Der Trend ist offensichtlich: Längst machen in der unteren bis mittleren Preisliga Kopfhörer-Modelle aus dem Magneplanar-Lager den traditionellen Kopfhörern mit dynamischen Treibern Konkurrenz. Wer den Dreh der Technologie raus hat, kann damit durchaus ein beeindruckendes Preis-/Leistungsverhältnis generieren – wie beispielsweise Hifiman mit seinem Einsteiger-Kopfhörer HE-400SE, dessen Preis sich von einst rund 170 Euro mittlerweile auf einen Pegelstand um die 100 Euro eingependelt hat. Und auch der hier getestete Fostex T50RPMK4 bietet seine hochmoderne Bändchen-Technologie zum ausgesprochen fairen Preis.
Das Besondere am Fostex T50RPMK4
Fostex selbst beschreibt ihren neuen T50 als Gaming-Kopfhörer mit vielen Talenten. Wir haben ihn vor allem auf seine hifidelen Qualitäten hin abgeprüft, denn die Voraussetzungen für besten Klang sind fraglos gegeben. Die Altvorderen aus der Premium-Familie der japanischen Ton-Spezialisten von Fostex gönnten ihrem neuen Aufsteiger T50RPMK4 die hauseigene „RP-Planarmembran“-Treiber-Technologie – nach rund 50 Jahren Entwicklungshistorie mittlerweile in der vierten Generation.

Die neue gedruckte Spulenform soll beispielsweise den Schwingungsbereich der Flachmembran vergrößern. Die Anzahl der Membran umschließenden Magneten erhöhten die Ingenieure zudem. Und: Neu gestaltete Komponenten des Magnetkreises sollen unnötige Resonanzen minimieren und das Einschwingverhalten optimieren. Der Neue kommt auf niedrige 28 Ohm Impedanz. Übrigens: Fostex hatten wir ja unlängst zu Besuch mit den HighEnd-Modellen TH 1100RP und TH1000RP. Den Doppeltest dazu gibt’s hier:
Die Entscheidung „offen“ oder „geschlossen“ lösten die Japaner mit dem salomonischen Prinzip „halboffen“. Will heißen: Wie bereits Ende der 70er Jahre die Heilbronner Studio-Spezialisten ihren Top-Seller DT 880 mit teiloffenen Muscheln auf die Bühne schickten – und dafür dickes Kritikerlob einheimsten. Das Bauprinzip soll sozusagen das Beste aus zwei Welten vereinen: Die luftig-räumliche Wiedergabe offener Modelle und den tendenziell eher punchigen, basswuchtigeren Klang von geschlossenen Kollegen. Wir werden sehen. Und hören, was der T50RPMK4 daraus macht.

Optisch schmeißt sich der Japaner im Outfit eines Studio-Cracks in Schale – oder auch als Gaming-Partner: Kunststoff-Hartschalen und – klasse – wahlweise links oder rechts andockbares Zwei-Meter-Kabel. Das Tragegefühl geht in Ordnung und gelang langzeittauglich. Attribute, die auch die Gamer-Szene schätzt, denn der T50RPMK4 erfreut sich in der Digital-Spiele-Welt großer Beliebtheit. Ebenfalls schön: Dazu passt seine niedrige Impedanz von 28 Ohm – wegen ihr eignet sich der Fostex auch als mobiler Reisebegleiter an mobilen Sound-Quellen. Grundsätzlich gilt jedoch, wie bei allen Outdoor-Einsätzen: Erst ein mobiler DAC/Kopfhörer-Amp kann die Qualitäten des Kopfhörers ausreizen. Fostex bietet beispielsweise mit dem HP-A3MK2 einen Kopfhörerverstärker und D-/A-Wandler für rund 400 Euro an.
Klang
Zur Einordnung der Klang-Qualität des neuen Fostex haben wir als Vergleichshörer den Preisschlager Hifiman HE400SE (Magnetostat, ursprünglich rund 170 Euro) und den seit Jahren als Referenz agierenden Beyerdynamic DT1990 Pro (dynamisch; ursprünglich rund 600 Euro) aus dem Referenz-Regal geholt. Als Kopfhörerverstärker nutzten wir den ebenfalls erfreulich günstigen iFi Zen DAC (230 Euro).
Los ging es mit Sir Elton John und seiner gut halb so jungen Kollegin Brandi Carlile. Die Schöne und das Rock-Biest inszenieren auf dem Album „Who Believes In Angels“ ein schillerndes Gemeinschaftswerk, das die Gitarristin und Sängerin voller Bewunderung für Johns Musik-Kunst – und Durchdringung – zeigt. Mit Verve und Leidenschaft, aber auch dank vieler beinahe liebenswert aufblitzender Adaptionen und Anspielungen an frühere Alben des Piano-Rockers wie „Goodbye Yellow Brick Road“ oder „Madman Across The Water“.
Die Scheibe glänzt zwar nicht im audiophilen Himmel lässt aber in deftigen Stücken die Fetzen fliegen und in ruhigen Piano-Passagen Eltons gereifte Stimme aufleuchten.

