Ein Brett mit Drehteller, aus viel mehr scheint der Pro-Ject E1 Phono nicht zu bestehen. Aber die Schlichtheit ist vielleicht genau das Geheimnis dieses Modells, das in riesigen Stückzahlen in Tschechien produziert und weltweit verkauft wird. Genau diese minimalistische Eleganz macht den Pro-Ject E1 Phono aber auch zeitlos und herrlich unkompliziert…

Als einziges Modell im Vergleich ist es beim Pro-Ject E1 Phono möglich, zwischen drei Farbvarianten wählen. Zum Test erhielten wir den Klassiker in der Ausführung Hochglanz-Schwarz. Alternativ sind Seidenmatt-Weiß und Walnuss bestellbar. Auch drei Ausstattungsvarianten gibt es: Pro-Ject bietet den E1 mit klassischem Phono-Ausgang (299 Euro) an, als E1 Phono mit integriertem Phono-Entzerrer (329 Euro), den man zwischen Phono-MM-Signal und fertig entzerrtem Line-Signal umschalten kann. Diese Variante hatten wir zum Test. Das Modell E1 BT (399 Euro) hat den Phono-Entzerrer plus einen Bluetooth-Sender verbaut, um den Vinyl-Sound drahtlos an entsprechende Aktivlautsprechern, Soundbars et cetera hören zu können.
Was geliefert wird
Wie die meisten Plattenspieler der Einsteigerklasse kommt auch der Pro-Ject weitgehend vormontiert. Durch den fertig verbauten Innen-Teller lässt sich der Antriebsriemen leicht um die Motorachse fädeln, ohne dass man mit spitzen Fingern durch irgendwelche Öffnungen operieren muss. Danach ist nur noch der Außenteller aufzusetzen, die Filzunterlage draufzulegen und dann kann es praktisch losgehen, denn der Tonarm und der Tonabnehmer sind ab Werk fest verbaut, kalibriert und fix eingestellt.

Der äußere Plattenteller wirkt erstaunlich leicht, er besteht aber aus einem hochdämpfenden ABS-Kunststoff und besitzt daher einen sehr geringen Eigenklang und die recht dünne Filzmatte tut ihr Übriges. Die Plattenteller einiger Mitbewerber erinnern dagegen fast an einen Gong, wenn man mal daran klopft…

Der Pro-Ject E1 Phono kommt mit einem recht ordentlichen Cinchkabel inklusive Erdungsleitung. Vorbildlich: Der Masseleiter mit den Schuhen für die Erdungsklemmen ist an beiden Enden ein paar Zentimeter länger als die Audioleitung. Das erleichtert den Anschluss, denn selten sitzt die Erdungsklemme direkt neben den Cinchbuchsen.

Die Elektronik mit dem Phono-Entzerrer/Vorverstärker hängt in einem Blechkorpus geschirmt hinten unter der Basis. Schwer erreichbar ist der Umschalter zwischen Phono- und Line-Signal. Kein Thema, denn den braucht man normalerweise ja nur genau ein einiges Mal, um zu bestimmen welche Art Anschluss am anderen Endes des Kabels gebraucht wird. Die Cinchbuchsen sind für besten Kontakt vergoldet.

Damit nichts wackelt steht der Pro-Ject (wie alle seine Markengeschwister) auf drei Füßen. Neben dem hinteren Fuß liegt gegenüber der Audiosektion – fein säuberlich mechanisch und elektrisch getrennt – die Motor-Elektronik, an die das Steckerznetzteil angeschlossen wird.

Vorne links außen ist der Kippschalter, der den Teller in Bewegung setzt. 0 ist aus, I dreht 33 1/3 und II beschleunigt den Plattenteller auf 45 Umdrehungen pro Minute. Ein bisschen Übung braucht es, denn der Schalter hat zwar klare Rastpunkte, lässt sich aber doch so schwer betätigen, dass man den Plattenspieler beim Schalten verschiebt wenn man ihn nicht dabei festhält. Aber daran gewöhnt man sich schnell. Eine Automatik gibt es nicht. Alles manuell beim E1.

