Er ist ein Streaming-DAC, wie er im Buche steht. Der T+A MP 2000 R G3 kann laut Beschreibung beinahe alle heute verfügbaren digitalen Quellen wiedergeben – einschließlich der vielleicht schon etwas in Vergessenheit geratenen CD-Sammlung und dem terrestrischen Radio (UKW und DAB+). Als Vertreter der ikonischen T+A R-Serie bietet er zudem ein zeitloses Design und tolle Verarbeitung. Ob an der Sache ein Haken ist, hat LowBeats im ausgiebigen Test ergründet.
Beinahe schiefgegangen
Der Test von Streaming-DACs läuft meist so ab: Gerät kommt an, wird vorsichtig ausgepackt und erst mal begutachtet. So auch geschehen mit dem T+A MP 2000 R G3, um den es hier geht und der originalverpackt direkt von Hersteller eintraf. Gehäuseinspektion: Ah ja, da fühle ich mich zuhause. Dieses schöne zeitlose Design aus präzise zusammengefügtem Aluminium, die typischen runden, leicht gewölbten Tasten, der gerasterte Dreh/Drück-Regler für Lautstärke und Menüsteuerung, CD-Lade, großes, rundes Fenster im Deckel … So kennen und lieben wir T+A.
Auf der Rückseite hochwertige Buchsen für digitale Ein- und Ausgänge, sowie die üblichen analogen Ausgänge als Cinch und XLR. Alles schick. Kann gleich angeschlossen werden. Zuerst Netzwerkkabel rein, Toslink für Ton vom Fernseher (HDMI hat der MP 2000 R nicht), XLR Out an die Endstufe, Strom anschließen und einschalten. Der MP 2000 R beginnt mit einer UKW-Sendersuche. … Dann der Schreck! Als die Ausgänge mit vernehmlichem Relais-Klicken freigeschaltet werden ertönt kurz ein extrem lautes Rauschen aus den Lautsprechern. Zum Glück dauert es nur den Bruchteil einer Sekunde, bis die Schutzschaltung meiner Endstufe Moon 761 anspricht. Und Schwein gehabt: nichts ist durchgebraten. PUUHHHH!
Offenbar wurden die Analogausgänge des T+A beim letzten Testlauf auf Festpegel (Line Out) eingestellt. Gemeinhin überprüfe ich vorab so etwas eigentlich immer (siehe auch den Test des Rose RD160), aber hier schien mir das nicht nötig. Also beim Einrichten vorsichtshalber mal schauen…
Meine Leichtfertigkeit rührte daher, dass die weit überwiegende Anzahl aller heute verfügbaren Streaming-DACs auch über eine Lautstärkeregelung in der einen oder anderen Form verfügen. Diese ist wiederum in fast allen Fällen standardmäßig aktiviert und wahlweise abschaltbar, um das Gerät mit Festpegel an einem Amp mit eigener Lautstärkeregelung nutzen zu können. Der T+A Testkandidat hingegen wurde bewusst ganz ohne Lautstärkeregelung entworfen, um beispielsweise mit den analogen Vor- und Vollverstärkern/Receivern aus eigenem Haus oder von anderen Herstellern betrieben zu werden. Der Verzicht auf die Regelfunktion in den MP-Modellen (Multi Source Player) spart Kosten, da T+A hierfür stets aufwändige Schaltungen mit diskreten, genauestens selektierten Widerstandsleitern einsetzt. Wer schon einen Verstärker mit eigener LS-Regelung hat, will für diesen Teil der Schaltung im MP 2000 R ja nicht noch mal extra bezahlen.
