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Sechs Einsteiger-Plattenspieler mit Line-Ausgang für unter 450Euro (Foto: R. Vogt)
Sechs Einsteiger-Plattenspieler mit Line-Ausgang für unter 450 Euro (Foto: R. Vogt)

Vergleichstest: 6 Einsteiger-Plattenspieler unter 450 Euro

Musiksysteme kommen und gehen, aber die Platte bleibt. Wie ein Bogen spannt sich das Vinyl über die gesamte Schar der Musikfreunde – seien es jene aus den HiFi-Anfangszeiten oder die nativ-digitale Jugend. Alle schätzen und lieben diese haptische Seite der Musik mit großem Cover-Art und physischer Scheibe. Deshalb läuft der Phono-Markt durchaus stabil – mit leichten Tendenzen nach oben. Damit einher geht ein wachsendes Angebot preiswerter Einsteiger-Plattenspieler, die sich leicht aufbauen und handhaben lassen. Besonders einfach wird es, wenn diese Modelle auch noch einen integrierten Phono-Vorverstärker haben, dann lässt sich der Plattenspieler an jede Musikanlage oder Aktivbox direkt anschließen. Beim vorliegenden Vergleichstest von 6 Einsteiger-Plattenspieler unter 450 Euro haben wir ausschließlich Modelle ausgesucht, die bereits über einen solchen eingebauten Phono-Entzerrer verfügen – Plug + Play wie man es sich vorstellt. Und zwei von ihnen haben darüber hinaus sogar einen Bluetooth-Sender integriert – dann entfällt auch noch die lästige Verkabelung…

Dual CS 329 von oben
Der Dual CS 329 ist einer der beiden „Vollautomaten“ im Test. Deren Bedienung ist besonders komfortabel (Foto: Dual)

Warum dieser Test federführend ausgerecht vom Surround- und Digital-Kollegen durchgeführt wird? Weil ich meine Liebe zum Vinyl erst vor kurzem wiederentdeckt habe und mich seitdem mit großer Freude auch Dingen wie Plattenwaschmaschinen und anderen Nettigkeiten rund um das Thema Analog widme. Doch gemessen an LowBeats-Kollegen wie Bernhard Rietschel, Andreas Günther oder Lothar Brandt fühle ich mich immer noch eher als Einsteiger und bin somit – laut Konferenz-Beschluss – genau der Richtige für diesen großen Vergleich von sechs Einsteiger-Plattenspielern.

Das Testfeld habe ich dementsprechend komplett nach Einsteiger-Interessen ausgesucht. Die Vorgaben: Der Plattenspieler sollte inklusive vorjustiertem Tonabnehmer deutlich unter 500 Euro liegen, leicht in Betrieb zu nehmen und an jedem Verstärker oder jeder Aktivbox zu betreiben sein.

Das Testfeld: 6 Einsteiger-Plattenspieler unter 450 Euro

Obwohl die Vorgaben ja recht eng waren, kam ein bunter Mix altbewährter und frischer Marken heraus, die erstaunlich unterschiedliche Konstruktionen als auch Charakterzüge aufweisen. Die Testkandidaten in alphabetischer Reihenfolge:

  • Dual CS 329 für 369 Euro
  • JBL Spinner BT für 330 Euro
  • Lenco LBT-215 für 329 Euro
  • Pro-Ject E1 Phono für 329 Euro
  • Rekkord F110P für 449 Euro
  • Reloop RP2000 USB MK2 für 280 Euro
Testaufbau von l. n. r.: Rekkord F110P, JBL Spinner BT, Lenco LBT-215, Dual CS 329, Reloop RP2000MK2 und Pro-Ject E1 Phono (Foto: R. Vogt)
Die Test-Kandidaten von l. n. r.: Rekkord F110P, JBL Spinner BT, Lenco LBT-215, Dual CS 329, Reloop RP2000 USB MK2 und Pro-Ject E1 Phono (Foto: R. Vogt)

