Randi Tytingvåg war bereits Gast auf LowBeats.de, nämlich 2021 mit ihrem zartbitteren Album voller kleiner skandinavischer Schauermärchen „Trøsteviser For Redde Netter“. Folk, Jazz, Liedgut, eine feine Auswahl an akustischen Instrumenten sowie ihre sanft-samtige Stimme zählen zu den eigenständigen Charaktereigenschaften der Norwegerin – und ihres Trios: Denn die studierte Jazzsängerin und Komponistin spielt und singt seit langem mit zwei musikalischen Seelenverwandten: Dag Vagle (Gitarre, Stimme, Background Vocals) und Erlend E. Aasland (Tenor-Gitarre, Banjo, Mandola, Background Vocals).
Die Drei feiern ihr zehnjähriges Teamjubiläum und holten sich für ihr fünftes Geburtstagsalbum virtuose Gastmusiker wie Tarjei Nysted (Fiddle, Mandoline, Kastenzither, Becken) und Gjermund Silset (Doppelbass). Die Lyrik-Abteilung bediente wieder Dichter Helge Torvund. Der arbeitete bereits auf ihrem 2019er Album „The Light You Need Exists“ zusammen wie auch auf „Trøsteviser For Redde Netter“.
Es geht wieder um zutiefst menschliches, seelisches, anrührendes. Wie der Sehnsucht seinen eigenen Weg einzuschlagen, sozusagen nach Hause zu finden. Dabei Lebenserfahrungen zu nutzen und gleichzeitig offen für Neues zu sein, zu entdecken wer man ist und welche Rolle man in der Gesellschaft spielen möchte. Hört sich schwerwiegend an. Und da schwingt in der Tat auch eine melancholische Note mit, die Stücke machen sich aber auch auf in helle, hoffnungsfrohe Gefilde. Womit wir bei der Musik von „Hjem“ wären.
Die Musik von Randi Tytingvåg Trio „Hjem“
Wie auf ihrem letzten Album „Trøsteviser For Redde Netter“ brilliert die Tontechnik. Am Mastering-Regiepult saß wieder Björn Engelmann im „Cutting Room“. Die Stockholmer Profis hatten unter anderem auch beim letzten Abba-Album „Voyage“ die Finger im Spiel. Das Ergebnis hier: Ein sehr transparentes, feindynamisches, detailreiches Klangbild in tollem Raumambiente. Das lässt die vielfältigen Akustikinstrumente und Randis Stimme aufblühen.
Wunderbar wie Mandola, Fiddle, Kastenzither, Banjo oder Bass und Gitarre sich gegenseitig umgarnen und zusammen mit Randis strahlender Stimme in einer gediegenen Folk-Lied-Pop-Liaison aufgehen. Neben norwegisch kommt einem auch ein Stück auf Deutsch zu Ohren, „Das Theater des Körpers“.
“Mein Körper macht Theater, seit ich denken kann
Ich bin so müde, meine Kräfte sind erschöpft
Ich muss jetzt langsam gehen, aber schnell vergeht die Zeit
Schritt für Schritt, aber so muss es sein …”
Ein anrührend-elegantes Album, das den Herbst und Winter in ein dämmrig-wärmendes Licht taucht. Und dabei mit akustischem Wohlklang betört.
Bewertung
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MusikKlangRepertoirewertGesamt |
Wer das Randi Tytingvåg Trio live erleben möchte, bitteschön:
14.10. Karlsruhe – Hemingway Lounge
15.10. Weingarten – Kulturzentrum Linse
18.10. Dresden – Blue Note
19.10. Berlin – Passionskirche
20.10. Brandenburg an der Havel – Fontane Lounge
21.10. Leipzig – Horns Erben
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Die audiophile Aufnahme: Randi Tytingvag Trio „Trosteviser For Redde Netter“