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Totem Acoustic KIN Mini Test Aufmacherbild
Klein, witzig, agil, aber seriös im Klang: die Totem Acoustic KIN Mini sind mit passendem Subwoofer für 1.000 Euro zu haben (Foto: Totem Acoustic)

Test Minibox Totem Acoustic KIN Mini mit Mini Sub

Eine meiner nettesten Begegnungen auf den sympathischen Süddeutschen HiFi-Tagen war die mit den Totem Acoustic KIN Mini. Die meisten Vorführräume des Veranstaltungshotels (Holiday Inn) waren mit ihren bescheiden bemessenen Flächen für eine ordentliche Demo eigentlich zu klein. Als Hotelmesse-Besucher kennt man das und nimmt es gelassen. Und man freut sich umso mehr, wenn ein schlauer Aussteller mal ein Produkt präsentiert, dass genau in diese Situationen passt.

Die Totem Acoustic KIN Mini ist ein Kleinstlautsprecher. Der kleinste, den die Kanadier im Angebot haben und die kleinste Passivbox, die LowBeats in den über drei Jahren seines Bestehens bislang im Test hatte. Gerade einmal 1,5 Liter Volumen gönnt Totem Acoustic Mastermind Vince Bruzzese dem kleinen Himmelsstürmer. Dementsprechend ist die KIN Mini mit ihrem Tiefmitteltöner im 10-Zentimeter-Format auch kein Basswunder. Wobei Tieftönergröße bei Bruzzese nicht viel zu sagen hat: Mit der sehr schlanken Säule Tribe Tower (mit 2 x 10cm Tieftöner) hat er ein unfassbar basskräftiges Modell im Programm. Wer die Box sieht, käme nie auf die Idee, dass sie so viel Tiefton macht. Ungewöhnlich jedenfalls.

Totem Acoustic KIN Mini mit Stift
Der Kugelschreiber verdeutlicht in etwa die geringe Größe der Totem Acoustic KIN Mini (Foto: Totem Acoustic)

Vielleicht ist Kanada einfach eine gute Gegend für so außergewöhnliche Ansätze. Hier gibt es mittlerweile eine sehr rührige HiFi-Szene und viele der kanadischen HiFi-Firmen arbeiten eng zusammen. Zum Beispiel haben sie gemeinsame Untersuchungen zum Thema HiFi erarbeitet. Mittendrin in diesen Entwicklungen: Vince Bruzzese. Der Totem Acoustic Chef hat eine ganz eigene Sicht auf die Lautsprecher-Theorie, die weltweit akzeptierten Thiele-Small-Parameter lässt er nicht gelten. Grund: Sie führen ihm nicht weit genug. Er vertraut auf die gemeinschaftlichen psychoakustischen Untersuchungen. „Warum soll ich nicht mit kleinen Tieftönern aus kleinen Gehäusen tiefe Bässe holen können?“ Wir würden antworten: „Weil es nach Thiele-Small nicht funktionieren kann.“ Er würde antworten: „Na, dann hör dir mal die Tribe Tower an.“

Für die Totem Acoustic KIN Mini musste er keine psychoakustischen Tricks aus dem Hut zaubern: Er hat sie als klassische Satelliten-Lautsprecher entwickelt, die trotz Bassreflex-Unterstützung unterhalb 90 Hertz keinen nennenswerten Schalldruck mehr erzeugen. Das ist absolut konsequent. Es gibt jede Menge Kleinlautsprecher, die mit einer Überhöhung um 100 Hertz versuchen, eine Art Bass zu erzeugen. Das klingt dann satter, aber nicht präzise. Die KIN Mini wurde aber für höchste Präzision und Verständlichkeit entwickelt – und zwar für Orte, wo wenig Platz ist: im Regal, in der Nische oder an der Wand. Für alle Situationen, in denen wirklich Bass gebraucht wird, gibt es den KIN Mini Sub. Doch zu dem kommen wir später.

Die Totem Acoustic KIN Mini ist eine 2-Wege-Konstruktion mit 19 mm Hochtonkalotte aus weichem Gewebe und dem schon erwähnten 4-Zoll-Tiefmitteltöner, der eine etwas härtere, aber immer noch sehr gut gedämpfte Sandwich-Membran mit Wabenstruktur hat.

