Die übliche Darstellung der Impedanzkurve von Lautsprechern als reine Betragsfunktion ermöglicht nur eine wage Einschätzung, wieviel Impulsleistung die Boxen dem treibenden Verstärker tatsächlich abverlangen. Basierend auf früheren Arbeiten von Eric Benjamin und Douglas Self, stellte der britische Audio-Messtechnik-Spezialist Keith Howard daher im Jahre 2007 eine aussagekräftigere Methode vor: Equivalent Peak Disspiation Resistance – kurz EPDR.
Zur Ermittlung des EPDR wird neben dem Betrag auch der Phasenverlauf der zu untersuchenden Lautsprecherimpedanz herangezogen. Dies berücksichtigt zum Beispiel den Sachverhalt, dass ein Impedanzwert von 8 Ohm bei einer Phasenverschiebung von 60 Grad mehr Verlustleistung an den Endtransistoren des Verstärkers produziert als ein Impedanzwert von 4 Ohm bei 0 Grad Phasenverschiebung. Solche Tatsachen lässt die klassische Impedanzkurve nicht erkennen.
EPDR: Betrag und Phase zählen
Wie der Begriff “Resistance” schon andeutet, wird der EDPR ebenso wie die Impedanz in Ohm angegeben. Praktisch: Da er sich aus deren Betrag und Phase errechnet, ist er im gleichen Diagramm darstellbar. Vereinfacht gesagt, zeigt er den phasenkompensierten Verlauf der Impedanz, dargestellt als reeller, ohmscher Widerstand – und damit die vom Verstärker unter realen Bedingungen “gesehene” Spitzenlast. Kurzum: EPDR ist derjenige Widerstand, welcher bei der betrachteten Frequenz die gleiche Spitzen-Verlustleistung an den Endtransistoren hervorruft wie der zu testende Lautsprecher.
Aus praktischer Sicht zeigen Senken im EPDR-Verlauf eines Lautsprechers potenzielle Bereiche im Frequenzspektrum, in denen der treibende Verstärker “schwächeln” könnte. Entweder, weil seine Betriebsspannung nachgibt (weiches Netzteil), oder weil die Strombegrenzung hier schützend eingreift, um die Endtransistoren vor Schlimmerem zu bewahren. Beides kann die Ursache für Klangprobleme sein.
Streng genommen gilt der EPDR nur bei Gegentakt-Class-B- oder zumindest Class-AB-Verstärkern, da bei diesen der Spannungshub an den Lautsprecher-Klemmen den doppelten Wert der Betriebsspannung des einzelnen Endstufentransitors einnehmen kann. Das ist bei Single-Ended-Verstärkern prinzipbedingt nicht der Fall.