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Unison Produktion
Der Ort, wo die traumhaften Röhren-Verstärker wachsen: die Produktion von Unison Research (Foto: H. Biermann)

Wo die gut-klingenden Röhren-Amps wachsen: zu Besuch bei Unison Research

Als ich Giovanni Nasta kennenlernte, war das an der Theke einer gut geführten und erstklassig bestückten Weinbar. Wir sprachen viel und lange über Tannine und Aromen, über Kirsche, Brombeere und langen Abgang. Erst viel Gläser leckeren Rotweins später fragte ich ihn nach seiner Profession. Oh, sagte er: „Ich habe Ende der 80er die Lautsprecher-Manufaktur Opera gegründet – und im Jahr 2000 Unison Research von Giovanni Sacchetti mit in die Firma aufgenommen.“

Opera Audio Malibran
Die Malibran sind die derzeitigen Flaggschiffe bei Operea Audio: hoch aufragende, üppig bestückte Standboxen mit Referenz-Charakter und würdigem Preis – nämlich 56.000 Euro pro Paar (Foto: Unison Research)

Oha: Von den Opera-Modelle hatte ich schon einige getestet und Unison Research war schon immer meine italienische Röhren-Lieblingsmarke, aber von ihm, dem Chef, hatte ich bislang nichts gehört. Er nahm das mit einem Lächeln. Und weil der Abend immer netter wurde, kam es, dass ich über die Jahre immer mal wieder in seiner Manufaktur in Dosson di Casier (im Treviso) vorbeischaute. Und immer stand zuverlässig Giovanni Nasta hinter der firmeneigenen Theke und hatte einige gute Tropfen vorbereitet – lächelnd mit dem Hinweis auf unser erstes, wenig HiFi-fachliches Treffen.

Giovanni-Nasta
Giovanni Nasta war ein ebenso begeisterter wie sympathischer Musik-Fan und brachte die Firmen Unison Research und Opera Audio zu heutiger Größe (Foto: Unison Research)

Ein erneuter Besuch bei Unsion Research…

…war nach über sieben Jahren der Abstinenz überfällig. Doch dieses Mal war etwas anders: Giovanni fehlte. Er war 2020 überraschend gestorben. Allerdings gelang ihm vorher noch etwas, womit sich viele andere Firmenlenker im HiFi aktuell schwertun: ein geräuschloser Übergang auf die nächste Generation. Die beiden Nasta-Söhne Bartolomeo (Geschäftsführung) und Ricardo (Fertigungsleitung) wurden nach ihrer jeweiligen Ausbildung schon früh in der Firma aufgenommen und haben – wenn man das so despektierlich sagen darf – ihren Vater längst an technischer Kompetenz überholt. Beide wissen sowohl über die Unison- als auch über die Opera-Produkte so gut wie alles. Und für alles, das sie nicht wissen, haben sie ihren Chefentwickler Alessio Fusaro, der einem kleinen, aber feinen Team von Entwicklern vorsteht.

Das Unison-Team
Das kleine, aber feine Unison Kern-Team von links: Agostino Zamai (Entwicklung), Alessio Fusaro (Entwicklungsleiter), Bartolomeo Nasta (CEO), Ricardo Nasta (COO) und Simone Mattiello, ebenfalls Entwicklung (Foto: H. Biermann)

Und immer mal wieder hält der stattliche Entwicklungsleiter Rücksprache mit dem längst altehrwürdigen Unison-Gründer Sacchetti. Denn Röhren-Technologie ist vor allem Erfahrungssache. Zum Beispiel die Sache mit den Ausgangs-Trafos; denn die müssen absolut passgenau sein. Also wickeln sie die Trafos bei Unison selbst.

Überhaupt ist die Fertigungstiefe bei Unison und Opera Audio erfreulich hoch. Handarbeit wird hier großgeschrieben und man darf das Bekenntnis von CEO Ricardo Nasta ernstnehmen, dass man versucht, alle Bauteile möglichst aus der Region zu bekommen. Bei den Treibern der Lautsprecher geht das natürlich genauso wenig wie bei den Röhren. Aber bei dem großen Rest sei man ziemlich dicht dran…

Unison Produktion
Der Zusammenbau der Röhren-Elektronik erfordert viel handwerkliches Wissen und Erfahrung – was hier gegeben ist. Die Leute bei Unison sind teils schon jahrzehntelang in der Firma (Foto: H. Biermann)

