Die beste Kreditkarte, die man haben kann, ist nicht silbern, nicht golden, sie ist schwarz. Black ist das neue Ultimo. Wenn ich ein Produkt auf dem Markt habe und den Verkaufszahlen einen neuen Schub geben will – dann male ich es schwarz an. Genügt vollkommen, die Farbe allein macht’s. Und so kommt auch der kleinste und in sich stimmigste Röhrenverstärker in einer Unison Simply Italy Black Edition daher. Wir hatten die „BE“-Version im Vergleich zur Ur-Version – und waren erneut verzückt. Auch, weil uns Unsison Research tiefe Einblicke in die Produktion erlaubte. Lesen Sie dazu auch unseren Besuchs-Report.
Noch einmal zum Anfang. Unison-Gründer Giovanni Sacchetti, war im Hauptberuf Röhren-Genie und -Entwickler, im Nebenberuf Professor an der Hochschule in Padua und hatte den Simply Italy mal in einem schnellen Geniestreich gezaubert. Und als LowBeats Chefredakteur Holger Biermann den Seniore am Ende dessen aktiver Schaffenszeit nach seinem Lieblings-Verstärker befragte, zögerte er ein wenig und dachte zuerst an den Über-Verstärker Absolute 845, sagte dann aber doch: „der Simply Italy“.

Natürlich erfuhr der kleine Röhren-Amp im Laufe der Zeit dezente Anpassungen. Auch bei jenem Testexemplar, das LowBeats 2017 feierte, gab es kleine Unterschiede zum Ur-Simply Italy. Die jetzt aktuelle Back Edition jedoch ist eine Revolution. Die Schaltung ist eine andere, ein DAC ist eingebaut und auch die Preisklasse hat sich verändert – der Neue in der Black Edition liegt bei 3.350 Euro. Dabei ist die reine Wattausbeute sogar gesunken: von zwölf auf zehn Watt. Diese aber – wie gehabt – in schönstem, reinen Class-A.

Unison Simply Italy Black Edition: die Schaltung, die Röhren
Die Neuauflage ist in großen Teilen auch ein neuer Wurf des aktuellen Chefentwicklers Alessio Fusaro. Wir haben die Schaltpläne vor uns: Das ist round about die Versammlung von doppelt so vielen Bauteilen:
Was aber nicht das Gesamtgewicht doppelt. Wir sind immer noch bei 15 Kilogramm. Kernpfund ist hier natürlich die Stromaufbereitung. Der Ausgangstransformator ist eine umfassende Neukonstruktion, aufgeteilt in fünf unterschiedliche Arbeitsbereiche bei einer eigens für Unison Research angewendeten Wicklungstechnik. Das schafft einerseits eine höhere Effizienz, also mehr Kapazität und Kontrolle bei der Strombereitschaft, plus eine andere Ansteuerung der Röhren selbst. Und hier lässt Alessio im Interview fast nebenbei das Wort von der „elektronischen Polarisation“ fallen.
Die KT77-Röhren rackern damit permanent in ihrem besten Arbeitsmodus – und das aufwändige Auto-Bias wird obsolet, kann also weg. Das schafft für den potenziellen Käufer auch die Abwesenheit von irgendwelchen Bastelgedanken – ich muss nichts nachjustieren und so muss auch nicht in den Chor einstimmen, das Röhrenverstärker quengelnde Kleinkinder sein können. Strom an die Steckdose, Quelle auswählen, Kabel zu den Lautsprechern – das wäre es.

