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Test Hochpegel-Standbox Heco Celan Revolution 9

Die Revolution 9 in der Praxis

Wie oben schon beschrieben, ist die große Celan einer der ganz wenigen großen Lautsprecher, die zur Not auch in kleineren Räumen anständig spielt. Man tut nur sich selbst und auch ihr keinen Gefallen damit. Denn eigentlich ist sie dafür gemacht, Räume jenseit der 40 Quadratmeter standesgemäß zu beschallen.

Voraussetzung dafür sind ihre äußerst geringen Verzerrungswerte. Bei unserer Standardmessung mit 94 Dezibel (in einem Meter Entfernung) sind nur kleine Verzerrungsspitzen zu erkennen. Das spricht für die Qualität der Treiber.

(Messung: J. Schröder)

Doch selbst wenn man einige Schippen drauflegt, bekommt man die Revolution 9 nicht aus dem Tritt: Selbst bei Spitzenpegeln oberhalb 115 Dezibel bleiben die Verzerungen moderat und kaum hörbar.

(Messung: J. Schröder)

Im Zusammenspiel mit dem angeschlossenen Verstärker gibt sich die Revolution 9 als ausgesprochen handzahm. Sogar mit einem solchen Leistungszwerg wie der 300B-Röhre Mira Ceti von Fezz Audio (2 x 7 Watt) gingen bei einigen Mithörern erstaunt die Augenbrauen hoch: Einen Pegel, der so erschreckend hoch ist und einen Bass, der so viel knochige Substanz hat, ist man in Verbindung mit diesem kleinen Verstärkerchen einfach nicht gewohnt.

Neben dem hohen Wirkungsgrad liegt das am sehr genügsamen Impedanzverlauf, der den angeschlossenen Verstärker nur wenig fordert:

Eine klassische 4-Ohm-Box: Bei 100 Hertz sinkt die Impedanz auf knapp über 3 Ohm. Das ist noch DIN-gemäß und sollte keinen Verstärker vor größerer Schwierigkeiten Stellen. Auch die induktiven (blaue Flächen) und kapazitiven (rote Flächen) Phasenverschiebungen halten sich in vertretbaren Grenzen (Messung: J. Schröder)

Um aber der großen Heco auch bei hohen Pegeln ordnungsgemäß auf den Zahn zu fühlen, kam das übliche Verstärker-Trio zum Einsatz: Atoll IN 300, Cambridge Audio Edge A, McIntosh MA 7900 AC. Und, neu in der Runde: der bärenstarke Atoll In 400 SE (Preis: 4.500 Euro). Mit ihm hörten wir die meiste Zeit – einfach, weil er im Zusammenspiel mit der Heco saugut klang und weil er keine Leistungsgrenzen zu kennen scheint. Denn wer mit der Revolution 9 erst einmal angefangen hat, den Pegelregler auf LAUT zu drehen, kann so bald nicht wieder aufhören…

Die Heco Celan Revolution 9 im Hörtest

Sofort hörbar ist die hohe Linearität dieses Lautsprechers. Nichts wird verdeckt, nichts wird überhöht. Die feinen Zwischen- und Obertöne perlen frei und mühelos, alles hat seinen Platz und viel Luft. Das Klangbild hat dank oben sitzendem Mitteltöner eine schöne, realistische Höhe und auch die Abbildung des Klanggeschehens nach hinten hat Tiefe, die abgebildeten Instrumente eine glaubhafte Plastizität.

Doch es ist die hohe Präzision, mit der die Revolution 9 am meisten beeindruckt. Die charakteristischen Färbungen von Stimmen oder Gitarren arbeitet sie vorbildlich heraus; auch in dem von vielen Mitbewerben am Markt gern etwas “wärmer” abgestimmte Grundtonbereich erfreut sie mit herrlicher Klarheit und punktgenauer Wiedergabe.

Und das ist das entscheidende Kriterium: Dieser Lautsprecher spielt enorm impulsgenau. Ein Schlag auf die Snaredrum klingt halt mit ihr, als stünde man neben dem Schlagzeug und nicht so, als hätte man noch 20 Reihen andere Zuhörer dazwischen. Das Live-Konzert von James Blood Ulmer im Bayerischen Hof ist ja ein wahres Dynamik-Fest: Da wird auf die Bassdrums eingetreten, dass es nur so eine Freude ist – und die Revolution 9 macht das alles hochdynamisch-präzise und naturgetreu mit.