Vor dem Kauf sollte der Gedanke stehen, auf was einem selbst am Wichtigsten ist. Am bequemsten sind natürlich Vollautomaten. Bei Rekkord und Dual reicht es, nur den Startknopf zu drücken und alles funktioniert automatisch: Die Plattenteller dreht sich, der Tonarm fährt an die Anfangsposition, senkt sich und der Hörspaß beginnt. Am Ende wandert alles wieder in Warteposition und stoppt von alleine. Das Gegenteil dazu sind Pro-Ject oder Reloop bei denen man jeden Schritt selbst erledigen muss, dafür aber auch mehr Kontrolle bekommt.

Allen Spielern im Test gemeinsam ist ein Line-Ausgang, fast alle können aber dank Umschaltung auch an einen Phono-Eingang angeschlossen werden. JBL und Lenco lassen sich auch per Bluetooth mit einem entsprechenden Aktivlautsprecher oder einer Soundbar nutzen. Und Reloop als auch Lenco melden sich per USB als Soundkarte bei einem Computer an – etwa, wenn man die Platten digitalisieren möchte.

6 Einsteiger-Plattenspieler unter 450 Euro: die Ausstattung
MM/Line umschaltbar
Automatik
Bluetooth
USB-Audio
Dual CS 329
JBL Spinner BT
Lenco LBT-215
Pro-Ject E1 Phono
Rekkord F110P
Reloop RP2000 USB MK2

Was ich in dieser Liste nicht aufgeführt habe, sind zwei Punkte: 1.) Der Rekkord ist ein Subchassis-Laufwerk und deshalb etwas unempfindlicher gegen Trittschall als die anderen fünf Testteilnehmer, bei denen nur die Gummi-Füße dämpfen. 2.) Der Reloop ist ein Direkttriebler (die Plattenteller der anderen fünf werden über einen Transmissionsriemen angetrieben) und kommt dadurch erheblich schneller auf die richtige Drehzahl. Für DJs ist dieser Punkt wesentlich.

Tipps und Tuning

Alle Plattenspieler des Test-Sextetts kamen transportsicher in verschiedene Bestandteile zerlegt ins Haus und waren ohne Werkzeug oder handwerkliche Kenntnisse in Betrieb zu nehmen. In der Regel muss man nur den Plattenteller auflegen, den Antriebsriemen einfädeln, je nach Modell das Auflagegewicht (nach Anleitung) einstellen, Haube ins Scharnier stecken und dann war das Ganze quasi betriebsbereit. Die Anleitungen waren übrigens durch die Bank gut. Ikea-Möbel aufbauen ist deutlich komplizierter!

JBL Spinner-BT (Foto: R. Vogt)
So oder so ähnlich werden alle Einsteiger-Plattenspieler angeliefert: der JBL Spinner BT mit seinen ausgepackten Einzelteilen (Foto: R. Vogt)

Alle Modelle kommen mit einem simplen Steckernetzteil, nur der Reloop wird direkt per Netzkabel angeschlossen. Eine Tuningmaßnahme, wenn man sich klanglich weiter entwickeln möchte, wäre also schon einmal ein besseres Netzteil. Da alle Tonabnehmer Moving-Magnet-Systeme sind, lassen sie sich statt der konischen Standardnadel zur Verbesserung der Feinzeichnung und Auflösung mit einer elliptischen Nadel aufrüsten. Die besseren Ersatznadeln gibt es schon für wenig Aufpreis. Wem also nach einer Weile mit seinem ersten Plattenspielers nach mehr Klangqualität gelüstet, der hat selbst bei diesen einfachen Geräten noch Potenzial – ohne gleich wieder einen teureren Plattenspieler kaufen zu müssen.

