de

Test: T+A MP 8 – Multi Source Player mit Teamgeist

Bei allem Aufwand, den T+A betreibt, dreht es sich um eine möglichst einstreuungsfeste, unverfälschte Verarbeitung und Übergabe der Daten an den DAC. Eine Aufgabe, die in Zeiten digitaler Signalübertragung nach Meinung vieler Laien total simpel ist, weil Digital nun mal perfekt sei, solange alle Nullen und Einsen ankommen. Doch schon die teils erheblichen Klangunterschiede zwischen reinen Digitalkomponenten sprechen eine andere Sprache. Nun aber erst mal zur Bedienung des MP 8…

Fernbedienung oder App? – Schwächen in der Software des T+A MP 8

In vielen Publikationen liest man, wie toll es doch ist, sein HiFi-System mittels einer App auf dem Smartphone oder Tablet bedienen zu können. Nun, ich bin der Meinung, das muss viel differenzierter betrachtet werden.

Seit dem Beginn des iPhone-Siegeszugs und den ersten iPads habe ich viele Audio-Komponenten mit App-Steuerung kennengelernt. Nur in den wenigsten Fällen fand ich die Bedienung damit durchgehend überzeugend. Zu dieser Erkenntnis gelangen offenbar auch immer mehr Hersteller. Gab es eine Zeitlang viele Geräte, die praktisch ausschließlich per App gesteuert werden konnten, gewinnt die traditionelle IR-Fernbedienung und auch Tasten am Gerät in letzter Zeit wieder zunehmend an Bedeutung – und das zu Recht.

Eine App ist insbesondere in komplexeren Situationen komfortabel, also z.B. beim Browsen in großen Datenmengen, wie dem Stöbern in umfangreichen digitalen Musikarchiven. Oder auch für gewisse Systemeinstellungen und Konfigurationen, etwa, wenn man Zugangsdaten eingeben muss. Aber sonst? Was bitteschön soll bequem daran sein, zum Umschalten der Quelle oder zum Stoppen der Musik erst das iDevice einschalten zu müssen, es ggf. zu entsperren, in die richtige App zu wechseln und dort einen Button anzutippen, anstatt einfach am Gerät oder auf einer Fernbedienung die passende Taste zu drücken? Von daher begrüße ich es sehr, dass Hersteller wie T+A ihren Geräten auch eine möglichst direkte Bedienung mit Tasten spendieren. Eine App hingegen muss besonders für Übersichtlichkeit im Musikarchiv sorgen und sollte nicht mit unnötig tief verschachtelten Menüstrukturen nerven.

Mein Urteil für App-Steuerung wird dadurch verschärft, weil sehr viele dieser Apps äußerst „unfertig“ sind. Leider ist die neue T+A MusicNavigator App hier keine Ausnahme. Die Software ist ganz neu, was aber keine Entschuldigung für zahlreiche Abstürze und Bugs ist, die ich während meiner Testphase erlebt habe. So verbraucht die App auf dem iPad beispielsweise viel zu viel Akkuleistung, wenn sie inaktiv im Hintergrund läuft (das Problem ist bekannt und soll „im Laufe dieses Jahres“ beseitigt werden). Wechselt man in die MusicNavigator-App, wird dadurch systemweit die Lautstärke für andere Apps verstellt. Kehre ich anschließend zum Beispiel zu meinem Lieblings-Spiel zurück, muss ich jedes Mal die Lautstärke runter regeln. Dazu kommt eine aus meiner Sicht wenig übersichtliche und allzu puristische Grafik, die zu allem Übel auf dem iPad noch nicht einmal im Hochformat nutzbar ist. Das geht aus heutiger Sicht eigentlich gar nicht mehr.

Vorwärts Zurück
Navigator1
(Foto: F. Borowski)
Navigator2
Installation (Foto: F. Borowski)
Navigator3
Quellenwahl (Foto: F. Borowski)
T+A MP 8 Navigator5
Verstärker-Einstellungen (Foto: F. Borowski)
Navigator7
Alben-Darstelllung (Foto: F. Borowski)
Vorwärts Zurück

Dass ständig an der Verbesserung gearbeitet und alle paar Wochen oder Monate eine neue Version erscheint, ist nur ein schwacher Trost, weil nicht jeder gerne Beta-Tester spielt. Bis die App den Status „Ausgereift“ verdient, wird es aller Erfahrung nach noch eine ganze Weile dauern. Darauf angesprochen, versicherte mir T+A Entwicklungsleiter Lothar Wiemann, dass mit absolutem Hochdruck an der App gearbeitet werde. Schon in den nächsten Tagen soll ein umfangreiches Update deutliche Verbesserungen bringen.

