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USB-Audio-Interface RME Babyface Pro, 740 Euro (Foto: J. Schröder)

Test: USB-Audio-Interface RME Babyface Pro

Das hier vorgestellte RME Babyface Pro gehört zur Familie externer digitaler Audio-Interfaces. Diese Spezies hat die klassische Soundkarte in Computern nahezu vollständig verdrängt, wobei der Aufgabenbereich jedoch gleich geblieben ist. Im Gegensatz zu den im HiFi-Bereich gängigen, externen DACs enthalten digitale Audio-Interfaces – ebenso wie klassische Soundkarten – neben dem Digital/Analog- auch einen Analog/Digital-Wandler. Sprich: Mit ihnen lässt sich nicht nur auf dem Computer gespeicherte Musik wiedergeben, man kann sie mit diesem auch aufzeichnen.

Daher gehören externe Audio-Interfaces wie das RME Babyface Pro nicht nur im Tonstudiobereich sondern bei allen, die aktiv Musik machen oder produzieren, zum unverzichtbaren Equipment.

Auch im HiFi-Bereich finden sich für externe Audio-Interfaces vielfältige Einsatzmöglichkeiten – beispielsweise zum hochwertigen Digitalisieren analoger Aufzeichnungen von Band, Cassette oder Schallplatte. Zu diesem Thema später noch mehr, denn speziell das RME Babyface Pro bietet HiFi-Aktiven noch etliche weitere, interessante Anwendungsbereiche.

Warum sich die digitalen Audio-Interfaces gegenüber den einstigen Soundkarten durchsetzten, hat mehrere Gründe: Zunächst mal wäre da die weitgehende Verdrängung der Destop-Computer durch immer leistungsfähigere Laptops mit ihren geringen Gehäusemaßen, die weder genügend Platz für die erforderlichen Anschlüsse noch das Volumen für anspruchsvolle Audio-Elektronik mitbringen.

Die fühlt sich zudem in direkter Umgebung von hochgetakteten Digitalschaltkreisen nicht besonders wohl, denn das hochfrequente Störfeld innerhalb des Rechners ist dem Klang erwiesenermaßen nicht gerade dienlich.

Darum gab es bereits zur Blütezeit der Desktop-Rechner anspruchsvolle Soundkarten-Gespanne mit ausgelagerter Audio-Elektronik. Der Weg zum externen Audio-Interface war damit also schon beinahe zwangsläufig.

Bleibt allerdings noch die Frage offen, wie sich Audio-Interfaces auf digitalem Wege mit dem Computer verbinden: In der Anfangsphase der externen A/D-D/A-Konverter dominierte hier die Firewire-Schnittstelle wegen ihrer Leistungsfähigkeit.

Die etwas halbherzige Haltung von Apple zum Thema Firewire im Jahre 2010 veranlasste viele Hersteller jedoch, mehr und mehr auf die weit verbreitete USB-Schnittstelle umzusteigen: Die meisten aktuell angebotenen Audio-Interfaces verfügen daher über einen USB-Anschluss nach 2.0-Standard, was hinsichtlich Übertragungskapazität auch für gehobenen Hi-Res-Betrieb ausreicht – solange nicht allzu viele Tonkanäle zu übertragen sind.

RME Babyface Pro – für Einsteiger und Profis

Zu denjenigen, die die Entwicklung von der hochwertigen Soundkarte hin zum externen High-Tech-Audio-Interface maßgeblich vorangetrieben haben, zählt ohne Frage der deutsche Computer-Audio-Spezialist RME: Auf der Musikmesse 2016 feierte man denn auch 20-jähriges Firmenjubiläum – und kann zu Recht stolz sein, in diesem Genre mittlerweile zu den weltweit profiliertesten Anbietern überhaupt zu zählen.

Das hier vorgestellte RME Babyface Pro gehört dabei zu den jüngsten Schöpfungen und bildet, wie der Name schon sagt, den Einstieg in das mittlerweile sehr umfangreiche RME Portfolio. „Einstieg“ bezieht sich dabei lediglich auf die Anzahl der verfügbaren Ein- und Ausgänge – keineswegs jedoch auf die Flexibilität sowie die Technik: Denn hier macht das Babyface Pro definitiv keine Kompromisse.

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Fürs Home-Recording oder zum Musik einspielen unterwegs ist das Babyface Pro perfekt ausgestattet (Foto: J. Schröder)

Konzeptionell handelt es sich beim RME Babyface Pro um ein portables Interface, das seinen Strombedarf via USB-Schnittstelle deckt. Durch diese „Bus powered“-Arbeitsweise ist zum Betrieb also keine externe Stromquelle erforderlich – dank einer separaten DC-Buchse jedoch möglich.

