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Wilson Audio hat mit der Sabrina V (ab. 36.800 €) einen Superlautsprecher in wohnraumfreundlichen Maßen geschaffen. An der Konstruktion ist fast alles neu (Foto und Montage: F. Borowski)

Test Wilson Audio Sabrina V – mit viel Feinschliff zur Meisterschaft

Mit der Sabrina V hat der US-Lautsprecherhersteller Wilson Audio eines seiner Erfolgsmodelle komplett überarbeitet. Äußerlich fast unverändert blieb technisch kaum ein Stein auf dem Anderen. Das Ergebnis ist eine nochmals deutlich gesteigerte Klangperformance zum Vorgänger – aber auch ein kräftig gestiegener Preis.

Wilson Audio Sabrina re-imagined

Vor ziemlich genau zwei Jahren hatte ich mit der Sabrina X den direkten Vorgänger unseres aktuellen Testprobanden im Hörraum (Testbericht). Der relativ kleine Drei-Wege-Standlautsprecher (rund 1 Meter Höhe) überzeugte mich so sehr, dass es mir beim ersten Blick auf die neue Sabrina V schwer fiel, an eine nochmals klar gesteigerte Klangperformance zu glauben. Denn bis auf eine deutlich sichtbare Änderung, nämlich den Mitteltöner, schien ansonsten alles beim Alten geblieben zu sein. Doch der Schein trügt, wovon ich mich selbst überzeugen musste. Die Sabrina V ist hier. Und es ist ein komplett neuer Lautsprecher…

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Mit nur rund einem Meter Höhe und relativ geringer Tiefe passt die Sabrina V gut in kleinere Räume. Etwas Wandabstand muss aber schon sein (Foto: F. Borowski)

Design und Verarbeitung

Natürlich habe ich mich schon im Vorfeld dieses Tests über den Hersteller und den hiesigen Vertrieb Audio Reference genau über die Neuerungen der „V“ informiert. Aber Herstellererzählungen sind das Eine, selbst erleben und hören das Andere.

Es beginnt wie immer mit der „unboxing“ Zeremonie und der Aufstellung, woran sich im Vergleich zum Vorgänger wenig geändert hat (siehe die Beschreibung im Test der Sabrina X). Und doch fallen schon hier ein paar Details auf. Da sind zunächst die minimal geänderten Maße und eine Gewichtszunahme von fast 5 Kilogramm.

Maße und Gewicht Sabrina X vs. V:
WILSON AUDIO SABRINA XWILSON AUDIO SABRINA V
Höhe96,46 cm (ohne Spikes)98,98 cm (ohne Spikes)
Breite30,48 cm30,48 cm
Tiefe38,96 cm39,07 cm
Gewicht pro Lautsprecher50,80 kg55,79 kg
Versandgewicht (gesamt)131,54 kg140,61 kg

Materialkunde: Die Gewichtszunahme ist auf die deutlich geänderte Zusammenstellung der Wilson-eigenen Composit-Materialien zurückzuführen. Diese sind mit Buchstaben wie X, V und K gekennzeichnet und weisen unterschiedliche Dichten, Härten, Biegesteifigkeit und Dämpfungsfaktoren auf. Beim Vorgänger verriet das „X“ im Namen, welches Material die Innovation darstellte. Hier ist es nun unter anderem das „V“-Material, welches auch in den größeren Modellen Sasha V und Alexx V eingesetzt wird. Das V-Material ist nicht etwa noch härter, sondern im Gegenteil etwas weicher als beispielsweise das ebenfalls an bestimmten Stellen eingesetzte K-Material. Worauf es ankommt, sind die Dämpfungseigenschaften und wo im Lautsprecher sie die größte Wirkung entfalten.

