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HiFi Klubben Ladengeschäft Köln
Die dänische HiFi Klubben sind längst eine europäische Erfolggeschichte mit über 100 Shops. Im LowBeats Interview spricht Deutschland-Chef Oliver Schroll über die Pläne des HiFi-Riesen in Deutschland (Foto: HiFi Klubben)

25 neue HiFi Klubben in 4 Jahren: Interview mit Deutschland-CEO Oliver Schroll

Erst kürzlich wurden die dänische Fachhandelskette HiFi Klubben 40 Jahre alt. Mit nur zwei kleinen Vorführräumen im dänischen Aarhus als HiFi-Club gestartet, betreibt das Unternehmen mittlerweile über 100 Stores in Dänemark, Deutschland, Schweden, Norwegen und den Niederlanden. Sie ist damit die stärkste HiFi-Fachhandelskette Europas – und denkt noch an weitere Expansion. 2016 eröffneten die Dänen ihren ersten Laden in Hamburg und wollten rasch ein Netz von bis zu 100 Shops quer über Deutschland aufspannen. Der hiesige Fachhandel war aufgeschreckt: Kann man mit so einem potenten Mitbewerber, der auch durchaus originell agiert, überhaupt mithalten?

Doch dann hakte es ein wenig. Nach vier Jahren gibt es fünf HiFi Klubben in Deutschland, drei davon in Hamburg. Zum Jubiläum sprach LowBeats mit dem deutschen Country Manager Oliver Schroll (47) über die Unterschiede zum deutschen HiFi-Fachhandel und den neuen Klubben-Zielen in Deutschland.

LowBeats: Herr Schroll, HiFi Klubben wurde bereits 1980 von Peter Lyngdorf in Dänemark gegründet und schreibt vor allem in Skandinavien eine echte Erfolgsgeschichte, die nicht zu enden scheint. Was macht HiFi Klubben anders oder besser als der deutsche Fachhandel?

Peter Lyngdorf auf der ISE 2013(Foto: R- Vogt)
Der Visionär: Peter Lyngdorf gründete 1980 die HiFi Klubben (Foto: R- Vogt)

O. Schroll: Unser Firmengründer Peter Lyngdorf war frustriert vom Konzept anderer Unternehmen, möglichst günstige Artikel aus Fernost mit großen Gewinnspannen anzubieten. So umging er Mittelsmänner, suchte den direkten Herstellerkontakt und erhielt die besten Angebote, die er entsprechend weitergab. Darüber hinaus sind wir alles andere als Mainstream. Wir führen sorgfältig ausgewählte Marken und richten uns größtenteils an anspruchsvolle Musik- und Filmliebhaber, die sich einen klaren Sound und langlebige Produkte wünschen. Nicht zuletzt bringen wir seit Anbeginn eine große HiFi-Leidenschaft mit – und leben diese auch im Kundenkontakt. Wir schaffen Raum für das Erleben guten Sounds und beraten sehr persönlich. Ganz getreu des Mottos: „Welcome Listeners“. Und diese fühlen sich willkommen. Schließlich zählen wir mittlerweile bald eine Millionen Klubmitglieder, die wir Klubberer nennen. Und diese Kundenbindung besteht nicht nur auf dem „Papier“.

LowBeats: Was heißt das genau?

O. Schroll: Wir suchen den direkten Kontakt. So setzen wir zum Beispiel immer wieder Themenwochen für unsere Klubberer um – jüngst zum Liebhaberprodukt Vinyl. Und wenn wir nicht gerade in pandemischen Zeiten leben, organisieren wir auch kleine Shop-Events wie „Listen in the Dark“. Hier suchen wir das Gespräch, tauschen uns zum Thema Sound aus und lassen interessierte Klubberer ausgiebig testen. Meist duzen wir uns und bauen eine recht persönliche Beziehung auf. Außerdem bekommen unsere Mitglieder unseren Newsletter mit exklusiven Angeboten und bessere Garantie-Konditionen.

HiFi Klubben Werbung
Durchaus originell: Werbung von den HiFi Klubben (Foto: HiFi Klubben)

LowBeats: Gibt es ein Ladenkonzept, das sich durch alle HiFi Klubben Stores zieht?

O. Schroll: Ja genau. Unsere Shops ähneln sich, was Marken, Stil und Farbwelt betrifft, auch der Internet-Auftritt – alles folgt einem Konzept. Und dieses wird immer wieder angepasst. Aktuell heißt es für uns HiFi Klubben 3.0. So arbeiten wir gerade an der Umsetzung einer „echten“ Omni-Channel-Strategie – die Symbiose aus dem analogen Erlebnis in den Geschäften und dem digitalem Einkaufserlebnis im Web. Langfristig werden wir Barrieren wie auffällige Verkaufstresen abbauen, sodass unsere Shops eher zu einem Showroom werden, der Raum gibt für Fragen, Beratung und das ausgiebige Testen.

