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Der Cambridge Audio CXA 81 MK II beerbt seinen legendären Vorgänger und kommt mit einem superschnellem DAC, kostet aber weiterhin 1.200 Euro (Foto: Cambridge Audio)

Test Vollverstärker Cambridge Audio CXA81 MKII – wirklich besser als der Vorgänger?

Zwei Buchstaben, zwei römische Ziffern – und wir sind maximal gespannt. „MK II“ ist der Fetisch unserer Jugend, der Traum eines jeden Journalisten: Ein HiFi-Baustein, der sich den Ruf eine Legende erschaffen hat, erscheint nun in der MK II-Version. Da lässt sich Großartiges vorstellen und da lassen sich spannende Geschichten erzählen. So auch vom Cambridge Audio CXA81 MKII.

Die Profis sprechen von „Mark two“, eben der zweiten gezündeten Stufe des Fortschritts. Die Spötter hingegen sprechen von der „Minderwerktigkeitskomplex-Stufe zwei“. Zu häufig habe ich erlebt, dass uns mal wieder jemand ans Portemonnaie will. Dann ist ein etablierter HiFi-Markstein an das Ende seines Produktionszyklus gekommen – und die Ingenieure übertragen die Wertigkeit in eine neue Generation. Oder die Marketingspezialisten. In den meisten Fällen beide. Zumeist geht es um Äußerlichkeiten, in der Automobil-Branche spricht man vom Facelift.

Cambridge Audio CX81 MkII mit MKI
Den Unterschied erkennt man nur anhand einiger Aufkleber, die damals en vogue waren und an einigen Gebrauchsspuren … (Foto: H. Biermann)

Egal, meine Hände sind etwas nervös, als ich den Karton zum Cambridge-Vollverstärker CXA81 MKII öffne. Der LowBeats-Chefredakteur Holger Biermann fand den Vorgänger so grandios, dass er ihn im privaten Umfeld aufspielen lässt – und genau jetzt zum Vergleichstest mitbrachte. Seit dem damaligen Test stellt der CX81 die Klassenreferenz bei LowBeats. Freundlicher, aber auch deutlicher kann man ein Kompliment nicht mit einem Kauftipp verbinden. Natürlich hat Cambridge Audio nicht den Rotstift herausgeholt, sondern den Preisschraubenzieher. Den nunmehr „alten“ CXA81 gibt es noch immer – für 999 Euro. Den MKII-Nachfolger für 1199 Euro, die auch der CX81 bei Markteinführung kostete. Zweihundert Euro. Das macht ein Plus von zwanzig Prozent – lässt sich einfach rechnen und hebt die Spannung.

Die hält nicht lange. Der Neue sieht nicht nur annähernd so aus wie der Alte – die beiden sind äußerlich identisch. Holger schaut mit mir das gute Stück an, vier Augen sehen mehr. Nein, es bleibt dabei, nicht der Hauch eines neuen ästhetischen Wandels. Auch die Rückseite – vollkommen identisch. Aber wiegt der MKII nicht etwas mehr? Vier Männerarme können sich täuschen, also auf die Waage damit – 8,7 Kilogramm in beiden Fällen. Ein fetterer Ringkerntrafo kann es nicht sein.

Der Cambridge CXA81 MKII im technischen Bruder-Vergleich

Also den Schraubenzieher gezückt und die Deckplatte abgehoben, die Brüder sollen sich nackt zeigen. Da schaut man in eine wunderbar schlaue Welt des modernen HiFi. Die alten Herren unter den Entwicklern setzen die Kühlrippen an die Seiten – bei den Cambridge Amps liegen sie in der absoluten Mitte, gruppiert um den zentralen Ringkerntrafo. Von dort aus geht es in den Signalwegen überaus symmetrisch zu den Leistungsplatinen links und rechts – die identisch aufgebaut sind, halt nur spiegelverkehrt. Also ein echtes, doppeltes Mono.