Die Sabrina V ist außerdem der erste Lautsprecher, in dem eine weitere Wilson-Materialmischung zum Einsatz kommt: H-Material. Der als hochdichter Verbundwerkstoff mit organischen und phenolischen Eigenschaften entwickelte Stoff wird hier für die Schallwand eingesetzt. H-Material ähnelt X-Material in seiner Steifigkeit, ist jedoch etwas weicher und hat eine andere Struktur, wodurch es im Mitteltonbereich musikalischer sein soll. Ergänzt durch X-Material in allen Außenwänden und strukturellen Verstärkungen profitiert das gesamte Sabrina-Gehäuse von einer erhöhten mechanischen Steifigkeit. Es ist zwar kein Beweis für die Qualität der Maßnahmen und erst recht kein wissenschaftlicher Test, aber die „V“ hört sich beim Klopftest noch viel massiver und akustisch inhärenter an, als die Vorgängerin.

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Die Rückseite der Sabrina V mit dem neuen Fenster für die Widerstände (Foto: F. Borowski)

In Anlehnung an das Design der Wilson Audio Acoustic Diode wurde das namengebende V-Material in den Boden des Sabrina V-Gehäuses integriert, wo die Spike-Dioden eingeschraubt werden. Die Isolationstechnologie (V-MCD) und die optimierte Schwingungskontrolle sollen für einen noch ruhigeren Hintergrund sorgen. Wer will und das nötige Kleingeld hat kann übrigens an diesem Punkt auf die noch aufwendiger gemachten, optional erhältlichen Wilson Audio Acoustic Diodes zurückgreifen.

Die serienmäßig mitgelieferten Spikes wurden auch etwas verschönert. Die Kontermuttern der dreiteiligen „akustischen Dioden“ haben jetzt eine elegantere Form, die nicht mehr so sehr nach Baumarkt aussieht. Überhaupt sollte man sich von der Schlichtheit dieser Teile nicht täuschen lassen. Die gesamte dreiteilige Spike-Konstruktion (plus Untersetzer) ist sehr gut verarbeitet und edel. So laufen beispielsweise die Gewinde fast so butterweich wie ein Plattentellerlager.

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Mansour Mamaghani von deutschen Wilson-Vertrieb Audio Reference half beim Aufbau. Beim Kauf einer Wilson ist die Aufstellung durch den Händler im Preis inbegriffen (Foto: F. Borowski)

„Acoustic Diode“ nennt Wilson die Konstruktion deshalb, weil ihr spezieller Aufbau und die gezielt ausgewählte Material-Ankopplung an das Gehäuse so ähnlich wie eine elektrische Diode wirkt und Schwingungen (weitgehend) nur in eine Richtung durchlässt, nämlich in Richtung Fußboden.

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Spike-Installation: Erst kommt diese Schraube mit der Inbus-Öffnung nach unten in den Sockel aus V-Material (Foto: F. Borowski)
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So wie hier (Foto: F. Borowski)
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Dann wird der Mittelteil mit eingesetztem Spike und Kontermutter nur leicht handfest aufgeschraubt. Erst nach erfolgter Feinjustage am Hörplatz und absolut wackelfreiem Stand kann die Kontermutter festgezogen werden (Foto: F. Borowski)
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Blick unter die Box mit montierten Spikes und Untersetzern (Foto: F. Borowski)
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Augenschmaus: Wie bei Wilson üblich, ist es vor allem die famose Lackqualität, die nach dem Entfernen der Schutzfolien ins Auge fällt. Meine Testmuster waren in der „Standard“-Farbe Quartz lackiert. Wobei diese sich mal wieder als echtes Überraschungspaket entpuppt. Im Wilson-Konfigurator wirkt „Quartz“ eher warm, zart goldfarben. Tatsächlich ist die hochglänzend polierte Metallic-Farbe bei Tageslicht betrachtet fast rein silber (so, wie es auch auf den meisten Fotos hier scheint). Erst mit zunehmend wärmerer Raumbeleuchtung tritt auch der warme Schimmer des Lacks zum Vorschein, wirkt bei heimeliger Abendbeleuchtung dezent gülden oder champagnerfarben.

