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John Watt im Jahre 2017
Watts' going on, John? Nach einer langen und manchmal etwas unsteten Karriere meldet sich John Watts wieder zurück – diesmal mit prima Erfolgsaussichten: „Building Bridges“ ist jenes Fischer-Z-Album, bei dem alte Fans ruhig mal wieder hinhören sollten (Foto: O. Pulemjotov)

Fischer-Z Building Bridges – CD der KW 13

John Watts ist Fischer-Z. Und Fischer-Z hat den Sound der 1980er Jahre maßgeblich mitgeschrieben. Der Held von einst hat sich erneut mit veritablen Mitstreitern zusammengetan und mit Fischer-Z Building Bridges eine Reminiszenz an die alten, großen Tage aufgenommen – findet zumindest der LowBeats Musicman Christof Hammer.

John Watts
Er bestimmte den Sound der 80er mit seiner klagenden Stimme beträchtlich mit: Fischer-Z Frontmann John Watts (Foto: M. Burton)

John Watts ohne Tweedmütze oder britisch gestylten Filzhut anzutreffen ist ungefähr so selten wie Udo Lindenberg ohne Sonnenbrille vor der Kamera zu sehen. Eine typisch angelsächsische Kopfbedeckung ist Watts‘ optisches Markenzeichen – sein musikalisches Signet ist die kehlig-raue Stimme mit seinem herbem, leicht singsanghaften Nordlondoner Akzent.

Dazu eine breite Rhythmusgitarre in typisch 80er-Jahre-Manier und ein (vor allem in den Gründerjahren furios arrangierter) Mix aus Reggae, Wave- und Gitarrenpop  – und los ging’s 1976/77 mit einer Band, die in ihren Glanzzeiten fast noch mehr Spaß machte als die stilistisch ähnlich disponierten Kollegen von The Police.

Das Alben-Trio Word Salad (1979), Going Deaf for a Living (1980) und Red Skies Over Paradise (1981) hat in den Plattensammlungen nicht mehr ganz junger Musikfans seinen Stammplatz jedenfalls sicher. Danach: ein stets Auf und Ab aus Solowerken, mal mehr, mal weniger relevant.

2015 dann entschloss sich Watts nach langer Pause, mit This Is My Universe das Bandlabel Fischer-Z wieder aufleben zu lassen; jedoch ließ ein missglückter Vertriebsdeal diese Disc hierzulande regelrecht verhungern.

Für Fischer-Z Building Bridges – produziert für das BMG-Rights-Label und vertrieblich angedockt bei Warner Music –  stehen die Chancen deutlich besser; nicht zuletzt auch aus musikalischen Gründen. Das 20. Album seiner Karriere ist Watts‘ seit langem überzeugendste Aufnahme, griffig und bissig knüpft es an einstige Glanzzeiten an.

Die E-Gitarren fräsen volle Kraft voraus durch die Kompostionen, die Songs haben Kraft und Charisma, wurzeln meist in einem riffbetonten Rocksound, etwas Pop und Folk inklusive. Und: Watts präsentiert hier einige seiner seit langem besten Kompositionen, allen voran das mit Bläsern gepimpte „Damascus Disco“, in dem Watts das endlose Kriegselend im Nahen Osten in den Blickpunkt rückt („Unlucky people lose their heads / Little children bombed out of beds“).

Nicht viel schlechter: „Let’s Put The Pressure On“ sowie „Easy Money“, das den Raubtierkapitalisten und Börsenbrokern an der New Yorker Wall Street und im London Bank District die Leviten liest.

Und das folkige „Row Boys Row“ erinnert daran, was in vielen Fällen der Grund dafür ist, warum Flüchtlinge in Seelenverkäufern und Nussschalen eine lebensgefährliche Reise über das Mittelmeer riskieren: „They are left no options but fight or flight“.

Merke: John Watts ist nach wie vor ein explizit politisch textender Songwriter, der einen scharfen Blick auf eine in Schieflage befindliche Welt wirft. Auf Fischer-Z Building Bridges ist er nun auch wieder jener Fischer-Z Mastermind, der bewährte Tugenden und frischen Wind unter einen Hut bringt.

 

Cover Art Fischer-Z Building Bridges
Baut schon mit dem Cover Brücken: Fischer-Z mit Building Bridges (Cover: Amazon)

Fischer-Z Building Bridges erscheint bei BMG Rights im Vertrieb von Warner Music und ist erhältlich als Audio-CD und MP3-Download.

Fischer-Z Building Bridges
2017/03
Test-Ergebnis: 3,8
GUT – SEHR GUT
Bewertungen
Musik
Klang
Repertoirerwert

Gesamt

 

Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.