Totem Acoustic KIN Mini Materialien
Die Hochtöner ist ein für Totem Acoustic entwickeltes Modell mit 19 mm Gewebekalotte. Auf der Membran des Tieftöners erkennt man dessen versteifende Wabenstruktur (Foto: Totem Acoustic)

Das Ganze steckt in einem gut verarbeiteten Gehäuse (Ausführungen: Seidenmatt Weiß und Seidenmatt Schwarz), dessen Kanten leicht gerundet sind. Das macht alles einen sehr ordentlichen Eindruck. Selbiges gilt für die Frequenzweiche der Totem Acoustic KIN Mini: sie kommt mit nur zwei Bauteilen aus und setzt die Übergangsfrequenz zwischen Hoch- und Tiefmittelton bei etwa 3.000 Hertz um.

Totem Acoustic KIN Mini Frequenzweiche
An der Weichenschaltung erkennt man die Idee von Totem Acoustic: nur wenige Bauteile (in diesem Falle eine Spule und ein Kondensator), aber dafür die beste Qualität für ein bestmögliches Impulsverhalten. Die Schallwand ist wie die übrigen Wände aus MDF und 12mm stark. Die Ausfräsungen sind sauber gemacht, das Testmuster hatte keine Spaltmaße (Foto: H. Biermann)

Ein Blick auf die Rückseite zeigt erstaunlicherweise eine Bassreflex-Öffnung. Diese dient aber wohl in erster Linie zur Impuls-Optimierung als zur Gewinnung von mehr Tiefbass.

Totem Acoustic KIN Mini Rear
Das Bi-Wiring-Terminal mit seinen Blechbrücken ist von durchschnittlicher Qualität – preisklassengerecht. Ungewöhnlich ist die Bassreflex-Öffnung auf der Rückseite, die keine Tiefbass-Funktion hat (Foto: Totem Acoustic)

Weil Totem Acoustic hier eine Problemlöserbox für jene Situationen geschaffen hat, in denen wenig Platz ist, wurde natürlich auch eine Wandanbringung vorgesehen. Die Mini hat dafür eine Vorrichtung auf der Rückwand. Hängt die Kleine aber an der Wand, ist auch die Reflex-Öffnung verdeckt. Allerdings kommt durch die (dann gegebene) Nähe der Wand eine deutliche Bassverstärkung hinzu.

Für eine freiere Aufstellung aber reicht der Bass der KIN Mini nicht aus. Totem Acoustic hat für eine solche Konstellation den ebenso putzigen Mini Sub entwickelt und der Europa-Vertrieb, die High End Company AG aus Zürich, bietet Mini-Box und Mini-Subwoofer zum Bundle-Preis von 1.000 Euro an.

Mit Kantenlängen von 23,8 x 19,5 x 25,5 cm (H x B x T) ist dieser Subwoofer kaum größer als der eingebaute Tieftöner im 15cm-Format und passt in der Höhe exakt zu den ja ebenfalls recht kurz geratenen Totem Acoustic KIN Mini.

KIN Mini Sub Front Rear
Quadratisch, praktisch, gut: Klein und im Bundle gar nicht teuer: der Totem Acoustic KIN Mini Sub ist ein geschlossener, aktiv-entzerrter Subwoofer mit einem 15cm-Tieftöner in leicht schräg gestellter Schallwand. Der Tieftöner ist hoch belastbar und mit einer sehr steifen Karbonfiber-Membran ausgestattet. Das sieht nach richtigem High End aus – nur einfach etwas geschrumpft (Foto: Totem Acoustic)

Das Gehäuse des Mini Sub ist geschlossen, Vince Bruzzese verzichtet hier also auf die üblicherweise genutzte Bass- und Pegel-steigernde Bassreflex-Öffnung. Er hebt den zwangsweise abfallenden Bassfrequenzgang mittels Equalizern an. Immerhin bringt sein Min Sub so noch knapp 30 Hertz – natürlich nicht mit endlos hohem Pegel.

Aber da ist sie wieder: die Idee vom perfekten Impuls. Mit einem geschlossenen Gehäuse, in dem der Tieftöner mit Hilfe der kräftigen Endstufe auf Tiefe getrimmt wird, klappt das meist besser als mit Bassreflex-Konstruktionen, die in akustisch problematischen Situationen eher zum Dröhnen neigen.

KIN Mini Sub Elektronik
Die Aktivelektronik des Subwoofers sitzt direkt auf der Rückseite hinter dem Bass-Chassis. Die Endstufe hat eine Leistung von 110 Watt, das stabile Gehäuse ist sehr gut verarbeitet (Foto: H. Biermann)

Angesteuert wird der Mini Sub über NF-Leitungen aus einem speziellen Subwoofer-Ausgang des Verstärkers oder über Lautsprecherkabel. Nicht ganz klar wird, warm der Mini Sub keine gefilterten Ausgänge für die Satelliten hat. Mit ihnen könnte er die Kleinlautsprecher vor der Bass-Energie bewahren und so die Pegelfestigkeit erhöhen.