Bis dahin tröste ich mich mit der Tatsache, dass sich so gut wie alles auch direkt über die Tasten an der Front und mit der Systemfernbedienung FM8 steuern lässt. Sogar Streaming-Dienste lassen sich darüber erstaunlich komfortabel durchstöbern, wenn man mal davon absieht, dass das monochrome Display des MP 8 keine Album-Cover darstellen kann.

Fernbedienung
Die neue Systemfernbedienung FM 8 (Foto: F. Borowski)

Gewisse Unzulänglichkeiten finden sich in praktisch allen App-gesteuerten Geräten. Mal mehr, mal weniger schlimm. Nichts und niemand ist perfekt, daher will ich die Sache auch nicht zu hoch aufhängen. Allerdings stellt man an High-End-Hersteller, die entsprechend viel Geld für ihre Produkte verlangen, doch etwas höhere Ansprüche – auch und gerade, wenn es um eine intuitive und zuverlässige Bedienung geht. Daher muss diese Kritik erlaubt sein. Die Kosten und der Zeit/Personalaufwand für eine App-Entwicklung wird leider von vielen Herstellern massiv unterschätzt.

Wo ich gerade so schön in Fahrt bin, möchte ich noch auf eine Besonderheit bei der Bedienung des MP 8 in Kombination mit dem DAC 8 DSD hinweisen, die zwar kein Bug ist, anfangs aber etwas Verwirrung stiften könnte. Dank SYS-Link können MP 8 und DAC 8 DSD gemeinsam gesteuert werden. Aber man darf nicht vergessen, dass es sich dennoch um zwei eigenständige Komponenten handelt, die beide über eigene Eingangsbuchsen verfügen.

Zur Musikwiedergabe über den MP 8 wird der DAC 8 DSD auf einen virtuellen Eingang namens „MP 8“ geschaltet. „Virtuell“ nenne ich ihn deshalb, weil es dafür keine Taste am DAC gibt. Dieser virtuelle Eingang wird am DAC 8 DSD dank SYS-Link automatisch aktiviert, wenn man eine beliebigen Quellenumschaltung am MP 8 vornimmt. Im Bildschirm des MP 8 wird die entsprechende Quelle angezeigt, also z.B. „Tidal“, „CD“ oder „Digital 1“ (Die Anzeigenamen lassen sich ändern.) So weit alles klar. Will man nun aber Musik vom Computer über USB hören, muss das Signal per USB-Kabel (DAC 8 LINK) vom MP 8 an den DAC 8 DSD durchgeschleift werden. Zur Wiedergabe muss dafür am DAC der physische USB-Eingang aktiviert werden. Entweder durch die entsprechende Taste an der Front des DAC 8 DSD, oder auf der Systemfernbedienung FM8 mit der Taste „7/8“. Das verwirrende dabei: Der MP 8 zeigt weiter seine zuletzt genutzte Quelle an. Also beispielsweise Radio oder auch, wie im folgenden Foto zu sehen, „TV – TOS“, obwohl gerade Musik vom Computer gespielt wird:

Quelle Computer
Verwirrend: Welche Quelle spielt hier gerade? TV über Toslink? Falsch geraten. USB-Wiedergabe über den Computer ist aktiv, was am DAC 8 DSD lediglich durch eine blaue LED angezeigt wird (Pfeil). Das Display des MP 8 zeigt aber weiterhin und viel prominenter die zuletzt an ihm genutzte Quelle, hier „TV – TOS“ (Foto: F. Borowski)

Nur als Randbemerkung: Falls Sie aus irgendeinem Grund planen, T+A-Komponenten der R- und 8-Serie gemischt zu betreiben – also beispielsweise einen MP 8 und DAC 8 DSD plus PA 2500 R als Vollverstärker, so wie ich in meinem Test-Setup – müssen Sie mit einem Befehlskonflikt der Systemfernbedienung FM 8 leben. Mit der Lautstärkewippe der FM 8 kann der Pegel des R-Serie-Amp geregelt werden. Das ist gut. Weniger schön: die kombinierte Power/Mute-Taste schaltet den R-Verstärker mit einem kurzen Druck an oder aus. Will man den Ton lediglich stumm schalten (Mute), geht das nicht, weil dadurch der Amp ausgeschaltet wird. Schade. Aber T+A geht wohl zurecht davon aus, dass solche gemischten Setups mit unterschiedlichen Serien nur sehr selten vorkommen dürften.