Gerade recht für den Fostex T50RPMK4: Der sortierte das Klanggeschehen angenehm, machte Druck im Bass und löste prima auf. Der Japaner gibt sich gerne klar, leicht mittenbetont und fest. Leichte Abstriche machte er im Vergleich zum Beyerdynamic DT1990Pro, der den vom Fostex vorgegebenen Raum noch etwas öffnete und die Musik etwas besser auflöste. Wie auch der Hifiman HE400SE, der allerdings in punkto Bass und Drive das Nachsehen hatte.

Es folgte ein Ausflug in fast vergessene Singer-Songwriter-Kunst der 90er/ 2000er Jahre. Der letzte Tatort aus Dortmund mit dem herrlich schroff-schnoddrigen Trenchcoat-Kommissar Peter Faber alias Jörg Hartmann ließ im Abspann eine kleine Song-Perle aufblitzen: „From A Shell“ von Lisa Germano, ihres Zeichens im Interview in den 90ern bezaubernd-freundliche Gesprächspartnerin als Singer-Songwriterin und Violinistin, die unter anderem für Rocker John Mellencamp die Saiten gestrichen hat – wie auf dem Klasse-Album „The Lonesome Jubilee“ aus dem Jahr 1987.

Der Fostex brachte den Stimm-Charme der Amerikanerin anmutig rüber, mit prima Durchhörbarkeit. Der Hifiman HE400SE ging die Sache etwas feiner an, punktete jedoch wiederum nicht so vehement im Bassbereich.
Die Klassikabteilung bat diesmal Jan Vogler und Ismo Eskelinen auf die Test-Bühne. Die beiden formierten mit Cello und Gitarre plus Piano-Begleitung ein heiteres Klassik-Happening mit Stücken unter anderem von Satie, Ravel und Mancini. Niccolò Paganini mit „Cantabile, MS 109/ Op. 17“ sowie Astor Piazolla mit seinem Ausflug in den „Nightclub 1960“ aus dem Werk „Histoire Du Tango“ (Album „Songbook“; Sony Classical). Recht sehnig, strahlend und körperhaft ging der Fostex ans Werk, offener, etwas schmelziger der Beyerdynamic, der damit als der präzisere der beiden aus dem Rennen ging. Ähnliches bei Hélène Grimaud am Piano und Sol Gabetta, die mit Piano und Cello mit Stücken von Schumann, Brahms, Debussy und Shostakovich glänzten – via Fostex körperhaft-packend, via Beyerdynamic etwas feinfühliger und präziser, dafür etwas „langsamer“ im Impulsverhalten.
Fazit Fostex T50RPMK4
Mit dem halboffenen Magnetostaten schafft Fostex eine Punktlandung. Er ist dabei kein unbedingt “audiophiler” Hörer mit viel Schmelz und satten Klangfarben. Seine Tugenden sind exzellente Sprachverständlichkeit, hohe Spielfreude (kann auch laut!), sehr guter Auflösung in den Mitten und ordentlich Bassdruck. Ein unkomplizierter Partner für sämtliche Musik-Genres. Und natürlich auch fürs Gaming…
Bewertungen
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Strahlendes Klangbild mit leichtem Mitten-Touch |
| Pegelfest plus druckvoller Bass |
| Lässt sich auch symmetrisch ansteuern |
| Kein Transport-/Aufbewahrungs-Tool |
Vertrieb:
Mega Audio GmbH
Feldborn 3
55444 Waldlaubersheim
Mega Audio Homepage
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Fostex T50RPMK4: 314 Euro
Technische Daten
Fostex T50RPMk4 Over-Ear Kopfhörer | |
---|---|
Konzept: | Over-Ear-Kopfhörer in halboffener Bauweise |
Wandler-Prinzip: | magneplanar |
Impedanz: | 28 Ohm |
Empfindlichkeit: | 97dB/mW (@1kHz, 1mW) |
Frequenzgang: | 10 Hz – 40 kHz |
Besonderheit: | auch auf Gaming-Einsatz optimiert |
Gewicht (ohne Kabel): | 332 Gramm |
Lieferumfang: | 2-Meter-Kabel mit 3,5mm-Stereo-Klinke plus Adapter auf 6,3mm |
Alle technischen Daten |
Mehr von Fostex:
Doppeltest Over-Ear-Kopfhörer Fostex TH1100RP und TH1000RP: offen versus geschlossen
Test Kopfhörer Fostex TH808: kleiner Bruder des Top-Highenders TH909
Test Kopfhörer Fostex TH808: kleiner Bruder des Top-Highenders TH909
Test Fostex TH909 offener High-End Bügelkopfhörer
Test: DAC-Pre-Headphone-Amp Fostex HP-A4BL
Test Fostex TH610 – bester Over Ear Kopfhörer unter 1000 Euro?