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DALI Epikore 7 Ambiente
Die „Model 7“ ist die kleinste Standbox der neuen DALI Epikore-Serie. Preis: 20.000 Euro (Foto: DALI)

Test Standbox DALI Epikore 7: verzerrungsarmes Hightech im Nobelkleid

Die dänische Lautsprecher-Spezialisten DALI sind Meister des Technologie-Transfers. Waren sie schon immer. Und als sie im Frühjahr 2022 ihre Mega-Flaggschiff Kore vom Stapel ließen – für nicht wenige Audiophile der beste passive Lautsprecher unterhalb der 100.000 Euro Schallmauer – war klar, dass die Dänen ab nun an die neue Technik der Kore Stück für Stück auch in die unteren Klassen einführen. Noch fast in Schlagdistanz zur Kore läuft die Epikore 11, ebenfalls ein fantastischer, aber mit 44.000 Euro eher exklusiver Lautsprecher. Doch die 11er hat jüngst noch drei kleinere Epikore-Geschwister bekommen und das nährt natürlich die Hoffnung, dass man hier Kore-Technik zu noch erschwinglichen Preisen bekommt. Wir hatten die kleinste Standbox namens Epikore 7 im Test und sind fast geneigt zu sagen: mehr Epikore braucht man nicht…

DALI Kore Querschnitt
Ein Hochfest audiophiler Ideen und deren radikale Umsetzung: die DALI Kore. Aber auch sie fußt auf der DALI-Basis-Kombination aus 17er Tiefmitteltöner plus Gewebekalotte, die ab 12.000 Hertz mit einem AMT-Hochtöner unterstützt wird (Zeichnung: DALI)

Das Bild lässt erkennen, dass die Kore Lautsprecher ungewöhnlich aufwändig ist. Was man nur erahnen kann, ist die hohe Qualität der Treiber, allen voran des neuen DALI EVO-KTM Hybrid-Hochtönermoduls und der neue Tiefmitteltöner. Viel Arbeit (zum Teil gegen eigene Überzeugungen) mussten wohl auch die DALI-Designer verrichten: Das Design der neuen DALI-Schallwandler entfernt sich aus akustischen Gründen immer weiter vom gradlinigen Danish Design. Aber so ist es halt: besser klingt es mit gerundeten Kanten und geschwungenen Seitenwänden…

DALI EPIKORE 01
Die drei neuen der DALI Epikore-Serie: Model 9 (30.000 Euro), Model 7 (20.000 Euro) und das Model 3 (10.000 Euro). Und im Hintergrund die große 11er für 44.000 Euro (Montage: F. Borowski)

Und weil man für die neue Epikore -Linie sowieso schon einiges auf den Kopf gestellt hatte, wurde hier nun auch noch ein Detail eingeführt, von dem man länger schon wusste, dass es sich vor allem im Mittelhochtonbereich höchst positiv auf die Präzision auswirkt: eine Metallplatte, in welche das Hochtonmodul und der Tiefmitteltöner verschraubt und dadurch auch bei höchsten Pegeln unbeirrbar fest an die Schallwand gezurrt sind.

DALI Epikore 7 Verarbeitung
Die Kombination von Metall und Furnier (hier Kastanie) sieht besonders schick aus (Foto: DALI)

Jedenfalls hat es sich auch bis in die DALI-Manufaktur im Dänische Norager herumgesprochen, dass Masse – an den richtigen Stellen eingesetzt – ebenfalls recht hilfreich bei der Erzielung des optimalen Klangs sein kann: Denn, dass die kleine Standbox tatsächlich auf mehr als 40 Kilo kommt – und dabei weder Sand noch Beton zum Einsatz kommen – lässt auf den massiven Einsatz dicker MDF-Wände schließen. Und wie man das von DALI in dieser Preisklasse erwarten darf, ist die Verarbeitung der Epikore 7 schlicht vorzüglich. Da lässt man die Finger gern drauf herumspazieren…

Die Besonderheiten der Epikore 7

Die Epikore 7 ist im Grunde eine 2-Wege Standbox, die unterhalb von 800 Hertz von einem zweiten, gleichgroßen Tiefmitteltöner (Durchmesser: 17 Zentimeter) im Bass unterstützt wird. Und oberhalb von 12.000 Hertz gibt es noch einen extra Schuss Hochton-Energie durch einem Magnetostaten hinzu. Diese Kombination aus großem Hochtöner (35 mm Gewebekalotte) in Kombination mit einem Quasi-Bändchen (Fläche: 10 x 55 mm) wird bei DALI seit Jahrzehnten gepflegt und weiterentwickelt. Die dänischen Ingenieure fanden heraus, dass sich damit nicht nur die Wiedergabe über die Winkel optimieren lässt – sondern, dass es schlicht feiner und luftiger klingt, als wenn nur die Kalotte spielt.