Ich gebe T+A aber eine klitzekleine Mitschuld an meinem Schreckmoment, denn einen konkreten Hinweis auf die fehlende Lautstärkeregelung ist fast nirgendwo explizit zu finden. Erst in der Bedienungsanleitung auf Seite 45 steht: „Der symmetrische XLR-Ausgang des MP 2000 R liefert analoge Stereo-Ausgangssignale mit festem Pegel. Er ist für den Anschluss an einen Vorverstärker, Vollverstärker oder Receiver mit eigener Lautstärkeregelung ausgelegt.“
Der Drehregler an der Front suggeriert anderes. Und die Analogausgänge an der Rückseite tragen kein Label, dass es sich um einen Line Out (Line Level Output) handelt, was mir auch eine Warnung gewesen wäre. Aber ich will hier keinen Sündenbock suchen. Die Schrecksekunde geht klar auf meine eigene Kappe. Doch vielleicht könnte T+A auf der Produktseite ja einen etwas deutlicheren Hinweis auf die Natur des Gerätes anbringen? Nur zur Sicherheit, für allzu leichtsinnige Nutzer wie mich…
Nach dieser Anekdote zur Einleitung nun zu den Fakten dieses hochkarätigen Streaming-DACs …
T+A MP 2000 R G3 – Open Source
Achtung Wortspiel: In der Computerwelt ist mit Open Source der freie Zugang zu Software-Quelltext für Dritte gemeint. Der MP 2000 R G3 ist hingegen offen für nahezu jede Musikquelle. Im Ernst, was kann der eigentlich nicht? Okay, vielleicht ein paar eher exotische Streamingdienste sind nicht in der Liste zu finden, aber sonst? Ich zähle mal auf:
- CD-Wiedergabe (der größere MP 2500 R G3 spielt auch SACD)
- FM-Radio und DAB-Radio über Antenne
- Wiedergabe von USB-Medien (Stick, Festplatte, SSD)
- Wiedergabe von einem NAS (via UPnP/DLNA)
- Ton von praktisch jedem Bluetooth-Sender
- Musik via AirPlay 2
- Roon Ready (in Kürze)
- Internes Streaming von Tidal, Spotify (beide „Connect“), Qobuz, Amazon Music, Deezer, Highresaudio
- Internetradio und Podcasts via airable
- Musik von lokalen, kabelgebundenen digitalen Quellen
Die Auswahl ist riesig. Und fast alles davon kann der MP 2000 R im Grunde schon seit ein paar Jahren. Aber mit der neu erschienenen G3-Plattform, immer erkennbar an dem entsprechenden Zusatz in der Modellbezeichnung, werden jetzt unter anderem auch die Connect-Funktionen von Spotify und Tidal unterstützt sowie weitere Dienste wie Highresaudio und Amazon Music. Wie hier schon berichtet, setzt T+A in der Generation 3 ein neues Mainboard ein, das zudem eine verbesserte Performance verspricht und jetzt auch die Möglichkeit bietet, DSD nativ (das heißt: ohne jegliche PCM-Konvertierung) über beispielsweise USB-Medien oder NAS abzuspielen. Vorher ging das nur via USB-Audio von einem Mac oder PC. Zwei getrennte Signalpfade mit zwei D/A Wandlersektionen spezialisiert auf PCM und DSD sorgen für optimalen Klang der unterschiedlichen Formate. Diesen Aufwand betreiben nicht viele für DSD.
Besonders lobenswert im Sinne der Nachhaltigkeit: Besitzer des bisherigen MP 2000 R MK II (und des MP 2500 R) können ihr Gerät für relativ überschaubare 600 Euro plus Versand auf den neuesten technischen Stand der G3-Version bringen lassen.
Ein weiteres neues Feature der G3-Plattform betrifft die CD-Wiedergabe. Das System kann nämlich jetzt Musikdaten der Discs online via Gracenote ermitteln und sich z.B. Cover-Art in der MusicNavigator G3 App anzeigen lassen. Kleiner Wermutstropfen: Uneingeschränkt funktioniert das nur bei dem größeren Modell MP 2500 R G3. Dessen Slot-In-Laufwerk kann nämlich die TOC-Daten (Table of Content – das Inhaltsverzeichnis) der Disk zum Abgleich an Gracenote übermitteln. Das CD-Schubladenlaufwerk des 2000er kann das nicht. Hier müssen die Disks CD-Text enthalten, was längst nicht bei allen Silberlingen der Fall ist.
Ich sag’s mal so: Wer wie ich seine letzte CD schon vor vielen Jahren gekauft hat (bei mir war es Kate Bushs „Aerial“ im Jahr 2005), wird mit seiner CD-Sammlung im MP 2000 R G3 vermutlich nur selten mehr als „Audio Disk – Track X“ im Display oder in der App lesen. Dennoch fein, dass T+A diese Funktion jetzt bietet.
Hardware und Lieferumfang
All die zuvor genannten Funktionen sind, wie bei T+A üblich, in allerfeinsten Zwirn gekleidet. Der nur 8,2 cm hohe aber 44 cm breite MP 2000 R G3 hat selbstverständlich das von den Herfordern seit vielen Jahren bekannte und immer noch ein wenig an Braun-Komponenten erinnernde, absolut zeitlos-elegante Design. Ein Vergleich mit der Sportwagen-Legende Porsche 911 drängt sich auf, dessen einzigartige Grundform bis heute erhalten blieb und nie veraltet aussieht.
