schallmauer bereits knapp überwindet. Verlockend ist auch die 6000-Euro-Kombi mit dem hervorragenden RB880 von Rega und dem bei Goldring gebauten MC Cantare. In jedem Fall – vom Rega-Sparwunder RB330 mit MM bis hin zu multiplen Transrotor-Armen und superteuren MCs – sind diese Pakete aber sehr attraktiv kalkuliert und enthalten deutliche Rabatte gegenüber den Einzelpreisen.

Der TRA Studio ist mit 3.750 Euro Einzelpreis oder mit 4.250 Euro als Zwölfzöller (mit noch weniger Klirr, dafür erfahrungsgemäß etwas weniger anspringende Feinstruktur) der erschwinglichste Transrotor-Arm. Man merkt ihm schnell an, dass seine Konstrukteure über einen großen Erfahrungsschatz verfügen. Schließlich hat der Hersteller in den vergangenen Jahrzehnten tausendfach mit Armen von SME, Rega, Jelco, Ortofon, Reed und vielen anderen Marken gearbeitet. Und bietet diese teilweise auch jetzt noch ab Werk an. So formt sich mit der Zeit nahezu von selbst ein Wunscharm mit den Stärken der jeweiligen Konstruktionen, aber ohne deren eventuell störende Besonderheiten. Den TRA dann konkret umzusetzen – zunächst das Topmodell TRA9, dann die preislich wie technisch etwas verschlankte Studio-Version – kostete dennoch mehrere Jahre Entwicklungszeit. Die man unserem Testarm dann zum Glück auch anmerkt.

Am TRA Studio leuchtet mir eigentlich jedes Merkmal auf Anhieb ein. Gelagert ist der Arm in akribisch feinjustierten und dann dauerhaft gesicherten Kugellagern, die eine kräftefreie, zugleich absolut präzise Führung der Nadel gewährleisten. Das Lagergehäuse besitzt eine perfekt plane Oberfläche, die sich beim Justieren als hilfreich erweist, etwa um eine Libelle aufzulegen. Anders als beim Topmodell ist das Tonarmrohr hier einteilig, verläuft zylindrisch-gerade vom Lagerblock bis vor zum Headshell. Letzteres besitzt einen Klemmkragen, der sich mit einem 2er Inbus lockern und verdrehen lässt. Eine Azimuthkorrektur also. Aber eine, die wirklich feinfühlig einstellbar ist und nach dem Zuziehen der Klemmschraube bombenfest und wackelfrei sitzt. Bei guten Tonabnehmern geht es hier schließlich allenfalls um Grad-Bruchteile. In vielen Fällen braucht man an der – ab Werk exakt gerade eingestellten – Headshell gar nicht erst herumzuschrauben.

Transrotor Massimo Nero TMD Arm
Komplettes Eigengewächs: Der „kleine“ Transrotor-Arm TRA Studio dreht sich in Kugellagern japanischer Herkunft. Gut zu erkennen sind auch die beiden Stützschrauben zur Höhenverstellung und der griffige Antiskating-Stellknopf. Nicht mal den silikongedämpften Lift kaufen die Räkes zu (Foto: B. Rietschel)

Um die Einstellung der Auflagekraft kommt man dagegen nie herum. Transrotor macht hier alles richtig mit einem satt, aber nicht zu schwergängig sitzenden Gegengewicht aus Edelstahl, das seinem Gewinde präzise und reproduzierbar folgt. Auf eine Skala verzichten die Bergisch-Gladbacher und legen stattdessen eine sehr gute elektronische Tonarmwaage bei: einen Klon der klassischen Ortofon DS-3, der wie diese exakt auf Abspielhöhe misst. Für schwere Tonabnehmer liegen zwei Zusatzgewichte bei, die sich mit dem Hauptgewicht sicher verschrauben lassen. Notwendig werden sie ab circa 11 Gramm Systemmasse. Was exakt dem neuen Audio-Technica-Spitzenabtaster ART1000X entspricht. Das AT lässt sich auch ohne Zusatzgewicht gerade noch ausbalancieren. Das entsprechend weit nach hinten geschraubte Hauptgewicht geht dann stärker in die effektive Masse ein. Was ja manchmal durchaus wünschenswert ist. Transrotor gibt für den Arm eine effektive Masse von 18 Gramm, was den TRA unter Standardbedingungen als gehoben mittelschweres Kaliber ausweist. Das folglich mit jedem MC und auch der Mehrzahl aller aktuellen MMs betreibbar ist.

