Am 30. Juni 2018 eröffnete in Utrecht, Niederlande, ein ganz besonderes Tonstudio seine Pforten: das Mastering-Studio TRPTK. Das spricht sich “triptik” (das Dreifache), wer im Logo genau hinschaut kann noch die versteckten “i”-Punkte entdecken.
Die Idee hinter der Philosophie ist nicht ganz neu, aber selten derart konsequent umgesetzt. Die grundsätzliche Idee von TRPTK-Gründer und Mastering-Ingenieur Brendon Heinst war, dass es beim Mastering schon so klingen sollte wie in der idealen, audiophilen Wiedergabe beim Anwender – also uns Hörern.
Üblicherweise baut man Studios, insbesondere die Regie- und Mastering-Suiten eher so, dass man tendenziell mehr von der eigentlichen Aufnahme hört als vom Raum, in dem man arbeitet, eben mit trockener, eher nüchterner Akustik.
Das Studio im 2. Stock des Texasdreef in Utrecht, das sich trotz modernen Industriebaus nur über eine erstaunlich steile, enge Treppe erreichen lässt, sieht daher auch anders aus und klingt ganz anders als das Studios für gewöhnlich tun.
Dass ich überhaupt einen Blick ins Mastering-Studio TRPTK werfen und einen Klangeindruck mitnehmen konnte, verdanke ich dem LowBeats Haus- und Hof-Akustiker Farshid Shahlawandian (RTFS), dessen niederländischer Vertrieb Acoustic Matters das Projekt federführend plante und durchführte.
Brendon Hienst ging es darum, einen akustisch deutlich lebendigeren Raum zum Arbeiten zu erhalten, als in klassischen Studios üblich. Und genau das hat ihm Ben van Leliveld mit Akustikmodulen von RTFS maßgeschneidert entwickelt und ausgestattet.
Der Vorteil dieser Module ist (und warum auch der LowBeats Hörraum damit komplett ausgestattet ist), dass RTFS eine eigene Hightech-Lackiertechnik hat. Mit ihr ist es möglich, auf den speziellen Akustikschaum das so genannte BreaCoat (steht für Breathing Coating, also atmende Beschichtung) aufzubringen.
Durch die Wahl des Materials und durch die Schichtdicke lassen sich Absorbtion und Reflexion an die Anwendung anpassen. Wo der Schaumstoff normalerweise gnadenlos auch Hochton verschluckt, lässt sich dank BreaCoat ab einer kontrollierbaren Tonhöhe die Absorbtion drosseln und gar zum Reflektor umkehren.
Bei den Modulen namens SiRRAH stellt sich zudem im Mitteltonbereich eine Diffusion ein. Manch einer erkennt die Form auf dem Foto wieder, denn auch im LowBeats-Hörraum kommen diese Produkte zum Einsatz.
Das sorgt für einen besonders luftigen Klang mit plastischer Abbildung, wenn diese wie hier großflächig hinter den Lautsprechern platziert sind. An strategischen Stellen mindern lange Streifen von SiRRAHs im ganzen Raum Flatterechos und homogenisieren die Nachhallzeit.
In zwei Dreier-Reihen hängen Deckensegel kurz vor den Hörplätzen am Mischpult und vor dem Produzenten-Sofa verteilt, um die Erstreflexion von der Decke zu unterbinden. Die integrierte, indirekte Beleuchtung mit LEDs sorgt für blendfreies, diffuses Licht am Arbeitsplatz und einen Farbakzent.
Die Abhöranlage des Mastering-Studio TRPTK arbeitet sehr geradeaus mit einem 5.0-Kanal-Setup, bestehend aus KEF Blade Two in edel wirkendem satten Blau. KEF sandte seinen Markenbotschafter Johan Coorg zur Eröffnung, der angenehm aus dem Nähkästchen plauderte und verriet, dass KEF extra für dieses Projekt statt wie sonst paarweise, ausnahmsweise das ganze Quintett Blade 2 selektiert hat. Auf Subwoofer und ein damit verbundenes Bassmanagement verzichten die Puristen vom Mastering-Studio TRPTK.
Auch der Rest der verbauten Marken klingt eher wie ein Who-Is-Who der Highend-Consumer-Ecke als typisches Studiogerät: Hegel, Furutech and Merging Technologies.
Erst 2014 gründeten Toningenieur Brendon Heinst und Musikproduzent Luuk Meijssen TRPTK und hätten sich kaum träumen lassen, dass sie mit dem Mastering-Studio TRPTK schon so schnell ein eigenes Studio ihr Eigen nennen zu können.
Schauen Sie sich im 360°-Panorama selbst einmal um (Maus oder Finger verwenden)
Und dann war es soweit: Nach dem Empfang und einführenden Worten durften wir auch alle hören – TRPTK-eigene Produktionen versteht sich. Und ich kann nur sagen: Es klang fantastisch! Herrlich luftiger und völlig vom Lautsprecher losgelöster Mittelton und feine, völlig stressfreie Höhen feinster Textur zeichneten sehr plastisch alle Instrumente ins Studio und ließen den Aufnahmeraum mehr als nur erahnen.
Das galt für Stereo- wie auch für Surround-Aufnahmen. Einzig eine leichte Unruhe im Grundton und die Abwesenheit der alleruntersten Oktave Tiefbass könnte man dem Setup vorwerfen. An plastischer Abbildung habe ich aber selten Besseres, Greifbareres gehört. Toll gemacht, das Studio und auch die extrem feinen und authentisch wirkenden Aufnahmen.
Die Aufnahmen, Klassik, Weltmusik, Folk, Jazz und Pop, enstanden überwiegend in Konzertsälen und Kirchen, aber auch im Studio direkt bei TRPTK. Auch deshalb sind die Akustik-Module alle beweglich um den Raum ruck zuck für solche Sessions anpassen zu können. Brendon Heinst ist Verfechter realer Raumanteile in seinen Aufnahmen, synthetischer Hall ist nicht sein Ding. Und das hört man.
Das kommt auch bei den Künstlern an, die der Verlag unter Vertrag hat. So gab es denn auch einiges an Sessions und Minikonzerten während der Eröffnung. Neben einer Schar von Künstlern des Labels kam auch Eelco Grimm zu Besuch, der Chef von Grimm Audio und Professor an der Utrecht School of Arts and Technology, bei dem Brendon Heist studierte.
TRPTK ist eine wirklich spannende Entdeckung und dürfte im Laufe der Zeit mit einigen audiophilen Überraschungen im Markt auffallen. Die bisherhigen Aufnahmen sind qualitativ bereits spektakulär. Man bekommt sie online beim Label unter trptk.com als CD, USB-Stick oder Download, in Stereo und 5.0 Surround und Auflösungen bis 24Bit/192kHz, als DXD mit 352,8kHz oder 1-Bit-Format bis DSD256.
Weitere Informationen zu den Akustik-Modulen und Dienstleistungen bei RTFS.