Damit dieser unverkennbare Look bestmöglich konserviert wird, setzt T+A sogar immer noch das nach heutigen Maßstäben doch recht pixelige, einfarbig grüne Display ein. Das kann kein Cover-Art darstellen und hat auch keine Touch-Funktion, ist aber mit den primären Informationen auch aus einiger Entfernung stets gut ablesbar. Denn was nützt eine super-feine HiRes-Auflösung, wenn die Informationen so klein dargestellt werden, dass sie nur aus unmittelbarer Nähe erkennbar sind?
Echt T+A ist auch der wunderbar solide, griffige und satt rastende Dreh-/Drück-Regler – der hier kein Lautstärkeregler ist, wie zuerst fälschlich angenommen. Fast schon schade, dass man diesen Knopf eigentlich gar nicht so oft braucht, denn die Bedienung erfolgt meist aus der Ferne. Dafür liegt dem MP 2000 R G3 die ebenfalls sehr schöne T+A Systemfernbedienung SRC1 bei, deren Oberseite aus Aluminium besteht und die richtig gut in der Hand liegt. Als System-Controller sind nicht alle Tasten der SRC1 für den MP 2000 R funktional. Zum Beispiel die Lautstärkewippe nicht.
Im Karton findet sich neben dem Gerät, der Fernbedienung und Anleitung einiges an nützlichem Zubehör. Eine Wurfantenne für UKW- und DAB+-Radio mitsamt einem Koax-Antennenadapter ist ebenso dabei, wie ein Antennensockel mit Magnetfuß und Verlängerung. Die beiliegende Stummelantenne für WLAN kann alternativ statt an der Rückseite des Gerätes auf diesen Sockel geschraubt werden, der dann an einen Ort mit besserem Empfang aufgestellt werden kann. Auch ein LAN-Netzwerkkabel und zwei hochwertige Signalkabel liegen bei. Einmal 1 m Stereo XLR und 1 m Cinch. Plus einem Netzkabel natürlich.
Weitere LAN-Kabel werden benötigt, wenn mehrere T+A-Geräte per „R2Link“ vorhanden sind. Über die entsprechenden RJ45-Buchsen an der Rückseite können diese zur Kommunikation untereinander verbunden werden.
Kabelgebundene Signaleingänge gibt es nur für digitale Quellen. Mit dabei sind USB-Audio (via USB-B) und 2x S/PDIF Coax (Cinch) und 2 x Toslink. Über einen Coax-Digitalausgang kann das Signal beispielsweise an einen externen DAC ausgegeben werden. Für den analogen Anschluss an einen Vor- oder Vollverstärker/Receiver stehen Cinch und XLR Line Out parat.
Auf der Rückseite befindet sich ein weiterer USB-A-Port mit der Beschriftung “SCL/USB”, an dem ebenfalls USB-Speichergeräte angeschlossen werden können. Ich hielt das fälschlich für einen reinen Service-Port. Damit erübrigt sich mein Kommentar im vorherigen Absatz.
Das neue Mainboard der G3-Plattform – der genaue Name ist ASA G3 für „Audiophile Streaming Architektur Generation 3“ – bietet neben der schon erwähnten besseren Performance und mehr Offenheit für Streamingdienste noch einen weiteren Vorteil. Die Schaltung wurde optimiert und benötigt nun im Netzwerk-Standby deutlich weniger Strom, nämlich ca. 1,5 Watt. Viele andere Audio-Netzwerkkomponenten genehmigen sich ein Vielfaches davon. Der T+A bietet aber nach wie vor die Möglichkeit einen „Eco Standby“-Modus zu aktivieren. Der senkt den Verbrauch auf etwa 0,3 Watt, dann ist das Gerät aber nicht mehr im Netzwerk erreichbar, aber noch über die Fernbedienung einschaltbar. Im Betrieb genehmigt sich der MP 2000 R G3 je nach aktuellem Modus um 16 Watt.
Der DSP (Digital Signal Processor) kann über den Streaming-Client und via USB-Audio PCM-Signale mit bis zu 24 Bit und 384 kHz verarbeiten. Per Kabel via Coax oder Toslink angeschlossene Quellen erlauben systembedingt wie üblich nicht mehr als 192 kHz Samplingfrequenz.
