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Yamaha Soavo NS-F901 – Aufmacher
Die Yamaha Soavo NS-F901 klingt überzeugend und sieht überragend aus. 3.400 Euro pro Paar sind hier ein faires Angebot (Foto: Yamaha)

Test Yamaha Soavo NS-F901: Standbox aus der Klavierfabrik

Die Geschichte der japanische Lautsprecher in Deutschland ist lang, war aber nur in den seltensten Fällen wirklich erfolgreich. Zu stark ist die deutsche oder europäische Lautsprecher-Industrie, als dass die Japaner – die ja zudem tonal etwas anders hören als wir Mitteleuropäer – hier im großen Stil hätten Fuß fassen können. Auch Yamaha, immerhin der größte Anbieter für Musikinstrumente weltweit, hatte in Deutschland etliche Rückschläge hinzunehmen, weshalb die Japaner mit ihren Lautsprechern meist eine Art Zwitterweg beschritten: die Technik aus Japan, Produktion in Japan, aber für die Abstimmung der Lautsprecher holte man sich oft profunde Unterstützung europäischer Ohren und Entwickler. Das gilt für die wirklich überragende Yamaha NS-5000, die LowBeats über mehrere Wochen im Hörraum hatte und die mir mit jeder Woche mehr gefiel. Und das gilt auch für die hier getestete Yamaha Soavo NS-F901, dem Oberhaupt der kleinen, aber feinen Soavo-Familie.

Yamaha Soavo NS-F901 – Soavo Familie
Die ganze Soavo-Familie von links: NS-B901, NS-F901, NS-SW901, NS-C901 (Foto: Yamaha)

Die Yamaha Soavo NS-F901 ist eine schlanke 3-Wege-Konstruktion für knapp 3.400 Euro. Und damit ist ihr Problem schon beschrieben: die Konkurrenz ist riesig. Jede Marke, auch die ausgewiesen audiophilen wie B&W, Dynaudio, KEF & Co, haben in diesem Preis-Bereich verschiedene Angebote, in jedem Fall aber eine attraktive, schlanke 3-Wege-Standbox…

Wie nun entzieht sich Yamaha diesem Dilemma? Antwort: Man klotzt mit Technik, Material und feinster Verarbeitung. Zunächst einmal: die NS-F901 ist nicht nur einfach eine Box. Yamaha ließ sich vom Industriedesigner Toshiyuki Kita einen Entwurf machen, der sich vom üblichen Lautsprecher-Einerlei deutlich abhebt.

Yamaha Soavo NS-F901 – Designer
Der Industriedesigner Toshiyuki Kita entwarf die äußere Form der Yamaha Soavo NS-F901. Sie ist ihm gut gelungen (Foto: Yamaha)

Im wahrsten Sinne des Wortes: Die F-901 steht auf einem kleinen, eingebauten Sockel, der sie viel leichter erscheinen lässt, als sie wirklich ist. Mit ihren 31 Kilo ist sie im Gegenteil ein echtes Schwergewicht in ihrer Klasse – was aber auf viel Material und eine hohe Solidität schließen lässt.

Yamaha Soavo NS-F901 – Totale
Die Yamaha Soavo NS-F901 ist eine klassische 3-Wege-Bassreflex-Konstruktion mit zwei Tieftönern und den Abmessungen 27,0 x 106 x 42,5 cm (B x H x T). Gut zu sehen ist der kleine Sockel unter der F-901, der eine rein ästhetische Funktion hat (Foto: Yamaha)

Damit Toshiyuki Kita der Yamaha Soavo NS-F901 ein „Gesicht“ geben konnte, brauchte er aber auch ausreichend Material, das sich formen ließ. Ein Beispiel: Die Verjüngung der Schallwand nach oben hin hat vor allem akustische Gründe: sie verursacht weniger Schallwandreflektionen von Hoch- und Mitteltöner als eine breite Schallwand. Doch diese Verjüngung funktioniert nur, wenn die Schreiner an dieser Stelle genug Wandstärke zum Abfräsen haben. Man darf hier also eine stattliche Wandstärke unterstellen. Dazu bekam der obere Teil der Schallwand eine Metallplatte, die den Hochtöner aufnimmt und die von der eigentlichen (hölzernen) Schallwand entkoppelt ist. Diese Maßnahme hat schon in der Dynaudio Confidence Line für einen extrem präzisen Hochton gesorgt…