Hinter den Kulissen passiert viel für den Zauber der Leichtigkeit. Die Signalauswahl überantworten die Italiener fein klackenden Relais – „Dies ermöglicht eine größere Trennung zwischen den Kanälen, das Signal ist auf einem Lastwiderstand in der Nähe des Eingangs geschlossen“, so Alessio Fusaro. Vor allem tauchen die nicht benutzen Eingänge nicht mehr als Störelement auf. Diese haben nämlich – wenn sie abgeschaltet sind – keinerlei Einfluss mehr auf die zentrale Platine.
Das ist wichtig, denn in der neuen Edition hat Unison Research auch ein – komplett passiv abstellbares – Digital-Board verbaut; PCM wird hier bis 384 Kilohertz gewandelt, dazu DSD256. Wobei die „Anfütterung“ frei gewählt werden kann. Drei klassische, analoge Cinch-Ports liegen nun drei digitalen Zugängen gegenüber – USB, optisch (Toslink) und per S/PDIF. Hinaus gehen einmal Cinch (nominell „Subwoofer“, aber im Vollbereich) und vier Schraubklemmen für die Lautsprecher. Das ist einerseits unaufgeregt und dennoch der Gegenwart der digitalen Zuspieler verpflichtet. Ein Phono-Eingang? Zwingt sich nicht auf, in dieser Preis- und Bauklasse legt man sich besser einen externen Vor-Vor-Verstärker zu.

Doch weiter in der Signalführung. Von der Eingangsrückseite gelangt das Signal über Koaxialkabel zum motorisierten ALPS-Potenziometer, dann an einen ersten Polypropylen-Entkopplungskondensator und weiter an die ersten Triode. Diese Verstärkungsstufe ist so ausgelegt, dass sie direkt mit der zweiten Triode gekoppelt werden kann, ohne dass eine zusätzliche Kapazität erforderlich ist. Vor der Leistungsröhre liegen Kondensatoren von Mundorf, jeder Baustein stammt aus der gehobenen Klasse dessen, was der so Weltmarkt hergibt. Dann aber das neue Polarisationssystem, ohne Auto-Bias. Der Kathodenwiderstand der Endröhre dient nur noch als „Fühler“ für eine elektronische Schaltung, die nun den Bias regelt. Heißt: Es gibt kein Leistungsventil, keinen Flaschenhals. Wie gesagt: alles in lupenreinem Class-A bei einem versprochenen Frequenzspektrum von 15 Hertz bis 50 Kilohertz.
In der Ur-Version glommen selektierte Röhren der Bauart EL34 und ECC82. Nun der Schwenk auf ECC82/12AU7 und zwei KT77 in der Leistungsstufe. Die werden alle natürlich auch gematcht und stammen vom chinesischen Großhersteller Gold Lion. Guter, langlebiger Stoff, kein Einspruch. Alessio Fusaro: „Die KT77-Röhre wurde als Ersatz für die EL34 entwickelt. Die KT77 hatte eine interne Konstruktion, die der 6CA7 ähnelt, aber als „Kinkless Tetrode“ – wofür die Vorsilbe „KT“ steht.

Frühere Leistungsröhren hatten einen „Knick“ in ihrer Leistungskurve, was zu Nichtlinearität führte.“ Wer tunen will, soll es tun, aber vorher den Fachmann fragen. Am besten im Dialog mit dem deutschen TAD-Vertrieb am Chiemsee. Aber nochmals der Chefentwickler im Interview: „KT77-Röhren bieten einen viel tieferen und offeneren Klang mit einem sauberen Hochtonbereich. Mit vergoldetem Gitterdraht sind diese Röhren aus schwerem Glas und robusten Platten gefertigt, die sicherstellen, dass sie bei gleichbleibender Leistung auch starken Beanspruchungen standhalten können.“
Apropos Beanspruchung: Das neue Black-Finish sieht nicht nur schön aus, es ist auch ein Mix aus der Veredelung eines Flügels und den mechanischen Ansprüchen einer „Black Gun Metal“-Farbe. Oxidation hat der Lack ebenso wenig zu fürchten wie Angriffe mit der Nagelfeile.
Der Zufall wollte es, dass wir den „alten“, originalen „Simply Italy“ noch im Referenz-Lager hatten und ihn neben der „Black Edition“ aufbauen konnten. Der optische Zugewinn ist nicht von sich zu weisen, dier Ähnlichkeiten aber auch nicht. Das Schutzgitter lässt sich in beiden Versionen abnehmen, beide stehen auf je drei Beinen. Das ist nicht wirklich ein opulentes Röhrenkraftwerk. Alles wirkt fein, reduziert, vielleicht auch ein wenig verletzlich. Vor allem stellt sich schnell die visuelle Frage: Wie groß dürfen denn die Lautsprecher gewachsen sein, damit es das 15-Kilo-Päckchen mit ihnen aufnehmen kann?