DSD wird komplett separat verarbeitet und kann über drei Wege zugespielt werden: Über den USB-Media-Anschluss (Stick, Festplatte, SSD) sowie über das Netzwerk (z. B. von einem NAS) ist maximal DSD256 möglich. Der True 1-Bit-Wandler kann aber mehr. Wird DSD von einem Computer per USB-Audio zugespielt, verdaut der MP 2000 R G3 auch DSD512. Für echte DSD-Fans gibt es kaum bessere Wandler als die von T+A.
Der MP 2000 R G3 in der Praxis
Die Bedienungsanleitung ist satte 70 Seiten lang. Da liegt es auf der Hand, dass ich hier nicht jeden Aspekt einzeln bespreche, sondern nur eine Zusammenfassung meiner Erfahrungen liefere und ein paar besonders hervorstechende Punkte erwähne.
Die beste Möglichkeit für mich einen Streamer erstmals in Betrieb zu nehmen ist via Roon. Anschließen, Netzwerkkabel dran, in Roon aktivieren und läuft. Leider war die Zertifizierung für Roon zum Testzeitpunkt noch nicht abgeschlossen, aber via AirPlay und auch als USB-DAC kann der neue MP 2000 R mit Roon schon genutzt werden. Mit AirPlay mache ich in der Regel nicht viel mehr als einen Funktionstest, weil ich dieses Protokoll klanglich für nicht adäquat halte. Per USB gibt es diesbezüglich keine Einschränkungen.
Für die Mehrheit der Käufer ist aber vermutlich die Nutzung über T+As hauseigene App und die des internen Streaming-Clients von größerem Interesse. Mit der für iOS und Android verfügbaren App habe ich schon zu anderer Gelegenheit, wie hier im Test des Caruso (noch vor dem letzten größeren Update) Erfahrungen gesammelt. Wie bei der Hardware geht T+A mit der App grafisch wie funktional eigene Wege. An das Konzept hat man sich schnell gewöhnt. Das heißt, wenn die ersten Unklarheiten überwunden sind.
Beim ersten Start hat der Nutzer die Möglichkeit, seine Lieblingsquellen festzulegen. Oder anders gesagt: nicht benötigte Quellen können abgewählt werden. Die verschwinden dann in einem zugeklappten Menü „weitere Quellen“. Das erhöht die Übersichtlichkeit. Vielleicht weiß man am Anfang noch gar nicht so genau, welche Quellen gar nicht benötigt werden. Eine ausgeblendete Quelle wieder nach oben zu bringen, geht aber auch ganz easy per Drag-and-Drop. Einfach antippen, halten und nach oben ziehen. Auf dieselbe Weise können die Quellen auch sortiert werden.
Das betrifft allerdings erst mal nur die App, was zu Verwirrung führen kann. Ein Beispiel: Über die Fernbedienungstaste „SCL/USB“ können u. a. die Streamingdienste umgeschaltet werden. Also Spotify, Tidal, Qobuz etc. aber auch der Input USB DAC und UPnP/DLNA-Modus. Bereits in der App ausgeblendete Quellen sind hier trotzdem vorhanden und können nur am Gerät selbst deaktiviert werden, was nicht allzu intuitiv klappt. Ohne einen Blick in die Anleitung habe ich es nicht herausgefunden. Im Menü Quelleneinstellungen wählt man zunächst die Quelle, die abgeschaltet werden soll. Entweder durch drehen des Dreh-/Drück-Regler, oder mit den Cursor-Tasten auf der Fernbedienung. Deaktivieren der Quelle geht nun aber nicht einfach per OK-Taste oder durch Drücken des Dreh-/Drück-Reglers am Gerät, sondern über die zwei Smiley-Tasten ☺︎ und ☹︎ auf der Fernbedienung. Mein Kommentar dazu: 🤨
Im Großen und Ganzen ist die Bedienung der App und des Gerätes schnell erlernt und die Logik dahinter gut nachvollziehbar. Nur ein paar Kleinigkeiten könnten für meinen Geschmack etwas simpler gestaltet sein. Ein Indikator dafür, wie intuitiv ein Benutzerinterface gestaltet wurde, ist, wie oft man in die Bedienungsanleitung schauen muss. Das war in meinem Test vier Mal der Fall. Und zwar bei der Frage nach der (nicht vorhandenen) Lautstärkeregelung, wie sich unbenutzte Quellen im Gerät deaktivieren lassen, wie am Gerät eine Menü-Ebene zurückgeschaltet wird (die Zurück-Taste auf der Fernbedienung geht dafür nicht, man muss den Dreh-/Drück-Steller etwas länger drücken) und wo die Abfrage für die Suche nach einer neuen Firmware zu finden ist (im Menü „Geräte Info“; in der App habe ich es nicht gefunden).
