Die Covid-Pandemie hat viel bewegt: Auf einmal konnten sich Künstler nur noch im kleinen Umfeld darstellen und nutzten dafür mehr und mehr das World Wide Web als Plattform. Heute hat Covid-19 seinen Schrecken weitgehend verloren, aber das Web als Plattform blieb. LowBeats präsentiert deshalb jetzt regelmäßig neben audiophilen und künstlerisch wertvollen Musik-Tipps auf CD oder LP auch spannende, vielfältige Musikthemen, die online auf Musikfreunde warten. Das verspricht gleich mehrfaches Musikvergnügen – wie schon Musik im Netz Vol1 zeigt: Denn diese Highlights gibt’s so meistens nicht auf Tonträger, sondern in dieser Form nur im Netz, es ist fast immer ein Video hinterlegt und das Ganze ist auch noch gratis…
Selbstredend lassen sich die Online-Quellen nicht mit HighEnd-HiRes-Maßstäben messen. Aber: Streaming-/Netzwerk-Player, Streaming-fähige “smarte” Lautsprecher wie die von Canton, Inklang und KEF oder clevere DAC-Tools in USB-Sticks für unterwegs werten die Musik aus dem Internet kräftig auf.
Unser Anspruch ist damit klar: Die Faszination von vielfältigen Musikthemen im Netz Musik- und HiFi-Freunden näher zu bringen. Darunter gibt’s Videoclips, Live-Sessions bei verschiedenen Gastgebern, Konzerte, Interviews oder Streaming-Tipps. Als Extra gibt’s Links zum aktuellen Album oder zu Archiv-Highlights.
Natürlich bewerten wir diese Angebote mit dem VU-Meter von LowBeats. Bei jedem Tipp vergeben wir folgende Bewertungen: Musik / Bild / Klang / Fit für die Festplatte (im Sinne von Repertoirewert) sowie eine Gesamtwertung.
Also: Ab ins Netz!
Unsere Funde zur Musik im Netz Vol1
♦ Singer-Songwriter Yusuf alias vormals Cat Stevens: Animations-Clips zu Songs seines neuen Albums „King Of A Land“
♦ Neo-Klassik-Pianistin Eydís Evensen mit Streicherensemble – kleines, feines Konzert des Radiosenders KEXP aus Seattle
♦ Afro-/Flamenco-Mix mit dem Trio Volker Goetze, Ali Boulo Santo Cissoko, Ale Jandro Moreno
♦ Soul-Pop-Crème in Concert mit Simply Red und Mick Hucknall
Singer-Songwriter Yusuf / Cat Stevens
„Wild World“! Noch mit 75 Lenzen umschwärmt Steven Demetre Georgiou alias Cat Stevens alias Yusuf heimeliges Kerzenlicht, lädt zum Träumen ein, indem er sympathisch naiv inszenierte Märchen erzählt. Oder einfach an das Schöne glaubt, obwohl er auf seinem aktuellen Album „King Of A Land“ lyrisch schonmal unredliche, führende Persönlichkeiten dieser Welt gerne in den Londoner Zoo einsperren würde…
Egal. Mit seinem neuen Album beamt uns der bärtige Barde mit seiner nach wie vor erstaunlich sonoren Stimme und veritablem Gitarrenspiel vehement zurück in die 1970er. Das wärmt, das weckt Erinnerungen, das tut einfach gut.
Die Assoziationen sind da: Weggetragen von „The Wind“, ergriffen von der hoffnungsfrohen Stimmung von „Morning Has Broken“. Oder gepackt vom stampfend-dampfenden „Peace Train“. Produziert übrigens vom Uralt-Kumpel Paul Samwell-Smith, der bereits in den 1970ern mitmischte.
Zum Album gibt’s ein paar wirklich nett gemachter, animierter Videoclips. Doch noch viel schöner ist das Tiny Desk Concert des Meisters, das er beim US-Radionetzwerk NPR vor acht Jahren gab: eine kurze, aber pointierte Session mit Akustikgitarre. Alles in prima Klang und Bildqualität:
Yusuf/ Cat Stevens, aktuelles Album: „King Of A Land“, erscheint bei BMG Rights als CD oder LP sowie als Stream oder Download
Bewertung
Neo-Klassik-Pianistin Eydís Evensen
Ähnlich wie die polnische Pianistin Hania Rani (siehe vorige Online-Tipps Vol.1) frönt die Isländerin Eydís Evensen einer frischen, mutigen Annäherung der Klassik, ebenso mit dem Piano. Überlieferte nordische Weisen, geboren aus der Auseinandersetzung mit betörend schöner, karger, eisiger Landschaft, gegossen in Legenden und Lieder – plus die ganz eigene Reflexion mit der Natur in höheren Breitengraden strahlen im Fokus. Die 29-Jährige formt ihre Kreativität und Ausdrucksstärke auf ihrem neuen Album „Light“ minimalistisch, wärmend, sensibel, aber auch flink wie ein schalkiger Troll am Eisbächlein vor Vulkankulisse. Das rührt an. Und wirkt klug durchdacht.
