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Ultrasone Edition eleven Test Aufmacherbild
Stationärer Over Ear mit allem Komfort: der Ultrasone Edition eleven für 1.000 Euro (Foto: C. Dick)

Test Ultrasone Edition eleven: Over Ear mit S-Logic

Die bayerische Kopfhörermanufaktur Ultrasone schickt ein auf 1.111 Stück limitiertes Premiummodell auf die HiFi-Bühne, das dank ausgefeilter Technik und patentierter „S-Logic ® Plus Technologie“ zum Preis von rund 1.000 Euro der Konkurrenz die Flötentöne beibringen soll. Sein Name: Ultrasone Edition eleven. Der Eindruck, den er bei LowBeats hinterließ: hervorragend.

Ultrasone zählt schon seit den Neunzigerjahren zu den großen Namen deutscher Kopfhörer-Manufaktur –bei HiFi-Fans ebenso wie bei Tonmeistern und Musikern. Zu den patentierten Highlights der Spezialisten vom Starnberger See zählt die „S-Logic ® Technologie“ die unter anderem dank spezieller Treiberanordnung ein räumlicheres Klangbild erzeugen hilft, das sich an der Vor-Kopf-Abbildung von Lautsprechern orientiert. Zu den User-Promis gehört zum Beispiel Musikproduzent Moses Pelhalm. Und Axl Rose, Leadsänger von Guns n‘ Roses, zählt sich zu den Markenbotschaftern von Ultrasone.

Ultrasone Edition eleven – Axl Rose
Ein Bild von der Ultrasone Website: Guns n Roses Frontmann Axl Rose zählt zu den Fans des Ultrasone Edition eleven (Foto: Ultrasone)

Dass auch Studioprofis durchaus Sympathie für die Qualitäten der Ingenieure vom Gut Raucherberg hegen, zeigten sie am 9. Oktober 2018, als sich Mitglieder der Regionalgruppe München des Verbands Deutscher Tonmeister dorthin aufmachten. Die Profis aus allen Bereichen der Musik-, Film- und Hörfunk-Produktion trafen sich dort zum fachlichen Austausch und konnten Einblicke in die Kopfhörer-Produktion gewinnen.

Zurück zum Edition eleven. Legte Ultrasone bislang gerne einen Fokus auf geschlossene Kopfhörer, so zählen vermehrt offene Modelle zum Repertoire. In der angehenden Premiumliga soll nun der limitierte „Elfer“ den Ton angeben. Chefentwickler Andreas Veitinger gab seinem neuen Schützling dafür einige Schmankerl mit auf den Weg, Ziel: „einen hervorragenden Editions-Kopfhörer in offener Bauweise zu einem extrem attraktiven Preis anbieten zu können, der dennoch aus hochwertigsten Materialien gefertigt ist, dabei besten Tragekomfort bietet und sich klanglich an unserem offenen Kopfhörer-Flaggschiff Edition 15 orientiert.“ Selbstbewusstes Vorhaben, selbst für Spezialisten.

Ultrasone Edition 15: Andreas Veitinger
Ultrasone Entwickler Andreas Veitinger beim LowBeats Besuch anlässlich der Präsentation des großen Edition 15  (Foto: H. Biermann)

Zunächst zum Unboxing: Der Ultrasone Edition eleven kommt in einer üppig dimensionierten Kartonbox, in der sich ein weiteres Karton-Inlay befindet. Darin bettet sich der eleven auf und um viel Schaumstoff. Seine mattsilbern glänzenden und gedrehten Miniklinken-Kabel liegen in einem blauen, länglichen Beutelchen nebst aufschraubbarer 6,3 Klinke. Zudem gibt’s ein knapp Din-A-4-großes Kunstlederbeutelchen für den Transport unterwegs.

Ultrasone Edition eleven – Stecker
Stecker für den mobilen als auch für den stationären Betrieb sind Teil der Ausstattung (Foto: C. Dick)

Schön und selten: Obendrein liegt ein schwarzer, metallener Aufbewahrungsständer mit rundem schwarzem Sockel bei. Der Ständer fußt auf einem Boden mit softer Kunststoffbeschichtung, um Kratzer auf Möbeln zu vermeiden. In einem Plastiksäckchen tummeln sich vier kleine Schrauben und ein Imbusdreher nach Ikea-Art, mit dem sich das gute Stück mit zwei dünnen Metallzylindern und Haken on top montieren lässt. Man kann damit dem Ultrasone Edition eleven einen angemessen selbstbewussten Platz im Wohnzimmer zuweisen. Das treibt die Praxisnote nach oben.

Ultrasone Edition eleven – Ständer
Der Edition eleven wird mit Ständer geliefert. Ein schönes Feature, damit ist er immer bestens verräumt (Foto: C. Dick)

Die Kabel lassen sich an den Hörmuscheln abnehmen – das Anstöpseln mit den neuen zweigliedrigen Steckbindern sollte man allerdings bei ausreichend Raumlicht verrichten, um unnötige Fummeleien zu vermeiden. Was ich mir auch gewünscht hätte: das verdrillte Kabel könnte berührungsunempfindlicher sein. Aber als offener Over Ear, der ja auch eine Menge Schall nach außen abgibt, wird der Edition eleven wahrscheinlich überwiegend stationär eingesetzt. Da ist dieser Punkt nicht so relevant.