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Im Tageslicht wirkt die Farbe “Quartz” fast rein silbern (Foto: F. Borowski)
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Bei wärmerer Beleuchtung kommt der zart güldene Schimmer von “Quartz” zum Vorschein (Foto: F. Borowski)
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Wie schon in der Vergangenheit öfter festgestellt, sind die Farbdarstellungen auf der Webseite leider nur eine sehr grobe Richtungsorientierung. Die tatsächliche Farbe, sowie der in vielen Lacken enthaltene Metallic-Effekt oder auch matte Lacke lassen sich mit der virtualisierten Darstellung im Konfigurator schlecht abbilden. Fragen Sie daher unbedingt nach realen Lackmustern. – Was wiederum schwierig werden könnte, weil die Wilson-Farbpalette ständig erweitert wird und nicht von allen Farben Lackmuster verfügbar sind. Erst recht nicht für jede Custom-Lackierung.

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Muster für Premium-Lackierungen (Foto: F. Borowski)

Die Qualität der Lacke und Oberflächen ist beispielhaft. Die aufwendig und mit riesigem Zeitaufwand in Handarbeit applizierte Farben sehen in Natura brillant aus und haben nicht die kleinsten Unreinheiten in der Oberfläche. – Ein Träumchen!

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Der Lack “Quartz” im Detail: Metallic-Partikel lassen die Oberfläche strahlen (Foto: F. Borowski)

Der Blick auf die Rückseite offenbart eine weitere offensichtliche Neuerung. Wie bei den größeren Modellen darf jetzt auch der Sabrina-Besitzer an einem einfach zugänglichen Terminal ohne Zuhilfenahme von Werkzeug Widerstände tauschen. Pro Box gibt es je einen Widerstand für die Mitten und einen für die Höhen. Diese schützen nicht nur vor Überlastung, sondern sind auch eine Möglichkeit, um die Mitten- und Höhen bei Bedarf im Pegel anzupassen.

Ähnliche Möglichkeiten zur Anpassung finden sich in vielen anderen Lautsprechern, doch dann meist  über fest im Lautsprecher verbaute Bauteile, die von Außen nur über Schalter, Kabel-Jumper oder Blechbrücken umgeschaltet werden können. Der Wilson-Ansatz hat mehrere Vorteile: Erstens ist der Widerstand bei Defekt durch Überlastung leicht austauschbar und zweitens ist dies der direkteste Weg, um ohne zusätzliche, potentiell klangschädliche Umwege wie Schalter oder Brücken, die wiederum Einfluss auf den Klang haben, Anpassungen vorzunehmen. Drittens: Jeder Wert ist möglich, egal wie fein die Anpassung sein soll. Die Widerstände werden nach Wilson-Vorgaben gefertigt.

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Je ein Präzisionswiderstand für die Mitten und Höhen dienen zum Schutz der Treiber und zur gezielten klanglichen Anpassung (Foto: F. Borowski)

Ansonsten bleibt es an der Rückseite bei dem massiven, aus dem vollen gedrehten und armdicken Bassreflexrohr und den ebenfalls selbst hergestellten Single-Wire-Terminals. Für die liegt im Zubehör übrigens ein passender Sechskant-Steckschlüssel bei, mit dem die Schraubklemmen bei Nutzung von Kabelschuhen satt festgezogen werden können.

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Die Single-Wire-Terminals sind natürlich auch aus Wilson-eigener Herstellung (Foto: F. Borowski)

Treiberparade: Die Chassisbestückung birgt eine, nein zwei größere Neuerungen. Der Tieftöner bleibt unverändert und ist das selbe Modell, wie auch in der Watt/Puppy und der Sasha V. Allerdings konnte die untere Grenzfrequenz der Sabrina V durch eine neue Abstimmung und die Änderungen der Gehäusekonstruktion um 4 Hz von 31 auf nun 27 Hz (-3 dB) gesenkt werden.

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Bei den Treibern der Sabrina V macht Wilson Audio keinerlei Abstriche zu den größeren Modellen (Foto: Wilson)

Eindeutig neu ist hier der „QuadraMag“-Mitteltöner mit vierfachem AlNiCo-Magnetsystem (Aluminium-Nickel-Kobalt), der ebenfalls in den größeren Modellen eingesetzt wird und mit knapp 18 cm einen deutlich größeren Durchmesser als zuvor hat. So groß (nur rund 2 cm kleiner als der Bass), dass eine komplette Überarbeitung der Front nötig wurde. Der Konus reicht sehr nah an die Seitenwände heran. Vermutlich zur Anpassung des Timings ist der „QuadraMag“ etwas vertieft in die Schallwand eingebaut, was es erforderlich machte, eine Art Schallführung an den Übergängen zu den Seitenwänden zu integrieren, was wiederum den Fräsaufwand deutlich erhöht. Diese Anpassung vermindert auch Kantenreflexionen.