Hörtest: Das Schweigen im Walde
Nach dem Endstufen-Schreck (siehe ganz oben) habe ich den MP 2000 R G3 ausführlich in zwei unterschiedlichen Setups gehört. Da ich keinen Spielpartner aus gleichem Hause hatte, mussten meine Referenzen herhalten. Zunächst schloss ich ihn per XLR-Analogausgang an die Line-Inputs meiner Streaming-Vorstufe Moon 791 an. Die hat zwar selbst auch einen Streamer und DAC eingebaut, doch über ihre analogen Eingänge wird das Signal direkt und ohne Wandlung durch den rein analogen Vorstufenzweig geleitet. Dahinter ging es weiter per XLR an die Endstufe Moon 761 und an die Børresen 02 SSE Lautsprecher.
Im zweiten Setup – Nahfeld am Desktop – kam mein Referenz-Vollverstärker Aavik I-580 zum Einsatz. Ein rein analoges Gerät, das hier per Cinch mit dem T+A gekoppelt wurde. Als Monitore dienten die unbestechlichen Wilson Audio TuneTot.
Die Klangeigenschaften derart hochwertiger Digital-Komponenten einzuordnen, ist nicht so leicht wie bei Verstärkern oder gar Lautsprechern. Tonale Unterschiede bewegen sich meist – wenn überhaupt – auf einem sehr niedrigen Niveau. Vielmehr muss hier auf dezente dynamische Abweichungen geachtet werden, die sich etwa in dem Ein- und Ausschwingverhalten von Tönen äußern. Stichwort Transienten. Auf diese kann in vielen Fällen, wie auch hier, in gewissen Grenzen durch umschaltbare Digitalfilter noch Einfluss genommen werden. Aber an der Gesamtperformance eines DAC ändern sie meist wenig.
Ein anderes wichtiges Klangkriterium findet sich in der Art und Weise, wie „Rauscharm“ ein Streamer/DAC ist. Damit ist kein deutlich hörbarer Rauschgrund wie etwa bei einem Plattenspieler gemeint, sondern die „Schwärze des Hintergrunds“. Ein schwer zu beschreibender aber immens wichtiger Punkt. In etwa lässt sich das mit dem Schwarzwert von Bildschirmen vergleichen. Wirkt beispielsweise Fernseher X auf den ersten Blick nahezu perfekt, zeigt sich im Vergleich mit einem anderen Gerät, das einen besseren Schwarzwert aufweist, dass es noch viel besser geht. Und das ist auch mit dem in der Kapitelüberschrift erwähntem Schweigen im Walde gemeint. Wenn an einem absolut windstillen Tag im Wald Stille herrscht und einzelne Geräusche, wie etwa das ferne Klopfen eines Spechts oder das Knacken eines Astes viel deutlicher hervortreten, als man es sonst gewohnt ist.
In beiden genannten Kriterien erweist sich der T+A MP 2000 R G3 als überragend guter Vertreter seiner Art. Nicht einzigartig, aber auf einem sehr hohen Niveau, mit dem er sich deutlich von vielen anderen Vertretern seiner Spezies abhebt. Dabei ist es völlig egal, ob via Streaming in CD- oder HiRes-Qualität, per USB vom Computer oder auch von der Silberscheibe. (Über FM/DAB, Bluetooth und AirPlay ist das nicht ganz so eindeutig nachvollziehbar.)
Beispiel: Ich habe den MP 2000 R G3 am Moon mit dem (für seinen Preis schon sehr exzellenten) Nubert NuControl X verglichen. Dessen Lautstärkeregelung ist nicht abschaltbar, aber er besitzt einen Recording-Ausgang über Cinch mit Festpegel. Damit konnte ich ihn genau wie den T+A als reinen Streaming-DAC an die Moon-Vorstufe anschließen. Was mich früher schon mit dem Nubert sehr erfreute, nämlich seine Ruhe und der musikalischen Fluss, gepaart mit starker Farbigkeit und feinster Auflösung, gelang dem T+A noch ein überzeugendes Bisschen besser. Er erinnerte mich mit seiner Performance sehr an den kürzlich getesteten Rose RS160 DAC, der mich mit seinem unglaublichen Kontrast und Lebendigkeit bei gleichzeitiger Kontrolle feinster Details ebenfalls begeisterte.