Reloop_RP_2000_MKI
Der Reloop RP2000 USB MK2 kommt mit dem System Reloop OM Black, das auf dem Ortofon OM 5E basiert (Foto: Reloop)

Apropos Klangqualität! Für alle Plattenspieler gilt: Damit sie gut funktionieren und klingen, müssen sie unbedingt auf einem stabilen, wackelfreien Untergrund stehen. Ist ja klar, das Ganze ist eine mechanische Abtastung in mikroskopischem Maßstab. Am besten kommt da der Rekkord mit klar. Er ist der Einzige im Testfeld, der über ein Subchassis verfügt und dementsprechend wenig empfindlich auf Trittschall reagiert.

Aber unabhängig vom Trittschall: Absolut waagerecht müssen sie alle stehen. Zur Prüfung und gegebenenfalls Ausrichtung sollte man eine Wasserwaage oder sogenannte Libelle verwenden (im Grunde eine runde Wasserwaage). So etwas gibt‘s im Baumarkt oder bei den üblichen Internetversendern für ein paar paar Euro.

Wie wir getestet haben

Neben den üblichen Tests zum Aufbau und zur Einrichtung, haben wir die wichtigsten Parameter natürlich gemessen. Da ist das Auflagegewicht, der Frequenzgang und wie sich Gleichlauf und Symmetrie verhalten. Also wie genau stimmt die Drehzahl und wie konstant hält der Spieler die Platte auf genau dieser Geschwindigkeit, damit die Tonhöhen stimmen und nichts leiert? Die Werte haben wir mit dem vorzüglich geeigneten AnalogMagik V2 Meßsystem ermittelt. Ergebnis: Die Kandidaten lagen Klassen-gerecht in ähnlichen Größenordnungen.

JBL Spinner-BT (Foto: R. Vogt)
Die Messergebnisse am Beispiel des unauffälligen JBL Spinner-BT (Foto: R. Vogt)

Die Drehzahlabweichung vom Messton mit 3150Hz war bei allen gering und die Gleichlaufschwankungen lagen durch die Bank bei circa 0,1% nach AES-Norm. Die Kanaltrennung (Crosstalk) schwankte bei allen sechs Kandidaten zwischen 19 und 30 Dezibel. Nur bei der Lautstärkedifferenz zwischen den beiden Kanälen gab es größere Unterschiede. War der Reloop mit 0,01dB praktisch perfekt, wich der Rekkord mit fast 3dB schon hörbar ab; die Mittenabbildung wanderte damit merklich nach rechts. Dennoch: Das sind alles praxisgerechte Werte.

Charakterstudie: Die Klangqualität

Klanglich liegen die Charaktere der Modelle erstaunlich weit auseinander. Der Dual war dabei so etwas wie der „VW Golf“ unter den Vinyl-Rotoren. Er klang ausgewogen und gab keiner Stilrichtung einen besonderen Kick – in jeder Hinsicht gut ausbalanciert. Der JBL gab sich als Rock ’n’ Roller mit eher robustem Klangbild und treibendem Rhythmusgefühl. Egal was man auflegte, da wippte unweigerlich der Fuß. Der Lenco musizierte gemessen am JBL etwas feiner, aber auch unausgewogener. Der Pro-Ject klang genau gegenteilig zum Lenco: er war etwas zurückhaltend, zeigte aber die reichste Palette an Klangfarben und eine feine Musikalität. Den würde ich von allen Teilnehmern am ehesten für Klassik empfehlen.

Der Rekkord gab sich wie der Dual sehr ausgewogen, aber etwas nüchterner im Temperament. Der teuerste Plattenspieler im Testfeld ist meine Empfehlung, wenn jemand vorwiegend unaufdringlich Hintergrundmusik spielen möchte. Da kommt ihm auch zugute, dass er ein Vollautomat ist.