Die geschickt designte Tonarmkonstruktion kommt mit erstaunlich wenig Bauteilen aus, ist leichtgängig und dennoch spielfrei. Auch das Gegengewicht ist ab Werk fest justiert, kann aber mit Werkzeug verstellt werden, wenn man beispielsweise ein anderes Tonabnehmersystem montieren möchte. Was fehlt ist eine Antiskating-Verstellung; auch die ist ab Werk fest eingestellt.
Die Headshell ist fest am Tonarmrohr, sie erlaubt aber dennoch dank Langlöchern die Montage und Justage anderer Tonabnehmer. Pfiffig: Dem E1 liegt auch eine kleine Kunstoffwaage mit Geometrie-Justage-Rastern bei. Das erlaubt ein genaues Kontrollieren der Tonabnehmer-Justage und -Auflagekraft in Milli-Newton. Ab Werk ist das weit verbreitete Audio Technica AT3600L montiert. Schön gelöst ist auch die Tonarmaufnahme. Sie ist Ablage und – eine ganz sanfte – Klemme für den Tonarm in Einem.
Messwerte
Die Messwerte des Pro-Ject E1 Phono sind im besten Sinne des Wortes unauffällig. Audio Technica gibt 3g Auflagegewicht für das AT3600L vor und genau die hat man im Werk in Tschechien voreingestellt. Die Geschwindigkeiten sind knapp 0,35% zu gering und schwanken knapp über 0,1%. Für Einsteiger-Phono sind das aber noch gute Werte.
Auch die Kanalbalance ragt mit 1,5 Dezibel nur minimal aus der Mitte. Die Kanaltrennung ist mit über 23dB sogar überdurchschnittlich gut. Der Frequenzgang zeigt eine minimale Bass- und Höhenanhebung, die aber keine große Rolle spielt.
Klangqualität und Charakter
Schnell zeigte sich beim Probe- und Vergleichshören, dass der Amplitudenfrequenzgang, mit seinem ausgeprägtem Klirrspektrum – gerade bei Phono – nur einen kleinen Teil der Wahrheit widerspiegelt. Denn trotz leicht zum Hochton ansteigendem Frequenzgangs besitzt der Pro-Ject E1 ein tendenziell erdiges, warmes Timbre – statt wie zu erwarten, eher brillant aufzuspielen. Dabei mangelt es keinesfalls an Hochton-Quantität oder Glanz. Was der E1 aber von allen Testkandidaten am Schönsten kann, ist das Differenzieren von Klangfarben bei gleichzeitig wunderbar fließender Musikalität. Betont akustische Musik liebt er klar mehr als verzerrte Rockgitarren. Aus dem Sextett der Einsteiger-Plattenspieler ist er die Top-Empfehlung für Klassik-Liebhaber.

In der Handhabung fallen nur wenige Dinge auf. Wie bereits erwähnt, muss man beim Einschalten des Spielers mit dem satt einrastenden Schalter links das Chassis rechts festhalten damit nichts verrutscht. Ebenfalls etwas gewöhnungsbedürftig, zumindest im Vergleich zu allen anderen Plattenspielern im Test: Die Staubschutzhaube kennt keinen Anschlag. Aber die Scharniere bieten guten Halt und wenn man die Haube nicht zu wenig oder zu weit öffnet, dann hält sie gut und verharrt in ihrer Stellung. Das verhält sich alles angenehm unkompliziert. Super ist die sanft einrastende Tonarmhalterung zur Sicherung des Tonarms; da braucht es keine separate Klemme. Elegant gelöst.
Fazit Pro-Ject E1 Phono – unkompliziert, erdiges Timbre
Mit dem Pro-Ject E1 Phono ist dem Hersteller ein herrlich unkomplizierter und damit zeitloser Plattenspieler gelungen. Scheinbar einfache konstruktive Details heben ihn aus der Masse heraus, etwa der zweiteilige Plattensteller. Innen- und Außenteller sind zwar aus Kunststoff, verhalten sich aber genau dadurch besonders resonanzarm; auch das Aufspannen oder Wechseln des Antriebsriemen gestaltet sich dadurch simpler. Schön auch, dass es den Pro-Ject in drei attraktiven Farb-Varianten gibt. Und noch schöner, dass sich der Pro-Ject klanglich angenehm fließend musikalisch mit einem tendenziell dunklem Timbre gibt: einer große Klangfarben-Palette und einer prächtigen Bühnendarstellung. Ein toller Plattenspieler für betont akustische Musik, aber auch für alle anderen Musikstile.
Pro-Ject E1 Phono | 2025/06 |
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überragend |
Bewertungen
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Gut verarbeitet, minimalistisches Design |
| Musikalisch Klangfarbenbetont |
| In drei Farben erhältlich |
| Schalter schwergängig |
Vertrieb:
AUDIO-TRADE Hi-Fi Vertriebsgesellschaft mbH
Wallufer Straße 2
65343 Eltville am Rhein
www.audiotra.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Pro-Ject E1 Phono: 329 Euro
Hier geht es zu den Einzeltests:
6 Einsteiger-Plattenspieler für Jedermann unter 450 Euro
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Lenco LBT-215 – Hochglanz-Schick und Bluetooth für 329 Euro
Rekkord F110P – komfortabler Vollautomat für 449 Euro
Reloop RP2000 USB MK2 – Profilaufwerk mit voller Kontrolle für 280 Euro