Die italienischen Lautsprecher-Spezialisten von Sonus faber bauen einfach gute und schöne Lautsprecher. Alle Modelle klingen wunderbar kultiviert und haben diesen italienischen Charme, das gewisse Etwas, das ihnen keiner nachmacht. In einem ihrer Lautsprecher aber manifestieren sich diese Charakterzüge deutlicher als bei allen anderen – einfach weil er starke Anleihen aus der Gründerzeit der Firma mitbringt: Wir sprechen über die Sonus faber Maxima Amator, die bei LowBeats schon einige Wochen im Hörraum spielt und – ginge es nach uns – auch gern bleiben dürfte…
Ende der 1980er Jahre legte Firmengründer Franco Serblin ein ambitioniertes Projekt auf. Und weil an diesem Lautsprecher alles besonders und extrem war, nannte er es kurzeshand genau so: Die „Extrema“ war eine 2-Wege-Konstruktion, für die der kreative Italiener einfach mal viele Dinge neu dachte. So entstand ein Konstrukt mit einem selten festen Gehäuse (geschichtetes MDF plus Echtholz) sowie den besten Treibern der damaligen HiFi-Welt, die von einer (auch damals nur ganz selten verwendeten) seriellen Frequenzweiche in ihre Bereiche getrennt wurden.

Als Sonus-faber-Chefentwickler Livio Cucuzza dann die Maxima Amator vorstellte, adelte er sie mal eben zum „besten 2-Wege Lautsprecher, den SF jemals gemacht hat“. Oha. Da legt einer die Latte ganz schön hoch. Aber Cucuzza weiß ja, was er alles eingebaut hat…

Die Zutaten der Sonus faber Maxima Amator
Zunächst darf man sich mal über das gehörige Gewicht der schmalen Standbox wundern. Mehr als 38 Kilo für eine so dezente Standbox erschien mir erstaunlich viel. Aber nur so lange, bis mir das Gehäuse-Konzept klar wurde. Denn ein Großteil des Volumens ist mit Granulat gefüllt. Diese Form der Gehäuse-Beruhigung haben auch schon andere Hersteller (wie beispielsweise Peak Consult bei der Sonora) sehr erfolgreich eingesetzt. Nur bei einer so großen Marke wie Sonus faber findet man solche extrem aufwändigen Lösungen meist nicht.

Nichtsdestotrotz. Bei der Maxima scheuen die Italiener den Aufwand nicht und es funktioniert sehr gut. Was der Klopftest auf das Gehäuse (und übrigens auch auf dem Gehäusedeckel) beweist: Es klingt erfreulich „tot“.

Denn zusätzlich zum Granulat im unteren Teil hat sich Cucuzza für eine Kombination verschiedener Materialien entschieden: Front und Rückseite sind mit Leder-bespanntem MDF aufgebaut, die Seitenwangen und der Deckel sind aus Echtholz – was sich wunderbar anfasst.

Auch wenn man es anders gedacht hätte: Die Maxima Amator ist tatsächlich der erste SF-Lautsprecher mit Echtholz-Gehäuse. Denn das sehr „lebendige“ Material Holz, neigt dazu, auch nach dem Einbau noch arbeiten. Cucuzza sagt dazu, erst neue Trocknungs- und Bearbeitungstechniken der Holzzulieferer würden heute eine problemlose Verwendung vom Echtholz möglich machen.

Und um den Materialmix komplett zu machen – wir sind ja schließlich in Italien –, schließt eine Marmorplatte die Skulptur nach unten hin ab.

Ob der Marmor ebenfalls zur Resonanz-Ableitung beiträgt, sei mal dahingestellt. Aber es unterstreicht das italienische Flair und bringt auch noch das ein oder andere Kilo auf die Waage.

Während die Materialien allesamt von Zulieferern aus der Umgebung des Stammhauses in Vincenza kommen, werden die Treiber schon lange von SF-Ingenieuren im Werk selbst entwickelt. Im Falle der Maxima Amator handelt es sich um eine 28 mm DAD-Seidenkalotte (DAD steht für Damped Apex Dome), die von den Italienern seit 2003 in ihren großen Modellen eingesetzt wird. Der Tiefmitteltöner hat einen Durchmesser von 18 Zentimetern und eine Membran aus einem Zellstoff/Naturfaser-Mix. Beiden Treibern gemein ist eine ungewöhnliche Ausgereiftheit und die – im Laufe der Jahre immer wieder verbesserte – Verzerrungsarmut.