DALI Epikore Tweeter
Mit den Entwicklungen zur Kore kam auch eine Kalotte mit verbesserter Energie-Ableitung ins Spiel. Wie auch bei den Mitbewerbern von B&W, Dynaudio oder KEF wird hier viel getan, um die nach hinten abgestrahlte Energie zu neutralisieren (Zeichnung: DALI)

Das neue Hybrid-Hochton-Modul bekam nicht nur eine effizienteres Energie-Management für den nach hinten abgestrahlten Schall, sondern auch einen gänzlich neuen Antrieb: ein viel leistungsstärkeres Neodym-Eisen-Bor-System soll einen um acht Dezibel höheren Wirkungsgrad bringen und gleichzeitig sowohl Verzerrungen als auch Kompressionen senken. Wir werden noch darauf zu sprechen kommen.

DALI Epikore 7 Hochton-Modul
Das hybride Hochton-Modul aus Gewebekalotte plus Magnetostat hat eine gemeinsame Frontplatte (Foto: H. Biermann)

Auch der Tiefmitteltöner der Epikore 7 ist weitestgehend neu, obwohl er seinen Vorgängern doch recht ähnlichsieht. Die Besonderheit bei DALI ist, dass die Dänen Magnete aus verklebtem Magnetgranulat verwenden – was interne Wirbelströme deutlich reduzieren soll. Dieses Konzept des Soft Magnetic Composit (SMC) ist jetzt in der 2. Generation angekommen und soll – was sonst – die mechanischen Verluste noch einmal senken soll.

DALI Epikore 7 Tiefmitteltöner Struktur
Die inhomogene Struktur der „Holzmembranen“ ist Grundlage für einen homogenen Klang der DALI-Tiefmitteltöner (Foto: H. Biermann)

Ebenfalls ein Detail, das man nicht sehen kann, ist die neue 38 mm große Schwingspule des Epikore Tiefmitteltöners. Deren Schwingspulenträger ist aus Titan und direkt aus der Kore übernommen. Auch davon versprechen sich die Dänen eine höhere Verzerrungsarmut.

Praxis

Wir hatten vor nicht allzu langer Zeit die DALI Rubikore 8 (Preis: 7.000 Euro) im Test. Das Flaggschiff der Rubikore-Serie hat die gleiche Bauhöhe wie die Epikore 7 und sogar einen 17er Tiefmitteltöner mehr. Aber an dem Vergleich Rubikore versus Epikore kann man wunderbar herausarbeiten, was die neue Kore-Technik bringt. Fanden wir den Maximal-Schalldruck der Rubikore mit 97 Dezibel Dauer-Pegel schon beachtlich, so können wir der – mit nur 2 Tiefmitteltönern bestückten – Epikore nun erstaunliche 107 Dezibel attestieren. Das ist ein Unterschied von 10 Dezibel! Das sind Welten und das ist für eine HiFi-Box dieser Größe bemerkenswert gut.

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LowBeats Pegel-Messung DALI Epikore 7 @85dB
Bei der Wohnzimmer-Messung @85 Dezibel zeigen sich keine Verzerrungen (Messung: J. Schröder)
LowBeats Pegel-Messung DALI Epikore 7 @109dB
Beim Erreichen des Maximalpegels @107 Dezibel sind die Verzerrungen breitbandig angestiegen (Messung: J. Schröder)
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Und weil die DALI-Leute genau wissen, wie passive Lautsprecher gestrickt sein müssen, um mit möglichst vielen Verstärkern gut zu harmonieren, sind auch die elektrischen Werte (also der Impedanz/Phasen-Verlauf und der Wirkungsgrad) ausgezeichnet. Eine Effizienz von 86,7 Dezibel ist jetzt nicht Rekord-verdächtig, aber gut. Und die Linearität von Impedanz und Phase dürfte kaum einen Verstärker sonderlich fordern.

LowBeats Messung DALI Epikore 7 Impedanz, Phase, EPDR
Für einen passiven Lautsprecher vorzüglich: Impedanz (rote Kurve), Phase (blaue Kurve) und EPDR laufen über weite Bereiche absolut linear (Messung: J. Schröder)

Allerdings sollte der angeschlossene Verstärker durchaus potent sein: Um die Epikore 7 auszureizen, sind mindestens 250 Watt pro Kanal ratsam…

Hörtest

„Schon die ersten Takte unterstreichen den Ansatz der DALI-Entwickler: Verzerrungen findet man hier keine. Jede Form von Musik kommt auf eine feine, kultivierte Art, die immer eher schön als angestrengt ist. Da wird ein großes Panorama aufgezogen, das auf satten Bässen ruht. Nur selten habe ich das wunderschöne „Sparrow“ von Lizz Wright (gesungen im Duett mit Angélique Kidjo) so wohlig-intensiv gehört. Die Stimme der Sängerin hatte eine intime Samtigkeit, die hellere Stimme der Duett-Partnerin bekam viel Kraft; man verstand jede noch so kleine Silbe.“

Dieser Absatz steht in Anführungszeichen, weil ich ihn bereits beim Test der Rubikore 8 verfasst habe. Und er stimmt trotzdem. Die beiden Lautsprecher sind sich von der Tonalität her sehr ähnlich: Klanglich immer eher satt & warm als kernig & vordergründig. DALI-Lautsprecher haben schon seit jeher einen Entspannungs-Faktor eingebaut. Um das zu erreichen, sind die Mitten minimal zurückgenommen. Eher linear abgestimmte Schallwandler wie die ebenfalls exzellente T+A Solitaire S430 wirken im  Vergleich etwas direkter und anspringender. Doch auch der Vorteil, der etwas „sanfteren“ Abstimmung, liegt auf der Hand: Sie macht kritisches Musik-Material besser anhörbar.