Schön gelöst ist auch die Skatingkompensation, die berührungslos mit Magnetkraft arbeitet. Verstellt wird das Antiskating an einem griffigen Alu-Drehknopf, der die Magneten per Feingewinde weiter auseinander- oder näher zusammenrücken lässt. Eingravierte Linien bilden eine dimensionlose Skala, in der der empfohlene Wert für die Transrotor-MCs rot hervorgehoben ist. In Test reagierte das Antiskating reproduzierbar schon auf kleine Veränderungen – was nicht nur für die korrekte Umsetzung der eigentlichen Kompensation, sondern auch für die Qualität der Armlager spricht. Tonarmhöhe/VTA verstellt man ganz klassisch mit einer Klemmung am Tonarmsockel. Inspiriert durch Thorens und SME, die das an ihren Armen ähnlich lös(t)en, liegen dem TPA zwei lange Gewindestifte bei, mit denen man den Arm bei geöffneter Klemmung auf der ursprünglichen Höhe halten und reproduzierbar hoch- oder runterschrauben kann.

Fest am Arm angebracht ist das Anschlusskabel, das beim TRA Studio von Van den Hul stammt. Dessen D-502 Hybrid ist ein absoluter Klassiker: Niederkapazitiv, widerstandsarm, mechanisch belastbar und PVC-frei – und wahlweise mit Cinch- oder XLR-Steckern aus der NextGen-Reihe des deutschen Herstellers WBT bestückt. Das D-502 wirklich tauschen zu wollen erfordert schon ein ganz besonders großes Maß an audiophiler Langeweile, zumal der Arm auch intern mit Meister Huls hochflexiblen Spezialleitern verdrahtet ist. Unterm Strich ist der TRA Studio ein Arm, der von der ersten bis zur letzten Schraube einen wirklich durchdachten, zu Ende entwickelten Eindruck hinterlässt. Mit seiner umfassenden und komfortablen Einstellbarkeit kann man sich auch an anspruchsvollste Tonabnehmer heranwagen: Wenn’s nicht klingt, ist garantiert nicht dieser Arm schuld.

Transrotor-Figaro
Bei LowBeats schon lang und bestens bewährt: das Transrotor Figaro (Foto: Transrotor)

Das in unserem Spieler bereits montierte MC-System Figaro gehört zu dieser Gruppe von Abtastern mit Riesenpotenzial, aber auch erhöhten Anforderungen an die Einbaugenauigkeit. Das weiß ich, weil ein Exemplar dieses Abtasters bereits seit Jahren zu meinem Test-Fuhrpark gehört und sich schon in zahllosen Spielern bewährt hat. Bei Einzelkauf 2.800 Euro teuer, war es bis zur Einführung des 13.000-Euro-Oligarchensystems Tamino das edelste Pferd im Bergisch-Gladbacher Systemstall. Nunmehr nur noch auf Platz zwei, hat es nichts von seinem rassigen, hochauflösenden Charakter verloren. Hergestellt wird es bei Goldring wie seine preiswerteren Geschwister Merlo und Cantare.

Das Figaro ist aber nicht in Goldrings klassisches Pocan-Gehäuse, sondern in einen halboffenen Rahmen aus Magnesium gehüllt. Der Nadelträger besteht aus Bor und trägt einen sehr schönen, nackten Diamanten mit Vital-Schliff. Eine Geometrie, die zwar nicht besonders justagefreundlich ist, dafür aber pfeilschnelle Dynamik und fein strukturierte Durchzeichnung liefert, wenn alles stimmt. Und wenn der Phono-Preamp ausreichend rauschfrei ist. Denn das Figaro liefert aus seinen winzigen, leichten 5-Ohm-Spulen lediglich ein Viertel Millivolt Ausgangsspannung.

Auf dem Transrotor Massimo Nero TMD stimmte alles. Dafür hatte schon der oder die fleißige Mitarbeitende bei Transrotor gesorgt: Außer der Auflagekraft, die transportbedingt (der Arm reist lieber ohne Gegengewicht) neu eingestellt werden muss, gibt es für frischgebackene Transrotor-Eigner:innen keinerlei Peil-, Mess- und Schraubbedarf. Das 20 Kilogramm schwere Laufwerk steht mit seinen vier dicken Edelstahl-Schraubfüßen ruckzuck im Wasser. Vorher stellt man schon den Motor daneben, zieht den Riemen auf, steckt das TMD-Lager auf die Achse (nicht ohne vorher die beiliegende Ölspritze darüber zu entleeren) und platziert das Konstant EINS an einem ergonomisch sinnvollen Platz. Ein kurzer Dreh am großen Schalt-Deckel dieses Netzteils, und schon setzt sich der wuchtige Teller lautlos in Bewegung.