Parallel bauen wir das Online-Einkaufserlebnis weiter aus, damit Interessierte auch im Web die Möglichkeit haben, per Video, Chat oder interaktiven Empfehlungen zu Produkten auf dem neuesten Stand der Technik zu bleiben. Dabei organisieren wir auch regionale Web-Sales mit Angeboten lokaler Geschäfte. Ob der Kunde dann online oder offline bei uns kauft, ist zweitrangig.

LowBeats: Eröffnet das dem Beratungs-Diebstahl nicht Tür & Tor?

O. Schroll: Da machen wir uns wenig Sorgen. Nicht nur unsere Preise – vor allem unsere Service- und Garantieleistungen sind mehr als konkurrenzfähig. Außerdem kommen unsere Kunden in der Regel mehr als einmal zu uns. Wir suchen den persönlichen Kontakt, gehen individuell auf den Einzelnen ein und setzen auf eine ehrliche Kundenbindung. So wissen wir dann auch, welche Ansprüche unsere Kunden haben und können ganz gezielt Angebote machen.

LowBeats: Und da spielt dann auch das sehr fokussierte Angebot mit nicht so vielen Marken eine Rolle?

OLiver Schroll vor B&W 800
Die HiFi Klubben sind so eng mit Bower & Wilkins verwoben, dass sich Oliver Schroll auch gern mal mit einer 800er abbilden lässt (Foto: K.Beck)

O. Schroll: Sicher. Als HiFi Klubben gegründet wurde, war Exklusivität enorm wichtig und spielt auch in Skandinavien noch immer eine große Rolle – manche Marken gibt es hier nur bei uns. Sowohl Dali als auch NAD wurden aus HiFi Klubben heraus entwickelt. NAD gehörte bis 1999, Dali bis 2004 zu HiFi Klubben. Natürlich besteht noch immer eine besondere, enge Beziehung zu diesen Brands. Genauso wie zu Bowers & Wilkins und Denon, mit denen wir schon Jahrzehnte lang eng und vertrauensvoll zusammenarbeiten. Und wir schufen mit Argon Audio eine Eigenmarke, mit der wir unsere Kunden auch im Einsteigerbereich optimal bedienen können.

LowBeats: Im April 2016 startete HiFi Klubben auch in Deutschland und wollte sich eigentlich über alle Bundesländer ausweiten. Stand heute sind es fünf Läden mit Schwerpunkt Hamburg. Was lief schief?

O. Schroll: Wirklich schief lief nichts, denn wir sind hier durchaus erfolgreich. Die ursprünglichen Pläne sahen 100 Shops in Deutschland vor. Doch damit wollten wir einfach zu schnell zu viel. Es müssen zunächst die geeigneten Ladenlokale und das passende Personal gefunden werden. Das haben wir recht früh erkannt und erst einmal einen Gang runtergeschaltet. Jetzt beschleunigen wir wieder.

LowBeats: Das heißt konkret?

O. Schroll: Im Idealfall möchten wir in den nächsten vier Jahren 25 zusätzliche HiFi Klubben Stores eröffnen. Dank unserer Omni-Channel-Strategie mit Kombination aus Ladengeschäft und Internetauftritt werden wir so einen Großteil der potentiellen deutschen Kunden erreichen können. In diesem Zuge möchten wir auch unser Franchise-Angebot ausbauen – neue Stores aufmachen, aber auch bestehende Läden in unser Konzept eingliedern. In Skandinavien klappt das recht gut, sodass zum Beispiel die Hälfte aller dänischen Filialen entsprechend aufgestellt ist. Insgesamt verfügt HiFi Klubben über 30 Franchise-Stores.

LowBeats: Sind 25 weitere Stores in so vergleichsweise kurzer Zeit denn realistisch?

O. Schroll: Ich bin ich sehr optimistisch, dass wir unsere Ziele erreichen. Denn dafür bin ich ja hier auch angetreten…

LowBeats: Wir danken für das Gespräch.

Zur Person Oliver Schroll

Oliver Schroll ist seit einem Jahr Geschäftsführer von HiFi Klubben Deutschland. Der nun 47-jährige Marketing- und Vertriebs-Experte war 13 Jahre lang bei B&O, machte dann einen knapp 6-jährigen Abstecher in die Fashion-Welt, um jetzt wieder bei seinem Leidenschafts-Thema angekommen zu sein: dem HiFi. Schroll möchte in den nächsten Jahren ein bundesweit überspannendes Netz an HiFi Klubben Stores in Deutschland aufbauen.

Zu den HiFi Klubben

HiFi Klubben wurde 1980 von Peter Lyngdorf gegründet und betreibt inzwischen über 100 Stores.  Die dänische Fachhandelskette ist immer noch – trotz ihrer Größe – mehrheitlich in Familienhand und zählt fast eine Millionen Clubmitglieder.

Weitere Informationen zu den deutschen Klubben-Läden gibt’s unter www.hifiklubben.de.

HiFi Klubben Ladengeschäft Altona
Die HiFi Klubben in Altona (Foto: HiFi Klubben)

Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.