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Treu Wireless In Ear Vergleich
True Wireless In Ear Speaker sind absolut en vogue. LowBeats hatte vier der interessantesten Modelle bis 300 Euro im Vergleich (Foto: H. Biermann)

Vergleich True Wireless In Ear: Apple, Cambridge Audio, Sennheiser, Sony

Sollten wir DEN derzeit angesagten Trend im Audio benennen, dann müssten wir auf kabellose In Ear Kopfhörer verweisen. Haben schon die klassischen Kopfhörer in den letzten zehn Jahren sehr viel mehr bewegt, als sich selbst die Strategen großer Hersteller vorstellen konnten, so setzen die smarten Hör-Knöpfe jetzt noch einmal viel mehr Energien frei. Unter dem Label „True Wireless“ bringen selbst so gestandene HiFi-Firmen wie Cambridge Audio kabellose In Ears auf den Markt. Der Hintergrund: Mittlerweile ist die Bluetooth-Übertragung klanglich so fortgeschritten, dass der Unterschied zur kabelgebundenen Wiedergabe gar nicht mehr so relevant ist. Und hören ohne Kabel ist halt schon sehr attraktiv… Wir haben den Markt sondiert und die vier spannendsten Modelle bis 300 Euro im Vergleich True Wireless In Ear intensiv auf Klang, Funktion und Sitz geprüft. Es sind Modelle der Marktführer Apple, Sennheiser und Sony. Und einen Außenseiter haben wir dabei: den In Ear von Cambridge Audio.

Dieser Test zeigt wieder einmal: Wir dürfen nicht aufgeben, zu staunen. So ist es bei den komplett kabellosen In-Ohr-Hörern. Das war bis vor wenigen Monaten noch undenkbar. Genau jetzt feiert der Walkman seinen 40. Geburtstag. Seit dieser Zeit und darum herum gibt es kleine Knöpfe, die man in die Ohren stecken kann. Vierzig Jahre hat diese Technologie angehalten und wurde immer verfeinert. Nun sind sie da. Knopfhörer, die ohne jegliches Kabel auskommen. Bluetooth macht es möglich. Dazu eine Miniaturisierung der Akustik, die den In Ear zu einem perfekten Wiedergabe-Gerät machen. Der Industrie ist es gelungen, nicht nur die Membranen, nicht nur den Antrieb, sondern auch ein komplettes Bluetooth-Modul in die kleinen Hörer zu verpacken.

Und alles funktioniert mit einem sanften Fingertipp. Auch das ist ein Merkmal dieser neuen Generation Kopfhörer: Man nestelt nicht mehr an irgendwelchen, vor dem Brustkorb baumelnden Bedienelementen herum,sondern tippt ganz elegant mal links, mal rechts auf die Ohrknöpfe und verändert damit Titel oder Lautstärke oder andere Finessen. Etwas eingeschränkt agieren hier Cambridge und Sony. Der Sony kann hier die Lautstärke nicht regeln, der Cambridge gar nur Muting ein- und ausschalten.

Anstoß zu diesem Test waren die Apple Airpods. Ihre Vorgänger, die klassischen Apple In Ear waren ja klanglich wenig berauschend. Doch die Generation Airpods ist um so vieles besser. Im Juli diesen Jahres bat uns die ZDF-Redaktion von WISO um Hilfe bei der akustischen und technischen Beurteilung der Apple Airpods 2. Bei dieser Gelegenheit konnte wir die kleinen Apple-Kunstwerke ausgiebig testen und mussten ihnen ein exzellentes Preis/Leistungs-Verhältnis attestieren. Und – das können wir an dieser Stelle vorwegnehmen – das bleibt auch nach dem Vergleich mit den drei anderen Vertretern dieses Genres so.

 Vergleich True Wireless In Ear: die Teilnehmer

ModellApple
Airpods 2
Cambridge Audio
Melomania 1
Sennheiser
Momentum True Wireless
Sony
WF-1000XM3
Case-Größe (B x H x T)44,3 x 21,3 x 53,5 mm50 x 55 x 20 mm78,6 x 45 x 35 mm80 x 55 x 29 mm
In Ear Gewicht4,0 Gramm4,6 Grammk. A.8,5 Gramm
Akku-Laufzeit22 Stunden36 Stunden24 Stunden24 Stunden
BesonderheitSiri Sprachsteuerungbesonders günstigindividueller EQ per AppNoise Cancelling
Preis180/230 Euro130 Euro300 Euro250 Euro

Alle Hersteller folgen dabei den gleichen Spielregeln. Die Winzlinge werden in die Ohren gesteckt, über eine Bluetooth-Verbindung strömen die Signale. Alles weitere ist Zugabe. Ganz stark in diesem Segment ist Apple aufgestellt, weil die Airpods in die Apple-Welt eingebunden sind und so auch das verbundene iPhone umfassend steuern.