Was wir dann hören, ist ein Resultat gemeinsamer Anstrengungen von Laufwerk, Arm und Abtaster, von denen ich bislang nur den Abtaster kenne. Und hier auch wiedererkenne: Die offene, atmosphärisch-feine Spielweise, die etwas schneller und heller abgestimmt ist als bei den Verwandten mit Goldring-Typenschild, ist voll da. Bei Matt Elliotts The End Of Days bringt das eine fantastisch dichte, feierliche Atmosphäre. Der Nachhall von Elliotts Bassstimme streicht mir auffallend lang um die Ohren, es fühlt sich an, als wäre ich mit dem Songwriter und seiner Gitarre allein in einer kleinen, dunklen, mit unzähligen bunten Seidentüchern ausgehängten Kapelle. Natürlich stehen da noch ein Kontrabass, ein Piano, ein kleines Drumset, die immer wieder kleine pointierte Beiträge leisten. Ganz zu schweigen von den Holzblasinstrumenten, die später einen melancholischen Untergangs-Chor anstimmen. Da Matt Elliott auf dem Album aber fast alle Instrumente selbst spielt, ergibt die intime Atmosphäre dennoch Sinn. Dass die Aufnahme folglich nur im Overdub-Verfahren entstanden sein kann, stört den Eindruck, hier einem privaten Live-Hochamt beizuwohnen, komischerweise nicht im Geringsten.

Hör-Eindruck

Was den Transrotor hier auszeichnet, ist seine behutsame, bedächtige Herangehensweise, den weiten Aufnahmeraum – entstanden in einem alten Landhaus, aus dem stellenweise mehrere Decken entfernt wurden, um die gewünschte Höhe zu erreichen – wirklich komplett auszukundschaften. Die Ergebnisse präsentiert der deutsche Spieler dann aber nicht streberhaft-übergenau, sondern gewährt stets der Stimmung, Atmosphäre und Harmonie die Vorfahrt. Im Notizblock steht sogar „betörend“. Ich dachte nicht, dass ich das mal bei einem Transrotor schreiben würde. Obwohl… ja, obwohl bereits der wunderbar saubere, schwungvolle Max Nero jüngst eine ganz ähnliche Charakteristik zeigte. Der, wir erinnern uns, im grundsätzlichen Aufbau eng verwandt mit unserem Massimo ist: Teller und Basis bestehen auch da aus POM, nur weniger davon. Und statt des teuren Manufakturarms schwenkt da ein günstigerer, aber kaum weniger begabter Rega RB880 die Nadel über die Platte.

„Within The Realm Of A Dying Sun“: Das Album, mit dem Dead Can Dance richtig groß wurde, war das dritte der Band. Auf dem Transrotor klingt die Pressung von 1987 taufrisch mit satten Bässen und mitreißender Dynamik (Foto: B. Rietschel)

Dass der Massimo die mächtigere Bauweise, den Spitzenarm und das raffinierte TMD-Lager nicht zum Spaß mitbringt, stellt sich schnell heraus. Etwa bei Wake The Dead, das abermals von Matt Elliott stammt, nun aber unter seinem Drum-n-Bass-Alias Third Eye Foundation. Da lässt der Massimo die elektronischen Rhythmen satt knallen und folgt souverän ultratiefen Basslinien, bei denen Verstärker und Lautsprecher schon leicht panisch um ein Subsonicfilter flehen. Am besten klingt das mit geöffneter Tür aus dem Nebenraum, weil der Hörraum allein für diese Frequenzen schlicht zu klein ist. Was man auch bereits aus der Ferne merkt, ist die Stabilität, die der Massimo etwa einem Solo-Konzertflügel verleiht. Da stimmt die Balance zwischen wuchtigem Anschlag, grollendem Resonanzboden und fein schwebendem Ausklingen so überzeugend, dass man beschließt, fortan noch mehr von den unzähligen Keith-Jarrett-Platten auf ECM Records besitzen zu wollen.

