Mal ganz sachlich: Es steht an ein Test einer Vorverstärker/Endverstärker-Kombination für zusammen – je nach Ausstattung – etwa 17.600 Euro an. Die Octave HP 300 SE/RE 320 sind beide röhrenbestückt, kommen beide aus Deutschland – nämlich aus Karlsbad bei Karlsruhe im Nordwesten des südwestlichen Bundesland Baden-Württemberg.
Mal ein bisschen emotionaler: Verstärker von Octave zu testen, das ist – zumindest für den Autor (Lothar Brandt) dieser Zeilen – immer so ein wenig wie nach Hause kommen. Die Philosophie, der Klang, die Geräte sind einem irgendwie seit Langem vertraut. Und auch wenn sich inzwischen das eine oder andere geändert hat – das Wesentliche ist bekannt. Aus dieser Vertrautheit wächst Vertrauen. Wenn denn die Beziehung keine Brüche erlebte. Was sie in diesem Falle nie musste.
Es mag ja Zufall sein, dass der „Durchbruch“ von Octave just in dem Jahr 1986 erfolgte, als der Autor seine journalistische Tester-„Karriere“ begann. Kein Zufall ist es mit Sicherheit, dass es die schon Jahre zuvor gegründete Firma Octave noch immer gibt. Firmen-Chef und -Mastermind Andreas Hofmann verfolgt konsequent eine No-Nonsense-Philosophie, setzt auf lange Produkt-Laufzeiten sowohl im hauseigenen Portfolio als auch im Musikzimmer der Kunden, entwickelt indes beharrlich weiter. Und so sind sowohl der Hochpegel- (dafür steht das HP) Vorverstärker HP 300 SE (SE steht für Special Edition) als auch die Stereo-Röhrenendstufe (dafür steht das RE) RE 320 in ihren aktuellen Inkarnationen das Ergebnis langer Evolutionen. Von Geräten, die von vornherein auf Langlebigkeit, problemloses Funktionieren und nicht zuletzt auf exzellenten Klang ausgelegt waren und sind.
Octave HP 300 SE / RE 320: der Vorverstärker
Tatsächlich reicht die Historie des Vorverstärkers HP 300 SE bis zurück ins Jahr 2001. Da löste der HP 300 den HP 200 ab, der wiederum eine abgespeckte, preiswertere Ausgabe des „Durchbruchs“-Gerätes HP 500 war. Der HP 300 SE des Modell-Jahrgangs 2024 empfängt uns im gewohnt sachlich-nüchternen Metallkleid. Und nach wie vor zweigeteilt, denn das Netzteil bezieht züchtig ein abgeteiltes Separee, von wo aus es den empfindlichen Schaltkreisen des eigentlichen Vorverstärkers möglichst wenig ins Geschäft streuen kann.
Schauen wir doch gleich mal in dieses Separee – schließlich beginnt ja jede gute Verstärkung mit einer guten Stromversorgung. Die berühmt-berüchtigte Tester-Phrase vom „kapitalen Ringkern-Trafo“ bleibt sofort in der Tastatur stecken. Denn aus guten Gründen transformiert hier kein um einen Eisenring gewickelter feister Drahtverhau die Stromnetz-Wechselspannung von 230 Volt in die verschiedenen benötigten Versorgungsspannungen des Gerätes. Sondern Hofmann – der schon 1968 als Sohn im elterlichen Betrieb Transformatoren aller Art kennenlernte – nutzt hier einen Umsetzer, dessen Kupferdraht sich um einen so genannten PMZ-Eisenkern wickelt. Er verspricht sich davon weniger Brumm, weniger Streuung und vor allem höhere Effizienz. Zu dem trennt er strikt Primär- und Sekundärseite, „sonst geht der ganze Dreck, den wir heute auf dem Netz haben, ja mit rüber“. Ohne viel Aufhebens darum zu machen, baut er somit eine Art Netzfilter mit ein. In der Tat – die üblichen Netz-Reiniger kann man sich bei Octave nach Erfahrungen des Autors weitgehend sparen.