Yamaha Soavo NS-F901 _Alu-blende Hochtöner
Mehr als nur Design: Die gebogene Metall-Front ist von der Schallwand entkoppelt – und damit auch der Hochtöner von den Vibrationen der Bässe (Foto: H. Biermann)

Ein Wort an dieser Stelle zu den Schreinern: Die Yamaha Soavo NS-F901 entsteht an einem ganz besonderen Ort: nämlich dort, wo auch die Yamaha Klaviere und Konzertflügel herkommen. Die Leute, die hier arbeiten, haben einen immensen Anspruch an ihre Arbeit. Das sieht man, das fühlt man. Wer je die Gelegenheit hat, die F901 (oder auch die NS-5000) in natura zu erleben, wird mir zustimmen: diese Lackqualität ist vom Allerfeinsten.

Und wer wie ich die Gelegenheit hatte, ins Innere der F901 zu schauen, kann nur festhalten: hier sind Profis mit Liebe zum Detail am Werk. Zum Beispiel vergrößern sie die Schallwandöffnungen für Tief- und Mitteltöner zum Gehäuse-Inneren hin, damit zwischen der Schallwand und den üppigen Treibermagneten immer genügend Platz für eine optimale Luftzirkulation ist – ein Punkt, der häufig nicht bedacht wird und zu unerwünschten Kompressionseffekten führt.

Yamaha Soavo NS-F901 – Schallwand
Die Schallwand aus HDF ist 30 mm stark. Um keine Kompression zwischen der Schallwand und dem Magneten des Tieftöners entstehen zu lassen, vergrößern sich die Schallwandöffnungen nach innen (Foto: H. Biermann)

Auch eine Erwähnung wert: Fast alle Verstrebungen sind mit Dämmmaterial ummantelt, damit keine unnötigen Reflexionen entstehen. Auch das ist ein Arbeitsschritt, der Zeit (und damit Geld) kostet, der aber zeigt, dass die Japaner ihre Perfektion auch bei einem Lautsprecher für weit unterhalb 2.000 Euro pro Stück ausleben.

 Yamaha Soavo NS-F901 – Frequenzweiche2
Die Frequenzweiche sitzt aus Service-Gründen direkt hinter dem oberen Tieftöner. Hier gut zu sehen: Jede Verstrebung ist mit Dämmmaterial umwickelt (Foto: H. Biermann)

Und Verstrebungen gibt es einige in der Yamaha Soavo NS-F901 – siehe Bild. Wer den Klopftest macht, stellt fest, dass hier nichts resoniert oder hohl klingt. Ein gutes Omen für den Hörtest.

Yamaha Soavo NS-F901 – Aufriss
Der Aufriss verdeutlicht den hohen Aufwand: eine schräge Deckelplatte, separate Kammern für Mittel- und Tieftöner sowie Versteifungen an den besonders resonanzverdächtigen Stellen (Foto: Yamaha)

Die Technik der Yamaha Soavo NS-F901

Wie fast immer im Verlauf der Yamaha Lautsprechergeschichte beschreiten die Entwickler auch bei den Membranen der F901 einen Sonderweg: weiße, mit weichem Kunststoff gefüllte Mica-Membranen sollen hier den besten Kompromiss aus hoher Verwindungssteife, geringem Gewicht und möglichst geringer Resonanzanfälligkeit bieten.

Yamaha Tieftöner
Die beiden 16,5 cm großen Tieftöner der F901 haben einen vergleichsweise üppigen Magneten, einen festen Korb aus gegossenem Stahl und, wie der Mitteltöner, eine Polymer-gefüllte, weißliche Mica-Membran (Foto: H. Biermann)

Beim Hochtöner bleiben die Yamaha Entwickler etwas „normaler“: Hier erfüllt eine gängige Aluminium-Kalotte die Anforderungen. Diese allerdings wird von einem effizienten Neodym-Magneten angetrieben.

Yamaha Hochtöner
Die Aluminium-Kalotte hat einen Durchmesser von 25 Millimetern und eine recht breite Aufhängung (Sicke), die theoretisch einen großen Hub erlauben würde – den die Kalotte aber glücklicherweise nicht machen muss… ( Foto: Yamaha)

Besonders aber ist die Ankopplung an die akustische Umgebung des Hochtöners – also die Schallwand. Die nämlich erfolgt über einen Waveguide – ein ganz sanft verlaufendes Horn, das den Hochtöner sehr viel größer erscheinen lässt, als er in Wirklichkeit ist.