Diese Option erlaubt dem Babyface Pro nicht nur Standalone-Betrieb gänzlich ohne Rechner (beispielsweise als hochwertiger Kopfhörer-Verstärker mit analogem und digitalem Eingang), sondern auch die Zusammenarbeit mit einem iPad oder iPhone via Apple’s Camera Connection Kit. (Anmerkung: Apple’s Betriebssystem iOS für mobile Devices wie iPhone und iPad begrenzt den maximalen Ausgangsstrom zum Speisen externer USB-Komponenten auf etwa 25 Milliampere, was zum Betreiben von Audio-Interfaces jedoch nicht ausreicht. Diese müssen daher über ihre eigene Stromversorgung verfügen.)

RME Babyface Pro im Live-Setup
Auch für mobilen Einsatz, wie hier bei einem Live-Mitschnitt, ist das Babyface Pro hervorragend geeignet (Foto: J. Schröder)

Hinsichtlich Mechanik und Ergonomie zeigt sich das Babyface dem portablen Betrieb entsprechend ausgelegt. An dieser Stelle muss ich denn gleich mal ein Sonderlob loswerden: Das Gehäuse des Babyface Pro fällt nicht nur unglaublich robust aus, sondern ist darüber hinaus auch noch von überragender Verarbeitungsqualität – die aus einem soliden Auluminiumblock gefrästen Gehäuseschalen sitzen perfekt passgenau aufeinander und zeigen zudem keine sichtbaren Verschraubungen.

Das ebenso ansprechende wie funktionelle Styling macht das Babyface Pro zum echten Hingucker neben jedem Desktop. Und wegen der angenehmen Haptik fasst man es auch noch gern an.

RME Babyface Pro auf Desktiop
Kompakte Abmessungen und das ansprechend gestylte Gehäuse machen das Babyface Pro für Desktop-Anwendungen ideal (Foto: J. Schröder)

Ein echtes Special sind auch die in die obere Gehäusehälfte platzsparend eingelassenen, rückseitigen XLR-Armaturen, die eigens für das Babyface Pro entwickelt wurden. Praktische Details wie beispielsweise die im Gehäuseboden integrierte Gewindebuchse fürs Befestigen auf einem Mikrofonstativ runden das positive Bild ab.

Nicht zu vergessen dabei das stabile, ausgesprochen praktische Transportcase, das nicht nur Platz für das Babyface Pro mitsamt USB- und MIDI-Breakout-Kabel bietet, sondern auch Stauraum für allfällige Adapter mitbringt.

RME Babyface Pro – die Technik

Bestückt mit einem hochwertigen 4-fach-A/D-Konverterchip (Asahi AK 5388A) sowie einem 4-fach-D/A-Wandler-Baustein (Asahi AK 4413) kann das RME Babyface Pro simultan vier analoge Kanäle aufzeichnen und gleichzeitig wiedergeben (Full-Duplex-Betrieb). Hinzu kommt ein digitaler S/P-DIF-Pfad, der ebenfalls simultanes Ein- und Ausspielen erlaubt.

Somit stehen insgesamt sechs Kanäle für Aufnahme und Wiedergabe zur Verfügung. Für HiFi-Praktiker weniger interessant, dafür im Studio-Bereich umso nützlicher ist die Option, den S/P-DIF-Pfad auf das für 8-Kanal-Digitaltransfer ausgelegte ADAT-Protokoll umschalten zu können. Im ADAT-Betrieb kann das Babyface Pro also maximal 12 Kanäle simultan ein- und ausgeben.

Bei S/P-DIF-Betrieb erlaubt das RME Babyface Pro Abtastraten von bis zu 192 Kilohertz bei einer Auflösung von 32 Bit – den HiFi-Anwender wird es dabei nur wenig kümmern, dass sich die maximale Samplerate bei mehrkanaliger ADAT-Arbeitsweise entsprechend reduziert (96 Kilohertz bei vierkanaliger sowie 48 Kilohertz bei 8-kanaliger-ADAT-Einspeisung).

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Ein Blockschaltbild sagt mehr als tausend Worte: Signalfluss und Anschlussmöglichkeiten beim Babyface Pro im Überblick (Grafik: RME)

Fürs Aufnehmen analoger Signale bietet das RME Babyface Pro zwei unterschiedliche Eingangs-Pärchen an: Die mit XLR-Buchsen bestückten, vollsymmetrischen Eingänge 1 und 2 besitzen einen sehr hochwertigen Mikrofon-Verstärker, der einen einstellbaren Verstärkungsfaktor von 1 bis annähernd 2000fach (0 bis 65 Dezibel) bietet – damit lassen sich selbst dynamische Mikrofone mit geringer Ausgangsspannung in einen optimalen Arbeitsbereich bringen.

