Mit diesem Beitrag entsteht bei LowBeats ein neues Genre: der Vor-Ort-Hörtest. Mit diesen Beiträgen wollen wir eine Einschätzung zu besonders teuren (oder schweren) Komponenten gewinnen, die wir nicht in unseren Hörraum holen – eben, weil sie zu teuer, zu schwer oder beides sind – über die es sich aber trotzdem unbedingt lohnt, eine Einschätzung abzugeben. Für diese Einschätzung fahren wir an Orte, wo diese außergewöhnlichen Produkte stehen, und wir greifen – sofern wir von deren Seriosität überzeugt sind – auf Messungen des Herstellers oder Anbieters zurück. In unserem ersten Report dieser Art führte uns der Weg nach Essen, in einen der besten Hörräume Deutschlands, wo die nun serienfertigen Peak Consult Dragon Legacy unter optimalen Bedingungen schon fast rauschhaft gut spielte.
Drei Zahlen machen deutlich, warum sich hier der Prophet im Fall zwangsweise zum Berg namens Dragon Legacy bewegen musste: Bauhöhe: 1,72 Meter, Gewicht pro Stück 225 Kilo, Paarpreis 185.000 Euro. Nun sind wir bei LowBeats keineswegs der Meinung, das Gewicht und Preis per se einen interessanten Schallwandler ausmachen. Aber hinter Peak Consult stecken drei hochinteressante Köpfe. Da wäre zum einen Peak-Gründer Per Kristofferson, der schon seit den 1990er Jahren fantastisch verarbeitete Lautsprecher mit Panzerschrank-ähnlichen Gehäusen aufbaute und mit einem bestens beleumdeten Modell namens Dragon Legend (300 Kilo) die Pulsfrequenz von Audiophilen deutlich steigen ließ.
Und da wäre auch Wilfried Ehrenholz, Mitbegründer und jahrzehntelanger Chef von Dynaudio und damit Antreiber der Branche. Dynaudio war über all diese Jahre Maßstabsetzend für beste (eigene) Treibertechnologie und die Lautsprecher zeigten fast immer eine selten so gelungene Homogenität. Nach dem Verkauf von Dynaudio wollte sich Ehrenholz eigentlich zur Ruhe setzen, aber es gelang ihm nicht. So kaufte er Peak Audio von Kristofferson, änderte den Namen in Peak Consult und will nun seine klanglichen Vorstellungen auf einem kleineren, aber nochmals höheren Level noch konsequenter umsetzen.

Helfen soll ihm dabei Karl-Heinz Fink. Fink hat ein komplett ausgestattetes Entwicklungsbüro mit etlichen Spezialisten an Bord, gilt aber auch selbst als einer der versiertesten Entwickler für Lautsprecher weltweit und arbeitet für bekannte Marken rund um den Erdball. Nun also auch für Peak Consult. Sein Auftrag war es, die bestehenden Modelle (Sonora, Sinfonia, Diabolo) zu analysieren und noch einmal zu überarbeiten – was ihm im Falle der Sonora übrigens ganz vorzüglich glückte – siehe Test.

Peak Consult Dragon Legacy: die Technik
Doch dieser Auftrag galt nicht für die (nicht mehr gebaute) Dragon Legend. Das Peak-Flaggschiff stand irgendwie für sich und wurde nicht überarbeitet. Obwohl gewisse Ähnlichkeiten in Aufbau (symmetrische Bestückung) und Anmutung nicht zu verleugnen sind, wurde die neue (und kleinere) Legacy komplett neu gedacht. Und das hieß vor allem: neue Treiber und eine entsprechende Abstimmung über die Frequenzweiche. Ehrenholz zeigte sich im Interview vor allem über die Unterschiede verschiedener Bauteil-Qualitäten beeindruckt: “In der Dragon Legacy verwenden wir Kondensatoren und Widerstände, da hätten sich mir früher die Nackenhaare aufgestellt – so teuer sind die. Aber wenn man es mal gehört hat, geht es nicht anders: Man muss sie verwenden.” Und Fink ergänzt: “Und dabei ist teuer keineswegs besser. Man muss sie nur alle anhören.” Das klingt nach viel und langer Hörarbeit. Beide nicken verzweifelt, aber irgendwie auch sehr zufrieden…
Die auf stabilen Brettern aufgebauten Frequenzweichen-Einzelzweige sitzen in abgeschlossenen Einzelkammern, die die Bauteile vor den Schalldrücken innerhalb der Box abschirmen. Und sie sind nach alter Väter Sitte komplett in feinstem Sand eingebettet. Diese heute ungewöhnliche, weil enorm Gewichts-steigernde Maßnahme reduziert alle möglichen mikrofonischen Effekte quasi auf null und soll auch bei Höchstpegel für eine konstante Temperatur der Bauteile sorgen.
