Das Thema “Grounding” ist im HiFi gerade der allerneueste Schrei und Freunde des besten Klangs sind gut beraten, sich dem Thema intensiv zu widmen. Aber wie bei jedem Trend, gibt es auch beim Grounding verschiedene Ansätze. Der aus meiner Sicht interessanteste kommt aktuell vom Audio-Spezialisten Telos. Die Taiwanesen gehen die Sache vom technischen Ansatz, aber auch preislich recht ambitioniert an. Das günstigste Gerät in ihrem Programm ist der Telos Foundation Grounding Core – mit 12.000 Euro immer noch alles andere als billig, aber leider sündhaft gut…
Dass die Hersteller von HiFi-Geräten ihre Komponenten immer weiter verbessern, versteht sich von selbst. Doch das allein hat für den besten Klang noch nie gereicht – zum Beispiel hat die Raumakustik einen enorm großen Anteil am Gesamtergebnis. Und seit einigen Jahren rückt auch die elektrische Peripherie in den Fokus – klar, bei so viel neuen potenziellen Störern im Stromnetz und so viel HF-Müll in der Luft. Stromfiltern ist das eine Thema, das andere ist das sogenannte “Grounding”. Dahinter steckt, vereinfacht gesagt, das Legen einer zweiten Erde. Man kennt das von früher, wenn der Plattenspieler trotz Erdung gebrummt hat. Häufig war mit der Verbindung einer weiteren Leitung von einem Metallteil des Tonarms mit der Erde des Verstärkers Schluss mit Brummen. Anfang der 2000er Jahre begann der Lautsprecher-Spezialist Tannoy damit, eine Erdungsbuchse anzubieten. Über sie konnte der Hochfrequenzmüll, der sich an den Metallteilen der Treiber ansammelt, abgeführt werden. Das hört man in der Regel sofort. Doch moderne Grounding-Komponenten gehen weiter: Sie leiten die Störer nicht nur ab, sondern versuchen sie auch zu eliminieren – was natürlich Sinn ergibt. Denn was nutzen die HF-Störer an anderer Stelle der Wiedergabekette?
Mich fasziniert das Thema seit langem und ich habe mit vielen unterschiedlichen Systemen experimentiert. Ein schlagendes Aha-Erlebnis hatte ich mit dem Shunyata Altaira (beziehungsweise dem deutlich günstigeren Gemini) -System. Jede Komponente der HiFi-Kette hängt an einem eigenen, speziell gefilterten Eingang. Vagabundierende Ströme versacken in den Shunyata-Filtern und können nicht auf andere Komponenten überspringen. Der Klang-Zuwachs ist erstaunlich und keine LowBeats Anlage ist mehr “ohne”. Doch der Telos-Ansatz ist ein anders und will sich keineswegs auf das bloße Wegfiltern von Stör-Strömen beschränken…
Das Besondere am Telos Foundation Grounding Core
Ich traf Telos-Mastermind Jeff Lin bei My Sound in Starnberg. My-Sound-Chef Wolfgang Linhard hat Deutschland-weit den Vertrieb übernommen und richtete eine Art Workshop aus, in dessen Verlauf ich mehrere Stunden Zeit hatte, mich mit dem Konzept und seinem Schöpfer auseinanderzusetzen. Was nicht heißt, dass ich das Telos-System vollständig verstanden hätte… Aber ich mache mal den Versuch einer Erklärung:
Jeffs Erdungstechnologie basiert auf drei wesentlichen Punkten. Punkt eins ist ein festungsähnliches Gehäuse, das trotz bescheidener Abmessungen fast acht Kilo wiegt und keinerlei Einstreuungen zulässt. Punkt zwei – und der eigentliche Clou – ist eine trickreiche Energieumwandlung. Dafür erzeugt ein Mikroprozessor im Foundation Grounding Core ein stabiles Referenzpotenzial bei null Volt, das Stör-Spannungen aktiv anzieht. Sobald Stör-Energie in das Modul “angesaugt” wurde, wird diese in Gleichstromenergie umgewandelt und in Kondensatoren gespeichert. Wenn sich das gespeicherte Potenzial auf etwa 5 Volt angesammelt hat, wird das System automatisch entladen und die Stör-Spannungen in Lichtenergie umgewandelt – was durch die blinkende LED sichtbar wird. Im Betrieb bietet der Telos deshalb ein dauerhaftes Lichtspiel.

