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Paul Banks und Robert "Steelz" Digga
Banks & Steelz: Mit „Anything But Words“ liefern sich Postpunker Paul Banks (Sänger/Gitarrist der New Yorker Band Interpol) und Rapper Steelz (Mitglied beim HipHop-Kollektiv Wu-Tang Clan) eine schwarz-weiße Musik-Battle. Das Ergebnis: ein Unentschieden auf musikalisch hohem Niveau – und die Erfindung des „Synthie-Rap“ (Foto: Warner)

Banks & Steelz Anything But Words – CD der Woche 35/2016

LowBeats Autor Christof Hammer hat Auge und Ohren in allen Musik-Genres und stellt bei uns jede Woche besonders hörenswerte Alben vor. Die erste (von zwei) LowBeats CDs dieser Woche ist Banks & Steelz Anything But Words.

Hinter Banks & Steelz stecken Interpol-Sänger Paul Banks und RZA-Rapper Steelz, die hier mit außergewöhnlichen Sounds zwischen Rap und Indie-Rock überraschen.

Interpol-Sänger Paul Banks und Robert „Steelz“ Digga, bekannt auch als RZA und vor allem als Mitglied und Produzent des HipHop-Kollektivs Wu-Tang Clan: Die Kooperation zwischen dem weißen Postpunker und dem schwarzen Rapper erinnert daran, wie schwer sich gerade die weiße Independent-Szene auch 35 Jahre nach Michael Jacksons „Beat It“ mit Rap und HipHop tut.

Furios befeuerte damals Eddie Van Halen mit seiner Hardrock-Gitarre den Sound des King of Pop und leistete damit Geburtshilfe für eine Flut an kernig-groovigem Crossover-Rock.

Und natürlich tobten (schon ab 1979 und bis heute noch) die Beastie Boys und ein paar andere weiße Kids durch Rap und Rock.

Andererseits aber fremdeln weite Teile der gitarrenorientierten, englischen und amerikanischen Indie-/Postpunk-Szene auch heute noch relativ stark mit Rap und HipHop.

Banks & Steelz Anything But Words: Zwischen Indielectro und Westcoast-HipHop

Eine Bereicherung ist das Teamwork von Banks & Steelz nun insbesondere deshalb, weil die beiden eben nicht nur bekannte Rap-Rock-Muster nachzeichnen, sondern vielmehr Verbindungslinien zwischen aktuellem Indielectro-Pop und jenem G-Funk-nahen Westcoast-HipHop ziehen, wie er einst von Coolio oder Warren G gespielt wurde.

Schnellsprecher Steelz gibt zwar mit resolut gebellten Wortkaskaden den Ton an; auch rhythmisch dominiert der HipHop, doch Banks kontert mit „europäisch“ klingenden, digitalen Sounds und energischen Gitarrenriffs und Florence Welch (Florence + The Machine) fügt in „Wild Season“ sogar einen Hauch poppiger Melancholie hinzu.

So entpuppt sich Anything But Words fast als Genre-Neuerfindung: Man hört ein Album voller stringent und bisweilen hitverdächtig („Giant“, „Speedway Sonora“) durchkomponierter Songs, das rückblickend vielleicht einmal als die Geburtsstunde des „Synthie-Rap“ gelten wird.

Cover Banks & Steelz Anything But Words
Ein ganz außergewöhnlicher Stilmix ergibt ein außergewöhnliches Album: Banks & Steelz Anything But Words (Cover: Amazon)

Banks & Steelz Anything But Words ist erschienen bei Reprise/Warner und erhältlich als Audio-CD, MP3-Download und Vinyl Doppel-LP

Banks & Steelz Anything But Words
2016/09
Test-Ergebnis: 4,0
SEHR GUT
Bewertung
Musik
Klang
Repertoirerwert

Gesamt

Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.