Die besten unter den In Ears fluten nicht nur Musik herbei, sie können auch die Lautstärke und den Klang regeln, die Sprachsteuerung aufrufen oder sogar die Umweltgeräusche aktiv unterdrücken (Noise Cancelling). Wenn uns das einer vor Jahren erzählt hätte…

Die wesentliche Voraussetzung für die Funktion ist bei allen In Ear Hörern der optimale Sitz im Gehörgang. Sitzten sie nicht perfekt und wird der Gehörgang nicht gut abgeschlossen, ist an eine habhafte Bass-Performance nicht zu denken. Das gilt für alle In Ear des Tests und ganz besonders für den Melomania 1 von Cambridge Audio. Und ebenfalls ein Problem: Weil wir ja kabellose, sehr leichte Einzel-Kopfhörer im Ohr haben und diese dementsprechend NICHT am Kabel hängen, droht bei schnelleren Bewegungen das Herausfallen. Nicht selten ist das gute Stück dann weg. Ärgerlich.

Deshalb versuchen die Hersteller für einen möglichst perfekten Sitz zu sorgen, indem Sie Ear Pads aus Schaumstoff beilegen; häufig eine größere Anzahl. Besonders gut macht es hier Cambridge Audio, weil dem Melomania zwei Ohrpassstücke aus Memory-Schaum beiliegen. Der wird gedrückt und dann ganz klein in das Ohr gesteckt. Dort dehnt sich der Schaum aus und verschließ den Gehörgang. Das ist dann zwar nur für einen Nutzer perfekt, aber die In Ears sollte man ja allein schon aus Hygienegründen möglichst nur für sich verwenden.

Einen Sonderweg wählt wieder einmal Apple. Die Amerikaner verzichten auf jegliche Ohranpassung. Man legt die ergonomisch geformten Airpods einfach vorn ins Ohr – Ende. Das ist nicht für jeden optimal. Doch wir haben die kleinen Apples zu viert ausprobiert und es funktioniert erstaunlich gut. Wer dennoch nicht ganz unbegründet Furcht vor herausfallenden Airpods hat und den in Ear-Tropfen womöglich als Arbeitsmittel nutzt (wie beispielsweise viele Paketzusteller), für den hat die pfiffige Zulieferindustrie natürlich Alternativen entwickelt. Das Ear Pad Angebot bei Amazon ist riesig, die qualitativ besseren fangen preislich bei 2 Euro pro Paar an.

Vergleich True Wireless In Ear Teil 1: Apple Airpods 2

Vergleich True Wireless In Ear: Apple Airpods 2 Modell
Die charakteristische Form polarisiert, ist aber auffällig und ungemein praktisch: In dem länglichen Zapfen ist die gesamte Elektronik untergebracht (Foto: Apple)

Es gibt kein wertvolleres Unternehmen als Apple. Gelegentlich streitet man sich um diesen Titel mit Amazon. Aber Apple kann mit Stores protzen, mit einem Online-Shop und Milliarden von Fans. So verkauft man auch einen kabellosen In-Ohr-Kopfhörer, der auf den Namen AirPods 2 hört. Die erste Generation ist ausverkauft, die dritte schon angekündigt. Auf dem Markt und in diesem Test aber ist Generation 2.

Äußerlich unterscheiden sich Generation 1+ 2 nicht. LowBeats ist in der glücklichen Lage, beide Modelle vorliegen zu haben. Klanglich sind die Unterschiede gering. Nach langen Hörsitzung hieß es: hier herrscht Gleichstand. Die tieferen Vorteile liegen in der Anbindung. Apple hat in Generation 2 einen H1 Chip verbaut. Der war in unseren Tests spürbar schneller. Gerade für das Gaming ist dieser Punkt wichtig.

Der Kontakt zum MacBook, zum iPhone gelingt, wie es schöner nicht sein kann. In wenigen Sekunden werden die AirPods erkannt und per Bluetooth eingebunden. Zudem erreichen die kleinen In Ears mit der Ladeschatulle eine Aktivitätszeit von vollen 22 Stunden. Also fast ein kompletter Tag. Einfach einstecken und die Hörer laden sich automatisch wieder auf – ohne Stromanschluss in der Nähe. Der Rest ist Magie. Hier ein Tipp, dort eine kleine Fingerbewegung – und die Tracks springen, die Lautstärke wird erhöht oder, beim iPhone, werden Anrufe angenommen.

Apple Airpods 2 mit iPhone
Eines der größten Vorzüge der Airpods 2 ist die überragend gute Connectivität zu allen Apple Geräten und die damit verbundene, sehr einfache Sprachsteuerung (Foto: Apple)

Die größte Überraschung: Wie oben schon beschrieben, gibt es keine Ear Pads für eine optimale Anpassung ans Ohr. Dennoch saßen die AirPods in den Ohren der drei Testhörer überaus angenehm. Selbst die Internetportale vermelden kaum böse Worte. Zudem gibt es den Hype-Faktor. Jeder, der mit einem AirPod erkannt werden soll, stellt die markante Form aus. Die Antennen liegen in den langen Sticks, die sich senkrecht aus dem Ohr recken. Andere Hersteller verbauen diese Technik in knubbeligen Fortpflanzungen – es wird dick im Ohr. Apple hingen streckt das Komplettdesign und erreicht dadurch einen hohen Wiedererkennungswert.