Weil die Dragon Legacy symmetrisch bestückt ist, sind es gleich fünf Treiber pro Seite, die von den aufwändig gemachten und sorgsam ruhiggestellten Frequenzweichen angesteuert werden. Bezog Peak Audio die meisten Treiber früher von Audio Technology, kommen alle Hoch-, Mittel und Tieftöner der Dragon Legacy von Scan Speak. Ehrenholz: “Das ist unglaublich, welchen Support die Dänen uns für diese besonderen Treiber bieten – mit verschiedenen Antrieben, Membranen uns so weiter. Karl-Heinz hat da ja immer sehr viele Ideen…”
Obwohl die Treiber auf den ersten Blick recht konventionell wirken, sind sie absolut auf dem neuesten Stand. Sowohl Fink als auch die Ingenieure Scan Speak beherrschen die Entwicklung von Treibern meisterhaft – natürlich finden sicher hier wie dort aufwändige Klippel- und Laser Analyse-Systeme. Und vor allem weiß man auf beiden Seiten ganz genau, was man tut: Von der Verzerrungsarmut her dürfte es kaum Besseres geben. Als Beispiel darf hier der Tieftöner hergenommen werden: Was da so als scheinbar normale Papiermembran daherkommt, ist ein komplexer und gut bedämpfter Sandwich aus Papier und Schaumstoff. Und eine hochbelastbare Schwingspule mit 75 Millimeter Durchmesser ist in dieser Bass-Klasse ebenfalls eher selten und verweist auf weitreichende Pegel-Möglichkeiten.
Die symmetrische Anordnung wählte Ehrenholz auch bei der Dragon Legacy bewusst: “Wir haben auch bei Dynaudio viel mit solchen symmetrischen Anordnungen experimentiert. Meine Erfahrung ist, dass die Raumankopplung damit einfach besser gelingt.” Da hat er sicher Recht. Denn durch die jeweils doppelte Auslegung von Tief- und Mittelton entstehen gewollte Auslöschungen nach oben und unten – Reflektionen an Boden und Decke werden also reduziert. Und durch die doppelte Membranfläche hat man als schönen Nebeneffekt gleich 3 Dezibel mehr Schalldruck. Und so gibt sich die Dragon Legacy mit ihrem Wirkungsgrad von 89 Dezibel (2,83 V/m) auch vergleichsweise anspruchslos in Bezug auf den angeschlossenen Verstärker. Während der Hörtests lief sie überwiegend am Soulnote A3, der alles andere als ein Leistungsriese ist.
Dass die Abstimmung hier gelungen ist, zeigen auch die Messprotokolle, die in diesem Fall aus der Hand des Meisters selbst kommen. Aber da ich keine glaubhaftere Quelle als diese kenne, darf man getrost davon ausgehen, dass hier alles bis aufs Zehntel-Dezibel stimmt…
Die Gehäuse…
…sind schon nur für sich genommen bereits eine Schau. Per Kristoffersen hat einfach ein besonderes Händchen für extra-stabile Gehäuse und deren perfekte Verarbeitung. Der Peak-Gründer leitet heute die Produktion und wacht darüber, dass seine bisweilen absurd konsequent wirkenden Gehäuse-Ideale penibel umgesetzt werden. Genauer: Die Seitenwände bestehen aus drei miteinander verklebten Schichten HDF und MDF, auf die dann eine 14 mm starke Lage Massivholz geleimt wird.
Die verwinkelte Front ist mit einem schwarzen Kunstleder bezogen, hinter dem sich eine bis zu sechs Zentimeter dicke Schallwand verbirgt. Großzügige Fasungen an der Seite der Schallwand reduzieren Reflektionen, die unterschiedlichen Abstände der Tief-, Mittel- und Hochton-Module zueinander sorgen für ein optimales Phasenverhalten – die Signale der unterschiedlichen Treiber sollen dadurch zeitgleich an das Ohr des Hörers gelangen – damit Impulse und Räumlichkeit bestmöglich wiedergegeben werden. Und das alles ist auf eine Art makellos perfekt umgesetzt und gearbeitet, wie man sie nur selten sieht. Da macht bereits allein das Berühren des Werks größte Freude.
