de
Trio SR9 „Déjà Vu“
Jede Art von Percussion plus Stimme: Auf „Déjà Vu“ covered das Peruccion-Trio SR9 Welthits – originell und klanglich extrem gut... (Foto: J. Mignot)

Die audiophile Aufnahme: Trio SR9 „Déjà Vu“

Herrlich frisch und unkonventionell: So inszenieren die französischen Percussion-Asse von Trio SR9 ihre Stücke, darunter neuerdings Neuinterpretationen von Hits. Das fetzt, das packt das lodert – auch klanglich. Deshalb ist Trio SR9 „Déjà Vu“ unser audiophiles Album der Woche.

Mutig, mutig. Auf ihrem Debütalbum experimentierte das Trio vor rund sechs Jahren schon mal waghalsig mit Bach und interpretierte den Klassik-Meister frech mit ihren Marimbas. Daneben knöpften sie sich auch noch Ravel und Satie vor – und wurden mit Preisen ausgezeichnet. Nun knöpften sich die drei Franzosen selbstbewusst Welthits vor, um sie mit ihrem Sammelsurium an teils selbst aufgemotzter Klanggerätschaft erfrischend neu zu covern.

Doch was treibt Paul Changarnier (aus der Normandie), Nicolas Cousin (aus der Bretagne) und Alexandre Esperet (aus der Provence) zu solch, sagen wir, verrückten Ideen? Zunächst einmal muss man erwähnen, dass alle drei am Konservatorium eine klassische Musikausbildung genossen, nämlich am „Conservatoire National Supérieur de Lyon“. Insofern wissen sie, was sie tun. Oder lassen. Gemeinsam mit Clément Ducol, ebenfalls ein Mann der Lyoner Hochschule, ersannen sie für das Label „No Format“ das Projekt, sich internationaler Pophits anzunehmen.

Ins gemeinsame künstlerische Logbuch schreiben sich die drei Freunde übrigens den erklärten Willen, Genre-übergreifend mit KollegInnen Erfahrungen auszutauschen und so auch andere künstlerische Herangehensweisen wie beispielsweise das Theater in ihrer Arbeit voranzutreiben. Dieses Ansinnen führte die drei im Laufe ihrer jungen Karriere schon auf verschiedene Kontinente, so in die USA („Institute Of Contemporary Art Boston“), ins australische Canberra („International Music Festival“) oder ins „Theaterhaus“ im schwäbischen Stuttgart.

Trio SR9 „Déjà Vu“
Dreiklang-Dimensionen: Alexandre Esperet, Nicolas Cousin und Paul Changarnier (von links nach rechts) erzeugen auf Marimba-Basis einen ganz eigenen, vielschichtigen audiophilen Klangkosmos (Foto: J. Mignot)

Und so ertönen Songs von Billie Eilish, Rihanna oder Pharrell Williams und Lana del Rey mit eigens angefertigten Holzklangstäben oder mit Aluminiumblättern präparierten Marimbas & Co. überwältigend feurig. Und spannend. Als Sahnehäubchen krönen zudem fantastische Stimmen die Rhythmussektion, darunter die chilligen Vocals von Camille oder der sahnige Afro-Soul eines Blick Bassy.

So entstand ein Album voller prickelnder Sound-Überraschungen, die einer klug ausgedachten Choreografie folgen – die Bewegung der Hände auf den Holzklangstäben, die Instrumentenwechsel. Die Schlägel sind Schlüssel des Sounds: Je größer ihr Kopf ist, desto runder soll es tönen. Ist er eher klein, klingt’s heller und spitzer, der Ton schwingt nicht so lange. Und die SängerInnen formten zudem ihr eigenes „Déjà Vu“, indem sie ihre ureigene Intuition und Inspiration mit all ihren persönlichen Facetten einbringen konnten.

Die Musik von Trio SR9 „Déjà Vu“

Das Album verheißt einen sehr eigenständigen audiophilen Genuss – dank der Liaison aus diversen Klangerzeugungsaggregaten und der charmanten Stimmenvielfalt. Die Tontechnik schafft eine prima Balance zwischen packender, sprühender Grob- bis hin zu fein ziselierter Feindynamik. Hinzu gesellen sich eine schöne Räumlichkeit und authentische Klangfarben.

Camille vertont Rihannas „Don’t Stop The Music“ wunderbar-wundersam energetisch. Das geht runter wie Öl. Blick Bassy verleiht Ariana Grandes „One Last Time“ eine sahnige Soul-Seele in seiner Muttersprache Bassa. Ein Fest. Malik Djoudi haucht Frank Oceans „Super Rich Kids“ äußerst harmonisch eine sinnlich fein gewebte Struktur ein. Das geht unter die Haut. Camélia Jordana schaltet dagegen in den Slow-Motion-Modus und formt „Dance Monkey“ von Tones and I beinahe feierlich und gediegen. Sandra Nkakés setzt schließlich den Ultrahit „Video Games“ von Lana del Reys in ein gedimmtes mystisches Sound-Gewand.

Trio SR9 „Déjà Vu“ Cover
Trio SR9 mit „Déjà Vu“ erscheint bei No Format / Indigo als CD, LP oder als Stream sowie Download, z.B. bei Qobuz

Alles in allem ein mutiges, erfrischendes, sehr unkonventionelles Werk mit konventioneller (Hit-)DNA. Bravo, mehr davon!

Videoclips

„Happy“ ft. Camille (Pharrell Williams Cover)

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

 

„Video Games“ ft. Sandra Nkaké (Lana Del Rey Cover)

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

 

„One Last Time“ ft. Blick Bassy (Ariana Grande Cover)

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

 

Super Rich Kids“ ft. Malik Djoudi (Frank Ocean Cover)

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

 

 

Trio SR9 „Déjà Vu“
2022/08
Test-Ergebnis: 4,4
SEHR GUT
Bewertungen
Musik
Klang
Repertoirewert

Gesamt

Autor: Claus Dick

Avatar-Foto
Musikfachmann seit Jahrzehnten, aber immer auch HiFi-Fan. Er findet zielsicher die best-klingenden Aufnahmen, die besten Remasterings und macht immer gern die Reportagen vor Ort.