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Der QuadraMag-Mitteltöner misst fast so viel wie der Bass und reicht nah an die Gehäuseseiten heran. Für ein besseres Timing wurde er leicht nach innen versetzt (Foto: F. Borowski)
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Das Gehäuse ist an dieser Stelle aufwendig gefräst, um Kantenreflexionen zu vermeiden (Foto: F. Borowski)
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Aber auch der Hochtöner hat ein wichtiges Update erhalten, welches sich unsichtbar als geschlossene Resonanzkammer hinter dem Treiber im Gehäuseinneren verbirgt. Der Convergent Synergy Carbon (CSC)-Hochtöner, ursprünglich für die Alexx V entwickelt, ist mit einer leicht beschichteten Textilkalotte ausgestattet und fügt sich nahtlos an den AlNiCo-Mitteltöner und den 20-cm-Tieftöner an. Der CSC bietet laut Wilson “erweiterte Linearität, raffinierte harmonische Details und ein natürliches Gefühl für den akustischen Raum”.

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Nicht zu sehen, aber neu: Der CSC-Hochtöner hat eine spezielle, geschlossene Resonanzkammer an der Rückseite (Foto: F. Borowski)

Die geheime Sauce: Um die Frequenzweiche macht Wilson stets ein ziemliches Geheimnis. Die sitzt komplett vergossen und damit nicht genauer inspizierbar im Inneren des Sockels. Was man weiß: Auch die Sabrina V profitiert nun erstmals von den In-House hergestellten Kondensatoren von Wilson Audio. Der Hersteller hatte für diese kritischen Komponenten vor einigen Jahren einen Hersteller von Kondensatoren samt Know-How und Maschinenpark übernommen, um die Energiespeicher nun komplett nach eigenen Vorstellungen für seine Frequenzweichen herstellen zu können.

Diese Möglichkeiten nutzte Wilson selbstverständlich auch für die Sabrina V. So kommt in ihr eine neu entwickelte Kupferversion des AudioCapX-WA zum Einsatz, einer erstmals in Sasha V vorgestellten Variante, die nun über einen Kupfer-Endspray verfügt. Diese kleine Verfeinerung soll Mikrodetails im Hochtonbereich und die räumliche Klarheit verbessern, was zu einer artikulierteren und natürlicheren Klangwiedergabe führe, so Wilson. Die Bassintegration wurde ebenfalls dank der Entwicklung eines neuen Tieftöner-Kondensators verbessert, der strukturell auf die Mitteltöner-Kondensatoren von Wilson Audio abgestimmt ist. Dies sorge für einen kohärenten, klanglich ausgewogenen Übergang von den tiefen zu den mittleren Frequenzen.

Gesamtkunstwerk: Aus irgend einem Grund empfinde ich die Erscheinung der Sabrina V optisch viel harmonischer, als die der Sabrina X. Wie kann das sein? Das liegt doch nicht allein am geänderten und deutlich größeren Mitteltöner. Erst bei direkter (bildlicher) Gegenüberstellung fielen mir die Gründe dafür auf. So ist die vertikale Anordnung der Chassis durch den größeren Mitteltöner etwas anders. Entscheidender ist aber, dass der seitliche Knick in den Gehäusen, der an den Seitenwänden eine schräge Linie bildet und für die sich verjüngende Form des oberen Teils sorgt, einen anderen Winkel bekommen hat. Mit jetzt ca. 38 statt zuvor 31,5° (Messung aufgrund der Bilder) verläuft der Knick nun viel steiler und endet tiefer an der Front, was die Sabrina V etwas schlanker wirken lässt und zu einem eleganteren, stimmigeren Gesamtbild der Lautsprecher führt.