DALI Epikore 7 im LowBeats Hörraum
Die Epikore 7 im großen LowBeats Hörraum (Foto: H. Biermann)

Bleibt also festzuhalten: DALI-Lautsprecher haben eine eindeutige Klang-Signatur, die wir bei den zuletzt getesteten Rubikore 2, Rubikore 8 und jetzt bei der Epikore 7 auch sofort erkennen konnten. Doch trotz aller tonaler Ähnlichkeiten zwischen Rubikore 8 und Epikore 7 war die Überlegenheit der neuen Serie sofort hörbar: Jedes noch so feine Detail war plastischer, wurde vielschichtiger dargestellt, hatte mehr Farben und mehr „Luft“. Stimmen wie die von Tori Amos auf „Diving Deep Live“ klangen viel echter, spielfreudiger und mitreißender. Keine Ahnung, wie die DALI-Entwickler das hinbekommen haben, aber es hat wohl mit der höheren, inneren Dynamik zu tun, welche die neuen Treiber auszeichnen. Aber auch mit der überlegenen Mechanik der Epikore-Gehäuse, die einiges zu der höheren Präzision beitragen und der genaueren Raumabbildung beitragen dürften.

Das Ergebnis jedenfalls ist absolut stimmig. Nachdem sich die Epikore 7 nach all den Hörtests im Hörraum akklimatisiert hatte, verbrachten wir mehrere Hörabende mit ihr – trotz der zahlreichen Referenzen im Raum. Denn man kann mit diesem Lautsprecher wunderbar lange Musik hören und das auch mit (unverzerrten) Pegeln, die selbst Hardrockern die Freudentränen in die Augen treiben dürften…

Fazit DALI Epikore 7

Die kleinste Standbox der noblen Epikore-Serie zeigt exemplarisch, wie weit DALI bei der Entwicklung ihrer (in eigener Produktion erstellten) Treiber der neuesten Kore-Klasse ist: Höchste Verzerrungs-Armut ermöglicht sehr hohe Pegel. Und das aus einem Lautsprecher, der mit seiner Bauhöhe von 1,10 Meter alles andere als groß ist.

Nun sind aber die hohen, möglichen Pegel keineswegs der einzige Grund, warum man diesen Lautsprecher schätzen muss. Seine klangliche Samtigkeit, der sehr sonor-feine Umgang mit der Musik und die hohe Detailfülle und die packend-stabile Räumlichkeit wiegen viel schwerer. Ebenso überzeugt die exzellente Verarbeitung dieses Tonmöbels, das – Tusch – dank sinnvoller Linearisierung von Impedanz und Phase mit den meisten Transistor- oder Schaltverstärker-Amps dieser HiFi-Welt bestens harmonieren wird.

Stellt sich die Frage: Braucht man noch mehr Epikore? Die 7er bietet schon verdammt viel Klang. Und noch höhere Pegel werden die meisten Musikfreunde wohl kaum fahren können…

 

DALI Epikore 7
2025/01
Test-Ergebnis: 4,5
ÜBERRAGEND
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Angenehm warmer, fein-seidiger Klang
Enorm pegelfest
Elektrisch anspruchslos: lineare Impedanz, lineare Phase
Perfekt verarbeitet

Vertrieb:
DALI GmbH
Berliner Ring 89
64625 Bensheim
www.dali.gmbh

Preis (Hersteller-Empfehlung):
DALI Epikore 7: 20.000 Euro

 

Die technischen Daten

DALI epikore 7

Technisches Konzept:3,5-Wege Standbox, Bassreflex
Bestückung:TMT: 2 x 16,5 cm Holzmembran, HT: 1 x 35 mm plus Magnetostat (10 x 55 mm)
Übergangs-Frequenzen:800 / 2,500 / 12,500 Hertz
Wirkungsgrad (2,83 V/m):86,7 Dezibel
Nominelle Impedanz:
5,2 Ohm
Maximalpegel (Dauer / kurzfristig):109 / 120 Dezibel
Mindestleistung für max. Pegel (Dauer):> 250 Watt
Abmessungen (H x B x T):112,0 x 38,0 x 42,3 cm
Gewicht:
40,5 Kilo
Alle technischen Daten

Mit- und Gegenspieler:

Test T+A Solitaire S 430: Standbox vom Feinsten

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Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.