Die beiden Norweger Erlend Øye und Eirik Glambek Bøe alias Kings Of Convenience becircen seit rund 20 Jahren die Welt mit pastellig betupften, melodiengetränkten Songs. Ihr neuestes Werk setzt dazu wieder einmal wunderbare Akzente mit Akustikgitarren – und Singer-Songwriterin Feist als Gastmusikerin. Und so ist Kings Of Convenience Peace Or Love unser extrem chilliges Album der Woche.
Bereits der Titel des zweiten Albums brachte ihre Haltung auf den Punkt: „Quiet Is The New Loud“ – „Leise ist das neue Laut“ wisperten die beiden Norweger vor beinahe zwei Dekaden hinaus in die Welt. Also: Achtung, Ruhe bitte! Denn das Credo à la „Sound Of Silence“ von Simon & Garfunkel gilt auch für ihr neues Album. Und wie einst die beiden zart-smarten US-Folkies Paul und Art in den 60er Jahren bunt-süßliche Melodien verströmten, die nicht nur unglücklich verliebte Teenager Rotz und Wasser heulen ließen, betört auch das Duo aus dem kühlen Norden, ähnlich wärmend ohne kühlen Morgentau.
Bequem machen es sich die „Könige der Bequemlichkeit“ dabei ganz und gar nicht… Viel eher verströmen Erlend und Eirik Myriaden an gechillter Guter-Laune-Atome. Die beiden aus Bergen am Nordatlantik haben sich mit elf kennengelernt und spielten in der Coverband Skog. Die Jungs sammelten verschiedene Erfahrungen in Bands The Whitest Boy Alive oder La Comitiva. Vor allem der umtriebige Erlend veröffentlichte teils sehr unterschiedliche Musik, darunter sein Soloalbum „Unrest“. Zudem sang er bei der norwegischen Gruppe Röyksopp und ging mit elektronischer Musik fremd.
Letztendlich liegen zwischen ihrem letzten Album „Declaration Of Dependence“ und dem Neuling ein rundes Dutzend Jahre. Und die Arrangements zeigen, dass sich die beiden in dieser Zeit in der Tat in anderweitigen musikalischen Gefilden getummelt haben. Das entzerrt allzu melodienverliebte Strukturen, konterkariert dezent und haucht den Songs so eine smarte Spannung ein. Es tönt gesüßt, teils mit melancholischer Zartbitternote, aber ohne klebriges Noten-Sirup.
Übrigens sind die Kings sogar zu dritt: (Leslie) Feist gibt sich auf „Love Is A Lonely Thing“ und „Catholic Countra“ die Ehre. Die kanadische Singer-Songwriterin ist eine Freundin, die in der Vergangenheit schon öfters wundervoll mitgemischt hat.
Zunächst ein Wort zum Klang, der in diversen Studios von Berlin bis Santiago de Chile eingefangen wurde – und das über alle elf Songs einigermaßen bravourös. Dafür zeichnet auch das Produzententeam von Kalle Gustafsson Jerneholm in Göteborg und Robert Jonnum in Bergen verantwortlich, aber auch Studio-Ass Antonio Pulli in Berlin. Und das hört sich so an: Fein aufgelöst, Stimmen und Instrumente schön aufgefächert, mit stimmigen Farben und Detailreichtum gesegnet. Die Stimmen besitzen Strahlkraft und Anmut dank authentisch klingendem Timbre und Körperhaftigkeit.
Die Musik von Kings Of Convenience Peace Or Love
„Rumours“ geht als schillernd leichtes Pop-Soufflé cremig runter. Zwei dezent gezupfte Akustikgitarren tragen die Stimmen von Erlend und Erik passgenau – und das Ganze klingt wie gesagt schön aufgefächert und mit schönem Grundton.
„Rocky Trail“ (siehe auch Link zum Video-Clip unten) wippt und hüpft geschmeidig, swingt mit zart besaiteten Gitarren und sanft getupfter kammermusikalischer Begleitung auf einem scheinbar schwerelosen Rhythmus. „Angel“ nahmen die beiden in Santiago de Chile auf – und engelsgleich lichthell und freundlich, mit zartem Flow umwölken zartbittere Streicher auch die sonoren Stimmen. Schön.
„Love is A Lonely Thing“ brilliert mit der fantastisch strahlenden Stimme der kanadischen Singer-Songwriterin Feist – inklusive pointiert gezupfter Gitarren, die mit einer guten Portion Feindynamik aufwarten. „Ask For Help“ betört mit dunklen Akustiktönen, tollem Grundtonambiente – und erinnert so ein bisschen an die gute alte Zeit des legendären Windham-Hill-Labels und einem Michael Hedges an der Gitarre. In „Catholic Country“ begibt sich wiederum Feist mit ihren glasklaren Vocals im Team mit den Jungs auf eine musikalische Traumreise – hier heiter-beschwingt im Brasil-Bossa-Modus. „Washing Machine“ läuft mit einem bluesig-molligem Tenor, mehrstimmigen Vocals und Violine rund.
Damit und den weiteren vier Songs des Albums dürfen sich Erlend Øye und Eirik Glambek Bøe durchaus auf dem Niveau von Größen wie Simon & Garfunkel einreihen – mit einer zeitgemäßen, sehr eigenständigen ausgereiften traumwandlerischen Note.
Zugegeben: ein recht außergewöhnliches Album – mit großer Stilvielfalt und Charakterstärke, keine leichte Kost sozusagen. Im Archiv von audiophilen Musikfreunden mit offenem Herz wird es seinen Platz finden.
MusikKlangRepertoirewertGesamt |