Oder wie Jeff sagt: Meine Designphilosophie ist nicht die Abführung der Stör-Potenziale, sondern deren Lichtdissipation.”
Alle 15 Minuten führt der Prozessor automatisch einen 0–100-kHz-Sweep durch und sendet dabei ein reguliertes Magnetfeld über seine beiden integrierten Antennenarrays aus. Dieser Prozess reorganisiert aktiv die interne magnetische Ausrichtung und verhindert eine chaotische Magnetisierung, die sich bei längerem aktiven Betrieb zwangsweise ansammelt. Allein schon dieser Punkt zeigt, dass Telos einen sehr umfassenden Ansatz hat.
Der Eindruck wird mehrfach unterstrichen, wenn man sich Punkt 3 des Telos-Systems ansieht: Es arbeitet mit dem Schumann-Resonanzfeld, besser bekannt als die Eigenresonanz der Erde. Geophysikalischen Studien zufolge besteht zwischen der Erdoberfläche und der Ionosphäre eine natürliche Resonanz von etwa 7,83 Hertz. Damit arbeitet auch der Foundation Grounding Core: Ein Oszillator erzeugt ein stabiles Magnetfeld von 7,83 Hertz bei etwa 20 Mikro-Gauss. “Dadurch”, so Jeff, “kann das gesamte Audiosystem in einer erdähnlichen Resonanzumgebung betrieben werden.” Aber wofür soll das gut sein? Ist das nicht audiophile Homöopathie? “Ganz und gar nicht”, antwortet Jeff, nachdem er meine lästerliche Frage verstanden hatte.

Er verspricht sich von der Aktivierung der Schumann-Frequenz eine Stabilisierung der gesamten elektromagnetischen Umgebung und die Reduzierung statischer Aufladungen. Jeff Lin: “Die Schumann-Resonanz „stimmt“ den Klang nicht, sondern schafft eine natürlichere Energieumgebung. Dadurch kann das Audiosystem unter erdähnlichen Magnetfeldbedingungen arbeiten, wodurch der Klang natürlich fließen kann und ein realistischeres und holografisches Klangbild entsteht.”

Aber Schumann allein war Jeff nicht genug: Der Benutzer kann per Knopfdruck alternativ auch den Kammerton A (432 Hertz) und eine Frequenz bei 528 Hertz anwählen. Das Simulieren des Kammerton A soll die Frequenzen im Stimmbereich verfeinern, die Einstellung C bei 528 Hertz soll die Räumlichkeit verbessern. Mir gefiel die Idee mit der Welt-Frequenz besser: Ich habe beim Umschalten der Frequenzen keinen Unterschied gehört.
Praxis
Das Schöne am Foundation Grounding Core ist: man kann ihn buchstäblich arbeiten sehen, weil die ganze Zeit während des Betriebs die LEDs flackern. Ich fand das beruhigend. Auf der Rückseite des Moduls befinden sich sechs Anschlüsse – das sollte in den meisten Konfigurationen reichen. Falls nicht: Ich habe auch eine Doppelbelegung der Anschlüsse ausprobiert – ohne erkennbare Klangeinbußen. Aber natürlich ist es nicht im Sinne des Erfinders, weil die Stör-Energie des einen Geräts bei einer Doppelbelegung problemlos auf das andere überspringen kann. Also: besser nur ein Gerät pro Anschluss.

Anders als bei Shunyata sind beim Telos-System die Anschlusskabel kein Preistreiber. Sechs qualitativ hochwertige liegen bei, alle sechs sind mit Kabelschuhen ausgestattet – ein Hinweis auf die Anbringung.

Während seines kleinen Workshops bei My Sound führte mir Jeff vor, wie man idealerweise vorgeht. Das vorweg: Funktionieren tut das Konzept bei jeder Verbindung des Geräte-Gehäuses mit einem Anschluss am der Foundation Grounding Core. Aber es gibt ein Gut und ein Besser.

Für die optimale Variante braucht man ein klassisches Voltmeter, klemmt den Minus-Leiter an eine Erde und sucht mit dem Plus-Leiter jener Schraube am Gehäuse, die den niedrigsten Widerstandswert aufweist; da gibt es bisweilen erstaunlich hohe Unterschiede. Ist die Schraube gefunden, wird sie leicht gelockert und der Anschluss-Schuh des Kabel darunter geschoben. “Dann”, so Jeff, “hat man die optimale Performance.”
Hörtest
Wir hatten den Foundation Grounding Core in verschiedensten Ketten: in der Referenzkette im großen Hörraum, an einer Kopfhörer-Kette mit T+A Kopfhörer-Amp HA200 plus Solitaire P sowie einer gehobenen Kette im kleinen Hörraum mit Octave V70CA Röhrenverstärker, Dynaudio Contour 20 BE und Denon DCD A-110 als stabiler Quelle und Audes ST3000 als Stromfilter. Hörbar war das Einbinden des Telos in allen Fällen sofort.