Wenn ein Gerät irgendwie alles eine Nummer besser konnte, dann traf das auf den Reloop zu. Er spielte musikalischer, umriss die plastischste Klangbühne, zeichnete Klangfarben und Texturen reicher und wirkte gar nicht wie ein Einsteigermodell. Rein klanglich stellte sich das DJ-Laufwerk klar als Sieger dar. Hier alle Ergebnisse in der Slideshow:

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Dual CS 329: Gesamtergebnis
Der Dual CS 329 ist so etwas wie der Universalist im Testfeld: ein Vollautomat, der wunderbar unaufgeregt-ausgewogen spielt
JBL Spinner BT: Gesamtergebnis
Der JBL Spinner BT kommt vom RocknRoll Lautsprecher-Hersteller JBL und klingt genau so. Ein erfrischend rockiger Plattendreher, der sogar einen USB-Ausgang für Computer-HiFi hat
Lenco LBT-215: Gesamtergebnis
Der Lenco LBT-215 stammt zwar aus einer großen Dynastie und sieht super aus: Aber größere mechanische Schwächen hängen ihm die rote Laterne des Test-Letzten an
Pro-Ject E1 Phono: Gesamtergebnis
Der Pro-Ject E1 Phono macht das, was vom Weltmarktführer erwartet wird: das natürlichste Klangbild, die üppigsten Klangfarben…
Rekkord F110P: Gesamtergebnis
Der teuerste (und einzige Subchassis-) Plattenspieler des Testfelds kann mit seinem Vollautomatik punkten, kommt aber wegen seines eher müden Klangs nur auf Platz fünf: der Rekkord F110P
Reloop RP2000MK2: Gesamtergebnis
Ein in fast allen Belangen überzeugender Plattenspieler mit Direktantrieb: der Reloop RP2000USB MK2. Testsieger
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Hier geht es zu den Einzeltests mit den ausführlichen Beschreibungen:

Dual CS 329 – komfortabler Vollautomat für 369 Euro
JBL Spinner BT – Halbautomat der auch Bluetooth kann für 330 Euro
Lenco LBT-215 – Hochglanz-Schick und Bluetooth für 329 Euro
Pro-Ject E1 Phono – Elegante Zurückhaltung  für 329 Euro
Rekkord F110P – komfortabler Vollautomat für 449 Euro
Reloop RP2000 USB MK2 – Profilaufwerk mit voller Kontrolle für 280 Euro

Zusammenfassung

Es gibt also einen überraschenden Sieger (Reloop), drei exzellente Spezialkönner (Dual, JBL, Pro-Ject) und den besonders Trittschall-festen, aber – gemessen am Klang – eigentlich zu teuren Rekkord. Der Lenco LBT-215, eigentlich mit einem sehr guten Tonabnehmer ausgestattet und ansich ordentlichem Klang, kam wegen seiner (auch in dieser Klasse unüblicher) Mechanikschwächen nur auf Platz sechs.

Noch ein paar Tipps auf den Weg

Wer auf Dauer mit seinem Plattenspieler und den Vinyls Spaß haben möchte, der kommt um die Pflege nicht herum. Beim Abspielen fährt ein unglaublich winziger Diamant durch eine wenige Mikrometer breite Rille. Man kann sich leicht vorstellen, dass Staub und andere Ablagerungen schnell ein Hindernis darstellen. Das macht sich einerseits als Knistern und Knacken im Lautsprecher bemerkbar, geht aber auch auf den Klang und die Lebensdauer. Das Mindeste zur Pflege ist daher eine entsprechende Bürste, mit der man vor dem Abspielen die Rillen fegt und am besten auch noch die elektrostatische Aufladung entfernt.

LowBeats hat bereits eine Reihe von Pflege- und Reinigung-Lösungen aller Preislagen ausprobiert und bewertet: Testübersicht: Gründliche Vinyl-Schallplatten-Reinigung für jedes Budget

 

Autor: Raphael Vogt

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Technischer Direktor bei LowBeats und einer der bekanntesten Heimkino-Experten der Republik. Sein besonderes Steckenpferd ist die perfekte Kalibrierung von Beamern.