James Blood Ulmer
Eine großartige Live-Aufnahme aus einem relativ kleinen Konzertraum: James Blood Ulmer Live At The Bayerischer Hof München

Und es ist ein weiterer Pluspunkt der großen Celan, dass sie auch keine Pegel-Limits zu kennen scheint. Das heißt: Man dreht den Verstärker lauter und lauter und es verzerrt einfach nicht. Die Revolution schaffte es, dieses Konzert aus dem kleinen Saal des Bayerischen Hofs 1:1 im LowBeats Hörraum zu transformieren – mit realistischen Pegeln, null erkennbaren Verzerrungen und einer so beeindruckenden Abbildungsschärfe, dass man sich als Zuhörer gerade einmal in zwei Meter Entfernung zum Mikro des Meisters wähnte. Bei dieser Gelegenheit brachte die Revolution 9 nicht nur die Tester zum Stauen, sondern auch den angeschlossenen CD-Player Exposure 2010 S2D aus dem Tritt – mit purem Schalldruck!

Dieses (gar nicht einfache, aber auch gar nicht erstrebenswerte) Kunststück gelang den zum Vergleich angetretenen Lautsprechern nicht. Weder der Canton A 55, die bei uns einen monatelangen Dauertest durchläuft, und schon gar nicht der Dynaudio Evoke 50, die uns erst kürzlich mit ihrem sehr forschen Auftritt im Bass überraschte. Beide sind sicherlich derzeit mit das Interessanteste dieser Preisklasse, erklimmen das Pegel-Niveau der Heco aber an keiner Stelle.

Heco Celan revolution 9 gegen Canton und Dynaudio
Die ärgsten Gegner der 4.000 Euro Klasse im LowBeats Hörraum links und rechts der Revolution: links die Canton A 55, rechts die Dynaudio Evoke 50 (Foto: H. Biermann)

Die Dynaudio klingt im oberen Mittel- und im Hochton noch einmal feinsinniger, dafür aber im Bass etwas halbstark und weniger kontrolliert. Die Canton reicht sehr viel tiefer, klingt satter, samtiger, feiner und nicht ganz so impulsiv. Jeder aus dem Trio ist charakterstark und hat so viele Qualitäten, dass es verschiedene Fan-Lager geben wird. Hier gibt es kein wirkliches Besser oder Schlechter.

Wer allerdings viel Live-Musik hört und auch zu Hause höhere Pegel fahren will und kann, wird zwangsweise bei der Heco landen. Es gibt von der Postbank eine ausnahmsweise mal hübsch gemachte TV-Werbung, wo ein ziemlich cooler Typ mit einem noch cooleren Hund zum Takt der Musik mit dem Kopf wippt. Die Elektronik stammt von Yamaha, die Boxen entstammen der Palladium-Serie von Klipsch. Wer mit dem Spot was anfangen kann, kauft die Klipsch Palladium oder eben die etwas günstigeren Heco Celan Revolution 9…

Fazit Celan Revolution 9

Das langweilig glattgebügelte HiFi überlässt Heco Anderen. Die Revolution 9 ist dynamischer, lauter, impulsfreudiger, bassknackiger als fast alles, was man sonst im HiFi in dieser Preisklasse gewohnt ist. Und sie ist ein echter LAUTsprecher. Einer, der auch mit wattschwachen Verstärkern bestens zurecht kommt. Aber auch einer, mit dem man – Verstärker mit entsprechender Leistung vorausgesetzt – Pegel fahren kann, die einem die Haare (soweit noch vorhanden) nach hinten föhnen. Genau wie auch die Heco Modelle der Direkt-Serie vereint die Revolution 9 hohe audiophile Ansprüche mit großem Spaß. Sie sieht halt nur etwas wohnzimmerfreundlicher aus als die Geschwister der Retro-Linie.

Heco Celan
Revolution 9
2019/06
Test-Ergebnis: 4,5
ÜBERRAGEND
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Offener, lebendiger Klang mit Live-Charakter
Ehrliche, trocken-präzise Bässe
Hoher Wirkungsgrad, hoher Maximalpegel
Aufstellungs- und Verstärker-freundlich

Vertrieb:
Magnat Audio-Produkte GmbH
Lise-Meitner-Straße 9
50259 Pulheim
www.heco-audio.de

Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
Heco Celan Revolution 9: 4.000 Euro

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Die Mit- und Gegenspieler im Test:

Familientest Canton Anniversary: A 55, A 45, A 45BS
Test Dynaudio Evoke 50: viel Bass, viel Spaß?
Test 300B-Röhrenverstärker Fezz Audio Mira Ceti
Erster Test: Vollverstärker Cambridge Audio Edge A
Test Atoll IN 300: DAC-Amp mit Kraft und Feindynamik
Test Atoll IN 400 SE: Bester Vollverstärker unter 5.000 Euro?
Test McIntosh MA 7900 AC – Power & Passion
Test Exposure 2010 S2D: der Puristen-Verstärker

Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.