Der MP 2000 R G3 bietet gegenüber dem 5.300 Euro teuren Rose aber zusätzlich umfassende Streamingoptionen, Radio und ein CD-Laufwerk, womit sein Mehrpreis von 2.200 Euro mehr als gerechtfertigt ist.
Fazit T+A MP 2000 R G3: heißer Kandidat für Besitzer analoger Top-Verstärker
Als Streaming-DAC pur – ohne Lautstärkeregelung – ist der T+A MP 2000 R G3 die ideale Wahl für all diejenigen, die bereits über einen sehr hochwertigen analogen Verstärker oder Vor-/Endstufen verfügen und diese um ein möglichst vielseitiges und grandios gut klingendes digitales Front-End ergänzen wollen. Er bietet nicht nur Zugang zu unzähligen nicht-physischen Musikquellen, sondern spielt auch CDs ab und sieht zudem noch unverschämt gut aus.
Mit dem Verzicht auf eine interne Lautstärkeregelung unterscheidet sich der MP 2000 R G3 von der Masse anderer Streaming-DACs. Das schränkt einerseits seine Einsatzmöglichkeiten etwas ein. Andererseits müssen Kunden, die über passende Verstärker mit eigener Lautstärkeregelung verfügen, diesen Part nicht noch einmal extra bezahlen. Ob das als Plus- oder Minuspunkt zu werten ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Kritik? Da muss ich schon mit der Lupe suchen. Ein paar ungewöhnliche Entscheidungen die Bedienung betreffend habe ich im Text ja erläutert, aber nichts davon wäre ein ernsthafter Grund, auf die vielen Vorzüge des T+A zu verzichten. Somit steht am Ende kaum überraschend eine sehr hohe LowBeats-Wertung zu Buche.
Abschließend noch mal der Hinweis, dass Besitzer des Vorgängers ihr Gerät für 600 Euro auf ASA G3 aufrüsten lassen können. Ein fairer Deal.
Bewertung
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Fantastisch reiner und präziser Klang |
| Riesige Quellenauswahl |
| Zeitlos-elegantes Design mit toller Verarbeitung |
| Gute Systemfernbedienung |
Vertrieb:
T+A Elektroakustik GmbH & Co. KG
Planckstraße 9–11
32052 Herford
T +49 (0) 5221-7676-0
F +49 (0) 5221-7676-76
www.ta-hifi.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
T+A MP 2000 R G3: 7.500 Euro
Technische Daten
T+A MP 2000 R G3 | |
---|---|
Konzept: | Streaming-DAC |
Wandler: | Proprietär 32 Bit Quadruple (PCM), True-1Bit (DSD) |
Eingänge digital: | 2x Koax, 2x TOS, USB |
Ausgänge analog: | Stereo Cinch und XLR (nur Line Out, Festpegel) |
App / Fernbedienung: | T+A App, Systemfernbedienung SRC1 |
Besonderheiten: | Native DSD-Wiedergabe, keine Lautstärkeregelung, CD-Laufwerk, DAB+/UKW-Tuner |
Zubehör: | Fernbedienung, Antennensockel, WLAN-Antenne, Wurfantenne, LAN-, Cinch- und XLR-Kabel, Netzkabel |
Maße (B x T x H): | 441 x 418 x 97 mm |
Gewicht: | 8,2 Kilo |
Alle technischen Daten |
Mit- und Gegenspieler:
Test Streaming/DAC-Vorstufe Nubert nuControl X: Aufbruch in neue Dimensionen
Test EverSolo DMP-A8: Fair kalkulierter Streaming-DAP/DAC in High-End-Qualität
Test Streaming-Vorstufe plus Endstufe Moon 791 + 761: bis zum Mond und noch viel weiter!
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Test Wilson Audio TuneTot – der ultimative High-End Monitor
Test Aavik I-580: Dieser Vollverstärker macht vieles anders – und klingt überirdisch gut
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Test T+A DAC 200 und Endstufe A 200 – maximaler Musikspaß im Midi-Format, Made in Germany
Test Standbox T+A Pulsar ST 21: dezente Souveränität
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