Nun habe ich Sie lange genug mit Details zur Bedienung bombardiert, die mir in der Praxis aufgefallen sind. Dies soll aber nicht fälschlich den Eindruck vermitteln, der T+A MP 8 wäre übermäßig kompliziert. Tatsächlich ist die Bedienung sehr logisch durchdacht und nach kurzer Eingewöhnung geht alles leicht von der Hand. Dank zahlreicher Tasten am Gerät und der neuen, deutlich schöneren Fernbedienung der Serie 8 muss man nicht ständig für jede Kleinigkeit die App bemühen.

Kommen wir zur eingangs gestellten Grundsatzfrage: Lieber Multi Source Player und DAC vereint in einem Gehäuse (z.B. MP 2000 R II) oder getrennte Geräte (MP 8 plus DAC 8 DSD)? Geschmacksfragen in Bezug auf das Design außenvorgelassen, hier eine kleine Gegenüberstellung der Vor- und Nachteile aus meiner Sicht:

Vorteile getrennter Gehäuse
+ Serie 8 hat geringere Gehäusetiefe. Ist damit besser für Desktop-Betrieb, schmalere Boards und Regale geeignet.
+ Benötigt weniger Stellfläche, wenn Geräte gestapelt werden. (Nebeneinander dafür mehr Breite.) Ergibt gestapelt einen schicken Mini HiFi-Turm!
+ Einfacher finanzierbar, da die Kosten auf zeitlich getrennte Käufe aufgeteilt werden können.
+ Wer keinen Streaming-Player benötigt oder schon einen anderen besitzt, kann sich mit dem DAC begnügen. Oder umgekehrt, der T+A MP 8 als Ergänzung zu einem bereits vorhandenen DAC.
+ Der DAC 8 DSD besitzt im Gegensatz zum MP 2000 R II zusätzlich einen hochwertigen integrierten Kopfhörerverstärker. – Bonuspunkt!
+ Player und DAC können separat ersetzt werden. Das macht z.B. Aufrüstungen günstiger, wenn neue Modelle verfügbar sind.
+ DAC 8 DSD hat umschaltbare Analogausgänge; wahlweise als Line OUT (fixed level) oder mit Lautstärkeregelung
+ Getrennte Netzteile für Streamer und DAC bieten potentiell eine bessere Stromversorgung mit theoretisch klanglichen Vorteilen.

Nachteile
– höherer Verkabelungsaufwand durch doppeltes Netzkabel und Verbindungskabel zwischen den Komponenten
– entsprechend längere Signalwege
– Gehäuse bei R-Serie noch etwas hochwertiger
– Bedienung teilweise umständlicher

Vieles spricht für die getrennten Komponenten der Serie 8. Wie gesagt, technisch sind die Vergleichskandidaten weitgehend identisch. Sie haben also die Wahl beim Konzept, ohne Abstriche in der Performance machen zu müssen.

Der Hörtest

Die klangliche Beurteilung rein digitaler Komponenten auf so hohem Niveau ist nicht ganz einfach und erfordert klare Orientierungspunkte. In meinem Fall bietet sich der neulich getestete und ausgesprochen überzeugende Auralic Vega G2 Streaming DAC an. Der kostet mit einem UVP von 6.300 Euro ungefähr genauso viel wie das Duo MP 8 + DAC 8 DSD und drängt sich damit förmlich als Maßstab auf.

Das Ergebnis ist äußerst interessant. Es gibt genau zwei Bereiche, in denen sich die Gegenspieler deutlich voneinander unterscheiden. Der Auralic begeistert mit seiner frappierenden Klarheit und Reinheit der Mitten und Höhen. Klänge lösen sich (noch) besser von den Lautsprechern als beim T+A-Gespann, was dem Auralic mehr Leichtigkeit in der Wiedergabe verleiht. Die Herforder Kombi wiederum bietet demgegenüber mehr Volumen im Tiefbass und stattet die Musik mit etwas mehr Substanz aus, ohne dabei mollig oder träge zu erscheinen. Beides macht sich selbst bei geringen Lautstärken und mit nicht allzu hochwertigen Quellen wie TV-Ton bemerkbar. Welchem dieser unterschiedlichen Charaktereigenschaften man den Vorzug gibt, ist reine Geschmackssache. Eine Kombination aus beiden wäre mir persönlich am liebsten.