Andererseits können hier aber auch symmetrische wie asymmetrische Hochpegelquellen andocken: Dank der zuschaltbaren Vordämpfung (Pad) von 11 Dezibel dürfen es auch solche sein, die hohe Ausgangsspannungen liefern. Selbstverständlich lässt sich den Eingängen 1 und 2 die für den Betrieb hochwertiger Kondensatormikrofone erforderliche Phantomspeisung (48 Volt Gleichspannung) hinzu schalten.

Das Eingangs-Pärchen 3 und 4 hingegen verfügt über zwei seitlich angebrachte 6,3-Millimeter-Klinkenbuchsen. Als unsymmetrische Hochpegeleingänge ausgelegt, lassen sie sich zudem direkt zum Anschluss von Musikinstrumenten nutzen – dank ihrer hohen Eingangsimpedanz von 470 Kiloohm stellen sich hierbei keine Klangverluste im Tieftonbereich ein, wie sie an normalen Hochpegeleingängen die Regel sind: Speziell Gitarristen und Bassisten können hiervon ein Lied singen.

Für universelle Verwendbarkeit mit allen erdenklichen Hochpegelquellen lassen sich die Eingänge 3 und 4 in ihrer Empfindlichkeit von Heimton- (-10 dBV = 316 mV) auf Studio-Standard (+4 dBu = 1,23 V) umschalten – zudem kann mit der einstellbaren Verstärkung von etwa 2,5-fach (9 Dezibel) eine Feinanpassung erfolgen.

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RME Babyface-Pro Innenleben im Tiefflug: Im Blickpunkt die beiden 4-Kanal-A/D- und D/A-Wandlerchips vom japanischen Spezialisten AKM (Foto: J. Schröder)
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Das Innenleben des RME Babyface Pro von oben: Links oben die rauscharmen Mikrofonverstärker-Chips von Burr Brown mit den dazugehörigen Gain-Control-Schaltkreisen von That Corp (Foto: J. Schröder)
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Die rückseitigen XLR-Ein- und Ausgänge sind platzsparend in das stabile Gehäuse eingearbeitet (Foto: J. Schröder)
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Für die Wiedergabe analoger Signale verfügt das RME Babyface Pro über vier Ausgänge: Das auf der Rückseite befindliche Pärchen 1 und 2 ist mit elektronisch symmetrierten XLR-Anschlüssen ausgestattet, die sich aber auch unsymmetrisch nutzen lassen. Hier zeigt sich das Babyface Pro etwas abgespeckter als die „großen“ RME-Interfaces: Diese besitzen sogenannte servo-symmetrische Ausgänge, die den Pegelverlust von 6 Dezibel bei unsymmetrischer Nutzung automatisch kompensieren.

Anders beim Babyface Pro: Hier sollte bei unsymmetrischem Anschluss nur der Kontakt 2 (Signal inphase) sowie der Kontakt 1 (Masse) der XLR-Armatur beschaltet werden – das bei unsymmetrischer Nutzung geläufige Erden von Kontakt 3 (Signal nonphase) führt dagegen zu erhöhtem Klirrfaktor und vergrößert zudem den Strombedarf.

Die seitlich angeordneten Ausgänge 3 und 4 sind hingegen von Haus aus unsymmetrisch ausgeführt und somit für HiFi-Anwender leichter nutzbar. Da sie nicht nur als Hochpegel-Ausgänge, sondern auch zum Anschluss von Kopfhörern dienen, sind sie physisch in Form zweier Stereo-Klinkenbuchsen realisiert – das Besondere hierbei: Beide Buchsen besitzen jeweils ihren eigenen Verstärkerschaltkreis, was perfekte elektrische Anpassung an unterschiedliche Hörertypen ermöglicht.

So ist die 6,3-Millimeter-Buchse für mittel- bis hochohmige Kopfhörer mit 150 bis 600 Ohm Impedanz optimiert, während die 3,5-Millimeter-Variante für niederohmige Mobilhörer mit 32 bis 70 Ohm Impedanz gedacht ist. Die Lautstärkeeinstellung erfolgt dabei allerdings gemeinsam für beide Kopfhörer-Ausgangsbuchsen.

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Autor: Jürgen Schröder

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Toningenieur, R&D-Spezialist und das (mess-)technische Gewissen von LowBeats. Kümmert sich am liebsten um Wissens-Themen, Musik und den spannenden Bereich zwischen Studio und HiFi.