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Taranczewski
„Lom“ ist erst das zweite Album des Multi-Talents Olaf Taranczewski. Aber es ist ein wunderbares Jazz-Album, das zudem fantastisch gut aufgenommen ist (Foto: M. Brell)

Das Audiophiles Album der Woche: Taranczewski „Lom“

Olaf Taranczewski kennt man hierzulande noch nicht so gut. Doch das sollte sich mit Taranczewski „Lom“, seinem zweiten Album, ändern. Der 46-Jährige komponiert und spielt Piano, er hat Jazz-Klavier und Jazz-Arrangement an der Musikhochschule Mainz, respektive an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln studiert. Und der Wahl-Berliner schrieb Musik für verschiedene Kino- und Fernsehfilme – dabei heimste er 2015 den Deutschen Filmmusikpreis in der Kategorie „Beste Musik im Film“ ein. Musikalisch wandelt er auch auf den Wegen von Theater, Operette oder Arrangements, die bis zu Auftritten in der Elbphilharmonie oder in das Berliner Konzerthaus führten.

Taranczewski
Haben gut Lachen: Bendedikt Stehle, Olaf Taranczewski und Jean-Philippe Wadle (von links nach rechts) formieren sich mit ihrem neuen Album „Lom“ dezent-beschwingt in skandinavischer Jazz-Art (Foto: M. Brell)

Und nun „sein“ zweites Album: Genauer gesagt ist es ja ein Trio-Werk. Mit im Boot sitzt, beziehungsweise zupft, Jean-Philippe Wadle seinen Bass, zudem auch in seinem eigenen Bassface Swing Trio. Und nebenbei für Promis wie Lalo Schifrin, Dee Dee Bridgewater oder Katja Ebstein. Für pointierten Trommel-Wirbel führt der 43-jährige Paul Benedikt Stehle seine Drumsticks. Der 39-Jährige blickt auf Auditions für das Berklee College Of Music sowie das Los Angeles College zurück, auf denen zwei USA-Stipendien folgten. Hierzulande trommelte er unter anderem für Beth Hart, Mousse T. oder Balbina. Damit kennen wir die Drei schon etwas.

Die Musik von Taranczewski „Lom“

Das neue Album nahm das Trio bereits im September 2022 in den Berliner Hagelberger Studios auf. Die Stücke eins bis neun hat Olaf Taranczewski aufs Notenblatt geschrieben, Track zehn steuerte der 2019 verstorbene deutsch-amerikanische Pianist, Komponist und Dirigent André Previn bei.
Was hören wir? „Lom“. Lom? Das ist ein norwegisches Bergdorf im Spannungsfeld zwischen dreiundzwanzig 2000er-Hochgebirgsgipfeln und dem längsten Fjord der Welt, dem Sognefjord. Von dieser nordischen Idylle, Frische und Melancholie ließen sich die Drei inspirieren, eine Hand nah am Puls des skandinavischen Jazz. Kein Wunder, Olaf Taranczewski hat auch schon in Schweden gelebt. Zudem hat er ein Herz für Stücke des bereits 1968 verstorbenen Schweden Jan Johansson und der aktuellen Musik von Piano-Koriphäe Esbjörn Svensson (leider ebenfalls viel zu früh von uns gegangen).

Wie bereits erwähnt entstanden die neuen Stücke letztendlich im Team: „Auf dem Vorgängeralbum „When I Was“ griff ich auf Material zurück, das über Jahre in ganz unterschiedlichen Kontexten entstanden war“, erklärt der Pianist. „Diesmal komponierte ich Stücke, bei denen ich von vornherein das Trio im Kopf hatte … und mich darauf verlassen konnte, dass sich aus der gemeinsamen Arbeit mit Jean-Philippe und Benedikt etwas entwickeln wird. Es gab keinen Zweifel, dass von den beiden genug Ideen kommen würden.“

Und die kamen: Elegant, wie sich pastellige Pianotupfer, feinste Hi-Hat-Ziselierungen und Bass-Pulsieren scheinbar selbstverständlich ineinander verweben. Souverän, wie sich Melodiebögen aufschwingen und sich rhythmisch fordernd formen. Tröstlich, wie die Stille von Bergen und Fjorden sich in zartbitterem Flow äußern. Das wirkt beim ersten Hören vielleicht etwas zu gemächlich, dann aber kann sich durchaus ein beruhigender, chilliger Flair auftun, der die Seele hier und da schweben lässt.

Taranczewski „Lom“ Cover
Taranczewski „Lom“ erscheint bei Hey!blau Records als CD, LP oder online, zum Beispiel auf qobuz.de

Luft, Plastizität, Leichtigkeit und schönes Feindynamik-Timbre nebst Farbreichtum bildet das audiophile, passende Klangbild dazu. Mix und Mastering gehen übrigens auf das Konto von Olaf Taranczewski, Kompliment.

Bewertung

Taranczewski „Lom“
2024/05
Test-Ergebnis: 4,3
SEHR GUT
Bewertungen
Musik
Klang
Repertoirewert

Gesamt

Autor: Claus Dick

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Musikfachmann seit Jahrzehnten, aber immer auch HiFi-Fan. Er findet zielsicher die best-klingenden Aufnahmen, die besten Remasterings und macht immer gern die Reportagen vor Ort.