Bei Glenn Danzigs kunstvollem, von Rick Rubin kongenial produziertem Gothic-Geknödel auf Danzig 4p (American Recordings, 1994) zeigt sich dann, dass der Massimo für reine Rocker ruhig noch etwas saftiger intonieren könnte. Dafür kommt der eigenwillige Sound dieser Platte, auf der Gitarren-Fuzz, Schlagzeugbecken und Danzigs heroisch leidende Stimme vor zitroniger Frische fast in den Augen brennen, besonders deutlich zum Vorschein.

Glen Danzig "4"
Seltenes Original: Glenn Danzigs viertes Album 4P kam 1994 in der hier abgebildeten US- und einer europäischen Pressung heraus, wurde seitdem aber nicht mehr wiederveröffentlicht. Das befeuert die Gebrauchtpreise – und leider auch die Produktion unzähliger Counterfeits (Foto: B. Rietschel)

Die Freakshow geht weiter, weil wir nun im alphabetischen Teil der Sammlung bei den etwas älteren Platten sind, deren Künstler mit D anfangen. Da steht unweit von Danzig das Album Jesus Egg That Wept von Danielle Dax (Awesome Records AOR1, 1984), das prompt auf dem Teller landet und mich mit cremigen, fein aufgenommenen Vocals überrascht. Die Songs und Arrangements dazu sind auf eine altmodische, analoge Art merkwürdig und irgendwie beunruhigend – ein bisschen, als müsste man dazu Absinth trinken und okkulte Riten ausführen. Von der effektvoll weiten, farbensatten Darstellung dieser Platte braucht es aber nur wenige Regal-Millimeter, und schon sitzen wir im schmutzigen, pulsierenden Mono-Kraftfeld von Strange Pray Tell, einem frühen Album der Garagenrock-Band Dead Moon.

Wundersame Wandlung: Wer bezweifelt, dass Mono-Garagenpunk von einem Spitzenlaufwerk profitiert, möge einfach eine Dead-Moon-Platte auflegen. Der Transrotor TRA Studio – hier als Neunzöller – bietet nicht nur schöne Proportionen und seidige Oberflächen, sondern eine stets gnadenlos genaue Führung auch für schwierigste Tonabnehmer (Foto: B. Rietschel)

Viel elementarer, direkter und kraftvoller kann Musik auf technischem Weg nicht transportiert werden: Sänger/Gitarrist Fred Cole, Bassistin Toody Cole und Drummer Andrew Loomis spielten die Songs allein im eigenen Studio ein und masterten sie noch vor Ort auf Fred Coles 50er-Jahre Schneidmaschine – exakt der Maschine, auf der 30 Jahre zuvor bereits Louie Louie von den Kingsmen geschnitten worden war. Die resultierende Pressung erschien 1992 auf dem deutschen Label Music Maniac Records, inclusive eines ins Runout gravierten Geburtstagsgrußes von Cole an MM-Chef Hans Kesteloo. Und selbst hier zeigt sich die feine, vornehm akkurate Stilistik des Transrotor-Drehers: Ein Masselaufwerk, das tonal eher schlank und agil musiziert und Raum, Atmosphäre und Feinstruktur Vorrang gegenüber dem ultimativen Kick im Bass und Grundton einräumt.

Wer diesen Stil noch unterstreichen will, ist mit dem opulent detailreichen Figaro bestens bedient. Auch das neue Audio-Technica ART1000X, das im Verlauf des Tests eintraf, geht am TRA Studio in diese Richtung, wenn auch mit der gesteigerten Intensität und Dynamik, die das „Direct Power“-Bauprinzip diesem 5.500-Euro-System verleiht. Um die Einflüsse der Tonabnehmer von denen des Laufwerks zu trennen hatten wir parallel auch den Luxman PD-191 aufgebaut und Systeme zwischen diesen beiden Spielern hin- und her getauscht.