Ebenso wie die feinfühlig arrangierte und eingespielte Session beim US-Radiosender KEXP in Seattle. Das Album klingt audiophil, die Live-Enspielung punktet online beinahe ebenso mit feiner Auflösung, tollem Raumgefühl und Atmo, inszeniert von Piano und Streicherensemble. Ein charakterstarkes Happening, das nach innen leuchtet.
Eydís Evensen, aktuelles audiophiles Album „The Light“ erscheint bei XXIM/ Sony Classical als CD oder LP sowie als Stream oder Download
Bewertung
Afrika-/Flamenco-Mix mit Volker Goetze, Ali Boulo Santo Cissoko, Ale Jandro Moreno
Was für eine gewitzte Wortschöpfung: „Flamenkora“! Der deutsche Trompeter und Komponist Volker Goetze treibt’s stilistisch bunt unter diesem Albumlogo – der Name ist Programm: „Drawing Sketches of Spain in an African Way with the Spirit of Jazz“. Wow! Da müssen wir kurz nachdenken. Oder einfach reinhören in sein neues, tontechnisch exzellent eingespieltes Album, das der Wahl-New Yorker zusammen mit dem Koraspieler Ali Boulo Santo Cissoko und dem Gitarristen Ale Jandro Moreno aufgenommen hat.
Filigrane, anmutige Kora-Saitentöne, pointierte Trompetentupfer und -linien sowie sprühende spanische Gitarrentöne spinnen einen feinsinnigen Dialog, wallen auf, schwärmen und formieren sich gar mal zu einer anrührenden Suite von beinahe neun Minuten („Emély Tata“).
Die Videoclips zum Album zeigen die Drei prima in Aktion, im Home-Ambiente und selbst online mit klasse Klang.
Volker Goetze, Ali Boulo Santo Cissoko, Ale Jandro Moreno, aktuelles audiophiles Album „Flamenkora“ erscheint bei Motema Records als CD sowie als Stream oder Download
Bewertung
Soul-Pop-Crème in Concert mit Simply Red und Mick Hucknall
1985 begann in Manchester etwas Besonderes. Mit ihrem Debüt „Picture Book“ illustrierte Sänger und Mastermind Mick Hucknall fortan ein eigenständiges Kapitel des Brit-Soul-Dance-Pop. Bis heute, wenngleich in unterschiedlichsten Band-Besetzungen. Wir hören im Geiste „Money’s Too Tight (To Mention)“ oder „Holding Back The Years“ und schwelgen sofort in großen Gefühlen. Der Titel des gerade erschienenen aktuellen Albums „Time“ wirkt da wie ein Etikett für die beinahe 40 Jahre Spielfreude.
Die hat jedoch etwas abgenommen, die innere Spannung ist eine andere als einst. Macht nichts, denn online warten einige Top-Videoclips – und packende Live-Konzerte aus der reiferen Blütezeit von Hucknall & Co.
Zum Beispiel komplette Aufzeichnungen aus Kuba und Sydney. Ein feiner Zug, das online zu stellen, denn so kommen Fans und Interessierte in jeweils rund eineinhalb Stunden voll auf ihre Groove-Kosten.
Während im altehrwürdigen „El Gran Teatro“ in der Insel-Traumhauptstadt Havanna eher das samtige, smarte Spiel mit Streichern und betörender Atmo lockt, geht es im renommierten „Sydney Opera House“ in Down Under zackiger und rockiger zu.
Kuba punktet mit schöner Auflösung, Raumgefühl-/ Tiefe und Atmosphäre. Sydney mit toller Auflösung, markanten Klangfarben und Tieftondruck – plus schärferem Bild. Letztendlich ist’s Geschmackssache: Zum Glück stehen ja beide Konzerte auf YouTube parat. Gratis.
Simply Red, aktuelles Album „Time“, erscheint bei Warner als CD oder LP sowie als Stream oder Download
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