Und Freude machen auch so konsequent umgesetzte Details wie das Bi-Wiring-Anschlussfeld oder die sechs (!) Standfüße, auf welchen das Gewicht der Legacy verteilt ist. Diese Füßchen sind hübsch und raffinierter, als man es ihnen ansieht: Eine Gewindeschraube drückt auf eine Keramikkugel und sorgt so für eine Art Entkopplung. Ehrenholz: “Man wird bisweilen wahnsinnig, wie groß die Unterschiede bei diesen Füßen beispielsweise zwischen Metall und Keramik sind. Und dass man deren Einfluss bei dem Gewicht und der Konstruktion der Dragon Legacy überhaupt hört, will mir nicht in den Kopf. Aber es ist so, hörbar.”
Die Abhör-Kette
Ich muss zunächst einige Worte zum FinkTeam-Hörraum verlieren. Er wurde seinerzeit von einem der genialsten Raumakustiker Deutschlands ersonnen und umgesetzt: Der leider viel zu früh verstorbene Uwe Kempe von W4 hat hier tatsächlich eine echte Referenz geschaffen. Der Hörraum folgt dem goldenen Schnitt und ist an allen relevanten Stellen mit Diffusoren versehen, was ihn trotz einer optimalen Bedämpfung immer noch schön lebendig klingen und dadurch sogar noch besser als unser großer LowBeats Hörraum erscheinen lässt… Der Raum ist groß und man hört in der Breite, sodass seitliche Reflektionen nur bedingt auftreten.

Wie oben schon erwähnt, liefen die meisten Hörtests am Soulnote-Flaggschiff namens A-3 – einem fantastischen Vollverstärker. Gestreamt wurde vom Lumin U2 und gewandelt wurde vom Soulnote D-2. Und als wir Lust auf Analoges bekamen, wurde der Technics SP-10 angeworfen. Vor dem Hintergrund der Peak-Consult-Superboxen war diese sicherlich kein übertriebener Aufwand. Und trotzdem hat es unfassbar schön geklungen.
Der Hör-Eindruck…
…war schlicht umwerfend. Ich hatte die Dragon Legacy ja schon auf der HIGH END 2023 gehört und fand sie dort schon ziemlich gut. Aber ihr Auftritt im FinkTeam-Hörraum toppte das Münchener Erlebnis bei weitem. Zunächst der Bass: Selten habe ich auch bei schwierigen Passagen einen gleichermaßen so festen und satten Tiefton gehört. Schon nach wenigen Minuten forderte ich Fink auf, doch etwas großzügiger am Lautstärkeregler des A-3 zu drehen. Fink hatte ein Stück gewählt, in dem eine gewaltige Kodo-Trommel traktiert wird. Beängstigend. Beängstigend war nicht nur die explosive Wucht der Schläge, sondern auch wie bedrohlich echt und groß das Instrument im Raum zu stehen schien.
Womit wir bei einer zweiten Kunst der Dragon Legacy wären: Diese ungewöhnlich stabile Räumlichkeit. Normalerweise haben Lautsprecher dieser Größe eher Probleme mit der Abbildung; da sind kompakte 2-Weg-Boxen meist besser. Aber die Tiefen-Staffelung der Legacy war beeindruckend genau. Auch war sie in der Lage – falls gefordert – sehr große Klangbilder, die weit oberhalb der Schallwand endeten, in den Raum zu malen. Der Schweizer Klangtüftler Boris Blank (der kreative Kopf von Yello) schafft es auf seinem neuesten Werk “Resonance” einzelne Klangereignisse fast unter der Decke entlang langlaufen zu lassen. Die Dragon Legacy konnte es nachzeichnen. Ihre Genauigkeit in der der Darstellung und vor allem in dieser Höhe schaffen nur ganz wenige Lautsprecher.