Ultrasone Edition eleven – Anschluss
Die Qualität der steckbaren Kabel ist hoch, nur der Berührungsschutz könnte besser sein (Foto: C. Dick)

Die Verarbeitung zählt zur Oberliga im Kopfhörerbau, wohl auch dank bajuwarischer Handarbeit. Die Hörmuscheln lässt Ultrasone aus Walnussholz fertigen. Der Grund: „Stabile Akustik, Langlebigkeit, gute Verarbeitbarkeit und attraktive Optik,“ so Veitinger. Die austauschbaren Ohrpolster schmiegen sich dank Mikrovelours schmuseweich an die Ohren.

Ultrasone Edition eleven – Verarbeitung
Die Holzverarbeitung der Ohrmuscheln ist hervorragend (Foto: C. Dick)

Das Innenleben des Ultrasone Edition eleven glänzt mit HiTech-Know-how und „hochwertigsten“ Materialien. Zum Beispiel mit der erwähnten „S-Logic ® Technologie“ in seiner weiter entwickelten „Plus“-Version, bei der die Treiber nach vorne und unten versetzt platziert sind. Die Bayern waren bei diesem Ansatz Vorreiter; inzwischen nutzen viele Kopfhörer-Hersteller die leicht versetzt sitzenden Treiber, um ein räumlicheres Klangbild zu erzielen.

Und noch so ein Punkt, der Ultrasone aus dem Kreis der Kopfhörer-Hersteller heraushebt. Die Bayern nutzen Platten aus MU-Metall, um das Magnetfeld des Treibers vom Kopf wegzulenken. Für manch einen Zeitgenossen mag dies Unfug sein. Doch es gibt einige Menschen, die diesbezüglich extrem sensibel sind. Für sie ist der MU-Metall-Einsatz eine echte Problemlösung.

Die technische Ausarbeitung und Umsetzung des neuen Ultrasone Edition eleven erfolgte auf Gut Raucherberg per CAD am Computer. Parallel dazu wurde mit langjährigen Partnern an neuen Wandler-Technologien und -Materialien gearbeitet. Die Konsequenz kann man nicht sehen (die Bespannung vor dem 40 mm großen Breitbandtreiber ließ sich leider nicht lösen), aber hören. Andreas Veitinger setzt im Elfer eine sogenannte „TruTex-Bio-Zellfaser-Verbundmembran“ ein.

Diese „TruTex“-Membran gilt als besonders ausgewogen und glänzt mit einem Frequenzgang von 6 bis 42.000 Hertz. Ein weiterer Vorteil des 40-Millimeter-Treibers mit Neodym-Eisen-Bor-Magnetantrieb ist kaufmännischer Natur. Veitinger: „Wir bekommen hier eine hervorragende Klangqualität bei weniger Herstellungsaufwand, als zum Beispiel beim im Edition 15 verwendeten Gold-Titan-Compound Wandler nötig ist.“

Bei LowBeats konnten wir dem neuen Treiber des eleven einen erfreulich hohen Wirkungsgrad attestieren; er lag höher als bei den meisten Vergleichshörern. Das macht die Kombination auch mit schwächlichen Ausgangsstufen von Mobilgeräten einfacher – zumal die Impedanz des Edition eleven bei Mobil-freundlichen 32 Ohm liegt.

Wenn so Vieles neu ist, muss natürlich die Erprobung umso intensiver ausfallen. „Nach Herstellung von Prototypen und Musterteilen waren ausgiebige Hörtest und kontrollierende Messungen nötig,“ so Andreas Veitinger. „Aber am Ende waren wir sehr zufrieden…“

Also den Ultrasone Edition eleven aufgesetzt und den Count-Down für den Hörtest starten. Dabei vermittelte der Elfer sofort ein stimmiges Wohlgefühl, als ob er irgendwie ganz selbstverständlich als Dauer-Accessoire aufs Haupt gehören würde. Will heißen: Der Tragekomfort fällt dank eines leichten, druckarmen, aber dennoch wackelfreien Sitzes klasse aus. Eine Zahl muss hier noch genannt werden: Obwohl der eleven so ungemein solide aussieht, wiegt er nur angenehm leichte 320 Gramm. Beste Voraussetzungen also für ausgiebige Hörtests – die, wie schon so oft, am bewährten Kopfhörer-Verstärker iFi Pro iCan liefen.