Getrennt werden Hoch-, Mittel- und Tieftöner von einer Frequenzweiche, die aufgrund der hohen Treiber-Qualität mit vergleichsweise flachen Filtern (und wenigen Bauteilen) auskommt, weshalb man offenkundig bei der Bauteilequalität ins nächsthöhere Fach greifen konnte.

Yamaha Frequenzweiche
Die Frequenzweiche ist mit wenigen, aber sehr guten Bauteilen – zum Beispiel Solen Kondensatoren – bestückt. Die einzelnen Wege werden mit vergleichsweise „flachen“ Filtern mit Flankensteilheiten von 6 oder 12 dB/Oktave getrennt (Foto: Yamaha)

Optimale Verstärkerkombination und Aufstellung der Yamaha Soavo NS-F901

Ich weiß, dass die Yamaha Entwickler in der Regel mit ihrer eigenen Elektronik entwickeln. Und LowBeats hat als Dauergast einen Yamaha A-S1100 (1.700 Euro) im Referenzregal – also vom Preis her eine Kombination, die durchaus realistisch ist.

Aber ganz ehrlich: der A-S1100 klingt etwas hell. Deshalb ist er für die ausgewogene F901 nur die zweit- oder drittbeste Wahl.

Der A-S1100 zeigt zumindest, in welcher Leistungsklasse sich das vorgeschaltete Kraftwerk bewegen sollte: Weil die F901 zwar sehr ausgewogen und breitbandig, aber nicht sehr laut ist, sollte der angeschlossene Verstärker mindestens 100 Watt pro Kanal an 4 Ohm bringen.

Was zum Beispiel der recht erdig klingende Exposure 3010 S2D. locker aus den Transistoren schüttelt, mit dem mir die Yamaha Standbox deutlich besser gefiel.

Letztendlich aber erwies sich – wieder einmal – der Atoll IN300 als perfekter Partner: mit jederzeit ausreichend viel Leistung, vor allem aber mit genau der offenen Spielweise, die der lebendig und fein klingenden NS-F901 so entgegenkommt.

Atoll IN300
Eine exzellente Kombination: Wer nicht unbedingt auf Yamaha Verstärker eingeschworen ist, findet mit dem Atoll IN300 einen superben Partner (Foto: H. Biermann)

Bei der Aufstellung empfand ich die Yamaha als unkritisch. Der Bassreflex-Ausgang geht nach vorn, einer Aufstellung direkt an der Rückwand steht nichts entgegen – außer, dass der Bass bei einer solchen Aufstellung natürlich auch bei einer F901 aufdickt.

Aber es wurde auch direkt an der Rückwand nicht störend – den mega-präzisen Bass hat die F901 eh nicht, sondern tendiert zu einem eher satten, relaxten Bass-Sound.

Hörtest

Yuri Honing Star Tracks
Mittlerweile als CD kaum noch, auf  Download-Portalen aber sehr wohl noch zu bekommen: Star Tracks vom Yuri Honing Trio. Grandios: Das legendäre „Walking On The Moon“

Ich muss gestehen, dass ich die F901 unterschätzt habe. Sie stand auf meiner Liste der unbedingt noch zu testenden Boxen nicht sehr weit oben.

Das änderte sich mit dem Test der NS-5000, die mir nach einigen Wochen des Hörens so gut gefiel, dass ich sie gar  nicht mehr hergeben wollte aber musste. Und so kam die F901 wieder auf den Plan: vielleicht gibt es da Ähnlichkeiten?

Ja, die gibt es. Wie auch die NS-5000 spielt die Yamaha Soavo NS-F901 im Hochton sehr fein und unaufgeregt, im Tiefton mehr satt und rund, im Mittelton aber eher dezent.

Das sorgt dafür, dass sie auch bei hohen Pegeln oder Mitten-intensiver Musik wie direkt aufgenommener Saxophone oder Streicher immer noch entspannt, angenehm und allgemeinverträglich bleibt.

Auf dem Hörtest-Klassiker „Walking On The Moon“ des Yuri Honing Trios (Album: Star Tracks) kommt das Saxophon irgendwann so heftig, dass man diese Aufnahme mit vielen Lautsprechern bei höheren Pegeln einfach nicht anhören kann. Das sägt dann regelrecht auf dem Trommelfell.