Über ein mehradriges Versorgungskabel gelangt also saubere Energie in den eigentlichen Verstärkerpart, wo sie auf die verschiedenen Parts verteilt wird. Unter anderem als Gleichspannungs-Heizung für die beiden Doppeltrioden vom Typ ECC 82, die für die eigentliche Line-Verstärkung zuständig sind. Am Ausgang sorgt eine ECC 88 für sachdienliche Aufbereitung an 50 Ohm, die auch über die asymmetrischen Cinch-Buchsen lange Kabel zur Endstufe erlaubt. Man sieht, die HP 300 SE ist kein Röhrengrab, sondern setzt Glaskolben da ein, wo sie einen Sinn ergeben.
Etliche Funktionen überlässt Andreas Hofmann Halbleitern beziehungsweise ICs. Etwa das wunderbar röhrenschonende Power-Management mit Softstart-Elektronik. Eine Octave-Vorstufe verlangt vom Nutzer immer ein paar Edison/Richardson-Gedenkminuten. Dann erst schaltet sie durch. Doch dann spielt sie spätestens nach 15 Minuten auf den Punkt – mehr Aufwärmzeit brauchen übrigens auch Octave-Röhrenendstufen nicht. Octave-Geräte müssen also nicht ständig stromfressend eingeschaltet sein. Selbst wenn die Netzspannung mal unbotmäßig einknickt oder über 240 Volt anschwillt – klangliche Auswirkungen bleiben aus.
Die symmetrischen XLR-Ausgänge warten mit eigenen Ausgangsübertragern auf, die an 150 Ohm mit Halbleiter-Unterstützung auch ordentlich Saft bringen. Ein „GroundLift“-Schalter trennt auf Wunsch die Signalmasse von der Vorstufe, was Brummschleifen etwa über die Schutzerde von Schuko-Steckern verhindern kann. Die Ausgangsspannungen von XLR entsprechen denen von Cinch, der normalerweise als „echt-symmetrisch“-Beweis zu erbringende Pegelsprung von 6 Dezibel (Spannungsverdoppelung) bleibt also aus. Dafür gibt es ein höchst lobenswertes Feature: Der Gain lässt sich in drei Stufen schalten und somit an die Eingangsempfindlichkeit der nachgeschalteten Endstufe, die Potenz der Quelle oder auch an den Wirkungsgrad der Lautsprecher anpassen. So kann man auch bei sehr vorlauten Spielgefährten endlich mehr Drehbereich des Potenziometers nutzen. Den Autor nervt es jedes Mal, wenn eine Vorstufe (oder auch Vollverstärker) ihm gerade mal von Linksanschlag bis zehn Uhr Regieraum bietet, bevor die Ohrenbetäubung einsetzt.
Hinter dem zentralen Regler der Octave HP 300 SE sitzt übrigens der gekapselte Potenziometer-Klassiker „Big Blue“ von Alps, der bekanntlich auch fernbedienbar ist. Leider ist das – übrigens auch seit Jahrzehnten – die einzige Möglichkeit, bei Octave per Fernbedienung ins Geschehen einzugreifen. Die Eingangs-Umschaltung hat man bitte schön am Gerät über die goldbeschichteten Relais zu tätigen.
Rauschen glänzt durch Abwesenheit
Streng genommen ist der HP 300 SE also ein Hybride aus Röhren- und Transistor-Vorverstärker, der freilich den Löwenanteil der eigentlichen Signalverarbeitung Röhren überlässt. Trotzdem hält sich entgegen eventuellen Vorurteilen das Rauschen in sehr engen Grenzen. Steht der Lautstärkesteller schon bei richtig knackigen Pegeln, lässt sich aus den Lautsprechern auf Hörabstand jedenfalls kein Rauschen vernehmen. Prima.
Auch bei den optional erhältlichen Phonostufen, entweder für Moving Magnet MM oder Moving Coil MC Tonabnehmer, hält sich der Störenfried vornehm zurück. Wahrscheinlich, weil auch hier mit der ECC 81 eine Doppeltriode gemeinsame Sache mit Halbleiter-Verstärkern macht. Die RIAA-Entzerrung läuft passiv, ein zuschaltbares Subsonic-Filter hält den weiteren Verstärkerstufen sowie den Lautsprechern tieffrequentes Rumpeln vom Leibe.