KIN Mini Sub Anschluss
Mit den drei Pegelreglern (Pegel, Phase und Übergangsfrequenz) lässt sich der Mini Sub gut an den KIN Mini anpassen (Foto: H. Biermann)

Die Mechanik und die Stabilität des Subwoofers ist gut – muss sie aber auch sein. Der Druck innerhalb eines Subwoofers, gerade bei geschlossenen Gehäusen, ist enorm. Jede noch so kleine Öffnung entlarvt sich sofort durch hässliche Luftgeräusche. Davon war beim Mini Sub nichts zu hören.

Ebenfalls wichtig bei einem solchen Subwoofer-Konzept sind solide, vibrationshemmende Füße. Sie sorgen für den stabilen Stand und verhindern, dass die kräftigen Eigenschwingungen nicht an den Untergrund – also auch mal Regal oder Sideboard – weitergegeben werden.

Mini Sub unten
Den Füßen des Subwoofers kommt eine wichtige Rolle zu: Sie federn die Gehäuseschwingungen effizient ab (Foto: H. Biermann)

Ein- und Aufstellung der Totem Acoustic KIN Mini mit KIN Mini Sub

Die Totem Acoustic KIN Mini ist eine klassische Spezialbox für besondere Aufstellungsorte: an der Wand, im Regal, auf dem Sideboard. Der Schalldruck der KIN Mini fällt unterhalb 90 Hertz ab; diese Tiefbass-Armut ist für eine solche Aufstellung von Vorteil, weil durch die angrenzenden Flächen in den meisten Fällen ein deutliche Bassanhebung erfolgt und sich damit die Dröhnwahrscheinlichkeit erhöht. Bruzzese aber will eine möglichst saubere Wiedergabe.

Im Zusammenspiel mit dem Mini Sub wird die Sache spannend. In den meisten Räumen hat man Überhöhungen im Bereich von 60 – 80 Hertz. Wenn man nun den Subwoofer auf 50 Hertz Übergangsfrequenz einstellt, blendet man mit etwas Glück diese Dröhnfrequenzen aus. Im neuen LowBeats Hörraum für Kompaktboxen und Soundbars (Fläche: 15 qm) funktionierte das prächtig.

Weil man am Mini Sub Phase, Pegel und Übergangsfrequenz (bis 350 Hertz) feinfühlig per Drehregler einstellen kann, ergibt sich hier zudem ein herrliches Spielfeld. Wenn beispielsweise die kleine Totem Acoustic KIN Mini auf einem Ständer steht, macht es bisweilen Sinn, den Übertragungsbereich des Mini Sub sehr viel höher zu stellen. Hier würde eine Fernbedienung noch mehr Spaß machen; dann könnte man die klanglich optimale Einstellungs-Kombination vom Hörplatz aus ermitteln.

Etwas unverständlich ist, dass am Mini Sub kein hochpassgefilterter Ausgang für die Totem Acoustic KIN Mini angebracht ist. Unter klanglichen Gesichtspunkten ist das zwar der optimale Weg; weil aber den Satelliten-Boxen so das gesamte Frequenzband zugespielt wird, ist ihre Belastbarkeit und damit naturgemäß der maximale Pegel nicht sehr hoch.

Man könnte jetzt sagen: Sehr hohe Pegel wird man mit den Totem Acoustic KIN Mini nicht erreichen wollen und der leistungsrelevante Bereich wird vom Subwoofer abgedeckt. Dann reicht doch eigentlich ein vergleichsweise schwächlicher Verstärker zur Ansteuerung. Jain. Die LowBeats Messungen zeigen, dass die KIN Mini zumindest laststabile Verstärker brauchen. Die Leistung muss nicht hoch, aber stabil verfügbar sein.

Totem Acoustid KIN
Sehr hohe Impedanzspitze von 73 Ohm bei 140 Hz; Impedanzminimum von 4 Ohm bei 13 kHz. Möchte für geschmeidige Präsenzwiedergabe laststabile Verstärker sehen. (kapazitiv geprägte Impedanz breitbandig von 1,5 bis 13kHz) (Messung: J. Schröder)

Hörtest

Der Hörtest verlief zweigeteilt: Einerseits die KIN Mini als Stand-Alone-Speaker im vollgestellten Regal und andererseits die Kombination mit Subwoofer sowohl frei aufgestellt als auch auf dem Sideboard. Durchgang Eins überraschte mich, weil der Bass deutlich kräftiger klang, als es die Messwerte erahnen lassen. Prinzipiell ist die KIN Mini ein ungemein offen und präzise klingender Schallwandler, dessen Hochtonbereich etwas angehoben ist. Das ist nicht unangenehm, sondern erhöht die Präzision, den Glanz und die Transparenz der Wiedergabe.

