Skandinavischer Pop der gediegen-erfrischenden Art: Die norwegische Singer-Songwriterin Kari Bremnes inszeniert auf ihrem neuen Album Kari Bremnes Det Vi Har ein Elektro-Beat-getränktes Werk – obendrein mit audiophilem Klang.
„Der Luchs-Fuß“ heißt die wilde, ursprüngliche Heimat von Kari Bremnes – will meinen die Inselgruppe der Lofoten, nördlich des Polarkreises mit ihren 80 Eilanden. Kabeljau und verschrobene, mit der See verheiratete Einwohner prägen jene Ecke der Welt. Zumindest in den Klischees.
Diese naturgeprägte Gegend beseelte Kari immens und nachhaltig, was immer wieder ihre lyrischen Texte und Noten beflügelte – Naturgewalten, Grausamkeiten des Lebens tanzen mit Sonnenstrahlen und verbünden sich mit Liebesgefühlen und Hoffnung. Mit 61 Lenzen steht die graziöse Norwegerin mit Wahlheimat Oslo für ein langes, reichhaltiges Musikerleben.
Ihr erstes Album Mitt Ville Hjerte („Mein Wildes Herz“) nahm sie 1987 auf. Häufig legte die Singer-Songwriterin dabei großen Wert auf den guten Ton. In audiophilen Kreisen zählt beispielsweise ihr Album Svarta Bjørn aus dem Jahr 2001 zu den meist gespielten Aufnahmen. Vor ihrer musikalischen Karriere arbeitete sie als Journalistin und machte brav ihren Abschluss in Theaterwissenschaften.
Hierzulande bewegt sich ihr Status immer noch zwischen patentem Geheimtipp und angehendem Mainstream – Bremnes vollzieht eine anspruchsvolle Balance zwischen sehr eigenständigen Kompositionen, die überdies Potenzial fürs Radio bergen. So auch Kari Bremnes Det Vi Har.
Karis Kompositionen schwelgten schon lange in tiefgründigen Gefühlswelten, lyrisch ambitioniert in Worte gefasst und so feinfühlig wie souverän vertont. Und nun Kari Bremnes Det Vi Har – ein schillerndes Werk, dessen Rhythmen sich an Elektro-Beats anlehnen und in dem die Melodien fragil bis kühl wie akustische Polarlichter zwischen bunten Impressionen in eiskalten sternenklaren Nächten kondensieren, vorgetragen in ihrer Heimatsprache.
Bengt E. Hanssen steht für diese elektronische Kunst: Der Pianist, Keyboarder und Produzent kreierte teils psychedelische und minimalistische Klangstrukturen, die sich durch das gesamte neue Werk Kari Bremnes Det Vi Har ziehen. Sie erden und verdichten die wandlungsfähige, teils wärmende Stimme der Norwegerin mit illustren Sound-Akzenten und formen damit eine prickelnde analog-digitale Spannung.
„Kanskje“ lockt mit recht trockenen Beats nebst cool angehauchten Sounds, die der erdverbundenen Stimme von Kari eine mystische Note verleihen. „Rim sin stemme“ schwelgt in zartschmelzend molligen Tönen, die Karis hier engelshelle Stimme durchscheinen. „Det må være orden“ fordert das Gemüt mit pulsierenden Rhythmus-Stakkatos in HipHop-Manier, getränkt von Leonard Cohen’scher sonorer Dramatik und Tiefe heraus.
Schön, dass Kari Bremnes Det Vi Har auch audiophilen Ansprüchen genügt, die den Musikgenuss damit in noch höhere Sphären zu heben vermag: Sehr fein aufgelöst, recht raumgreifend und mit schönen authentischen Klangfarben gesegnet, reiht sich Det Vi Har durchaus auf dem Niveau von Svarta Bjørn ein.
Ihr neues Album beschließt Kari dann mit dem aufmüpfig, beinahe in House-Beat-Manier inszeniertem Song „Spor“ – „Spuren“ tiefgründig und rhythmusstark, so wie viele der elf Songs aus dieser gelungenen Platte aufs Notenblatt gebracht wurden:
Du bist nicht einer, du bist viele. Du bist Schicht auf Schicht auf Schicht
Von Vergessen und Erinnerung
Von Schmerzen und von Linderung.
Von Leuten, die vor dir waren.
Von Taufkleid und Trauerschleier
Von Salve und Wunden
Aus vielen tausend Jahren.
Kari Bremnes spielt mit ihrer patenten Band demnächst auch hierzulande auf; geplant sind zwölf Live-Events überall in Deutschland (siehe unten).
Kari Bremnes Det Vi Har erscheint bei Strange Ways Records / Indigo und ist erhältlich als Audio CD, Doppel-Vinyl LP oder MP3-Download.
Hier kann man Kari Bremnes Det Vi Har live erleben:
24.04.2018 Leipzig / Haus Leipzig
25.04.2018 Berlin / Columbia Theater
26.04.2018 Ettersburg / Schloss Ettersburg Pfingst Festival
27.04.2018 Darmstadt / Centralstation
28.04.2018 Freiburg / Jazzhaus
29.04.2018 Karlsruhe / Tollhaus
01.05.2018 Düsseldorf / Savoy Theater
02.05.2018 Oldenburg / Kulturetage
03.05.2018 Hamburg / Gruenspan
04.05.2018 Worpswede / Music Hall
05.05.2018 Kiel / Max
06.05.2018 Hannover / Pavillon
Weitere skandinavische Pop- und Folk-Perlen:
Ane Brun (Norwegen): It All Starts With One (2011) sowie A Temporary Dive (2004)
Anna Ternheim (Schweden): All The Way To Rio (2017)
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