Apple Airpods 2 im Case
Sie sind die kleinsten, leichtesten und vielseitigsten True Wireless In Ear Speaker im Test: Apples Airpods (Foto: Apple)

Wie klingt es? Erstaunlich gut. Ich hatte mit kleinen Tröten zum überteuerten Preis gerechnet – auch, weil ich die ersten Apple In Ears gut kenne. Doch Apple gibt sich bei denn Airpods erstaunlich highfidel. Hier dominieren extrem klare Mitten (gut für die Sprachverständlichkeit). Alle Zusatzinformationen darüber und darunter werden eher sensibel hinzugefügt und vermeiden jede Art von Effekthascherei.

Selbst lange Hörsitzungen in der U-Bahn gehen nicht auf die Nerven und das Hörvermögen. Das ist so überhaupt nicht amerikanisch. Wenn wir es nicht besser wüssten, wir würden sagen: diese Kopfhörer entstammen in ihrer Grundabstimmung von einer britischen Manufaktur. Aktuell liegt der Preis mit einem kabellosen Ladecase bei 230 Euro (Case mit Kabel: 180 Euro). Das ist fair. Hier stimmt der Service, das Bedienkonzept und natürlich der Klangeindruck. So häufig wir ihn sehen, so populär er sein mag: wir sprechen eine Kaufempfehlung aus.

Vergleich True Wireless In Ear Teil 2: Cambridge Audio Melomania 1

Vergleich True Wireless In Ear: Cambridge Audio Melomania 1 Modell
Ergonomisch sind die kleinen Melomania 1 am wenigsten praktisch. Auf der Seite liegen ist mit ihnen unmöglich (Foto: Cambridge Audio)

Viele HiFi-Fans werden Cambridge Audio kennen: Seit über 40 Jahre stehen die Briten für bezahlbares Top-HiFi im Fullsize-Format – wie etwa die neue AX-Serie oder die hochklassige Edge-Serie. Und jetzt Kopfhörer? Ganz genau. Aber nicht irgendwelche, sondern In Ears mit True Wireless Bluetooth-Funktion. Und auch noch ausgesprochen günstige. Wer einmal Zeit und Lust hat, der muss über die Webseite schlendern. Cambridge Audio hat eine spannende Animation über das Innenleben der Winzlinge hinterlegt. Hier darf das kindliche Herz staunen. Unfassbar viel Technik wird auf kleinsten Raum komprimiert. Ein Bluetooth-Modul der neusten Bauart. Als Sender und Empfänger. Dazu ein Verstärker, die Membran, der Akku. Das ist faszinierend viel.

Cambridge Audio Melomania 1 Explosionsdarstellung
In Ear Hörer wie der Melomania 1 sind eine Meisterleistung der Miniaturisierung. Die gesamte Elektronik findet sich auf einer Mini-Platine (fünfte Position von rechts) (Foto: Cambridge Audio)

Sehr elegant und gut. Doch der Rest kann (natürlich) nicht mit Sennheiser mithalten. Die Hannoveraner wirken edler, feiner, ambitionierter. Der Melomania 1 von Cambridge hingegen wirkt schlichter, aber auch zielgerechter. Umgekehrt: 130 Euro ruft Cambridge Audio als Preis auf. Das ist erschreckend wenig. Dazu gibt es einen Gratisversand und noch 30 Tage Rückgaberecht. Da kann man nichts falsch machen. Auch die Praxiswerte überzeugen. Alle hier im Test vorgestellten Kopfhörer funktionieren mit Akku – doch das Case selbst birgt eine Auflade-Option, ebenfalls ein Akku. Bei Cambridge Audio kommen wir so mit Hörern und Case auf satte 36 Stunden an portabler Musik. Das ist konkurrenzlos.

Cambridge Audio Melomania 1 Farben
Cambridge Audio setzt auf die Jugend und auf poppige Farben. Mit Hilfe von farbigen Silikonhüllen (Preis: 10 Euro), kann der Melomania 1-Nutzer immer mal wieder eine neue Farbe in sein mobiles Hör-Erleben bringen (Foto: Cambridge Audio)

Auch der Klang? Nun ja. Cambridge Audios und die Apples liegen fast auf einem Qualitätsniveau. Die Briten folgen dabei fast dem Klischee vom HiFi von der Insel. Der Melomania 1 ist auf beste Sprachverständlichkeit gezüchtet. Die Basis sind deshalb die Mitten, darüber wird ziseliert, darunter kommt der Tiefton eher schlank und präzise. Das ist wirklich sauber und weit weg von der derzeitigen Mode der sehr mächtigen Bässe. Nicht ultimativ in der Auflösung wie der Sennheiser, aber grundehrlich.

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Autor: Andreas Günther

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Der begeisterte Operngänger und Vinyl-Hörer ist so etwas wie die Allzweckwaffe von LowBeats. Er widmet sich allen Gerätearten, recherchiert aber fast noch lieber im Bereich hochwertiger Musikaufnahmen.