Der Klang des Ultrasone Edition eleven

Zunächst stand das neueste Album des US-Folk-/Westcoast-Altmeisters David Crosby auf dem Programm: Here If You Listen lag frisch ausgepackt in der Player-Schublade und begeisterte sofort mit souverän und sehr feinfühlig gemachtem Songmaterial (CD-Tipp der kommenden Woche, demnächst online). Beim Opener „Glory“ schwebte die immer noch samtig-sonore Stimme des 77-Jährigen Singer-Songwriters recht frei im imaginären Raum, mit einem leichten Touch Kehligkeit und schönem Grundton.

Als Vergleichs-Hörer diente kein geringerer als die ebenfalls offene LowBeats Langzeit-Referenz Sennheiser HD 800 S. Der Sennheiser zeigte sich als der vehementere Feingeist mit filigraneren Strukturen und superber Auflösung; auch bei „Your Own Ride“ bewies er seine Klasse als Meister der feinen Präzision. Der Edition eleven punktete jedoch mit satterem Bass und einer emotionaleren, zudem dynamischeren Interpretation.

Gleiches galt auch bei der Best-Of-Compilation Solo Anthology des Fleetwood-Mac-Gitarristen Lindsey Buckingham. Auf „Don’t Look Down“ zupft der Westcoastler sein Instrument vehement und hart, um sich im Verlauf des Songs in aufbrausenden Vokalsätzen, gepaart mit einem groovenden Bass aufzuschaukeln. Der 800-er Sennheiser bewahrte hier etwas mehr die Contenance und bestach durch feine Auflösung und einen audiophileren Touch. Doch der Edition eleven klang vehementer, energischer und machte einfach ein bisschen mehr Spaß.

Die Markenbotschafterin der HighEnd-Messe 2018, Kari Bremnes, bestach auf ihrem hervorragend aufgenommenen Album Det Vi Har mit einer fantastisch samtigen, dunkel lodernden Stimme, umrahmt von pumpenden Piano- und Bass-Riffen. Auf „Det e min sonn“ überzeugte der 800 S trotz seiner leichten Zurückhaltung im Tieftonkeller mit einem Quäntchen mehr Durchhörbarkeit und Feinheit. Der Elfer glänzte mit einem unerhört tiefreichenden, trockenen Bass und bewahrte dabei gleichzeitig den Stimm-Charme der Norwegerin.

Klassische Einspielungen wie The Mozart Album mit den Wiener Philharmonikern unter Nikolaus Harnoncourt absolvierte der Ultrasone eleven mit schönem Raumgefühl und packender Dynamik. Das Piano von Lang Lang bettete er homogen ins Musikgefüge ein. Allerdings setzte der Sennheiser HD 800 S dem Musikkorpus einen etwas seidigeren Obertonglanz auf und zeigte etwas mehr Durchhörbarkeit und Übersicht.

Zum Schluss noch der Mobil-Check: Auch beim Zuspiel via Smartphone überzeugte der Elfer, obwohl er für Outdoor-Sessions nicht primär gemacht ist. Wer mit ihm dennoch den Sprung nach draußen wagt, sollte sich einen externen DAC-Kopfhörerverstärker wie den überragenden Ultrasone Naos (Preis: 169 Euro im Ultrasone Webshop) für noch mehr Open-Air-Spaß zulegen. Der eleven wird es Ihnen mit mehr Dynamik und spürbar höherer Transparenz danken.

Fazit Ultrasone Edition eleven

Ultrasone hat sich mit der Edition eleven viel vorgenommen – und davon so gut wie alles umgesetzt. Der auf 1.111 Stück limitierte Edel-Kopfhörer „made in Bavaria“ kann es mit den besten seiner Klasse aufnehmen. Er beeindruckt mit einer tollen Verarbeitungsqualität, sehr angenehmem, langzeittauglichem Tragekomfort sowie mit druckvollem, sonorem Klang und vergleichsweise großzügiger Räumlichkeit. Was soll man dazu noch sagen? Eine dicke Empfehlung!

Ultrasone Edition eleven
2018/11
Test-Ergebnis: 4,5
Überragend
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Bassstarkes, homogen-ausgewogenes Klangbild
Erstklassig verarbeitet; MU-Metall-Abschirmung
Sehr angenehmer Tragekomfort
Berührungs-empfindliche Kabel

Vertrieb:
ULTRASONE AG
Gut Raucherberg 3
82407 Wielenbach
Ultrasone Webshop: ultrasone.com

Preis (Hersteller-Empfehlung)
Ultrasone Edition eleven: 999 Euro

Mehr Kopfhörer von Ultrasone:

Test Ultrasone Edition 15: der mobile Spitzen-Over-Ear
Test Ultrasone Performance 880: Over Ear mit Bluetooth-Adapter

Mit- und Gegenspieler im Test:

Test iFi Pro iCan: mit zuschaltbarem Röhrensound
Sennheiser HD 800 S – der Oberklassen-Maßstab

Weitere herausragende Over Ear Hörer:

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Autor: Claus Dick

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Musikfachmann seit Jahrzehnten, aber immer auch HiFi-Fan. Er findet zielsicher die best-klingenden Aufnahmen, die besten Remasterings und macht immer gern die Reportagen vor Ort.