Cover Art Sean Rowe "New Lore"
Plattencover Sean Rowe New Lore (Cover: Amazon)

Stimmen wie die von Sean Rowe (Album: New Lore) klangen sehr authentisch – obwohl etwas Brusttonwärme fehlte. Schlagzeug-Soli hatten trotz fehlenden Drucks von ganz unten einen schönen, impulsiven Erlebnis-Charakter. Es ist diese luftige und quicklebendige Detailfreude der KIN Mini, auch hart geschlagene Becken oder Snare-Drums so echt erscheinen zu lassen.

Vom Konzept her ähnlich ist die Canton Vento 816 (920 Euro/Paar). Hier ist alles etwas größer, das Gehäuse aufwändiger gemacht und lackiert und auch vom Pegel kann die Canton um einiges lauter spielen als die KIN Mini. Und doch lassen sich für die kleine KIN Mini einige Vorteile ausmachen. Die liegen vor allem in den ungemein quirligen Mitten und ihrer extrem guten Sprachverständlichkeit.

Mit dem Zuschalten des Subwoofers ändert sich vieles. Nicht nur, dass der Frequenzbereich um mehr als eine Oktave nach unten ausgebaut wird: Aus einem hörbaren Kleinlautsprecher wird ein ausgewachsenes System. Sofort geht der Raum sehr viel weiter nach hinten auf und die Aufnahmen bekommen eine schöne Substanz. Der Vorteil des Subwoofers ist seine audiophile Ausrichtung. Er ist das Gegenteil vieler Ein-Ton-Subwoofer für den AV-Bereich, die einen schmalbandigen Bass mit möglichst viel Pegel abstrahlen. Der Mini Sub klingt wunderbar präzise und passt dementsprechend optimal zu den ebenfalls ungemein „schnell“ und exakt aufspielenden Satelliten. Auch bei wuchtigen Bassdrum-Hieben verliert er nie die Übersicht. Das macht Spaß, zu hören.

Die Totem Acoustic KIN Mini kostet im Paar 530 Euro. Sie befindet sich damit in einer Preisklasse, in der heutzutage sehr viel ernsthafte Konkurrenz zu finden ist. Mein Favorit der letzten Monate in diesem Bereich ist die B&W 607. Sie kostet das Gleiche und bietet Fantastisches. Stellt man beide auf Ständer im Raum nebeneinander und vergleicht sie, liegt die B&W in vielen Punkten vorn – weil sie ausgewogener und noch etwas feiner spielt. Aber wie auch im Vergleich zur Canton kann die KIN Mini mit ihrer lebendig-impulsiven Art das Rennen immer noch offen halten. Wobei das hier noch einmal unterstrichen werden muss: Die kleine Totem Acoustic ist für eine freie Aufstellung nicht gemacht. Im gefüllten Bücherregal oder in der Raumecke schlägt das Pendel deutlich zugunsten der Kanadierin aus.

Fazit

Ein bezauberndes Sub/Sat-System mit quicklebendigem, sehr authentischem Klang. Die Kombination ist dafür gemacht, in akustisch schwierigen Situationen, in denen kein allzu hoher Pegel gefordert ist, klanglich möglichst viel herauszuholen.

Das gelingt ihr überragend gut. Sollte mich jemand fragen, warum ich in bestimmten Fällen die Totem Acoustic KIN Mini beispielsweise der noch besser klingenden B&W 607 vorziehe, dann aus genau diesem Grund: Die Totem Acoustic KIN Mini und Mini Sub lassen sich weitaus besser an die Raumakustik anpassen. Sie schaffen, was vielen anderen Lautsprechern am Markt schwerfällt: großes HiFi in kleinen Räumen. Und mit dem Bundle-Preis von 1.000 Euro ist die Kombination auch äußerst fair kalkuliert.

Totem Acoustic KIN Mini und Mini Sub
2018/12
Test-Ergebnis: 4,4
SEHR GUT
Bewertungen:
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Offener, transparenter, präziser Klang
Perfekt für seriöses HiFi auf kleinstem Raum
Perfekt auch für die Kombination mit kleinen Verstärkern
Nicht sehr pegelfest

Vertrieb:
High-End Company AG
Zürcherstrasse 310
CH-8500 Frauenfeld

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Totem Acoustic KIN Mini: 530 Euro (Paar)
Totem Acoustic KIN Mini Sub: 750 Euro
Bundle KIN Mini plus Mini Sub: 1.000 Euro

Gegenspieler:

B&W 607 – so günstig kann High End sein
Canton Vento 826 – bester Klang Onwall

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Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.