Zuerst haben wir einen Gleichstand herbeigeführt: Also den neuen „Black Edition“ über drei Tage einspielen lassen, damit er auch einige Arbeitszeiten auf dem Tacho hat. Dazu haben wir den Kompaktmonitor Dynaudio Heritage Special angeschlossen – unser Liebling unter den Zweiweglern. Er zeigt alles, wird aber nie böse, großartiges Musizieren – und mit 6.000 Euro in einer durchaus sinnvollen Preisklasse für den Unison Research. Zumal der optische Reiz nicht schöner sein kann: klarer, kleiner Röhrenamp, legendäres Lautsprecherdesign, noch ein feines Zimmerchen dazu und die audiophile Welt ist mit sich im Reinen.
Hörtest
Gruselige Live-Mitschnitte fluten gerade den Markt. Dieser ist anders: Der Manager von Ella Fitzgeralds hatte ihn gehortet – live aus dem Oakland Museum am 30. Juni 1967. Das Publikum scheint etwas hinter dem Nebel, aber alles auf der Bühne bringt pures Glück. Auch audiophil und frisch herausgekommen in 24 Bit und 192 Kilohertz. Als Rausschmeißer wird über „Mack The Knife“ berichtet. Der muss ein charmanter Mann gewesen sein. Zwar ein Mörder und Schänder, aber bei Ella swingt die Bude. Tolle Abbildung, wandernder Bass, Blechbläser links und rechts, das Schlagzeug peitscht direkt hinter der Sängerin. Das ist genau die Musik, bei der der neue Unison Research maximal die Sau, vielmehr den Haifisch herauslässt. Er kann swingen, er bringt Leben an die Lautsprecher – und das macht er klar besser als sein Vorgänger. Der hatte in unserem Vergleich auch dieses feine Beben, aber beim echten Tiefbass war Schluss, es wurde eng. Die „Black Edition“ wirkte bei diesem Track offener und leistungswilliger – auch bei nominell weniger Watt.

Was aber direkt zur Frage überleitet: Geht da noch mehr? Wollen wir mal wirklich eine große Standbox anschließen? Bleiben wir doch in Italien, bei der neuen Sonus faber Maxima Amator. Nein, das hört man schnell, hier funktioniert das Zusammenspiel angesichts des geringen Wirkungsgrades nicht. Dann halt wieder Dynaudio, die Contour Legacy. In unserem Fazit war die Sache klar: „Elektrisch gutmütig + hoher Wirkungsgrad = Röhren-tauglich.“
Stimmt auffällig. Da rattert plötzlich ein vollbeladener Zug über die Klangbühne. „Darkside“ sollte eigentlich keine Band werden, nur ein experimentelles Nebenprojekt von Nicolas Jaar und Dave Harrington. Jetzt aber, im Trio mit Tlacael Esparza, wieder ein Superalbum in der Kategorie Independend: „Nothing“ darf hier und da an „Daftpunk“ erinnern. Der Song „Graucha Max“ zählt zu dem Unerbittlichsten, das ich je in 24 Bit gestreamt habe. Acht Takte und so mancher Transistor-Amp outet sich als Brutalo. Oder eine Röhre bekommt Keuchhusten. Erstaunlich, dass der Simply Italy BE es wie eine Fingerübung nimmt – allenfalls im bösen Ultrabass geht ihm ein wenig die Puste aus, aber das massive Klangbild steht wie ein Gebirge vor uns. Alessio Fusaro scheint mit der „elektronischen Polarisation“ einen Zaubertrank für feine, leicht-gewichtige Röhren gefunden zu haben. Ach – eine Seitenbemerkung noch zum internen DAC: Der ist tatsächlich hochklassig, in unserem Testaufbau hat er klar einen Mittelklasse-Streamer abgeschossen, erst in der Preisklasse ab 1.000 Euro wurde es eng.