Der T+A MP 8 verhält sich als Zuspieler für einen DAC und in seiner Funktion als Multi Source Player sehr konsequent. Damit ist gemeint, egal ob CD-Wiedergabe, Online-Streaming, Playback vom Computer oder auch Radio: alles wird auf einem sehr hohen Klangniveau verarbeitet. Natürlich kommt es insbesondere bei Internetradio und DAB sehr stark auf die verfügbare Datenrate an, doch man kann sich als Besitzer des MP 8 stets sicher sein, alle Quellen stets auf bestmöglichem Niveau zu genießen. Besonders das CD-Laufwerk hat mir gefallen. Schon lange habe ich meine Silberlinge nicht mehr so frisch und lebendig erlebt.

Fazit

„Unterschätzt die Kleinen nicht“, schrieb T+A in seiner Werbung zur Serie 8. Und das ist keine hohle Marketing-Worthülse. Der T+A MP 8 Multi Source Player bietet digitalen Musikgenuss auf vielfältige Weise und auf einem sehr hohen Gesamtniveau. Insbesondere in Kombination mit seinem Lieblingstanzpartner DAC 8 DSD. Steigerungen in Sachen Klang oder Ausstattung gegenüber diesem dynamischen Duo dürften teuer werden und sind kaum noch in großen Schritten vorstellbar.

Das macht die Komponenten der T+A Serie 8, die sich mit der Stereoendstufe AMP 8 vervollständigen lässt, zu einer Art Sweet Spot für anspruchsvolle Musikhörer mit Budget-Limit. Die Komponenten sind weit oberhalb des Mainstream-HiFi einzuordnen, dabei aber für Normalverdiener noch erschwinglich. Der MP 8 bietet fast alle heute gängigen digitalen Quellenoptionen in einem kompakten Gehäuse mit eigenständigem Design und lässt sich in weiten Teilen sehr komfortabel direkt am Gerät oder über die mitgelieferte Systemfernbedienung orchestrieren. Nur die zugehörige MusicNavigator-App braucht noch Zeit zur Reifung.

Der DAC 8 DSD ist schon seit einer ganzen Weile einer meiner heißesten Favoriten als D/A-Wandler mit den besten All-Round- und Klangeigenschaften fürs Geld. Der neue Multi Source Player MP 8 ergänzt den kleinen T+A DAC in idealer Weise. An Aktivlautsprechern oder ergänzt durch den AMP 8 plus Passivlautsprecher ist die T+A Serie 8 damit eine der attraktivsten High-End-Kompaktanlagen unserer Zeit.

T+A MP 8
2018/04
Test-Ergebnis: 4,3
SEHR GUT
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Ausgezeichneter Klang mit allen Quellenoptionen
Online-Streaming von Qobuz, Tidal (später weitere Dienste), Internetradio
Schönes, hochwertig gemachtes Gehäuse
App wirkt noch unfertig

Vertrieb:
T+A elektroakustik GmbH & Co. KG
Planckstraße 9–11
32052 Herford
www.ta-hifi.de

Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
T+A MP 8: 3.150 Euro

Mehr von T+A:

Test T+A Serie 8: vielseitige Traumkombi im Midi-Format
Test All-In-One T+A Cala: die moderne Musiktruhe
T+A Pulsar ST 20: Standbox mit hohem Ästhetik-Faktor
Test Kompaktbox T+A Pulsar R 20 – perfekt für das Sideboard
Test T+A PA 2500 R – so baut man Vollverstärker
Test All-in-One Musikreceiver T+A R 1000 E

Im Beitrag erwähnt:

Test Auralic Vega G2 Streaming DAC
Test All-In-One Soundsystem Technics Ottava SC-C70

Autor: Frank Borowski

Avatar-Foto
LowBeats Experte für Schreibtisch-HiFi und High End kennt sich auch mit den Finessen der hochwertigen Streaming-Übertragung bestens aus. Zudem ist der passionierte Highender immer neugierig im Zubehörbereich unterwegs.