Interessant ist die Frequenzweiche: Hier erinnerte sich Chefentwickler Cucuzza der früheren Extrema mit ihrem seriellen Filter. Anders als bei den üblicherweise verwendeten parallelen Weichenschaltungen, werden hier Hoch- und Tieftöner hintereinandergeschaltet. Die Klang-relevanten Bauteile liegen hier nicht im Signalweg, sondern parallel zu den Treibern. Ich bin mir nicht sicher, ob diese alternative Serien-Variante relevante Vorteile hat. Aber die Italiener sind offenkundig so stolz darauf, dass sie der Weiche eine eigene Kammer (also von den Vibrationen des Tieftöners effektiv abgeschirmt) spendieren und diese sichtbar unter Plexiglas präsentieren.

Eines aber kann man vorab festhalten: Eine spezielle Auswirkung auf Impedanz und Phase hat die serielle Weiche nicht; in den LowBeats Impedanz-Messungen sieht alles ganz normal aus.
Praxis
Die Messungen weisen die Maxima Amator als klassische 4-Ohm-Box aus – mit den üblichen Phasendrehungen beim Übergang zwischen Tiefmittel- und Hochtöner bei 2.000 Hertz.

Aus den Messungen darf man entnehmen, dass kleinere Röhren-Verstärker hier nicht die richtige Wahl sind. Wenn Röhren, dann sollten erzstabile Modelle wie der Octave V70 CA oder den Westend Audio Monaco verwendet werden. Beide habe ich ausprobiert, mit beiden klangen die Sonus faber herausragend gut und fein. Aber auch, wenn man den Ball etwas flacher hält – etwa mit einem Soulnote A-2 – macht die Maxima Almator einen überragenden Eindruck. Die einzige Einschränkung ist der etwas geringe Wirkungsgrad von knapp über 84 Dezibel, weshalb ich auf einen Verstärker mit mindestens 100 Watt pro Kanal plädieren würde.
Prinzipiell ist die Maxima Amator eine sehr sauber abgestimmte Box, der jegliche Überhöhung im Tiefton fremd ist. Eine Aufstellung in direkter Nähe der Rückwand ist also ohne Bass-Aufdickung machbar, eigentlich sogar sinnvoll.
Hörtest
Entgegen ihrem gediegenen Äußeren, ist die Maxima Amator alles andere als eine schönfärberische Schmuse-Box mit molligem Bass. Im Gegenteil. Die stylische Italienerin spielt traumhaft transparent und punktgenau-präzise. Sie hat die Vorzüge eines hervorragenden Monitors und klingt dabei so wunderbar kultiviert und fein wie ein Elektrostat. Das sind ganz seltene Qualitäten.
Kollege Claus Dick, unser Mann in der Musik-Redaktion, hat Mitte Februar das Album „83 Strings“ zum besten audiophilen Tipp des noch jungen Jahres 2025 gekürt. Darauf spielt die Harfenistin Ulla van Daelen 21 kurzweilige Stücke (unter anderem so Gassenhauer wie Reinhrad Meys „Über den Wolken“) auf verschiedenen Harfen – das Ganze eingefangen von den Spezialisten des audiophilen Stockfisch Labels. Mit seiner Veröffentlichung habe ich das Album umgehend in meine Referenzliste mit aufgenommen – und bereits entsprechend oft gehört.
Die Maxima Amator ist wie für diese Musik gemacht. Das liegt an ihrer herausragend feinen, komplett schlackenfeien Wiedergabe. Die Harfensaiten flirrten uns nur so um die Ohren, sehr plastisch, mühelos und authentisch. Und niemals neigte der Harfenkorpus zum Dröhnen – es sei denn – es war auf der Aufnahme.

Mit diesem Auftritt holte uns die Italienerin sofort ab. Die unaufgeregte Feinheit, gepaart mit schönen Klangfarben, zieht den Zuhörer tief in die Musik – auch, weil da so viele Details zu entdecken sind, die aber niemals vordergründig präsentiert werden.
Der Vergleich mit der Dynaudio Contour Legacy, ebenfalls ein Ausnahme-Box, macht deutlich, wo die Maxima Amator steht. Allerdings ist es der Vergleich zweier unterschiedlich lauter Schallwandler: die Dynaudio hat einen um 6 (!) Dezibel höheren Wirkungsgrad; da muss man beim Umschalten im Pegel ordentlich nachregeln.
Zurück zum Harfenspiel von Ulla van Daelen. Die Dynaudio brachte das Ganze etwas dynamischer, aber vor allem farbiger und korpulöser rüber. Die Sonus faber blieb immer auf der feinen Seite und – das hätte ich nicht gedacht – schaffte eine nochmals überzeugendere Abbildung in die Tiefe. Mit ihr hatten wir das Gefühl, die Hand von Frau Daelen auch in die Tiefe über die Saiten wandern zu hören.