Wem nach Revolution ist – Chopin hat eine Etüde mit diesem Vornamen geschrieben, in heroischem c-Moll natürlich. Die kann man fett spielen, donnernd oder kühl-perfekt. Wie Maurizio Pollini. Der hatte mit 18 Jahren gerade den Chopin-Wettbewerb gewonnen, die EMI lud ihn in die Abbey Road Studios ein. Die LP ist nett, aber klanglich flach. Dann wurde der junge Mann seltsam: 51 Jahre verbot er die Veröffentlichung weiterer Bänder, unter dem Radar tauchte ein CD-Master beim Label Testament auf – jetzt aber das Remaster in 24 Bit und 192 Kilohertz, direkt aus den Abbey Road Studios (und eine SACD!). Der Münchner Großkritiker Attila Csampai legte sich weit aus dem Fenster: „Pollinis historische Jugendsünden enthalten mehr Gedankenklarheit, Dramatik und Zukunftspotenzial, als das meiste, das uns heutige Pianisten zum Thema anbieten. Von einer Sensation zu sprechen, scheint mir in diesem Fall nicht übertrieben.“

Das ist genau der Punkt, an dem der neue Unison Research eine weitere Großtat seiner Konstruktion ausspielen darf – er analysiert jedes Gramm auf der dynamischen Class-A-Waage. Diese Präzision im Anschlag, die eher hellen Saiten auf dem Stahlrahmen – die EMI-Tontechniker wühlten nicht im Erdenschlamm wie die Kollegen der Decca, im Breitklang der Deutschen Grammophon waren sie auch nicht unterwegs. Großartig, wie die „Black Edition“ fokussiert.
Und hier liegt auch der Unterschied zur Normal-Version. Für die BE sprechen die höhere Genauigkeit und die höhere Impulsivität: Der kleine, „gemütliche“ Simply Italy bringt in der Black Edition einfach mehr Zug in die Aufnahme und vervollkommnet das klassische Röhren-Klangbild mit einer wunderbaren und äußerst lebensnahen Feindynamik.
Fazit Unison Simply Italy Black Edition
Der Qualitätssprung zur Vorgängerversion ist eindeutig nachvollziehbar – wie auch das moderat höhere Preis-Niveau. Denn dieser Amp ist dank DAC viel weltläufiger und bedient dynamisch, analytisch, musikalisch auch weit, weit teurere Lautsprecher. Der Wirkungsgrad kann kritisch sein, aber warum den schwarzen Italiener nicht mit Lautsprechern paaren, die das Dreifache, Vierfache kosten? Sein klangliches Vermögen gibt das allemal her. Wie wir erfahren haben, wird Chefentwickler Alessio Fusaro im Mai zur High End über die Alpen nach München kommen. Der stattliche Mann muss dann stark sein – und damit rechnen, dass wir aus dem Schulterklopfen gar nicht mehr herauskommen.
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Sehr natürlicher Klang mit sanfter, aber bestimmter Auflösung |
| Erfreulich hochwertiger DAC an Bord |
| Unverwechselbar italienisches Design, schöne, solide Verarbeitung |
| Prinzipbedingt sehr wenig Leistung |
Vertrieb:
TAD Audio Vertriebs GmbH
Hallwanger Str. 14
83209 Prien
www.tad-audiovertrieb.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Unison Research Simply Italy Black Edition: 3.350 Euro
Die technischen Daten
Unison Research Simply Italy | |
---|---|
Technisches Konzept: | Röhren-Vollverstärker: Class-A, Single-ended |
Bestückung: | 2 x ECC82 Gold Lion, 2 x KT77 Gold |
Leistung: | 2 x 10 Watt |
Gegenkopplung: | schaltbar zwischen 3 – 4 dB |
Eingänge: | analog: 3 x line RCA, digital: 1 x USB, 1 x SPDIF, 1 x Toslink |
Ausgänge: | 1 x Subwoofer |
Abmessungen (B x H x T): | 26,0 x 18,0 x 40,2 cm |
Gewicht: | 15,2 Kilo |
Alle technischen Daten |
Mit- und Gegenspieler:
Test Standbox Dynaudio Contour Legacy
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Test Sonus faber Maxima Amator: über die Schönheit des Lautsprechers
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