„Doch wo viel Handarbeit ist, muss auch viel Kontrolle sein“, sagt Chefentwickler Alessio Fusaro und zeigt mir die verschiedenen Stationen, an denen man im Hause Unison die fertigen Stufen der Geräte prüft. Bei einem Verkauf in fast die gesamte Welt, wäre es ja höchst lästig, wenn beispielsweise auf der anderen Seite des Erdballs ein Absolute 845 mit seinem Lebendgewicht von 90 Kilo nicht anspringen wollte und zurückgeschickt werden müsste…

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Unison Research Simply Italy Black Kontrolle
Kontrolle ist oberste Pflicht: Simone Mattiello bei der Kontrolle vor dem finalen Zusammenbau (Foto: H. Biermann)
Unison Produktion
Ich dachte immer, der Absolute 845 (Preis: 40.000 Euro) sei mehr oder minder ein Einzelstück und ginge nur in homöopathischen Stückzahlen über die Theke. Der Besuch bei Unison belehrte mich eines Besseren… (Foto: H. Biermann)
Opera Produktion
Und auch der Referenz-Lautsprecher Malibran scheint weltweit erheblich besser zu laufen als in Deutschland (Foto: H. Biermann)
unison/opera Hörraum
Der wichtigste Raum der Manufaktur: Im Wohnraum-ähnlichen Hörraum werden alle Entwicklungsstufen der Geräte oder Lautsprecher, aber auch die fertigen Produkte intensiv getestet (Foto: H. Biermann)
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Die Fertigungstiefe, das Knowhow, die gewissenhafte Handarbeit und die noch überschaubaren Stückzahlen bei Unison passen gut zu einer Röhren-Manufaktur und geben mir genau das gute Gefühl, dass ich auch beim Anfassen der ikonischen Verstärker von Simply Italy bis hin zu Absolute 845 verspüre. Allerdings hatte sich bei den Italienern in den vergangemen Jahren wenig Neues getan. Die Covid-19-Pandemie als auch der Tod des Firmenlenkers ließ die Italiener größere Neu-Entwicklungen erst einmal hintenanstellen. Doch vor fast drei Jahren kam die Energie zurück und man setzte das Projekt „Black Edition“ auf.

Unison Research Black Edition
Alle drei in der attraktiven Black Edition zu haben (von links): Simply Italy, S6 und Triode 25 (Foto: Unison Research)

Hinter Black Edition steht eine ernsthafte Überarbeitung von Simply Italy, Triode 25 und S6. Die Überarbeitung geht so weit, dass man fast von einer Neu-Konstruktion sprechen könnte – was der bescheidene Chefentwickler Alessio Fusaro aber natürlich niemals täte. Er berichtet lächelnd von den kleinen Veränderungen an guten Verstärkern, die nun noch etwas besser performen…

Unison Chefentwickler Alessio Fusaro
Hat den Stromfluss noch einmal deutlich optimiert und so Simply Italy, Triode 25 und auch den S6 noch einmal sehr viel besser gemacht: der oberste Unison Researcher Alessio Fusaro (Foto: H. Biermann)

Fusaro ist nicht nur bescheiden und kenntnisreich, er kann die Elektronik so erklären, dass auch Menschen, die mit Röhrenschaltungen nur bedingt viel zu tun haben (und wie der Autor nur einen vage Ahnung haben, wie es funktioniert) am Ende verstehen, worauf es ankommt und warum die neuen BE-Modelle fast zwangsweise besser sein müssen. LowBeats hatte ja gerade den Simply Italy in der Black Edition im Test und kann die versprochenen klanglichen Verbesserungen voll bestätigen.

Die Black Edition kommt jetzt peu à peu in die Läden und Handel wie Musikfreunde dürfen sich darauf freuen. Und auch dem CEO Bartolomeo Nasta ist ein „jetzt-geht´s-los-Gefühl” deutlich anzumerken: “Wir sind jetzt lieferfähig und freuen uns auf die kommenden Aufgaben.“

Unison Lager
Bartolomeo Nasta führt den Besucher stolz durch die prall gefüllten Lagerräume (Foto: H. Biermann)

Und dass Bartolomeo ein echter Sohn seines Vaters ist, sieht man nicht nur an der Ähnlichkeit, sondern auch an seiner zweiten großen Leidenschaft (nach den Kindern und der Manufaktur): Bartolomeo hat sich zum Sommelier ausbilden lassen und kann – so behauptet er – in einer Blindverkostung jeden Jahrgang eines Rotweins der Region herausschmecken. Das ist alles unbewiesen. Und so muss ich also bald mal wieder ins Treviso, um ihn auf seine geschmackliche Treffsicherheit hin abzuprüfen…

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Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.