Dann habe ich mal wieder einen Hörtest-Klassiker herausgeholt. Der Titel heisst „Tuva Rap“ von melo X. Eingespielt wurde es beim leider eingestellten Quiton Label, das in den 2000er Jahren mit atemberaubend guten Aufnahmen auf sich aufmerksam machte. Das Stück hat alles: Eine enorme Detailfülle, wuchtige Tiefbass-Schläge, ein kernig geblasenes, sehr direkt aufgenommenes Saxophon…
Im Vergleich zur Dynaudio wirkte die Sonus faber etwas weniger herzhaft und nicht ganz so anspringend. Aber sie behielt auch in den Crescendo-Passagen immer die Übersicht und diese feine, plastische Darstellung. Weil ich diese unaufgeregte Detailfreude auch schon bei der Peak Consult Sonora feststellen konnte, liegt der Verdacht, dass die großvolumige Granulat-Füllung viel zur Beruhigung beiträgt, nahe.
Was ich aber nicht vermutet hätte: Die kraftvollen Bassdrum-Hiebe hatten mit der Contour Legacy zwar mehr Wucht, aber die Maxima Amator reichte tiefer, die Bässe knallten sauberer. Und immer, wenn die Dynaudio im Grundton einen Tick zu wolkig wurde, blieb die Sonus faber auch hier begeisternd straff und durchhörbar.
In den letzten zwei Monaten hatten wir vier Lautsprecher der Klasse zwischen 10.000 – 20.000 Euro im Test: Sonus faber Maxima Amator, Dynaudio Contour Legacy, T+A Criterion S230 und Dali Epikore 7 Jeder der vier hat seine Charme und unzweifelhafte audiophile Qualitäten.

Um die Sache mal einzuordnen: DALI und Dynaudio sind vom Charakter her eher “schöner” und wärmer abgestimmt. Klangfarben-Reichtum ist hier wichtiger als das letzte Quentchen Präzision. Die T+A liegt dagegen wie die Sonus faber eher auf der linear-sauberen Seite, wobei die Maxima Amator von allen die Feinsinnigste und Abbildungsstärkste ist.
Fazit Sonus faber Maxima Amator
Die „beste 2-Wege-Box, die Sonus faber je gebaut hat.“ Der Satz stammt nicht von mir, sondern vom SF-Chefentwickler Livio Cucuzza. Aber ich kann ihn voll unterstreichen. Mit ihrem sauberen und feinnervigen Klang spielt die Maxima Amator fraglos auf dem Niveau der besten Lautsprecher dieser Preisklasse.
Was aber ebenfalls verzaubert: Kein anderes Modell der Italiener trägt die Sonus-faber-DNA so offenkundig in sich wie die Maxima Amator. Die Kombination aus Echtholz, Leder und Mamor entspricht exakt jenem Stil, mit sich Sonus faber – 1983 von Franco Serblin gegründet – von dem Gros der Lautsprecher am Markt abgrenzt. Exzellenter Klang, tolles Gefühl.
Bewertungen
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Extrem klarer und kultivierter Klang |
| Fantastische Verarbeitung |
| Echtholz-Gehäuse, Granulat-Füllung |
| Niedriger Wirkungsgrad |
Vertrieb:
Audio Components Vertriebs GmbH
Leverkusenstraße 3
22761 Hamburg
Tel.: 040 / 40 11 303 – 80
Fax: 040 / 40 11 303 – 70
www.audio-components.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Sonus faber Maxima Amator: 16.300 Euro
Die technischen Daten
Sonus faber Maxima Amator | |
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Konzept: | 2-Wege Standbox, Bassreflex |
Bestückung: | TMT: 1 x 18 cm, HT: 1 x 28 mm |
Wirkungsgrad (2,83 V/m): | 84,6 dB |
Maximalpegel (Dauer / kurzfristig): | 101 / 112 dB |
Min.Leistung für Max.Pegel (Dauer): | >100 Watt pro Kanal (4 Ohm) |
Besonderheiten: | Echtholz-Gehäuse, Granulat-Füllung |
Abmessungen (H x B x T): | 112,0 x 30,0 x 35,0 |
Gewicht: | 38,2 Kilo |
Alle technischen Daten |
Mit- und Gegenspieler:
Test Octave V70 Class A: Röhrenvollverstärker mit dem feinen Ton
Test Vollverstärker Soulnote A-2
Test Standbox Dynaudio Contour Legacy
Test Standbox T+A Criterion S 230: mit langer Leitung zum Spitzenklang
Test Standbox DALI Epikore 7: verzerrungsarmes Hightech im Nobelkleid
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