Octave HP 300 SE/RE 320: die Endstufe
Wie die HP 300 SE ist auch die Stereo-Röhrenendstufe RE 320 des Jahrgangs 2024 das Ergebnis eines immerwährenden Entwicklungs-Prozesses bei Octave. Den Chef-Entwickler Andreas Hofmann allerdings hinsichtlich seiner „kleinen“ Endstufe im finalen Zustand sieht. „Ich wüsste nicht, was ich da etwa für eine SE-Version noch groß ändern soll“. Zumal er zum Beispiel in der Treiberstufe bereits Details aus seiner Super-Endstufe Jubilee Mono Ultimate und den neuen Monoblöcken MRE (wie Mono-Röhren-Endstufe) 220 übernommen hat. Die RE 320 bleibt im Programm, auch weil Hofmann „nach wie vor den Bedarf für bezahlbare Push-Pull-Röhren-Verstärker mit Schmackes“ sieht.
Manche Röhrenfans stellen ja schon jeden Glaskolben-Verstärker unter Generalverdacht, der mehr als 3 Watt leisten kann. Das höchste der Gefühle sei es doch, wenn eine urwüchsige Triode im so genannten Single Ended Mode sich an der Schwingspule eines Breitband-Lautsprechers abmüht. Zum Glück herrscht Meinungs- und Konstruktionsvielfalt. Und zum Glück markiert Andreas Hofmann das andere Ende des Spektrums. Seine Röhren-Endstufen müssen zumindest mit einem Großteil der Lasten klarkommen, die moderne Mehrwege-Lautsprecher nun mal darstellen. Darüber hinaus sollen sie diese auch zu HiFi-tauglichen Pegeln treiben können. Und zu noch ein bisschen mehr. So wie die RE 320, für die Octave im Ausgangszustand 10600 Euro aufruft.
Für Saft braucht es Kraft. Frei nach André-Marie Ampère und Alessandro Volta ist jene das Produkt aus Stromstärke und Spannung, was wiederum frei nach James Watt die elektrische Leistung ergibt. Diese liefern seit Jahrzehnten ja schon in beeindruckender Form die Leistungs-Pentoden (genauer Strahl-Tetroden) KT 88. Derer vier sind als je ein Push-Pull-Paar pro Stereokanal in der Version KT 88 C vom Lieferanten BTB in der Standard-320 verbaut.
Gegen 327 Euro Aufpreis setzt Hofmann allerdings die sockelgleichen Leistungs-Röhren KT 150 des russischen Herstellers Tung-Sol ein. Die können nämlich deutlich mehr Power. Wie sie zum Beispiel in Octaves Vollverstärker-Meisterwerk V 80 SE bewiesen haben. Wie dort arbeiten die leicht ovalbäuchigen Kolben paarweise im Gegentakt. Diese im so genannten Push Pull vereinten Kräfte wirken bei Röhren grundsätzlich anders als bei Leistungstransistoren. Dort verstärkt jeweils eine Abteilung die positive, die andere die negative Halbwelle des Signals. Doch anders als die Halbleiter können Röhren aus Prinzip keine negative Betriebsspannung, auch wenn Wikipedia da zuweilen anderes behauptet.
Deswegen müssen beim Röhren-Gegentakt die Counterparts jeweils mit um 180 Grad phasenverschobener Wechselspannung gleicher Amplitude (gleicher Betrag, einer phasenkorrekt, einer um 180 Grad verschoben) angesteuert werden. Die dafür nötige so genannte Phasenschiebung übernehmen samt Antrieb in der RE 320 pro Kanal eine Doppeltriode des Typs ECC 82, während im Eingangsbereich eine ECC 82 übernimmt. Ausgangsseitig müssen die nun verstärkten, aber phasenverschobenen Signale ja wieder korrekt zusammengeführt werden.
Nicht schief gewickelt
Das übernehmen bei Röhren-Gegentaktlern die Ausgangs-Übertrager. Bei denen landen an den Enden der symmetrischen Primärwicklung nun also beispielsweise 10 Volt und phasengedrehte 10 Volt, was korrekt zusammengeführt 20 Volt und damit die doppelte Spannung gegenüber dem Eintakt-Betrieb bedeutet. Was nicht immer schon doppelte Leistung bedeutet, aber das geht dann schon ins Eingemachte der Röhrenverstärker-Technik.