Cambridge Audio CX81 Kondensatoren
Der Aufbau des CX81 (Bild) gleicht dem des CX81 MkII wie ein Ei dem anderen: beide sind optisch identisch (Foto: H. Biermann)

Ein Steuermodul an der Front, die Platine für die eingehenden Signale mit maximal kurzen Wegen auf der Rückseite. Bildschön. Aber so überhaupt nicht offensichtlich unterschiedlich. Man benötigt die Lupe – und den direkten Draht zu den Entwicklern. „Raising the Standard“ hören wir mehrfach. Der Head of Engineering, Nick Brown hatte keine Revolutionen im Sinn. Aber einen neuen Chip im Fokus: ESS Sabre lieferte stets den ES9016K2M, nun ordern die Briten den ES9018K2M.

Ein kleiner Zahlentausch, aber ein starkes Upgrade in der digitalen Wandlung. Jetzt keine Wunderzahlen bei der Auflösung erwarten – auch die ist gleich geblieben, bei PCM sind es maximal 24 Bit und 384 kHz oder DSD256. Die wenigsten von uns werden täglich mit diesen Dateigrößen hantieren, aber Cambridge stellt seine Zukunftsfähigkeit heraus. Natürlich kann ich koaxial oder optisch den Chip anfahren. Das volle Potenzial ist aber dem Zugang per USB vorbehalten. Jetzt kommt der Upgrade ins Spiel: Der Emka Zwo ist für Roon nicht nur vorbereitet, sondern auch getestet. Dem Vorgänger bleibt diese Kunst verwehrt. Hört sich gewaltig an, ist in der technischen Basis aber nur eine Versicherung, dass der USB-Port keine Hürden aufbaut. Gleichstand hingegen beim kabellosen Kontakt per Bluetooth, hier liegen beide Briten auf aptX HD Niveau und 24 Bit.

Cambridge Audio CX81 MkII Rear
Unterscheiden sich auf der Rückseite einfach gar nicht: der CX81 (ob.) und sein Nachfolger Mk II (Foto: H. Biermann)

Interessanterweise spielen beide Amps nicht die Phono-Karte. Im Wortsinn – es gibt keine Platine, nicht mal für Moving Magnets. Eigentlich eine Botschaft der Zeit. Aber Cambridge kann sich elegant herausreden und beweisen, dass der Superseller-Plattenspieler Alva ja mit einem internen Phonomodul daher kommt, selbst beim kleineren ST gibt es eine „Built-In Phono Stage – keep your setup simple“. Erstaunlich hingegen der audiophile Anspruch, dass der CXA81 auch mit einem Port XLR-Stecker anlockt. Wieder eine Referenz an den Familiengedanken: Der CXN100-Netzwerkplayer wurde hier von den Briten als idealer Zuspieler ausgerufen und liegt zudem in der gleichen Preisklasse (1.049 Euro). Obwohl sich hier die englische Katze ein wenig in den Schwanz beißt. Denn Streamer wie Verstärker streiten sich um das Recht auf D/A-Wandlung, und auch der CXN100 kann auf seiner Rückseite eine Bluetooth-Antenne angeschraubt bekommen. Aber der Sabre-Chip im Streamer ist klar besser, ein ES9028Q2M „Reference DAC“, der bis 32 Bit und 768 Kilohertz feinrastern kann.

Cambridge Audio CX81 MkII Fernbedienung
Dankenswerter Weise auch bei dem Neuen dabei: die vielseitige System-Fernbedienung der CX-Serie (Foto: H. Biermann)

Hörtest

Wenn sich in den technischen Unterschieden zwischen CXA81 und MK II der Sesam nicht öffnen will, dann müssen wir es erzwingen – mt den Ohren im direkten Hörvergleich. Davor muss aber Gleichstand her. Der Oldie wurde bei LowBeats über hunderte Stunden unter lebensnahen Bedingungen warm gespielt. Der MK II bekommt zwei Nächte im Hörraum, um auf gehobene Betriebstemperatur zu kommen.