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Links die Sabrina X, rechts die neue Sabrina V: Die Seitenlinie hat einen anderen Winkel bekommen. Außerdem ist hier der unterschiedliche Einsatz von Wilson-Material zu sehen, insbesondere das neue H-Material an der Schallwand (Foto: F. Borowski)
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X vs. V: Die Hilfslinien sind etwas mit Vorsicht zu genießen, weil die Fotos nicht unter 100% gleichen Bedingungen entstanden. Die geänderte Treiberanordnung und vor allem die tiefer endende Seitenlinie (roter Doppelpfeil) sind aber unverkennbar (Foto: F. Borowski)
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Die Front der Sabrina V mit dem jetzt viel größeren QuadraMag-Mitteltöner (Foto: F. Borowski)
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In Summe aller Dinge ist bei der Sabrina V nicht viel unverändert zum Vorgänger geblieben. Dies ist ein nahezu komplett anderer Lautsprecher.

Ich möchte hier auch noch mal den Aufwand honorieren, der in den Gehäusen steckt. Wilson ist mit seinen Composit-Mischungen in Gefilden weit abseits des Mainstreams unterwegs. Andere, wie etwa Stenheim oder Magico, verbauen herkömmliche Materialien wie Aluminium in rauen Mengen, oder es wird viel Carbon eingesetzt (auch Magico und beispielsweise Wilson Benesch). Die meisten High-End-Hersteller Produzieren ihre Gehäuse aber aus Holz und nicht in Eigenregie. Beispiel Børresen, denen gar nichts anderes übrig blieb, als in China fertigen zu lassen, weil in Europa schlicht die nötige Kompetenz für den aufwendigen Holzbau fehlt – oder abhanden gekommen ist. Auch die neue ELAC Concentro M 807 (Bericht folgt in Kürze) mit ihrem 3D-maschinengefertigten Holzgehäuse stammt nicht aus Kiel. Bei Wilson Audio wird hingegen nur das Rohmaterial in dicken Blöcken von einer Spezialfirma gegossen. Der Rest erfolgt komplett in-house, wofür diverse CNC-Maschinen im Akkord fräsen und Mitarbeiter schier unendliche und staubige Schleifarbeiten erledigen. Von den aufwendigen Lackierungen ganz zu schweigen.

Praxiserfahrungen

Als Passivlautsprecher gibt es bei der Sabrina V naturgemäß nicht viele „Funktionen“ zu ergründen und zu beschreiben. Anders als beispielsweise bei Streamern. LowBeats würdigt allerdings bei Passivspeakern unter anderem Möglichkeiten zur klanglichen Anpassung etwa an den Aufstellungsort oder des Frequenzgangs. Wie oben schon beschrieben, gibt es diese Möglichkeit bei den Sabrina V, und zwar in komfortablerer Form, als bei den direkten Vorgängern, wo die austauschbaren Widerstände nur umständlich durch eine abnehmbare Bodenplatte erreichbar waren und Werkzeug erforderlich war.

Mit dem neuen Anpassungsterminal und Rändelschrauben ist diese Möglichkeit in den Sabrina V weitaus komfortabler nutzbar – und dient zugleich als kleine optische Attraktion auf der Rückseite. Auch die klanglichen Vorzüge dieser Lösung hatte ich schon erwähnt. Der Nachteil: Die speziell hergestellten, handverlesenen Widerstände lässt sich Wilson fürstlich bezahlen (ca. 50 Euro pro Widerstand) und der Wechsel ist immer noch nicht ganz so simpel, wie eine Brücke umzustecken oder einen Schalter umzulegen. Aber ich möchte hier die klangliche Konsequenz dieser Methode honorieren, weshalb es bei der Praxiswertung hierfür keine Abzüge gegenüber einfacheren Lösungen gibt.

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Dank Rändelmuttern ist für den Austausch kein Werkzeug erforderlich (Foto: F. Borowski)

Übrigens: Wer denkt, er könne sich Widerstände zur Pegelkorrektur viel billiger im freien Handel holen, wird enttäuscht. Die an Transistoren erinnernden Widerstände werden extra für Wilson nach genauen Spezifikationen von einem US-Hersteller gefertigt und selektiert. Das macht sie so teuer. Bei dem Anschaffungspreis der Lautsprecher sollte das am Ende aber nicht mehr das Problem sein.