Die Andreas Hofmann natürlich perfekt beherrscht. In seinem Betrieb werden neben den Netz-Transformatoren auch die Ausgangs-Übertrager für alle hauseigenen Vollverstärker und Endstufen gewickelt. Denn diese beeinflussen den Klang maßgeblich. Was viele Röhren-Absolutisten oft verkennen, die meinen, mit einem sockelgleichen Kolben mehr oder weniger dubioser Provenienz könnten sie größere Klangfortschritte als mit sauber gewickelten und perfekt abgestimmten Ausgangs-Übertragern erzielen. Aber das nur nebenbei.
Bei Octave geben also hauseigene Transformatoren die Leistung an die sehr soliden Lautsprecherklemmen weiter. Wo sich am Ende noch ins oben angesprochene Physiker-Terzett nun auch Georg Simon Ohm einmischt und die in seinem Namen gemessene Größe des elektrischen Widerstandes. Röhren können bekanntlich zwar viel Spannung, aber nicht so viel Strom – der wiederum zur Aufrechterhaltung des Leistungswertes umso mehr gebraucht wird, je niedriger der (Schein)Widerstand der angeschlossenen Lautsprecher-Frequenzweiche ist. Auch deswegen sind die schweren Umsetzer mit klangentscheidend. Verpönt bei Hofmann sind unterschiedliche Abgriffe für 2-, 4- oder 8-Ohm-Lautsprecher. Erstens, weil es eh nur theoretische Werte sind. Zweitens, weil es Klangeinbußen brächte.
Zu allem Überfluss drängelt sich dann noch der Cosinus der so genannten Phasenverschiebung zwischen Wechselspannung und Wechselstrom, verursacht unter anderem durch Weichen-Bauteile, stresserhöhend in die Beziehung Endstufe-Box. Kein Wunder, dass nicht nur Physiker bei Lautsprechern von „komplexer Last“ sprechen.
Und genau die müssen Hofmannsche Verstärker stemmen. Neben den kontinuierlich fortentwickelten Parametern wie Bandbreite, Rauschabstand und Phasenrichtigkeit. „Diese technischen Details sind natürlich nicht so sexy, aber sie sorgen im Verborgenen für bessere Klangqualität“ bringt Chef Hofmann die Detailarbeit an der Schaltung auf den Punkt.
Sicherheit und Stabilität
Betriebssicher, alltagstauglich und langzeitstabil – diesen weiteren Kriterien muss natürlich auch die neueste Version der RE 320 genügen. Ausgeklügelte Regel- und Schutzschaltungen, teils mit Transistor-Unterstützung, helfen wie gewohnt „wie eine Helikopter-Mama“ dabei. Wichtig für Andreas Hofmann, dass sie proaktiv arbeiten. Also den Fehler erkennen und reagieren, bevor sie Schaden anrichtet. Die Soft-Start-Funktion fährt die Kolben schonend langsam hoch, der Eco-Mode bei zehnminütiger Betriebspause langsam runter. Wie gewohnt ist die Einstellung des Bias genannten Ruhestroms praxisgemäß einfach. Eine halbe Stunde warten, Schutzhaube lüften, an jeweils einer Schraube pro Endröhre drehen, bis die grüne Kontrolldiode leuchtet, das war’s. Hektisches Alle-Nase-Lang-Nachkontrollieren erübrigt sich, auch hier herrscht Stabilität.
Apropos: Nicht nur die Endröhren und Ausgangstrafos, auch die Lieferfähigkeit des Netzteils entscheidet mit, wenn es darum geht, unter komplexen Lasten nicht einzubrechen. Hier kommt Octaves Super Black Box ins Spiel. Sie erhöht für 2.500 Euro die Kapazität des Netzteils um 72.000 Mikrofarad (12 Kondensatoren à 6000 µF). Dieses noch mit weiteren feinen Bauteilen gerüstete Reservoir kann halfen, wenn Lautsprecher mit niedrigen Impedanzen und schlechtem Wirkungsgrad nach besonders viel Strom dürsten. Allerdings muss man leider sagen: Mit der Black Box klingt es immer besser: strukturierter, kräftiger, präziser.