Die F901 umschifft die Härten charmanter als viele andere Lautsprecher dieser Klasse. Mit dem Vorteil, dass man dieses grandiose Stück (wie viele andere Mitten-energiereiche Stücke auch) selbst mit dem Saxophon-Einsatz ziemlich laut hören kann. Aber mit dem leicht erklärlichen Nachteil, dass andere Lautsprecher womöglich etwas erlebnisreicher spielen…

Die gleichteure Triangle Esprit Australe EZ, quasi DIE Entdeckung der Norddeutschen HiFi-Tage, bringt in den Mitten sehr viel mehr Energie, Dynamik und Leben. Das klingt bei Live-Musik einfach mitreißender.

Oder auch die Bühnenmonitor-hafte Magnat Signature 1109, mein absoluter Favorit dieser Klasse, klingt druckvoller, energiereicher und dynamischer als die Yamaha. Und die Magnat kann sehr viel lauter und druckvoller spielen.

In Sachen Tiefgang aber stand die schlanke Yamaha der fast doppelt so großen Magnat kaum nach: sie ist nämlich vergleichsweise tief abgestimmt.

Cover Art Sean Rowe "New Lore"
Plattencover Sean Rowe New Lore (Cover: Amazon)

Deshalb gab es viele Besucher bei LowBeats, die die Yamaha bevorzugt hätten. Es ist die unaufgeregte Leichtigkeit, mit der sie einen schönen Gegenentwurf zu Magnat und Triangle darstellt. Deshalb hat mir die relaxte Leichtigkeit der F901 auch gut gefallen.

Das einzige, was sie tatsächlich nicht so gut beherrscht, ist Abbildung der räumlichen Tiefen. Das konnten sowohl die Triangle als auch die Magnat besser. Was nicht heißt, dass die Yamaha Soavo NS-F901 nicht in der Höhe oder in der Breite beeindruckend genau abbildete; nur die Tiefe fehlte halt ein wenig.

Ansonsten gab es nichts zu kritteln. Singer Songwriter wie den Amerikaner Sean Rowe (Album: New Lore) transportierte die Yamaha im Vergleich zu Magnat und Triangle weniger direkt, aber mit mehr Wärme und Schmelz in der Stimme.

Da war er wieder: dieser angenehme Ton, mit dem die F901 den Hörer sofort umgarnt. Und da war auch diese Fähigkeit, die Obertöne der Gitarre so flirrend leicht darzustellen. Auch damit kann die F901 immer punkten.

Yamaha Soavo NS-F901 – gegen Triangle Australe EZ
Mit der Triangle Esprit Australe EZ lieferte sich die Yamaha Soavo NS-F901 einen erbitterten Wettstreit. Ergebnis: die eine spielte energievoller, dynamischer, räumlicher und mitreißender (Triangle), die andere wärmer, feiner und ausgewogener (Yamaha)

Fazit

Es gibt vereinzelte Stimmen aus dem Yamaha Produktmarketing, die der Meinung sind, die Yamaha Soavo NS-F901 wäre die beste Box unter 4.000 Euro. Dem kann ich so nicht zustimmen. Aber ich muss einräumen, dass mich die F-901 wirklich überrascht hat.

Zum einen, weil sie wunderbar natürlich, fein, offen, man könnte sagen: auf beste Art „charakterlos“ klingt. Anders als viele Yamaha Lautsprecher vor ihr, klingt sie absolut ausgewogen und ist ein Lautsprecher, mit dem ganz viele Musikfreunde weltweit (und mit unterschiedlichsten Musikgeschmack) bestens leben können werden.

Zum anderen muss hier die Verarbeitung und das überragende Lack-Finish gewürdigt werden. Auch das hat seinen Wert. In Summe macht das die Yamaha Soavo NS-F901 zu einem Tonmöbel, das man einfach gern im Wohnzimmer stehen hat und für das man bei anderen Anbietern einiges mehr bezahlen müsste…

Yamaha Soavo NS-F901
2018/07
Test-Ergebnis: 4,2
SEHR GUT
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Feiner, warmer, homogen-offener Klang
Praxisnahe Auslegung, harmoniert mit vielen Verstärkern
Überragende Verarbeitung, perfekter Klavierlack
Eingeschränkte räumliche Tiefe

Vertrieb:
Yamaha Music Europe GmbH
Siemensstrasse 22-34
25462 Rellingen
www.de.yamaha.com

Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
Yamaha Soavo NS-F901: 3.400 Euro

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Mit- und Gegenspieler:

Test Atoll IN 300: DAC-Amp mit Kraft und Feindynamik
Test Exposure 3010 S2D: Hohe Dynamik & Agilität
Test Magnat Signature 1109 – Standbox mit HiRes-Lizenz
Test Triangle Esprit Australe EZ – Standbox mit 2 x Hochtonhorn

Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.