Auch was die Aufstellung angeht, fände ich es unfair, die Wilsons in der Praxisnote zu bestrafen, nur weil sie von besonderer Sorgfalt bei der Ausrichtung auch klanglich entsprechend profitieren. Der (Passiv-) Lautsprecher, den man vollkommen beliebig aufstellen kann und der immer perfekt klingt, muss sowieso erst noch erfunden werden. Dank Wilsons ausgefeilter „WASP“-Prozedur (Wilson Audio Setup Procedure), sowie der Tatsache, dass im Kaufpreis stets die fachgerechte Aufstellung durch den Wilson-Fachhändler enthalten ist, könnte das auch kaum komfortabler sein. So erreicht die Sabrina V am Ende dank ihrer besser zugänglichen Anpassungs-Terminals eine leicht bessere Praxisnote.

Die Sabrina V eignen sich dank ihrer vergleichsweise kompakten Maße ideal auch für kleinere Räume ab ca. 15 m². Für meinen Raum mit rund 20 m² sind sie nahezu perfekt und wie sich herausstellte auch passender als die Watt/Puppy, oder erst recht die Sasha V, aber auch Räume bis etwa 40 oder 50 m² werden sie mühelos beschallen.

Mit 87 dB @ 1 Watt @ 1 Meter @ 1 kHz und einer nominalen Impedanz von 4 Ohm (Minimum 2,23 Ohm) sind die Sabrina V auch nicht besonders verstärkerkritisch. Nichtsdestotrotz sollte am Amp nicht gespart werden. Wilson empfiehlt eine Ausgangsleistung ab ca. 50 W. Mehr darf’s gerne sein, denn die kleinen Wilsons haben ordentlich Pegelreserven und klingen dabei dank ihrer Gehäusekonstruktion bis an die Schmerzgrenze stets unverzerrt und rein.

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Impedanz (blau) und Phase (rot) unterscheiden sich nicht dramatisch vom Vorgänger. Das Impedanzminimum liegt mit 2,2 Ohm bei 120 Hz etwas niedriger (Messung: Wilson Audio)

Hörspaß am laufenden Meter

Dieser Hörtest lief etwas anders als gewohnt, weil ich (in Kiel ansässig) Besuch aus der LowBeats-Zentrale im fernen München hatte. Chefredakteur Holger Biermann leistete mir Gesellschaft und konnte sich in meinem für ihn eher ungewohnten „Semi-Nahfeld“-Setup (nur etwas über 2 Meter Hörabstand) von den Sabrina V ein eigenes Bild machen.

Zum Vergleich gab es einen Quercheck mit meiner hauseigenen Referenz, den preislich noch höher angesiedelten Børresen 02 SSE Lautsprechern (die inzwischen mit den T3 einen Nachfolger haben). Als Verstärker und Front-End diente u. a. die Moon Kombi 791 und 761, sowie der Streaming-Vorverstärker dCS LINA DAC X (Test demnächst). Auch den kürzlich getesteten HiFi Rose RS451 hatten wir kurz in der Kette mit den Wilsons. Die Schubarbeit leistete aber hauptsächlich die Moon-Endstufe, und die hatte natürlich keinerlei Mühe mit den recht unkomplizierten Sabrina V.

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Die kompakten Maße können täuschen. Die Sabrina V sind waschechte Superlautsprecher (Foto: F. Borowski)

Nach meiner Einschätzung, der ich die akustischen Eigenschaften meines Hörraums natürlich in- und auswendig kenne, und der in diesem Raum auch die Watt/Puppy und die Vorgänger Sabrina X gehört hat, spielt die neue Sabrina V zweifellos noch eine Klasse über der „X“. Und, um ehrlich zu sein, zumindest in diesem Raum auf praktisch dem selben Niveau wie die Watt/Puppy, deren charakterliche Eigenschaften sie dank der großen verwandtschaftlichen Nähe bei den Chassis teilt.