Und zwar hat das Klangbild sofort mehr Ruhe, mehr Tiefe und mehr Feinheit. Wir saßen zu dritt im großen Hörraum auf dem Sofa und nach den verabredeten Teststücken war erst einmal Ruhe. Keiner sagte etwas. Und dann alle durcheinander. Das Ergebnis, auf das wir uns einigen konnten: Die Feinzeichnung der Details wurde erheblich genauer, die Raumtiefe größer. Fast schien es, als würde die Klangbild-Temperatur um ein, zwei Grad steigen und der gesamte Mittelhochtonbereich transparenter, aber gleichzeitig eleganter, schöner flüssiger spielen…
Wie so oft haben wir auch bei diesem Test die Stockfisch-Aufnahme “Borderland” von Anne Clark zum Abhören verwendet: viel Sprechgesang mit Harfe und Violine. Die Aufnahme ist wirklich exzellent und man hört so viele Details, als säße man direkt im Studio.

Doch mit dem Telos berührte mich die Musik noch intensiver. Das Foundation Grounding Core schien allen Tönen mehr Luft und Platz zu geben und ließ das ganze musikalischen Geschehen noch ruhiger und selbstverständlicher geschehen. Das Klangbild wurde erhabener und schöner – wahrscheinlich, weil viele Stör-Artefakte wegfielen, von denen wir vorher gar nicht wussten, dass es sie gibt.
Der Vergleich mit dem Shunyata-System drängt sich auf. Auch das Filter-System der Amerikaner ist fantastisch und reißt etliche Schleier weg. Zudem, da waren wir drei uns einig, hatte das Klangbild mit dem Shunyata Altaira-System etwas mehr Gripp und Dynamik. Doch das Plus an Ruhe, Sauberkeit, Schönheit und – mir fällt kein passenderes Wort ein – Anmut ließ bei uns das Pendel immer zugunsten des Telos ausschlagen. Oder anders: Man hört mit dem Telos einfach noch lieber.
Fazit Telos Foundation Grounding Core: In der Ruhe liegt die Kraft
Auch wenn ich das Gerät womöglich nicht zu 100% verstanden habe: Es funktioniert einwandfrei und so ein bisschen Mystik ist ja manchmal auch ganz schön. Ich würde fast noch einen Schritt weitergehen und den Foundation Grounding Core in jene Liste von Komponenten einstufen, die es schwermachen – hat man sie jemals in der Kette gehabt – problemlos ohne sie weiterzuhören. Ich weiß, ich weiß: Bei einem Gerät, das nur winzige Störspannungen in Licht umwandelt, dafür aber mit 12.000 Euro bezahlt sein will, kommen sinnvolle Relationen schnell ins Schwanken. Aber es klingt “mit” halt so viel besser und schöner…
Bewertungen
Klang-PotenzialPraxisVerarbeitungGesamt |
| Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| | Schärft das Klangbild, erhöht den musikalischen Fluss, verringert Rauschen |
| | Verhindert Brummschleifen bei der Nutzung unterschiedlicher Steckdosen |
| | Exzellent verarbeitet |
| | Leider nicht ganz billig |
Vertrieb:
My Sound GmbH
Würmstraße 4
82319 Starnberg
www.mysound.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Telos Foundation Grounding Core: 12.000 Euro
Technische Daten
| Telos Foundation Grounding Core | |
|---|---|
| Konzept: | gefiltertes HF-Störung-Ableitungssystem |
| Gehäuse: | Aluminium /Stahl mit Plexiglasdeckel |
| Anschlüsse: | 6 x WBT NextGen |
| Besonderheiten: | Energie-Umwandler mit LEDs, Schumann-Generator |
| Abmessungen (B x H x T): | 39,0 x 6,1 x 24,2 cm |
| Gewicht: | 7,7 Kilo |
| Alle technischen Daten | |
Mit- und Gegenspieler:
Test Shunyata Altaira System: mit der 2. Erde hört man besser
Test Octave V70 Class A: Röhrenvollverstärker mit dem feinen Ton
Test SACD-Player Denon DCD-A110: Silberscheiben leben ewig
Test Stromfilter Audes ST-3000: So sauber kann Ihre Anlage klingen