Cambridge Audio CX81 MkII mit MKI
An der Dynaudio Heritage Special, Referenzbox der Kompaktklasse, mussten sich beide CX81er beweisen (Foto: H. Biermann)

Auf mehr als nur Betriebstemperatur waren auch die Wings im Sommer 1974. Die Tournee hat die Band zusammengeschweißt, „Band on the run“ thronte sieben Wochen auf dem Spitzenplatz der Charts. Paul McCartney ahnte, dass die Hochenergie gehalten werden musste – und schloss sich mit den Wings in den Abbey Road Studios ein. Vier Tage für fünf Musiker und die Vorgabe, dass alles live auf Band gebannt wird, halt eben nur unter dem schützenden Studiodach. 50 Jahre ist nichts mit den Bändern passiert, Schlummerschlaf im Archiv. Weil die Band so schlecht war? Eher wollten die Strategen der EMI ein „echtes“ Live-Album veröffentlichen und „Band on the run“ weiterrennen lassen. Wie auch immer: Sir Paul hat zum halben Jahrhundert des Events die Veröffentlichung angeregt, befohlen, freigegeben: „One Hand Clapping“. Alle sind gut drauf, die Tontechniker etwas zu sehr. Da wird künstlicher Hall auf jede Stimme gelegt, der Raum hat Cinemascope-Format. Die 1970er-Jahre halt. Passt großartig zum Bond-Hit „Live and let die“. Da ist weit mehr Dynamik unter dem Bühnenboden, als in der offiziell veröffentlichten Studioaufnahme – es wird laut, sehr laut.

Paul Mccartney One Hand Clapping
Paul McCartney & Wings „One Hand Clapping“ (Cover: jpc)

Ansage an die Cambridge-Brüder: Ich will Schweiß spüren, Sir Paul sehen und Roger Moore noch hinzu mit gezogener Walther PPK. Der Ur-CXA81 zeigte genau diese drückende Kraft, die ihn zum Tipp und Umsatzhelden gepusht hat. Ein feines Sixpack, versteckt unter englischem Zwirn, aber präsent. Die oberen Bässe scheinen kaum ein Ende des Schubs zu kennen. Wer mehr Tiefbass und Knochenschall haben will, der müsste nach unserer Hörerfahrung deutlich mehr als das Dreifache ausgeben. Preis/Leistung sind phänomenal. Aber ein Unterschied?

Wir müssten lügen. Da sind keine Welten zwischen Oldie-Version und MKII-Upgrade, wenn man über eine externe Quelle geht. Steuert man jedoch den DAC direkt an, dann wirkt der Neuling feiner, eleganter, mehr Binnen-Dynamik bei zugleich höherer harmonischer Geschlossenheit. Noblesse wäre das richtige Wort. Bis zu dem Moment, an dem Paul McCartney durchdreht. Warum nicht einmal „Let it be“ auf einem leicht jaulenden Harmonium intonieren? Der neue Cambridge zeigte es flirrender, mit mehr Energie, mehr Analyse.

Leben wir in Zeiten der plötzlich aufspringenden Schubladen? Da lagen auch elf Songs von Johnny Cash (Album: “Songwriter”). Die dieser Tage Sohnemann John Carter Cash zur Veröffentlichung bestimmt hat. Klingt nicht so kantig, brutal-klar wie die Sessions unter Produzent Rick Rubin. Da lebt noch der alte Country-Sound mit Steelgitarre und fünf Violinen im Stereodreieck. „Eine unentbehrliche Fortsetzung der American Recordings-Serie“ hat ein Kritiker ausgerufen.

Johnny Cash
Johnny Cash „Songwriter“ erscheint bei Universal Records als CD, Doppel-CD, LP sowie als Stream oder Download, zum Beispiel bei qobuz .