Es sind vor allem ihre dynamischen Fähigkeiten, die sie von der „X“ abheben. Die Sabrina V begeistern uns mit ihrer noch zupackenderen Art, bei der man immer noch ein kleines Stück lauter drehen möchte, um etwa satte Gitarrenriffs oder unbarmherzig malträtierte Trommeln noch intensiver zu erleben. Zugleich erfreuen die „V“ aber auch mit ihren feindynamischen Qualitäten und einem irgendwie noch schlüssigeren Klangbild. Offenbar sind hier gerade die Modifikationen an der Frequenzweiche geglückt, denn selten – da war ich mir mit Holger einig – hatten wir Drei- oder Mehr-Wege-Lautsprecher gehört, die ein so ganzheitliches und zeitgenaues Klangbild liefern. Ganz ohne technische Kniffe wie koaxiale Treiberanordnung oder gar kugelförmige Gehäuse, um eine Punktschallquelle zu simulieren.

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Blick von schräg oben: Die Form verjüngt sich in Richtung der Chassis (Foto: F. Borowski)

Im direkten Vergleich mit der Børresen und aus der Erinnerung heraus auch zur Sabrina X, erscheint die „V“ erstaunlicherweise etwas schlanker. Also klanglich, nicht optisch. Etwas, das wir angesichts des neuen, großen Mitteltöners so nicht erwartet hätten. Es könnte damit zusammenhängen, dass der Grundton durch die veränderte Gehäusekonstruktion nun noch kontrollierter und damit etwas sehniger wirkt.

An Bass-Autorität mangelt es ihr aber nicht. Im Gegenteil. Sofern in der Musik vorhanden, erlebt man mit der Sabrina V eine Tieftonenergie, die man einem so kleinen Lautsprecher niemals zutrauen würde. Etwa in dem Stück „Detach“ von Hans Zimmer aus dem Film “Interstellar”, das nach einer nervenzerrenden Einleitung plötzlich in ein bedrohlich wirkendes Bassgewitter wechselt. Oder auch die satten Orgeltöne aus Anna Lapwoods Spiel auf dem Album Firedove. Die Sabrina V bleibt stets souverän und konturiert. Unglaublich, was diese kleinen Speaker hier leisten. Und damit meine ich nicht nur die schiere Energie (das können viele andere auch), sondern die Fähigkeit, mit der die Sabrina tiefen Frequenzen Kontur verleihen anstatt sie in banalem Grummeln und Grollen ersaufen zu lassen. Hier macht sich der enorme Gehäuseaufwand bezahlt.

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Soundtrack “Interstellar” von Hans Zimmer (Cover: Qobuz)

Grandios ist auch, wie es den V gelingt, das gesamte Klanggeschehen komplett von den Gehäusen zu lösen und auf einer weiten Bühne schweben zu lassen. Mit einem so klaren Fokus auf einzelne Stimmen und Instrumente, der dem der Børresens in nichts nachsteht. Das macht Klangdetails förmlich greifbar. 

Bei alledem ist die kleine Wilson mit ihrem QuadraMag-Miteltöner und CSC-Tweeter weit davon entfernt, überanalytisch oder gar aufdringlich zu wirken. Auch wenn es mal zart und ganz fein wird, gelingt es ihnen Gänsehaut zu erzeugen. In der Summe aller Dinge und in meinem Raum halte ich die Sabrina V damit für die besseren Watt/Puppy, die ganz nebenbei mit ihren kompakteren Maßen auch noch etwas Wohnraum-freundlicher sind.

Sind sie damit besser als meine Referenz von Børresen? Nicht in allen, aber in Teilbereichen. So verfügen die Wilson über spürbar mehr Pegelreserven. Der Bass ist ebenso unglaublich konturiert und losgelöst wie der der dänischen Speaker, aber druckvoller und noch tiefreichender. In den Mitten bieten beide Lautsprecher ähnliche holografische Qualitäten, mit leicht anderer tonaler Tendenz, die kaum als besser oder schlechter eingestuft werden kann. Das ist eher Geschmacksache. Ich komme mit beidem gleichermaßen gut klar, Holger favorisierte eindeutig die Sabrina V. Kann man verstehen, denn bei dynamischen Impulsen und wenn es in den Mitten richtig fetzen soll, ist die Wilson fraglos im Vorteil, die Børresen hingegen bei allerfeinsten Hochtonstrukturen. 