Oder das genaue Gegenteil: Wenn es gilt im Kleinen fokussiert zu sein, bildet sie halt kompakter ab. So gelang es ihr beim Allan Taylor Stück “I am Going Home” (Stockfisch SACD “The Road Well Travelled” das ganze Geschehen mehr oder minder auf die (scharf umrissene) Gitarre und die Stimme des Barden zu begrenzen. Offenkundig ist das Phasenverhalten dieses Lautsprecher exemplarisch gut geraten.

Was bei Allan Taylor ebenfalls deutlich wurde: Die Dragon Legacy kann auch richtig schön. Die Stimme von Allan Taylor hatte so viel Charme und Timbre… Wir hatten ja bereits die Peak Consult im Test und bewunderten deren Eleganz und Feinheit in den Mitten. Doch die Dragon Legacy klingt noch feiner, dabei lebendiger und – wenn es sein muss – auch sehr viel kraftvoller.
Nach vielen Stunden des analytischen Hinhörens, was diesen Lautsprecher so besonders macht, und ob all der betriebene Aufwand diesen Lautsprecher tatsächlich über die meisten andere hervorhebt (was der Fall ist), kamen wir irgendwann in eine Phase des entspannten Genießens, in der jeder nach Herzenslust seine Lieblingsstücke hören durfte.
Das war ein Fest! Jeder der Anwesenden bezeugte, Dieses und Jenes noch nie so gehört zu haben und freute sich auf das nächste Stück. Es ist vielleicht das Besondere an diesem Lautsprecher, dass er mit hoher Natürlichkeit, aber überwiegend mit gelassener Zurückhaltung agiert. Es gibt viele Superboxen, die mit überbordernder Dynamik oder unfasslichen Tiefbässen den Zuhörer quasi überfahren. Die Dragon Legacy kann Tiefbass, kann brutal laut, aber ruft diese Qualitäten nur an, wenn sie wirklich gefordert sich. Das macht das Hören mit ihr so angenmehm.

Fazit Peak Consult Dragon Legacy
Es gibt in den letzten Jahren ja einen schwer zu verstehenden Trend zu monströsen Super-Lautsprechern, die mit angeblicher Raketentechnik und absurdem Aufwand Preise rechtfertigen wollen, die gar nicht zu rechtfertigen sind. Bei der Dragon Legacy hatte ich einen erfreulich anderen Eindruck. Man hört förmlich die Erfahrung von Menschen, die einen Großteil ihres Lebens damit verbracht haben, den besten Klang zu suchen – und zwar ohne Spektakel.
Die Dragon Legacy ist ein Gesamtkunstwerk, aufgebaut nach alter Väter Sitte und mit extremer Mechanik, das zweifelsfrei zu den bestklingenden Schallwandlern dieser Zeit gehört. Es ist ein Lautsprecher, der bei großen Orchestern beeindruckend groß und dynamisch aufspielt und bei kleinen Besetzungen wie eine überragend gut gemachte 2-Weg Konstruktion klingt. Das kenne ich von keiner anderen “Superbox”.
Die üblichen Qualitäts-Einschätzungen in Bezug zum Preis verbieten sich bei sechsstelligen Summen ja sowieso. Das sind Liebhaberstücke, die im besten Falle – wie die Dragon Legacy – traumhaft verarbeitet und klanglich absolute Spitze sind. Sollte die Dragon Legacy je zu einem Händler in Ihrer Nähe kommen, rate ich Ihnen, dringend hinzugehen. Denn viel besser geht es derzeit nicht.
| Enorm feine, musikalisch-natürliche Abstimmung, grandiose Dynamik |
| Verblüffend realistische Abbildung |
| Elektrisch anspruchslos, für jeden Verstärker geeignet |
| Überragende Gehäuse-Qualität |
Vertrieb:
Peak Consult,
Langelandsvej 12
DK-5500 Middelfart
www.peak-consult.dk
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Peak Consult Dragon Legacy: 185.000 Euro
Technische Daten
Peak Consult Dragon Legacy | |
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Konzept: | Passive 3-Wege Standbox, Bassreflex |
Bestückung: | TT: 2 x 28 cm, MT: 2 x 15 cm, HT: 1 x 29 mm |
Nenn-Impedanz: | 4 Ohm |
Wirkungsgrad (2,83 V/m): | 89 dB |
Besonderheit: | Sandgefüllte Frequenzweichenkammer |
Abmessungen (B x H x T): | 172,0 x 40,0 x 58,5 cm |
Gewicht: | 225,4 Kilogramm |
Alle technischen Daten |
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