Transrotor Massimo Nero TMD mit AT1000X
Sauber bis zum letzten Stück: Auf den letzten LP-Zentimetern nehmen Verzerrungen meist zu, weil nicht nur der Platz in der Rille eng wird, sondern auch der Spurfehlwinkel nach dem inneren Nulldurchgang wieder zunimmt. Dagegen helfen präzise, schlanke Nadelschliffe – im Bild Audio-Technicas „Special Line Contact“-Diamant – und akkurat justierte, leichtgängig gelagerte Tonarme wie der TRA 9S von Transrotor (Foto: B. Rietschel)

Tatsächlich wirkt der Japaner mit den gleichen Abtastern etwas voller und weicher – bleibt also dem Eindruck treu, den er bereits in seinem Test hinterließ. Während der Transrotor Massimo Nero für eine offenere, leichtere Abstimmung steht – die man je nach Geschmack entweder fördern oder behutsam kontern kann. Letzteres etwa mit dem unaufdringlich natürlichen Dynavector 20X2A-L, das ebenfalls neu ist und mir seit Kurzem auf diversen Spielern großen Spaß macht. Als Phono-Vorverstärker für all diese MC-Systeme kam die Übertrager-Preamp-Kombi von MK Analogue zum Einsatz, sowie ein etwas preiswerteres Gespann von Pro-Ject, das ebenfalls mit separatem MC-Übertrager arbeitet.

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Zehn Kilo Phonoklang: Phono-Pre MM-PH-AMP und Übertrager SUT-1 stehen nur fürs Foto so dicht nebeneinander. Etwas längere Leitungen sind kein Problem, zumal der Preamp kapazitiv anpassbar ist (Foto: B. Rietschel)

Was aber nicht heißt, dass etwa das recht leise Figaro zwingend auf einen Übertrager angewiesen wäre. Den Gegenbeweis lieferte wieder Transrotor mit dem noch relativ neuen Vorverstärker Phono 3, der bei absolut neutralem Ton und griffiger Dynamik so rauschfrei arbeitet, dass man das 0,25mV-System glatt für ein MM halten könnte – würde es nicht so intensiv und farbig spielen, wie das nun mal nur echte MCs schaffen. Der Phono 3 ist obendrein mit 900 Euro ausgesprochen fair kalkuliert. Es gibt bei einer Komplettanschaffung also keinen vernünftigen Grund, diesen feinen Preamp nicht auch noch dazuzupacken. Auf diesem Weg kann dann doch etwas von der alten Transrotor-Optik in die Anlage Einzug halten. Denn der Phono 3 steckt nach alter Sitte in einem schweren Alu-Stranggussprofil mit dicker, handpolierter Alu-Frontplatte.

Fazit Transrotor Massimo Nero TMD

Wie schon der Max Nero profitiert nun auch der Massimo Nero von einem neuen Design, bei dem es nicht nur um die Optik geht. Mit der Werkstoffkombi aus POM und Edelstahl scheint auch ein etwas milderes Klangideal bei dem deutschen Hersteller Einzug zu halten. Laufruhe, Detailreichtum und Tonhöhenstabilität beherrscht der Transrotor dabei weiterhin souverän wie seine vielen Verwandten. Je nach individueller Konfiguration kann ein spielbereiter Massimo Nero von gut 5.000 bis über 20.000 Euro kosten. Wobei niemand gleich all in gehen muss: Dank überragender Fertigungsqualität, wartungsfreundlichem Design und exzellentem Support sind die Spieler des Familienunternehmens geradezu prädestiniert dazu, über Jahre oder auch Jahrzehnte mit den Ansprüchen und Budgets ihrer Benutzer:innen mitzuwachsen.

 

Transrotor
Transrotor Massimo Nero TMD
2025/03
Test-Ergebnis: 4,7
ÜBERRAGEND
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Flexibel konfigurierbar mit bis zu vier Armen, zwei Motoren und drei unterschiedlichen Netzteilen
Bewährter, extrem laufruhiger und langlebiger Antrieb
blitzsauber aufgebauter, komfortabel einstellbarer Tonarm
Keine Staubschutzhaube, nur mäßige Entkopplung von der Stellfläche

 

Vertrieb:
Räke Hifi / Vertrieb GmbH
Irlenfelder Weg 43
51467 Bergisch Gladbach
www.transrotor.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Transrotor Massimo: 4.400 Euro
Transrotor TRA Studio 9: 3.750 Euro
Transrotor Figaro: 2.800 Euro

Mit- und Gegenspieler:

Test MC-Übertrager MK Analogue SUT-1 + Phonostufe MK Analogue MM-PH-AMP

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Autor: Bernhard Rietschel

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Bernhard Rietschel ist gelebte HiFi-Kompetenz. Sein Urteil zu allen Geräten ist geprägt von enormer Kenntnis, doch beim Analogen macht ihm erst recht niemand etwas vor: mehr Analog-Laufwerke, Tonarme und Tonabnehmer hat keiner gehört.