Unfug. Zwar ist der Sound erstaunlich frisch, aber weit von Unpluged entfernt. Die beiden Cambridge Amps müssen sich in Sachen Fülligkeit beweisen, es darf auch mal fett werden. Genau an dieser Stelle hört sich der Oldie besser an. Der MK II lieferte etwas mehr Brillanz. Die aber bei dieser Musik gar nicht bestellt war, Analyse ist mitunter auch nicht zuträglich. Der hart mit dem Plektrum gezupfte E-Bass knurrt bei der Erstauflage des CXA81 schlicht schöner.

Wie steht es um die räumliche Präzision? Seit dem Neubeginn der Bayreuther Festspiele nach dem Krieg drängeln sich die Plattenlabels beim Wanger-Clan mit der Bitte um eine Live-Aufnahme. Nun hat die Deutsche Grammophon den „Parsifal“ aufgenommen. Erstaunlich schnell, im vergangenen Jahr war Premiere, in diesem Sommer geht es in die zweite Spielzeit. Was hören wir zuerst? Publikum, Hüsteln, unruhige Füße auf dem rohen Holzboden – dann der erste Ton aus dem Graben und wundersame Ruhe stellt sich ein. Halt ein „Bühnenweihfestspiel“ und Abschiedswerk. Die Tontechniker raufen sich die Haare, schon seit sich die Decca in den 1950er Jahren einquartiert hatte. Der DGG-Parsifal stellt die Neuzeit und das heute technisch maximal Machbare dar. Mythische Klangwolken treffen auf einen hochanalytischen Klang. Da wiederum hat der MKII die Nase vorn. Er leuchtet den Raum maximal aus, hohe Innenspannung zwischen Publikumssaal, der Bühne und dem unsichtbaren Orchestergraben. Und Ruhe, viel Ruhe – der alte CXA wirkte leicht nervöser. Satz, Sieg und einen Wagner-Orden für den MKII.

Fazit Cambridge Audio CXA81 MK II

Die Frage stellt sich eigentlich nicht. Der Ur-CXA81 wird verschwinden, abgelöst vom MK II. Also noch schnell ein Restexemplar bei Cambridge kaufen? Wer den soften Sound liebt und etwas sparen will, sollte zugreifen. Wer den Takt mehr an Analyse sucht, legt sich die Neuinterpretation zu. Fabelhafte Preis/Leistungsbrecher sind beide.

Cambridge Audio
CXA81 MKII
2024/07
Test-Ergebnis: 4,4
SEHR GUT
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Feiner, druckvoller, musikalischer Klang
Bei USB etwas mehr Auflösung als beim Mk I
Symmetrischer Aufbau, XLR-Eingang
Stabile, gute Preis-/Klang-Relation

Vertrieb:
Cambridge Audio Deutschland
Telefon: 0410 18099810
www.cambridgeaudio.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Cambridge CX81 MkII: 1.199 Euro

Technische Daten

CAMBRIDGE AUDIO CXA 81 Mk II
Konzept:DAC/Vollverstärker mit Class A/B-Schaltung
Wandler-Bestückung:ESS ES9018K2M SABRE32 DAC
Eingänge analog:1 x symmetrischer XLR-Eingang, 4 x Cinch
Eingänge digital:1 x S/PDIF koaxial, 2 x TOSLINK optisch, 1 x USB-Audio, Bluetooth
Ausgänge:1 x Vorverstärker, 1 x Subwoofer
Leistung 4 / 8 Ohm:2 x 120 / 2 x 80 Watt
Farbe:
Lunar Grey
Abmessungen (B x H x T):43,0 x 11,5 x 34,1 cm
Gewicht:8,7 Kilogramm
Alle technischen Daten
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Autor: Andreas Günther

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Der begeisterte Operngänger und Vinyl-Hörer ist so etwas wie die Allzweckwaffe von LowBeats. Er widmet sich allen Gerätearten, recherchiert aber fast noch lieber im Bereich hochwertiger Musikaufnahmen.