Meine einzige „Kritik“ an den Wilsons wäre ihr im Vergleich zur Børresen etwas präsenterer Charakter im Mitteltonbereich, was vielleicht auch dem relativ geringen Hörabstand in meinem Raum geschuldet ist. Die Wilson spielt einfach etwas direkter. Aber ließe sich das möglicherweise nicht mit einer kleinen Korrektur per Widerstand ändern? Kollege Biermann wechselte wissend lächelnd den 3,2-Ohm-Widerstand gegen einen mit 3,75 Ohm. Für mich war es genau der letzte Schritt, den es noch brauchte, um dem etwas samtigeren Auftritt der Børresen näherzukommen. Holger indes plädierte auf Rückbau. Sein Kommentar: “Eine Wilson ist deshalb so geil, weil sie dich direkt packt. Das mit dem größeren Widerstand ist etwas gefälliger, aber in meinen Ohren nicht besser.” Am Ende hatten wir also beide unsere perfekte Version…

Fazit: Ultra-High-End für kleinere Räume

Hut ab. Ich hätte nicht gedacht, dass Wilson Audio es schaffen könnte, aus dem schon vorher überzeugenden Konzept der Sabrina so viel mehr herauszukitzeln. Die neuen „V“ sind in jeder Hinsicht echte Superlautsprecher mit Traumklang, nur eben in wohnraumfreundlichen Maßen. Das relativiert auch den deutlichen Aufpreis gegenüber ihrer Vorgängerin. Noch mehr, wenn man bedenkt, dass die Sabrina V im richtigen Raum zu der nochmal 17.600 Euro teureren Watt/Puppy durchaus die bessere Wahl sein kann, wenn man auf ein klein wenig mehr Pegel- und Dynamikreserven der W/P verzichten kann.

Auch die hochwertige Optik mit den optimierten Spikes, dem edlen Terminal für die Widerstände und die noch aufwendigere Gehäusekonstruktion mit perfekter Lackierung passen ins Bild. Dies sind echte Manufaktur-Lautsprecher Handmade in USA, denen man die über 50-jährige Erfahrung des Herstellers in jeder Faser ansieht. Teuer, aber leider saugeil.

Ihre Vorgänger übertreffen die Sabrina V klar. Dass sich an der Gesamtnote nichts ändert, liegt an der Preissteigerung.

Wilson Audio
Sabrina V
2025/10
Test-Ergebnis: 4,6
ÜBERRAGEND
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
sensationell feiner, ausgewogener und zugleich kraftvoller Klang
sehr tiefreichender Bass für die Größe
traumhafte Verarbeitung und Lackierung, viele Farboptionen
relativ Verstärker-unkritisch

Vertrieb:
Audio Reference GmbH
Alsterkrugchaussee 435
22335 Hamburg
www.audio-reference.de

Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
Wilson Audio Sabrina V: ab 36.800 Euro (je nach Lackierung)

Technische Daten

Wilson Audio SABRINA V
Konzept:3-Wege Bassreflex
Frequenzgang:27 Hz bis 23 kHz (±3 dB)
Impedanz:4 Ohm, Minimum 2,23 Ohm
Anschlüsse:Single Wiring
Wirkungsgrad:87 dB (1 W/1 M)
Gewicht:55,79 Kilo pro Box, unverpackt
Abmessungen (H x B x T):
98,98 x 30,48 x 39,07 cm (ohne Spikes)
Alle technischen Daten
Mit- und Gegenspieler:

Test Streaming-Vorstufe plus Endstufe Moon 791 + 761: bis zum Mond und noch viel weiter!
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Autor: Frank Borowski

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LowBeats Experte für Schreibtisch-HiFi und High End kennt sich auch mit den Finessen der hochwertigen Streaming-Übertragung bestens aus. Zudem ist der passionierte Highender immer neugierig im Zubehörbereich unterwegs.