Hörtest
Zum mehrteiligen Hörtest starteten wir im Hörraum von LowBeats mit der kompakten Dynaudio Heritage Special, die für etwa 6.000 Euro Paarpreis eine Menge zu bieten hat. Die Kombination von Octave Vorstufe HP 300 SE/Stereo-Endstufe RE 320 strafte mal wieder all diejenigen Lügen, die Röhrenverstärkern grundsätzlich weichzeichnende, bassarme und irgendwie schlapp-süßliche Sounds zuschreiben. Nein, da war kein Weichzeichner im Klangbild, wenn die Kombi etwa das Minnesota Orchestra mit Gustav Mahler 3. Sinfonie unter Osmo Vänskä in den Raum holte. Ganz im Gegenteil: Die Verstärker aus dem Badischen konnten sehr wohl auf die einzelnen Instrumentengruppen scharfstellen, wenn der böhmisch-österreichische Komponist, der finnische Dirigent und die österreichische Tonmeisterin dieser hervorragenden SACD des schwedischen Label BIS es so wollten. Die zahlreichen lyrischen Passagen dieses ausladenden Großwerks verloren indes keineswegs an Innenspannung. Die sogar bei High-End-Komponenten oft zu hörende Diskrepanz laut hui, leise pfui war bei den Octaves kein Thema.
Da musste doch mal ganz flugs zum internen Vergleich der überragende Vollverstärker Octave V70 Class A ran, dem der Kollege Biermann aufgrund des „hervorragend natürlichen Klangs“ eine regelrechte Liebeserklärung machte und ihn zum Klassenprimus in der 10000-Euro-Liga kürte. Entgegen den in den technischen Daten aufgeführten KT88-Endröhren war das Testgerät zumeist mit den leistungsstärkeren KT 120 bestückt. Die Octave-eigene „dynamische Arbeitspunkt-Einstellung“ (Dynamic Bias Control DBC) macht aus diesem Vollverstärker in der Tat etwas Besonderes. Da er ansonsten mit den Octave-typischen Lebensverlängerungs-Maßnahmen sowie mit der kräftigenden Anschlussmöglichkeit für die Super Black Box ausgerüstet ist, kann er auch wesentlich teurere Vor-End-Kombis herausfordern.
In der Tat rückte er auch dem Team HP 300 SE/RE 320 gehörig auf die Pelle. Die sahnig-geschmeidige Wiedergabe eines Solo-Klaviers, etwa in Margarita Höhenrieders wunderbarer Einspielung des Klavierkonzerts von Edvard Grieg (Solo Musica) schaffte der V 70 CA nahezu genauso anheimelnd wie seine firmeninternen Konkurrenten. Den fast schon überirdisches Gesang von Gundula Janowitz in Johannes Brahms „Ein deutsches Requiem“ unter (Herbert von Karajan,DG) hob er in fast gleiche entrückte Höhen.
Doch wenn Pianistin Höhenrieder dann mal etwas kräftiger ausholte oder Karajan die Hölle mit den vereinigten Klangmassen von Chor und Orchester geradezu verhöhnte, dann blieb die Auflösung bis ins Fortissimo etwas sauberer bei der Vor-End-Kombi. Das Team HP 300 SE/RE 320 konnte sich auch beim lässig-packenden Groove von London Grammar in „Californian Soil“ mit etwas kraftvolleren und knackigeren Tiefbauarbeiten durchsetzen.
Mit den verschiedensten Musikstücken aus den unterschiedlichsten Stilrichtungen kristallisierte sich immer mehr die sehr breitbandige und für Röhrenelektronik extrem rauscharme Konzeption heraus. Wie sich das gehörmäßig bemerkbar machte? Rasante Flamenco-Gitarren wie die der allseits beliebten Herren de Lucia, di Meola und McLaughlin zündelten extrem schnell und wie aus dem Nichts. Auch feinnervig und gern auch mal leise bearbeite Becken wie die von Bob Moses verloren nichts von ihrem Charakter, auch wenn Jaco Pastorius seinen bundlosen Bass mächtig walken ließ und Pat Metheny dazu seiner Gitarre wahre Jubeltöne entlockte. So zu hören auf dem gerade wieder auf Vinyl aufgelegten 1975er Debüt Methenys „Bright Size Life“ auf ECM.
