39 Alben seit 1978: Der Output von Prince war immens. Zuletzt erschienen im September und Dezember 2015 die beiden Zusammenstellungen HITnRun Phase One und Phase Two, die gestreamte oder zum Download angebotene Songs plus neue Studioarbeiten auf je einem Album koppelten. Seine großen Werke datieren meist aus den 80er Jahren. Am 21. April 2016 starb Prince – siehe Hommage von LowBeats Autor Christof Hammer, der hier noch einmal die wichtigsten und besten Prince-Alben vorstellt:

1999 (1982)
Nach vier ersten Prince-Alben war der Soundkosmos weitgehend ausdefiniert – business as usual also bei Prince? Keine Spur. „Delirious“ verblüffte als Electro-Rockabilly, und mit „Little Red Corvette“ gibt es einen Monsterhit, bei dem bis heute die Hand automatisch zum Lautstärkeregler wandert.
Dass es darin nicht um den roten Sportwagen von GM ging, sondern um das bedeutendste aller weiblichen Feuchtgebiete, habe ich erst deutlich später erfahren.
Dass dieses erste Doppelalbum im Prince-Katalog fast komplett mit Synthesizern eingespielt wurde: Wer es nicht weiß, hört es kaum. Nie klangen Maschinen so sexy.
Purple Rain (1984)

1999 war prächtig gelaufen – kein Grund also zu irgendwelchen Hochrisikounternehmungen oder musikalischen Experimenten. Doch Selbstzufriedenheit oder Sicherheitsdenken gab es bei Prince nicht. Lieber grandios scheitern als banal zu langweilen.
Also rührte er mit Purple Rain in einem Anfall von Größenwahnsinn einen Mix aus Rüschenromantik und erotischem Rock an und landete einen Volltreffer. „I Would Die 4 You“? Wunderbar – in einen Dance-Groove mischt sich ein irgendwie musicalhafter Unterton. „When Doves Cry“?
Großartig: Hendrix-Gitarre plus Technobeats – und ohne Bass. „Purple Rain“? Die neben „Stairways To Heaven“, „November Rain“ und „Nothing Else Matters“ größte Rockballade der letzten 50 Jahre. Allein dieses Songtrio genügt für einen Platz im Pop-Olymp.

Parade (1986)
Muss man schon allein wegen der Singles „Kiss“, „Girls & Boys“, „Mountains“ und „Anotherloverholenyohead“ zu den großen Prince-Alben zählen.
Dazu Joni-Mitchell-artige Songwriter-Nummern („Sometimes It Snows In April“), Lounge-Jazz („Venus De Milo“) frankophil-nostalgischer Barock-Pop („Do U Lie?“) oder waviger Funk („New Position“) – und Prince hatte seinen Sound wieder einmal eindrucksvoll in ein neues Fahrwasser manövriert.
Sign ‘O’ The Times (1987)

Sage keiner, Prince sei beratungsresistent. Als Dreifachalbum (Crystal Ball) mit 22 Songs hatte er Sign ‘O’ The Times angelegt, zeiget sich aber gnädig und ließ sich auf Wunsch von Warner auf eine 16 Songs starke Doppeldisc herunterhandeln.
Mit einem Dutzend Begleitmusiker plus Streichorchester entstand ein großartiges Klangfarbenpanorama, das von 70er-Funk über Souljazz, Pop, Rock und Blues bis hin zu Punk und Gospel so ziemlich alles auffuhr, was seinerzeit an Stilen und Genres existierte.
Ein künstlerischer Parforceritt, eine musikalische Weltausstellung, eine Demonstration von Princes damaliger musikalischer Omnipotenz.
Diamonds And Pearls (1991)

Around The World In A Day, Princes Flower-Power-inspiriertes Psychedelic-Panoptikum von 1985, der poppige, disconahe Zweitling Prince von 1980 oder doch die HipHop-dominierte Hochglanz-Black-Music von Diamonds And Pearls? Geschmackssache.
Zwischen diesen Alben liegen zwölf Jahre, Princes Aufstieg zum Superstar sowie diverse Enttäuschungen, Rücksetzer, Extravaganzen und Skandale – eine anstrengende Zeit. Die achtköpfige New Power Generation wirkte zu diesem Zeitpunkt wie ein stabilisierendes Kraftzentrum.
Der exzentrische Prince und sein Umfeld verschmolzen zu einer kompakten, druckvoll aufspielenden und melodieorientierten Einheit.
Diese Qualitäten machen „DAP“ zu einem relativ leicht zugänglichen Album, das als Ruhepol und Lichtquelle funktionierte. Das richtige Album zum richtigen Zeitpunkt.