Die Bandbreite – von Entwickler Andreas Hofmann in der Höhe mal auf zu 80 Kilohertz taxiert – reichte aber auch in der Tiefe weit hinunter. Mit kapitalen Standboxen vom Schlage einer FinkTeam Borg Episode 2 etwa war keinerlei Bassarmut zu beklagen. Dass da gegenüber den hauseigenen Monoblöcken MRE 220 nicht ganz so viel Leistung zur Verfügung stand – geschenkt. Bis zu Pegeln der Marke Hausruhestörung rockte es sich jedenfalls ganz erquicklich.
Fazit Octave HP 300 SE/RE 320
Mit der im Vergleich zur internationalen Konkurrenz noch erschwinglichen Röhren-Kombi HP 300 SE/RE 320 hat der deutsche Hersteller Octave zwei ganz heiße Eisen ins Feuer. Technisch absolut sauber und langlebig konstruiert, überzeugt die Vor-End-Kombi auch Transistor-Fans mit viel Dynamik und Transparenz. Der vermeintlich faule Röhrenzauber mit schwächlich-mulmigem Bass oder im Rauschen versinkender Brillanz hat hier gar nichts zu suchen. Das könnte eventuell die 3-Watt-Eintakt-Fraktion befremden – der Autor zieht die klare Kante und saubere Durchzeichnung eindeutig vor. Röhrenklang ohne Weichzeichner – so muss das sein. Die Phonostage für die Vorstufe sowie die Super Black Box für die Endstufe setzen noch einen drauf.
Bewertung
| Sehr musikalischer und trotzdem temperamentvoller Klang |
| Bis zu hohen Lautstärken stabil und konturiert |
| Kluges Eco-Management: auf Langlebigkeit ausgelegt |
| Mit Black Box ausbaubar |
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Sehr durchzugsstarker, transparenter und dynamischer Klang |
| Auf Langlebigkeit gebaut, hohe Betriebssicherheit |
| Exzellente Phono-Option |
| Fernbedienung nur für Lautstärke |
Vertrieb:
Octave Audio
Reutaeckerstraße 5
76307 Karlsbad
www.octave.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Octave HP 300 SE: 6600 Euro
Octave HP 300 SE mit Phono: 7600 Euro
Octave RE 320 mit KT 88 C: 10600 Euro
Octave RE 320 mit KT 150: 10927 Euro
Die technischen Daten
Octave | |
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Technisches Konzept: | Röhren-Vorstufe |
Röhren-Bestückung: | 2 x ECC 82, 1 x ECC 88; (Phono-Option: 1 x ECC 81) |
Analog-Eingänge: | 3 x Cinch, davon einer optional Phono), 2 x XLR |
Ausgänge: | 2 x Cinch, 1 x XLR, 1 x Rec Out (Fixpegel) |
Phono MM/MC | Beides optional |
Ausstattung: | Fernbedienung für Lautstärke |
Abmessungen (B x H x T): | 43,8 x 7,8 x 39,0 cm (Vorstufe); 11,0 x 7,7 x 27,7 cm (Netzteil) |
Gewicht: | 9,2 kg (Vorstufe); 3,1 kg (Netzteil) |
Alle technischen Daten |
Octave | |
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Technisches Konzept: | Röhren-Stereo Endstufe |
Röhren-Bestückung: | 4 x KT 88 C (Testgerät 4 x KT150 TS), 3 x ECC 82 |
Analog-Eingänge: | 1 x XLR, 1 x Cinch |
Leistung: | 2 x 75 Watt (KT 88); Testgerät: 2 x 130 Watt (KT150) |
Option: | Netzteil-Kapazität mit Super Black Box aufrüstbar (2500 Euro) |
Ausstattung: | Schutzgitter für die Röhren |
Abmessungen (B x H x T): | 48,8 x 21,0 x 41,0 cm |
Gewicht: | 27,6 kg |
Alle technischen Daten |
Mit- und Gegenspieler:
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